Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die Siebente Geistliche Lection nung desselben/ seinen Feind beym Leben erhalten. Sothaner Gestalt ge-schichts offtermahlen/ daß das zugebrachte Unbill die Kranckheit der Seelen hinweg nehme. Dieses kan neben anderen uns bezeugen die Heil. Mutter Aug. L 9. Conf. c. 8.Monica/ so von ihrer Dienst-Magd ein Wein-Süfferin gescholten wor- den; hat aber/ mit diesem Stachel verwundet/ ihre Heßligkeit gesehen/ dieselbe alsobald verdammet und von sich geworffen. Dann gleich wie das Fewr/ so die Dörnen verbrennet/ das Erdreich sauberet und fruchtbahr machet; also verbrennet unser Feind durch seine Verfolgung die Dörnen unserer Sünden/ und erhebet unsere Seel zu grösserem Anschn bey GOtt; wann wir nemblich daß überkommene Unrecht mit gezimmender Gedult außstehen. Es geschicht auch zu Zeiten wohl/ daß wir daß jenige/ so wir von unseren Freunden nicht zu hoffen haben/ durch unsere Feinde erlangen: Vlyss. Androv. lib. 9. O- rynth.und uns vielmahl widerfahre/ was sich mit jenem todt-krancken München hat zugetragen: weilen diesem der Artzt zu dreymahlen die Ader nicht treffen könne; hat bey nächtlicher Weil eine Flädermauß deß Krancken Fuß/ den er ausser dem Bett gehalten/ dermassen gebissen/ daß die Ader Blut gelassen/ welches die Mauß gesogen; und da selbige hernacher weiters geflossen/ ist dardurch der gemeldte Geistliche zur vorigen Gesundheit gerathen; ein sol- che Flädermauß ist offtmahln das zugebrachte Unrecht/ welches uns/ wann wirs gedültig leyden/ mehr nutzet als schadet. 11. Wann es nun mit unsern Feinden solche Beschaffenheit hat; so seynd Un-
Die Siebente Geiſtliche Lection nung deſſelben/ ſeinen Feind beym Leben erhalten. Sothaner Geſtalt ge-ſchichts offtermahlen/ daß das zugebrachte Unbill die Kranckheit der Seelen hinweg nehme. Dieſes kan neben anderen uns bezeugen die Heil. Mutter Aug. L 9. Conf. c. 8.Monica/ ſo von ihrer Dienſt-Magd ein Wein-Suͤfferin geſcholten wor- den; hat aber/ mit dieſem Stachel verwundet/ ihre Heßligkeit geſehen/ dieſelbe alſobald verdammet und von ſich geworffen. Dann gleich wie das Fewr/ ſo die Doͤrnen verbrennet/ das Erdreich ſauberet und fruchtbahr machet; alſo verbrennet unſer Feind durch ſeine Verfolgung die Doͤrnen unſerer Suͤnden/ und erhebet unſere Seel zu groͤſſerem Anſchn bey GOtt; wann wir nemblich daß uͤberkommene Unrecht mit gezimmender Gedult außſtehen. Es geſchicht auch zu Zeiten wohl/ daß wir daß jenige/ ſo wir von unſeren Freunden nicht zu hoffen haben/ durch unſere Feinde erlangen: Vlyſſ. Androv. lib. 9. O- rynth.und uns vielmahl widerfahre/ was ſich mit jenem todt-krancken Muͤnchen hat zugetragen: weilen dieſem der Artzt zu dreymahlen die Ader nicht treffen koͤnne; hat bey naͤchtlicher Weil eine Flaͤdermauß deß Krancken Fuß/ den er auſſer dem Bett gehalten/ dermaſſen gebiſſen/ daß die Ader Blut gelaſſen/ welches die Mauß geſogen; und da ſelbige hernacher weiters gefloſſen/ iſt dardurch der gemeldte Geiſtliche zur vorigen Geſundheit gerathen; ein ſol- che Flaͤdermauß iſt offtmahln das zugebrachte Unrecht/ welches uns/ wann wirs geduͤltig leyden/ mehr nutzet als ſchadet. 11. Wann es nun mit unſern Feinden ſolche Beſchaffenheit hat; ſo ſeynd Un-
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Die Siebente Geiſtliche Lection
nung deſſelben/ ſeinen Feind beym Leben erhalten. Sothaner Geſtalt ge-
ſchichts offtermahlen/ daß das zugebrachte Unbill die Kranckheit der Seelen
hinweg nehme. Dieſes kan neben anderen uns bezeugen die Heil. Mutter
Monica/ ſo von ihrer Dienſt-Magd ein Wein-Suͤfferin geſcholten wor-
den; hat aber/ mit dieſem Stachel verwundet/ ihre Heßligkeit geſehen/
dieſelbe alſobald verdammet und von ſich geworffen. Dann gleich wie das
Fewr/ ſo die Doͤrnen verbrennet/ das Erdreich ſauberet und fruchtbahr
machet; alſo verbrennet unſer Feind durch ſeine Verfolgung die Doͤrnen
unſerer Suͤnden/ und erhebet unſere Seel zu groͤſſerem Anſchn bey GOtt;
wann wir nemblich daß uͤberkommene Unrecht mit gezimmender Gedult
außſtehen. Es geſchicht auch zu Zeiten wohl/ daß wir daß jenige/ ſo wir
von unſeren Freunden nicht zu hoffen haben/ durch unſere Feinde erlangen:
und uns vielmahl widerfahre/ was ſich mit jenem todt-krancken Muͤnchen
hat zugetragen: weilen dieſem der Artzt zu dreymahlen die Ader nicht treffen
koͤnne; hat bey naͤchtlicher Weil eine Flaͤdermauß deß Krancken Fuß/ den
er auſſer dem Bett gehalten/ dermaſſen gebiſſen/ daß die Ader Blut gelaſſen/
welches die Mauß geſogen; und da ſelbige hernacher weiters gefloſſen/ iſt
dardurch der gemeldte Geiſtliche zur vorigen Geſundheit gerathen; ein ſol-
che Flaͤdermauß iſt offtmahln das zugebrachte Unrecht/ welches uns/ wann
wirs geduͤltig leyden/ mehr nutzet als ſchadet.
Aug. L 9.
Conf. c. 8.
Vlyſſ.
Androv.
lib. 9. O-
rynth.
11. Wann es nun mit unſern Feinden ſolche Beſchaffenheit hat; ſo ſeynd
wir ja fuͤr dieſelbe nicht anders/ als fuͤr unſere Wolthaͤter zu betten ſchuldig/
dieweilen ſie uns heilgen/ auff dem Weeg GOttes fortzuſchreiten uns
gleichſamb zwingen/ und zu der verlangten Vollkommenheit bringen. Die-
ſen Handel verſtunde ſonderbahr ein ſicherer Bruder; wie mehr ſelbiger von
anderen geſchmaͤhet wurde/ wie mehr er ſich denſelben zugeſellete/ und ſagte:
dieſe ſeynd die jenige/ ſo uns ſtattliche Gelegenheit geben zu unſerer vollkom-
menheit: die uns aber gluͤckſeelig ſprechen/ ſelbige betriegen uns/ und ver-
kehren den Weeg unſerer Fuͤſſen. Noch ein groͤſſere Dapfferkeit finden
wir an der H. Jungfrauen Lydwina/ ſo von einem eyffrigen Weib erſtlich
mit Schelt- und Schmaͤh-Worten verunehret/ und nachmaln oͤffters ver-
ſpeyet worden. Dieſes alles hat ſie aber nicht allein mit groſſer Stand-
hafftigkeit uͤbertragen; ſondern hat derſelbigen noch heimlicher Weiß eine
Verehrung zugeſchickt/ und geſaget; daß ſie allen denen ſehr verbunden
ſeye/ die ſie den Gebotten GOttes nachzuleben zwingen; und da ſie auch
ein anderesmahl in ihrem krancken Laͤger von vier Soldaten angefallen und
ungebuͤhrlich angegriffen worden; hat ſie nicht allein den geringſten
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