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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von dem Ehrgeitz.
geendiget; siehe/ da wird die armselige Creatur von den grimmigen Feinden
einhelliglich angefallen/ und in den höllischen Abgrund jämmerlich gestürtzet:
Wie nun dem Zuschawer dieser erbärmlichen Action zu muth gewesen seye/
ist leichtlich zu erachten; insonderheit/ da der Fürst der Finsternüssen den
Fingerzeich auff selbigen Capellan gegeben/ und befohlen/ man solle verhüten/
daß dieser Clericus nicht entkomme; dann gleich wie er/ sagt der Fürst/ ist ge-
wesen ein Mitwircker deß Bösen; so muß er auch nun theilhafftig werden
der Straffen/ und zu seinem Herren gesendet werden/ damit er also über seine
Verrichtung demselben füglich könne Bericht erstatten: indem aber die
die Teuffel ihn ergreiffen wollen/ springt er gähling im Schlaff auff und er-
wachet: darab dann das Pferd erschröcket/ von einem Orth zum andern ge-
sprungen/ und den armen Menschen so lang gezogen/ biß ihm der Arm gäntz-
lich auß den Fugen verrücket; ist dannoch mit grosser Mühe auffs Pferd ge-
stiegen/ und nach Magdenburg kommen: und da er den Todt seines Herrn
verstanden; hat er alles was ihm begegnet/ erzehlet/ und also den Schrocken/
das Gericht/ und das Wunder vergrössert/ auch seinen Arm/ und die urplötz-
liche greisse Haaren zum Zeichen der Warheit herumb getragen: im übri-
gen hat man den faulen Leib weit von der Statt in ein Moßlachen geworf-
fen weilen aber die daherumb wohnende Menschen dieserthalben mit öffterm
Schröcken beunruhiget worden; ist deß unglückseeligen Udonis todter Leib
herauß gezogen/ verbrennet/ und die Aschen in die Elb geworffen worden; alle
Fische aber desselben Flusses seynd ins Meer geschwummen/ und haben durch
vielfältiges andächtiges fliehen zu GOtt/ nach zehen Jahren/ endlich wie-
derumb ihr voriges Quartier bezogen.

9. So ist dann und bleibet wahr/ daß auch den guten/ und denen/ so von
GOtt vermittelst einhelliger und wunderbahrlicher zusammen Stimmung
der wählenden in die zeitliche Würden gesetzt werden/ nicht wenige Gefahren
der Seele außzustehen haben; dero nicht allein die Bischöff; sondern auch
andere geistliche Obrigkeiten sich unterwerffen: und wiewohl billig zu glau-
ben ist/ daß viele derselben wegen Frommigkeit ihres Lebens und ungemeinen
Gelehrtheit rechtmässig zu denen ihres Ordens-Aembtern erwählet/ und
von Gott beruffen seyen; so seynd sie hernach derhalben von selbigem ver-
worffen worden; weilen sie in Erbawung frembder Wein-Gärten/ daß ist
in der Seel-Sorge/ ihren eigenen Wein-Garten/ daß ist/ ihre eigene Seel
vernachlässiget haben/ nach dem Spruch deß hohen Lieds Salomonis: sieCant. 1
v.
5.

haben mich gesetzet zur Huterin in den Wein-Gärten/
und ich hab meinen eigenen Wein - Garten nicht

be-
V 2

Von dem Ehrgeitz.
geendiget; ſiehe/ da wird die armſelige Creatur von den grimmigen Feinden
einhelliglich angefallen/ und in den hoͤlliſchen Abgrund jaͤmmerlich geſtuͤrtzet:
Wie nun dem Zuſchawer dieſer erbaͤrmlichen Action zu muth geweſen ſeye/
iſt leichtlich zu erachten; inſonderheit/ da der Fuͤrſt der Finſternuͤſſen den
Fingerzeich auff ſelbigen Capellan gegeben/ und befohlen/ man ſolle verhuͤten/
daß dieſer Clericus nicht entkomme; dann gleich wie er/ ſagt der Fuͤrſt/ iſt ge-
weſen ein Mitwircker deß Boͤſen; ſo muß er auch nun theilhafftig werden
der Straffen/ und zu ſeinem Herren geſendet werden/ damit er alſo uͤber ſeine
Verrichtung demſelben fuͤglich koͤnne Bericht erſtatten: indem aber die
die Teuffel ihn ergreiffen wollen/ ſpringt er gaͤhling im Schlaff auff und er-
wachet: darab dann das Pferd erſchroͤcket/ von einem Orth zum andern ge-
ſprungen/ und den armen Menſchen ſo lang gezogen/ biß ihm der Arm gaͤntz-
lich auß den Fugen verruͤcket; iſt dannoch mit groſſer Muͤhe auffs Pferd ge-
ſtiegen/ und nach Magdenburg kommen: und da er den Todt ſeines Herrn
verſtanden; hat er alles was ihm begegnet/ erzehlet/ und alſo den Schrocken/
das Gericht/ und das Wunder vergroͤſſert/ auch ſeinen Arm/ und die urploͤtz-
liche greiſſe Haaren zum Zeichen der Warheit herumb getragen: im uͤbri-
gen hat man den faulen Leib weit von der Statt in ein Moßlachen geworf-
fen weilen aber die daherumb wohnende Menſchen dieſerthalben mit oͤffterm
Schroͤcken beunruhiget worden; iſt deß ungluͤckſeeligen Udonis todter Leib
herauß gezogen/ verbrennet/ und die Aſchen in die Elb geworffen worden; alle
Fiſche aber deſſelben Fluſſes ſeynd ins Meer geſchwummen/ und haben durch
vielfaͤltiges andaͤchtiges fliehen zu GOtt/ nach zehen Jahren/ endlich wie-
derumb ihr voriges Quartier bezogen.

9. So iſt dann und bleibet wahr/ daß auch den guten/ und denen/ ſo von
GOtt vermittelſt einhelliger und wunderbahrlicher zuſammen Stimmung
der waͤhlenden in die zeitliche Wuͤrden geſetzt werden/ nicht wenige Gefahren
der Seele außzuſtehen haben; dero nicht allein die Biſchoͤff; ſondern auch
andere geiſtliche Obrigkeiten ſich unterwerffen: und wiewohl billig zu glau-
ben iſt/ daß viele derſelben wegen Frommigkeit ihres Lebens und ungemeinen
Gelehrtheit rechtmaͤſſig zu denen ihres Ordens-Aembtern erwaͤhlet/ und
von Gott beruffen ſeyen; ſo ſeynd ſie hernach derhalben von ſelbigem ver-
worffen worden; weilen ſie in Erbawung frembder Wein-Gaͤrten/ daß iſt
in der Seel-Sorge/ ihren eigenen Wein-Garten/ daß iſt/ ihre eigene Seel
vernachlaͤſſiget haben/ nach dem Spruch deß hohen Lieds Salomonis: ſieCant. 1
v.
5.

haben mich geſetzet zur Hůterin in den Wein-Gaͤrten/
und ich hab meinen eigenen Wein - Garten nicht

be-
V 2
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[155/0183] Von dem Ehrgeitz. geendiget; ſiehe/ da wird die armſelige Creatur von den grimmigen Feinden einhelliglich angefallen/ und in den hoͤlliſchen Abgrund jaͤmmerlich geſtuͤrtzet: Wie nun dem Zuſchawer dieſer erbaͤrmlichen Action zu muth geweſen ſeye/ iſt leichtlich zu erachten; inſonderheit/ da der Fuͤrſt der Finſternuͤſſen den Fingerzeich auff ſelbigen Capellan gegeben/ und befohlen/ man ſolle verhuͤten/ daß dieſer Clericus nicht entkomme; dann gleich wie er/ ſagt der Fuͤrſt/ iſt ge- weſen ein Mitwircker deß Boͤſen; ſo muß er auch nun theilhafftig werden der Straffen/ und zu ſeinem Herren geſendet werden/ damit er alſo uͤber ſeine Verrichtung demſelben fuͤglich koͤnne Bericht erſtatten: indem aber die die Teuffel ihn ergreiffen wollen/ ſpringt er gaͤhling im Schlaff auff und er- wachet: darab dann das Pferd erſchroͤcket/ von einem Orth zum andern ge- ſprungen/ und den armen Menſchen ſo lang gezogen/ biß ihm der Arm gaͤntz- lich auß den Fugen verruͤcket; iſt dannoch mit groſſer Muͤhe auffs Pferd ge- ſtiegen/ und nach Magdenburg kommen: und da er den Todt ſeines Herrn verſtanden; hat er alles was ihm begegnet/ erzehlet/ und alſo den Schrocken/ das Gericht/ und das Wunder vergroͤſſert/ auch ſeinen Arm/ und die urploͤtz- liche greiſſe Haaren zum Zeichen der Warheit herumb getragen: im uͤbri- gen hat man den faulen Leib weit von der Statt in ein Moßlachen geworf- fen weilen aber die daherumb wohnende Menſchen dieſerthalben mit oͤffterm Schroͤcken beunruhiget worden; iſt deß ungluͤckſeeligen Udonis todter Leib herauß gezogen/ verbrennet/ und die Aſchen in die Elb geworffen worden; alle Fiſche aber deſſelben Fluſſes ſeynd ins Meer geſchwummen/ und haben durch vielfaͤltiges andaͤchtiges fliehen zu GOtt/ nach zehen Jahren/ endlich wie- derumb ihr voriges Quartier bezogen. 9. So iſt dann und bleibet wahr/ daß auch den guten/ und denen/ ſo von GOtt vermittelſt einhelliger und wunderbahrlicher zuſammen Stimmung der waͤhlenden in die zeitliche Wuͤrden geſetzt werden/ nicht wenige Gefahren der Seele außzuſtehen haben; dero nicht allein die Biſchoͤff; ſondern auch andere geiſtliche Obrigkeiten ſich unterwerffen: und wiewohl billig zu glau- ben iſt/ daß viele derſelben wegen Frommigkeit ihres Lebens und ungemeinen Gelehrtheit rechtmaͤſſig zu denen ihres Ordens-Aembtern erwaͤhlet/ und von Gott beruffen ſeyen; ſo ſeynd ſie hernach derhalben von ſelbigem ver- worffen worden; weilen ſie in Erbawung frembder Wein-Gaͤrten/ daß iſt in der Seel-Sorge/ ihren eigenen Wein-Garten/ daß iſt/ ihre eigene Seel vernachlaͤſſiget haben/ nach dem Spruch deß hohen Lieds Salomonis: ſie haben mich geſetzet zur Hůterin in den Wein-Gaͤrten/ und ich hab meinen eigenen Wein - Garten nicht be- Cant. 1 v. 5. V 2

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/183>, abgerufen am 26.11.2024.