Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von der Vortreffligk der Trübsal und Widerwärtigkeit. beym Leben erhalten werden: die unfruchtbare aber ünberürt verbleiben/ undzeitlicher abgehauen/ und ins Feur geworffen werden. Und gleich wie den Krancken/ an deren Genesung man verzweifflet/ alle Speiß und Tranck wird zugelassen: denen aber/ so noch Hofnung haben/ sehr bittere Artzneyen ein- gegeben werden; also werden die von GOtt verworffene Menschen durch die Güter dieser Welt feist gemacht/ und bleiben von den Widerwärtigkei- ten befreyet; oder werden zum wenigsten von denselben nicht starck gedrucket: die Ausserwählte aber werden mit Mühe und Arbeit belästiget/ und durch Trübsalen geplaget. Auff diese drey artige Gleichnussen deß H. Gregorii gehört der füglicher Schluß deß H. Papsten Leonis deß folgenden Jnhalts: Die Erwartung der kunfftigen Seeligkeit ist sicher und gewiß bey denen/ welche durch ihr zeitliches Leyden sich theilhafftig machen deß bittern Leidens Christi. 11. Dieses bezeugt uns auch das Buch der Heil. Schrifft/ Leviticus ge-c. 16. v. 5. Gottes P p 3
Von der Vortreffligk der Truͤbſal und Widerwaͤrtigkeit. beym Leben erhalten werden: die unfruchtbare aber uͤnberuͤrt verbleiben/ undzeitlicher abgehauen/ und ins Feur geworffen werden. Und gleich wie den Krancken/ an deren Geneſung man verzweifflet/ alle Speiß und Tranck wird zugelaſſen: denen aber/ ſo noch Hofnung haben/ ſehr bittere Artzneyen ein- gegeben werden; alſo werden die von GOtt verworffene Menſchen durch die Guͤter dieſer Welt feiſt gemacht/ und bleiben von den Widerwaͤrtigkei- ten befreyet; oder werden zum wenigſten von denſelben nicht ſtarck gedrucket: die Auſſerwaͤhlte aber werden mit Muͤhe und Arbeit belaͤſtiget/ und durch Truͤbſalen geplaget. Auff dieſe drey artige Gleichnuſſen deß H. Gregorii gehoͤrt der fuͤglicher Schluß deß H. Papſten Leonis deß folgenden Jnhalts: Die Erwartung der kůnfftigen Seeligkeit iſt ſicher und gewiß bey denen/ welche durch ihr zeitliches Leyden ſich theilhafftig machen deß bittern Leidens Chriſti. 11. Dieſes bezeugt uns auch das Buch der Heil. Schrifft/ Leviticus ge-c. 16. v. 5. Gottes P p 3
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Von der Vortreffligk der Truͤbſal und Widerwaͤrtigkeit.
beym Leben erhalten werden: die unfruchtbare aber uͤnberuͤrt verbleiben/ und
zeitlicher abgehauen/ und ins Feur geworffen werden. Und gleich wie den
Krancken/ an deren Geneſung man verzweifflet/ alle Speiß und Tranck
wird zugelaſſen: denen aber/ ſo noch Hofnung haben/ ſehr bittere Artzneyen ein-
gegeben werden; alſo werden die von GOtt verworffene Menſchen durch
die Guͤter dieſer Welt feiſt gemacht/ und bleiben von den Widerwaͤrtigkei-
ten befreyet; oder werden zum wenigſten von denſelben nicht ſtarck gedrucket:
die Auſſerwaͤhlte aber werden mit Muͤhe und Arbeit belaͤſtiget/ und durch
Truͤbſalen geplaget. Auff dieſe drey artige Gleichnuſſen deß H. Gregorii
gehoͤrt der fuͤglicher Schluß deß H. Papſten Leonis deß folgenden Jnhalts:
Die Erwartung der kůnfftigen Seeligkeit iſt ſicher und
gewiß bey denen/ welche durch ihr zeitliches Leyden ſich
theilhafftig machen deß bittern Leidens Chriſti.
11. Dieſes bezeugt uns auch das Buch der Heil. Schrifft/ Leviticus ge-
nanut; alwo dein Hohen Prieſter befohlen wurde/ zur Außtilgung der Suͤnden
zwey Geys-Boͤck zu nehmen/ und uͤber beyde das Loß zu werffen; alſo/ daß
der jenige/ ſo durch das Loß GOtt zugeeignet worden/ alsbald zu Erloͤ-
ſung der Suͤnden deß Volcks geſchlachtet; der andere aber ſoll gantz frey
gelaſſen/ und in die Wuͤſten geſchicket werden. Durch den erſten werden
die Außerwaͤhlte verſtanden/ ſo da zum Brand-Opffer geſchlachtet wer-
den/ indem ſie dem HErrn durchs Loß ſeynd heimgefallen. Der letztere a-
ber bedeutet die Gottloſen/ welchen in der Wuͤſten dieſer Welt uͤberal frey
und franck herumb zu ſchweiffen zugelaſſen wird. Wie gefaͤhrlich und
ſchaͤdlich aber dieſe Entrathung der Truͤbſalen ſeye; kanſtu mercken/ mein
Chriſtliche Seel’auß folgender ſehr glaub-wuͤrdigen Hiſtori. Der Heil.
Kirchen-Lehrer Ambroſius iſt einsmahls auff ſeiner Reiſe nach Rom bey
einem ſehr reichen und dem euſſerlichen Anſchen nach gluͤckſeeligen Wirth
eingekchret: den er alsdann gefragt; wie ihm ſeine Handelſchafft von ſtatten
gehe; wie ſeine Kinder ſich verhalten/ und wie reich er ſeye: und hat zur
Antwort bekommen/ daß ſeine Sachen mit allen ſeinen Zugehoͤren inge-
wuͤnſchtem Stand ſich befinden; daß er durch keine/ auch die geringſte
Kranckheit jemahl ſeye belaͤſtiget worden; daß er viele Kinder habe/ und ſo
wohl fuͤr ſelbige/ als fuͤr ſich mit Reichthumben uͤberfluͤſſig verſehen ſeye;
und alſo nicht wiſſe/ was Widerwaͤrtigkeit ſeye: Jn Anhoͤrung dieſer al-
zufroͤhligen Erzehlung gedenckt der H. Mann der Worten deß H. Jobs:
Sie bringen ihre Tage im Wolleben zu/ und in einem
Augenblick fahren ſie hinunter in die Hoͤlle. Und macht ſich
mit den Seinigen von dannen hinweg; denen er auß innerlichem Antrieb
Gottes
c. 16. v. 5.
Job. 21.
13.
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Zitationshilfe: | Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/329>, abgerufen am 15.06.2024. |