Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von der Gedult der Geistlichen. get/ welchen er eingehen müsse/ und ihme eben gleich ist/ ob er zur Rechtenoder zur Lincken gewesen werde/ man nur durch den besten und ger adesten Weeg zu seinem vorgenommenen Orth gelangen moge: also sollen wir zu unserm GOtt hinzugehen/ und auff dieser Reise nit nach unserm Wolgefal- len die rechte Hand der annehmlichen Tröstungen mehr als die Lincke der Trübsahlen erwählen. Letzlich kan diese die allervortreffligste Würckung der Gedult benambset werden; wann man die Widerwärtigkeiten ver- langet/ und mit dem frommen Job dieser Gestalt dieselbe zu begehren sich erkühnet: Wer mögte geben/ daß mein Gebet komme/ undJob. c. 6. v. 8. 9. & 10. das mir GOtt das jenig gebe/ darauff ich warte: und ders angefangen hat/ der reibe mich auff/ er entbinde seine Hand/ und haue mich ab: und sey diß mein Trost/ daß er mich mit Schmertzen plage/ und verschöne mei- ner nicht. Den herrlichen Nutzen dieses Verlangens zeigt uns der seelige Laurentius Justinianus mit diesen Worten: Wer wird den GewinnDe Disci- pl. Mon. c. 7. dieser Gottseligen Begierd der Gebuhr nach beschreiben können : zumahlen selbige das Gemuth mit neuen Kräff- ten stärcket/ und machet das Creutz leichter; sie beförderet die Verharrung/ verursachet die Heiligkeit/ machet ihren Besitzer den Märtyren gleich/ und erwirbt ihm das himm- lische Vatterland. 5. Damit du nun/ mein Christliche Seel/ sothane Würckung der Ge- ben M m 3
Von der Gedult der Geiſtlichen. get/ welchen er eingehen muͤſſe/ und ihme eben gleich iſt/ ob er zur Rechtenoder zur Lincken geweſen werde/ man nur durch den beſten und ger adeſten Weeg zu ſeinem vorgenommenen Orth gelangen moge: alſo ſollen wir zu unſerm GOtt hinzugehen/ und auff dieſer Reiſe nit nach unſerm Wolgefal- len die rechte Hand der annehmlichen Troͤſtungen mehr als die Lincke der Truͤbſahlen erwaͤhlen. Letzlich kan dieſe die allervortreffligſte Wuͤrckung der Gedult benambſet werden; wann man die Widerwaͤrtigkeiten ver- langet/ und mit dem frommen Job dieſer Geſtalt dieſelbe zu begehren ſich erkuͤhnet: Wer moͤgte geben/ daß mein Gebet komme/ undJob. c. 6. v. 8. 9. & 10. das mir GOtt das jenig gebe/ darauff ich warte: und ders angefangen hat/ der reibe mich auff/ er entbinde ſeine Hand/ und haue mich ab: und ſey diß mein Troſt/ daß er mich mit Schmertzen plage/ und verſchoͤne mei- ner nicht. Den herrlichen Nutzen dieſes Verlangens zeigt uns der ſeelige Laurentius Juſtinianus mit dieſen Worten: Wer wird den GewinnDe Diſci- pl. Mon. c. 7. dieſer Gottſeligen Begierd der Gebůhr nach beſchreiben koͤnnen : zumahlen ſelbige das Gemůth mit neuen Kraͤff- ten ſtaͤrcket/ und machet das Creutz leichter; ſie befoͤrderet die Verharrung/ verurſachet die Heiligkeit/ machet ihren Beſitzer den Maͤrtyren gleich/ und erwirbt ihm das himm- liſche Vatterland. 5. Damit du nun/ mein Chriſtliche Seel/ ſothane Wuͤrckung der Ge- ben M m 3
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Von der Gedult der Geiſtlichen.
get/ welchen er eingehen muͤſſe/ und ihme eben gleich iſt/ ob er zur Rechten
oder zur Lincken geweſen werde/ man nur durch den beſten und ger adeſten
Weeg zu ſeinem vorgenommenen Orth gelangen moge: alſo ſollen wir zu
unſerm GOtt hinzugehen/ und auff dieſer Reiſe nit nach unſerm Wolgefal-
len die rechte Hand der annehmlichen Troͤſtungen mehr als die Lincke der
Truͤbſahlen erwaͤhlen. Letzlich kan dieſe die allervortreffligſte Wuͤrckung
der Gedult benambſet werden; wann man die Widerwaͤrtigkeiten ver-
langet/ und mit dem frommen Job dieſer Geſtalt dieſelbe zu begehren ſich
erkuͤhnet: Wer moͤgte geben/ daß mein Gebet komme/ und
das mir GOtt das jenig gebe/ darauff ich warte: und
ders angefangen hat/ der reibe mich auff/ er entbinde
ſeine Hand/ und haue mich ab: und ſey diß mein Troſt/
daß er mich mit Schmertzen plage/ und verſchoͤne mei-
ner nicht. Den herrlichen Nutzen dieſes Verlangens zeigt uns der ſeelige
Laurentius Juſtinianus mit dieſen Worten: Wer wird den Gewinn
dieſer Gottſeligen Begierd der Gebůhr nach beſchreiben
koͤnnen : zumahlen ſelbige das Gemůth mit neuen Kraͤff-
ten ſtaͤrcket/ und machet das Creutz leichter; ſie befoͤrderet
die Verharrung/ verurſachet die Heiligkeit/ machet ihren
Beſitzer den Maͤrtyren gleich/ und erwirbt ihm das himm-
liſche Vatterland.
Job. c. 6.
v. 8. 9. &
10.
De Diſci-
pl. Mon.
c. 7.
5. Damit du nun/ mein Chriſtliche Seel/ ſothane Wuͤrckung der Ge-
dult mit erwehnten Erſprießlichkeit uͤben moͤgeſt/ darzu wird dir die andaͤch-
tige Betrachtung deß Leydens und Sterbens Chriſti vor allem ein ſehr ge-
treue Helfferin abgeben: ſitemahlen wir billig zu groſſem Leyden entzuͤndet
werden/ wan wir ſehen/ daß uns unſer Haubt und Lehr-Meiſter mit ſo ſtattli-
chem Exempel auß Liebe gegen uns iſt vorgangen: Dahero beſtraffet dieſer
Goͤttliche Braͤutigam die H. Brigittam wegen ihrer wenigen Ungedult und
Wider willen/ mit dieſen holdſeeligen Worten: Jch/ ſagt Er/ dein Erſchoͤpffer
und Braͤutigam hab fuͤr dich mit Gedult gelitten ſo viele und harte Schlaͤge;
und dn biſt ſo ungeduͤltig geweſen/ daß du auch nicht haſt koͤnnen außſtehen
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Verantwortung den Mund nicht eroͤffnet: du aber haſt mit bitteren und
verweißlichem Antwort dein Stimm zu viel hoͤren laſſen. Du haͤtteſt al-
les geduͤltiglich ſollen tragen Meinentwegen/ der ich mit Naͤgelen gehefftet
bin worden deinentwegen; und haͤtteſt durch deine Starckmuͤtigkeit die jeni-
ge/ ſo gefallen waren/ zum auffſtehen ſollen auffmuntern. Seye derhal-
ben
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Zitationshilfe: | Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/305>, abgerufen am 16.07.2024. |