Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die Vier und Zwantzigste Geistliche Lection GOttes also zuredet: Dieweilen der Zorn deß gerechten Richters sich baldüber dieses Hauß ergiessen wird; so lasset uns fliehen/ auff daß wir nicht mit selbigem zu leyden genöthiget werden. Da nun der H. Bischoff mit den Seinigen seine Reiß hurtig forsetzet/ und dannoch nicht gar weit von der gemeldten Herberg entfernet ist; siehe/ da thut sich die Erde grausamblicher Gestalt voneinander/ und verschlinget das Hauß deß Wirthen mit allen dessen Einwohnern lebendig. Dieser Tragödi mache ich den Schluß auß Hom. 29. in Ep. Hobr.dem H. Chrysostomo mit diesen Worten: Wann GOtt alle die jenige Kinder züchtiget/ die er auffnimbt: so muß nothwendiglich folgen/ daß der je- nige/ so nicht gezüchtiget wird/ unter die Zahl der Kinder GOttes nicht könne gezchlet werden: wie der Prophet Jsaias auß dem Mund deß Isa. 5. v. 6.Herrn spricht: Jch will meinen Weinstock wust ligen lassen; man soll ihn weder schneiden noch graben. Daß also nicht unbillig gesagt hat der H. Ambrosius: villeicht werden wir alsdann schon für verdambt gehalten/ wann wir keine Verfolgung leyden: 12. Auch ist dieser der herrliche Nutzen der Trübsalen; daß wir durch selbige 13. Schließ-
Die Vier und Zwantzigſte Geiſtliche Lection GOttes alſo zuredet: Dieweilen der Zorn deß gerechten Richters ſich balduͤber dieſes Hauß ergieſſen wird; ſo laſſet uns fliehen/ auff daß wir nicht mit ſelbigem zu leyden genoͤthiget werden. Da nun der H. Biſchoff mit den Seinigen ſeine Reiß hurtig forſetzet/ und dannoch nicht gar weit von der gemeldten Herberg entfernet iſt; ſiehe/ da thut ſich die Erde grauſamblicher Geſtalt voneinander/ und verſchlinget das Hauß deß Wirthen mit allen deſſen Einwohnern lebendig. Dieſer Tragoͤdi mache ich den Schluß auß Hom. 29. in Ep. Hobr.dem H. Chryſoſtomo mit dieſen Worten: Wann GOtt alle die jenige Kinder zuͤchtiget/ die er auffnimbt: ſo muß nothwendiglich folgen/ daß der je- nige/ ſo nicht gezuͤchtiget wird/ unter die Zahl der Kinder GOttes nicht koͤnne gezchlet werden: wie der Prophet Jſaias auß dem Mund deß Iſa. 5. v. 6.Herrn ſpricht: Jch will meinen Weinſtock wůſt ligen laſſen; man ſoll ihn weder ſchneiden noch graben. Daß alſo nicht unbillig geſagt hat der H. Ambroſius: villeicht werden wir alsdann ſchon fuͤr verdambt gehalten/ wann wir keine Verfolgung leyden: 12. Auch iſt dieſer der herrliche Nutzen der Truͤbſalen; daß wir durch ſelbige 13. Schließ-
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Die Vier und Zwantzigſte Geiſtliche Lection
GOttes alſo zuredet: Dieweilen der Zorn deß gerechten Richters ſich bald
uͤber dieſes Hauß ergieſſen wird; ſo laſſet uns fliehen/ auff daß wir nicht mit
ſelbigem zu leyden genoͤthiget werden. Da nun der H. Biſchoff mit den
Seinigen ſeine Reiß hurtig forſetzet/ und dannoch nicht gar weit von der
gemeldten Herberg entfernet iſt; ſiehe/ da thut ſich die Erde grauſamblicher
Geſtalt voneinander/ und verſchlinget das Hauß deß Wirthen mit allen
deſſen Einwohnern lebendig. Dieſer Tragoͤdi mache ich den Schluß auß
dem H. Chryſoſtomo mit dieſen Worten: Wann GOtt alle die jenige
Kinder zuͤchtiget/ die er auffnimbt: ſo muß nothwendiglich folgen/ daß der je-
nige/ ſo nicht gezuͤchtiget wird/ unter die Zahl der Kinder GOttes nicht
koͤnne gezchlet werden: wie der Prophet Jſaias auß dem Mund deß
Herrn ſpricht: Jch will meinen Weinſtock wůſt ligen laſſen;
man ſoll ihn weder ſchneiden noch graben. Daß alſo nicht
unbillig geſagt hat der H. Ambroſius: villeicht werden wir alsdann ſchon
fuͤr verdambt gehalten/ wann wir keine Verfolgung leyden:
Hom. 29.
in Ep.
Hobr.
Iſa. 5. v. 6.
12. Auch iſt dieſer der herrliche Nutzen der Truͤbſalen; daß wir durch ſelbige
unſerm Heyland und Seeligmacher gantz aͤhnlich werden/ wie der ſeelige
Laurentius Juſtinianus mit dieſen Worten bezeugt: Das aller-glor-
wůrdigſte iſt/ daß ein Leydender Chriſto gleich werde: dan
gleich wie einem Soldaten růhmlich iſt/ daß er die Wapf-
fen ſeines Koͤnigs trage; alſo gereichet einem Chriſt-Glau-
bigen Menſchen zu groſſer Ehre/ daß er die Wund-Mah-
len ſeines Erloͤſers trage. Wie groß iſt nicht die Herrlich-
keit der Braut/ daß ſie ihrem Braͤutigamb gleich iſt : dieſe
ſchaͤtzet keine Ehr ſo hoch/ als die Wuͤrdigkeit zu tragen
die Schmach Chriſti. Dahero ſagt die ſeelige Angela de Fulgino, was
der himmliſche Vatter geliebt und erwaͤhlet/ und ſeinem Eingebohrnen aller-
liebſten Sohn gegeben hat; das liebt derſelbige Sohn/ das ſchickt er und gibt
ſeinen außerwaͤhlten Kindern. Der Goͤttliche Vatter aber hat fuͤr ſeinen
Sohn außerkohren die Armut/ die Verſchmaͤhung/ die Schmertzen/ die
Verfolgungen/ Truͤbſalen/ aͤuſſer- und innerlichen Verdruß/ Forcht und
Schrecken/ Angſt/ Ubung zum Streit. Welche Widerwaͤrtigkeiten der
Sohn GOttes alle in groſſer Anzahl uͤberſtanden hat. Jſts dan nicht billig/
mein Chriſtliche Seel/ daß wir mit dem heil: Bonaventura ſagen: O mein
JEſu/ ich will nicht ohne Wunden ſeyn/ indem ich dich ſo ſehr verwundet
anſchaue: es gebuͤhret ſich zumahlen nicht/ daß ich gemeiner Soldat mit un-
verletzter Haut den Sieg erhalte; und du vornehmſter Kriegs-Held mit einer
Wunde in die andere/ ein erbaͤrmliches Spectaeul vor meinen Augen han-
geſt und ſterbeſt.
De Pa-
_ien. c. 2.
Vit. c. 4. 13. Schließ-
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Zitationshilfe: | Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/330>, abgerufen am 16.07.2024. |