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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Die Drey und Zwantzigste Geistliche Lection
hen hatte. Magdalena wird für die Diebin gehalten/ verthätiget sich aber im
geringsten nicht/ sondern überstehet alles mit Gedult; biß endlich eine von den
Schwestern äidlich zu bedeuren sich erbietet/ daß sie zur selbigen Zeit Mag-
dalenam in der Bett-Kammer gesehen habe. Also ist der Betrug deß höl-
lischen Feinds entdeckt worden. Dahero sagt recht der H. Kirchen-Lehrer
L. 2. In-
dict. 10.
Ep.
23.
Gregorius: Diese Eigenschafft hat an sich die Mißgunst
der alten Schlangen/ daß sie der jenigen guten Nahmen
mit falschen Erdichtungen zerrupffe/ welche sie in Wir-
ckung der bösen Thaten nicht betriegen kan.

Hom 35.

15. An einem andern Ort sagt der obgemeldte Kirchen-Lehrer also:
Welcher stirbt durch die Verfolgung/ der ist ein öffentli-
cher Martyr in der That/ deraber Schand und Schmach
außstehet/ und seinen Feind liebet/ der ist ein heimlicher
Martyr in deu Gedancken.
Ein solcher ist in Warheit gewesen der
vorhin offt gemeldte Joannes a S. Guilelmo; indem er von seinen Einsidlern
mit allerhand Schmach und Unbill übel gehalten worden/ und dannoch al-
les mit grosser Gedult übertragen; und wann er gescholten worden/ hat er sich
nicht allein nicht verthätiget/ sondern gesagt: ihr thut wohl daran/ daß ihr
mich für einen solchen haltet/ und was ihr immer böses von mir sagen wer-
det/ daran erkenne ich mich zumahlen schuldig: und da er weiters auch bey
dem Provincialen fälschlich angeklagt worden; hat er sich gleichwohl niemah-
len verantwortet; hernach annebens für seine Ankläger/ so wegen deß un-
rechtfertigen Berichts zur Straff gefordert worden/ bey der Obrigkeit umb
Nachlaß gebetten und erhalten. Sonsten ist er auch so gar von den jenigen/
welche er ihres Gottlosens Lebens halber ermahnet/ mit Prügelen übel be-
lohnet worden; ist aber alsbald auff seine Knie niedergefallen/ und hat die
Gottslästrische Händ geküsset; die seinige aber gegen Himmel auffgehoben/
und für seine Feinde gebetten; derhalben kein wunder ist/ daß die jenige Hän-
de/ die sich niemahlen haben rechnen wollen/ so viele Miraculen gewircket ha-
ben/ wie in seinem Leben zu lesen ist.

16. Daß nun die vornehmste Diener GOttes von den Menschen am
Vinc. Ju-
stin. c. 15.
in Vit.
Bernardi
übelsten gehalten werden/ entstehet daher/ wie der H. Vineentius Krafft
folgender Gleichnuß erkläret und sagt: Gleich wie ein Lilie einen scharffen
Geruch von sich gibt/ welcher nicht allen gefallet/ sondern den schwachen
Häupteren Schmertzen bringet: also gefallen die mittelmässige fast

allen

Die Drey und Zwantzigſte Geiſtliche Lection
hen hatte. Magdalena wird fuͤr die Diebin gehalten/ verthaͤtiget ſich aber im
geringſten nicht/ ſondern uͤberſtehet alles mit Gedult; biß endlich eine von den
Schweſtern aͤidlich zu bedeuren ſich erbietet/ daß ſie zur ſelbigen Zeit Mag-
dalenam in der Bett-Kammer geſehen habe. Alſo iſt der Betrug deß hoͤl-
liſchen Feinds entdeckt worden. Dahero ſagt recht der H. Kirchen-Lehrer
L. 2. In-
dict. 10.
Ep.
23.
Gregorius: Dieſe Eigenſchafft hat an ſich die Mißgunſt
der alten Schlangen/ daß ſie der jenigen guten Nahmen
mit falſchen Erdichtungen zerrupffe/ welche ſie in Wir-
ckung der boͤſen Thaten nicht betriegen kan.

Hom 35.

15. An einem andern Ort ſagt der obgemeldte Kirchen-Lehrer alſo:
Welcher ſtirbt durch die Verfolgung/ der iſt ein oͤffentli-
cher Martyr in der That/ deraber Schand und Schmach
außſtehet/ und ſeinen Feind liebet/ der iſt ein heimlicher
Martyr in deu Gedancken.
Ein ſolcher iſt in Warheit geweſen der
vorhin offt gemeldte Joannes à S. Guilelmo; indem er von ſeinen Einſidlern
mit allerhand Schmach und Unbill uͤbel gehalten worden/ und dannoch al-
les mit groſſer Gedult uͤbertragen; und wann er geſcholten worden/ hat er ſich
nicht allein nicht verthaͤtiget/ ſondern geſagt: ihr thut wohl daran/ daß ihr
mich fuͤr einen ſolchen haltet/ und was ihr immer boͤſes von mir ſagen wer-
det/ daran erkenne ich mich zumahlen ſchuldig: und da er weiters auch bey
dem Provincialen faͤlſchlich angeklagt worden; hat er ſich gleichwohl niemah-
len verantwortet; hernach annebens fuͤr ſeine Anklaͤger/ ſo wegen deß un-
rechtfertigen Berichts zur Straff gefordert worden/ bey der Obrigkeit umb
Nachlaß gebetten und erhalten. Sonſten iſt er auch ſo gar von den jenigen/
welche er ihres Gottloſens Lebens halber ermahnet/ mit Pruͤgelen uͤbel be-
lohnet worden; iſt aber alsbald auff ſeine Knie niedergefallen/ und hat die
Gottslaͤſtriſche Haͤnd gekuͤſſet; die ſeinige aber gegen Himmel auffgehoben/
und fuͤr ſeine Feinde gebetten; derhalben kein wunder iſt/ daß die jenige Haͤn-
de/ die ſich niemahlen haben rechnen wollen/ ſo viele Miraculen gewircket ha-
ben/ wie in ſeinem Leben zu leſen iſt.

16. Daß nun die vornehmſte Diener GOttes von den Menſchen am
Vinc. Ju-
ſtin. c. 15.
in Vit.
Bernardi
uͤbelſten gehalten werden/ entſtehet daher/ wie der H. Vineentius Krafft
folgender Gleichnuß erklaͤret und ſagt: Gleich wie ein Lilie einen ſcharffen
Geruch von ſich gibt/ welcher nicht allen gefallet/ ſondern den ſchwachen
Haͤupteren Schmertzen bringet: alſo gefallen die mittelmaͤſſige faſt

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[286/0314] Die Drey und Zwantzigſte Geiſtliche Lection hen hatte. Magdalena wird fuͤr die Diebin gehalten/ verthaͤtiget ſich aber im geringſten nicht/ ſondern uͤberſtehet alles mit Gedult; biß endlich eine von den Schweſtern aͤidlich zu bedeuren ſich erbietet/ daß ſie zur ſelbigen Zeit Mag- dalenam in der Bett-Kammer geſehen habe. Alſo iſt der Betrug deß hoͤl- liſchen Feinds entdeckt worden. Dahero ſagt recht der H. Kirchen-Lehrer Gregorius: Dieſe Eigenſchafft hat an ſich die Mißgunſt der alten Schlangen/ daß ſie der jenigen guten Nahmen mit falſchen Erdichtungen zerrupffe/ welche ſie in Wir- ckung der boͤſen Thaten nicht betriegen kan. L. 2. In- dict. 10. Ep. 23. 15. An einem andern Ort ſagt der obgemeldte Kirchen-Lehrer alſo: Welcher ſtirbt durch die Verfolgung/ der iſt ein oͤffentli- cher Martyr in der That/ deraber Schand und Schmach außſtehet/ und ſeinen Feind liebet/ der iſt ein heimlicher Martyr in deu Gedancken. Ein ſolcher iſt in Warheit geweſen der vorhin offt gemeldte Joannes à S. Guilelmo; indem er von ſeinen Einſidlern mit allerhand Schmach und Unbill uͤbel gehalten worden/ und dannoch al- les mit groſſer Gedult uͤbertragen; und wann er geſcholten worden/ hat er ſich nicht allein nicht verthaͤtiget/ ſondern geſagt: ihr thut wohl daran/ daß ihr mich fuͤr einen ſolchen haltet/ und was ihr immer boͤſes von mir ſagen wer- det/ daran erkenne ich mich zumahlen ſchuldig: und da er weiters auch bey dem Provincialen faͤlſchlich angeklagt worden; hat er ſich gleichwohl niemah- len verantwortet; hernach annebens fuͤr ſeine Anklaͤger/ ſo wegen deß un- rechtfertigen Berichts zur Straff gefordert worden/ bey der Obrigkeit umb Nachlaß gebetten und erhalten. Sonſten iſt er auch ſo gar von den jenigen/ welche er ihres Gottloſens Lebens halber ermahnet/ mit Pruͤgelen uͤbel be- lohnet worden; iſt aber alsbald auff ſeine Knie niedergefallen/ und hat die Gottslaͤſtriſche Haͤnd gekuͤſſet; die ſeinige aber gegen Himmel auffgehoben/ und fuͤr ſeine Feinde gebetten; derhalben kein wunder iſt/ daß die jenige Haͤn- de/ die ſich niemahlen haben rechnen wollen/ ſo viele Miraculen gewircket ha- ben/ wie in ſeinem Leben zu leſen iſt. 16. Daß nun die vornehmſte Diener GOttes von den Menſchen am uͤbelſten gehalten werden/ entſtehet daher/ wie der H. Vineentius Krafft folgender Gleichnuß erklaͤret und ſagt: Gleich wie ein Lilie einen ſcharffen Geruch von ſich gibt/ welcher nicht allen gefallet/ ſondern den ſchwachen Haͤupteren Schmertzen bringet: alſo gefallen die mittelmaͤſſige faſt allen Vinc. Ju- ſtin. c. 15. in Vit. Bernardi

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/314>, abgerufen am 25.11.2024.