Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die Vier und zwantzigste Geistliche Lection selbst ist kein Stund ohne Schmertzen deß Leydens ge-wesen: warumb suchestu dann einen andern Weeg/ als diesen richtigen Weeg deß H. Creutzes : Und an einem andern L. 1. c. 18. §. 1.Ort sagt er also: Sehe an der H. H. Alt - Vätter lebendige inbrunstige Ebenbild/ in denen die wahre Vollkommen- heit und ein geistliches Leben erschienen ist: alsdann wirst du sehen und mercken/ wie klein daß ist/ ja gar nichts/ daß wir wircken. Ach was ist unser Leben/ wann es gegen der Heiligen Leben geschätzt wird : Die Heili- ge und Freunde GOttes dienten dem HErrn in Hunger und Durst/ in Hitz und Kälte/ in Blösse und Armuth/ in Muhe und Arbeit/ in Wachen/ Fasten und Betten/ in Verächtungen und viel Verfolgungen/ Schmach und Schelt-Worten. Dahero redet der obgemeldte Thomas dich und L. 3. c. 19. §. 1.mich/ mein Christliche Seel/ an einem andern Orth in der Person Christi also an: Höre auff zu klagen und merck auff mein/ und aller Heiligen Leben; du hast noch nicht biß zum Blut-ver- giessen gestritten: es ist klein und schlecht das du leydest/ gegen denen zu schätzen/ die so viel gelitten haben/ so ge- waltig angefochten/ so schwerlich betrubt/ so manigfal- tig bewehret und probirt seynd worden: derowegen soltu die schwäre Marter der andern Menschen in deinem Her- tzen betrachten/ auff daß du dein Peyn desto leichter Vit. P. P. L. 3. n. 84.tragest. 15. Eben dieses hat der H. Alt-Vatter Joannes einige hundert Jahren ten
Die Vier und zwantzigſte Geiſtliche Lection ſelbſt iſt kein Stund ohne Schmertzen deß Leydens ge-weſen: warumb ſucheſtu dann einen andern Weeg/ als dieſen richtigen Weeg deß H. Creutzes : Und an einem andern L. 1. c. 18. §. 1.Ort ſagt er alſo: Sehe an der H. H. Alt - Vaͤtter lebendige inbrůnſtige Ebenbild/ in denen die wahre Vollkommen- heit und ein geiſtliches Leben erſchienen iſt: alsdann wirſt du ſehen und mercken/ wie klein daß iſt/ ja gar nichts/ daß wir wircken. Ach was iſt unſer Leben/ wann es gegen der Heiligen Leben geſchaͤtzt wird : Die Heili- ge und Freunde GOttes dienten dem HErrn in Hunger und Durſt/ in Hitz und Kaͤlte/ in Bloͤſſe und Armuth/ in Můhe und Arbeit/ in Wachen/ Faſten und Betten/ in Veraͤchtungen und viel Verfolgungen/ Schmach und Schelt-Worten. Dahero redet der obgemeldte Thomas dich und L. 3. c. 19. §. 1.mich/ mein Chriſtliche Seel/ an einem andern Orth in der Perſon Chriſti alſo an: Hoͤre auff zu klagen und merck auff mein/ und aller Heiligen Leben; du haſt noch nicht biß zum Blut-ver- gieſſen geſtritten: es iſt klein und ſchlecht das du leydeſt/ gegen denen zu ſchaͤtzen/ die ſo viel gelitten haben/ ſo ge- waltig angefochten/ ſo ſchwerlich betrůbt/ ſo manigfal- tig bewehret und probirt ſeynd worden: derowegen ſoltu die ſchwaͤre Marter der andern Menſchen in deinem Her- tzen betrachten/ auff daß du dein Peyn deſto leichter Vit. P. P. L. 3. n. 84.trageſt. 15. Eben dieſes hat der H. Alt-Vatter Joannes einige hundert Jahren ten
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Die Vier und zwantzigſte Geiſtliche Lection
ſelbſt iſt kein Stund ohne Schmertzen deß Leydens ge-
weſen: warumb ſucheſtu dann einen andern Weeg/ als
dieſen richtigen Weeg deß H. Creutzes : Und an einem andern
Ort ſagt er alſo: Sehe an der H. H. Alt - Vaͤtter lebendige
inbrůnſtige Ebenbild/ in denen die wahre Vollkommen-
heit und ein geiſtliches Leben erſchienen iſt: alsdann wirſt
du ſehen und mercken/ wie klein daß iſt/ ja gar nichts/
daß wir wircken. Ach was iſt unſer Leben/ wann
es gegen der Heiligen Leben geſchaͤtzt wird : Die Heili-
ge und Freunde GOttes dienten dem HErrn in Hunger
und Durſt/ in Hitz und Kaͤlte/ in Bloͤſſe und Armuth/ in
Můhe und Arbeit/ in Wachen/ Faſten und Betten/ in
Veraͤchtungen und viel Verfolgungen/ Schmach und
Schelt-Worten. Dahero redet der obgemeldte Thomas dich und
mich/ mein Chriſtliche Seel/ an einem andern Orth in der Perſon Chriſti
alſo an: Hoͤre auff zu klagen und merck auff mein/ und aller
Heiligen Leben; du haſt noch nicht biß zum Blut-ver-
gieſſen geſtritten: es iſt klein und ſchlecht das du leydeſt/
gegen denen zu ſchaͤtzen/ die ſo viel gelitten haben/ ſo ge-
waltig angefochten/ ſo ſchwerlich betrůbt/ ſo manigfal-
tig bewehret und probirt ſeynd worden: derowegen ſoltu
die ſchwaͤre Marter der andern Menſchen in deinem Her-
tzen betrachten/ auff daß du dein Peyn deſto leichter
trageſt.
L. 1. c. 18.
§. 1.
L. 3. c. 19.
§. 1.
Vit. P. P.
L. 3. n. 84.
15. Eben dieſes hat der H. Alt-Vatter Joannes einige hundert Jahren
vorhero ſeine Juͤnger gelehret/ und pflegte dieſelben mit folgenden troſt-
reichen Worten oͤffters zu ermahnen: Dieſe iſt die Pforte GOttes/ durch
welche unſere Vorfahren/ nach außgeſtandenem vielen Unbillen und Truͤb-
ſalen mit Freuden zum Himmel ſeynd eingangen. Zu dieſem Ende er-
zehlte der fromme Einſidler das Exempel deß jungen Welt-Weiſen/ der ſei-
nen Lehr-Meiſter erzuͤrnet hatte/ und dieſerthalben die erſte drey Jahren mit
andern in dem Berg-Werck das Ertz graben muſte: die andere drey Jahren
muſte er die jenige/ ſo ihn unverſchuldeter Dingen beleydigten/ mit Geld
belohnen. Da dieſem allem der gemeldte Juͤngling tapffer nachkommen/
hat ihn ſein Lehr-Meiſter mit ſich nach Athen genommen. Nachdem er
nun zur Pforten der Stadt kommen iſt/ hat ihn einer daſelbſt ſitzender Al-
te mit Schmaͤh-Worten gar uͤbel empfangen. Dieſe hat er mit lachendem
Mund angenommen; und da er die Urſach ſolcher Froͤlichkeit von dem Al-
ten
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