Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.Judas spart weder Mühe noch Arbeit/ ein so wunderlicher Aufzug in den Kleidern/ daß man füglich untenund ober könne Schellen anhängen/ dann er kunt ja Närrischer nicht seyn/ und dieses macht alles die Hoffart. Wie Unser Lieber HERR zu Nazareth in der Synagog Bey jetzigen Zeiten kan man fast von allen Dingen sagen/ te
Judas ſpart weder Muͤhe noch Arbeit/ ein ſo wunderlicher Aufzug in den Kleidern/ daß man fuͤglich untenund ober koͤnne Schellen anhaͤngen/ dann er kunt ja Naͤrriſcher nicht ſeyn/ und dieſes macht alles die Hoffart. Wie Unſer Lieber HERR zu Nazareth in der Synagog Bey jetzigen Zeiten kan man faſt von allen Dingen ſagen/ te
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Judas ſpart weder Muͤhe noch Arbeit/
ein ſo wunderlicher Aufzug in den Kleidern/ daß man fuͤglich unten
und ober koͤnne Schellen anhaͤngen/ dann er kunt ja Naͤrriſcher
nicht ſeyn/ und dieſes macht alles die Hoffart.
Wie Unſer Lieber HERR zu Nazareth in der Synagog
mit Maͤnniglicher Verwunderung die Heilige Schrifft ausge-
legt/ da haben ſich einige gefunden/ welche von Jhm begehrten/
er wolle und ſolle auch dergleichen Wunder-Werck in ihrer Ge-
genwart und an ihrem Ort ſehen laſſen/ wie er zu Capharnaum
gewuͤrcket hat/ auf ſolches Erſuchen aber hat der HERR ge-
antwortet: Nemo Propheta acceptus eſt in Patria ſua, &c. War-
lich ſag ich euch/ kein Prophet iſt angenehm in ſeinem Vat-
terland.
4.
Bey jetzigen Zeiten kan man faſt von allen Dingen ſagen/
ſo in unſerem Vatterland gefunden werden/ non eſt acceptum
in Patria, &c. Es iſt nicht angenehm Sammet und Seiden/ Sil-
ber- und Gold-Stuck/ Tuch und Leder/ Spitz und Porten/ ja
alles was zur Menſchlichen Hoffart dienlich iſt/ wann es noch ſo
gut waͤre/ ſo iſt es doch nicht angenehm/ weil es in unſerm Vat-
terland/ in unſerem werthiſten Teutſchland gemacht/ wol aber/
wann es mit groſſem Unkoſten von anderwerts anhero gebracht
wird/ vorderiſt aus Franckreich/ ꝛc. Die Weiber haben ſonſt
den gemeinen Ruff/ daß ſie fromm und andaͤchtig ſeyn/ pro de-
voto fæmineo Sexu, &c. aber ich gieb ihnen ſo gar das Lob/ daß
ſie Geiſtreich ſeyn/ jedoch nach meiner Auslegung/ dann die
meiſten Weiber haben einen Geiſt/ es mag aber wol Spiritus tar-
tari ſeyn/ ein Geiſt der Hoffart/ ſo ſie durch den Kleider-Pracht
ſattſam offenbaren: Nicht allein ſeynd ſie Geiſtreich/ ſondern
befleiſſen ſich auch auf die gute Werck/ abſonderlich thun ſie gern
die Frembde beherbergen/ aber nur/ verſtehe mich wol/ fremb-
de Kleider Modi/ wann etwas frembdes in die Stadt Wienn
kommt/ da will ein jede die erſte ſeyn/ die frembde Modi/ den
frembden Zeug in ihr Herberg aufzunehmen; aber es koſt viel/
was ſchadet es/ ſagt manche/ ich will es lieber am Maul erſpah
ren/ wann ich nur kan ſauber daher gehen/ ich will lieber ſchlech
te
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