Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die Sieben und Zwantzigste Geistliche Lection ster Vatter und Stiffter Ignatius erfrewete sich auch nicht wenig/ wann erdie seinige frölig und frewdig sahe: und da auß dessen Geistlichen einer/ noch ein Newling/ Nahmens Franciscus Costerus dem Lachen zugethan ware; sagte der H. Vatter einsmahls zu ihm Francisce ich höre/ daß du allzeit la- chest: indem nun selbiger mit blödem Angesicht eine ernstliche Bestraffung Lyraeus.erwartete; setzete der Heil. Ignatius an statt deren hinzu: Vnd ich sage dir/ mein Sohn/ lache und erfrewe dich im Herrn; dann ein Geistlicher hat keine Vrsach betrubt; sondern viele frö- Engelg. Fer. 3. Bacch.lig zu seyn: Deßgleichen thäte die H. Maria Magdalena de Ursinis ein Novitzen-Meisterin; so ihren lachenden Kindern zu sagen pflegte: lachet/ meine Töchter/ lachet nur; weilen ihr billige Ursach habt euch zu erfrewen/ daß ihr den gefährlichen Wellen der schnöden Welt entzogen/ in diesem sichern Hafen deß geistlichen Stands lebet. 4. Die weitere Ursach aber/ warumb die von GOTT erleuchtete Gottes
Die Sieben und Zwantzigſte Geiſtliche Lection ſter Vatter und Stiffter Ignatius erfrewete ſich auch nicht wenig/ wann erdie ſeinige froͤlig und frewdig ſahe: und da auß deſſen Geiſtlichen einer/ noch ein Newling/ Nahmens Franciſcus Coſterus dem Lachen zugethan ware; ſagte der H. Vatter einsmahls zu ihm Franciſce ich hoͤre/ daß du allzeit la- cheſt: indem nun ſelbiger mit bloͤdem Angeſicht eine ernſtliche Beſtraffung Lyræus.erwartete; ſetzete der Heil. Ignatius an ſtatt deren hinzu: Vnd ich ſage dir/ mein Sohn/ lache und erfrewe dich im Herrn; dann ein Geiſtlicher hat keine Vrſach betrůbt; ſondern viele froͤ- Engelg. Fer. 3. Bacch.lig zu ſeyn: Deßgleichen thaͤte die H. Maria Magdalena de Urſinis ein Novitzen-Meiſterin; ſo ihren lachenden Kindern zu ſagen pflegte: lachet/ meine Toͤchter/ lachet nur; weilen ihr billige Urſach habt euch zu erfrewen/ daß ihr den gefaͤhrlichen Wellen der ſchnoͤden Welt entzogen/ in dieſem ſichern Hafen deß geiſtlichen Stands lebet. 4. Die weitere Urſach aber/ warumb die von GOTT erleuchtete Gottes
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Die Sieben und Zwantzigſte Geiſtliche Lection
ſter Vatter und Stiffter Ignatius erfrewete ſich auch nicht wenig/ wann er
die ſeinige froͤlig und frewdig ſahe: und da auß deſſen Geiſtlichen einer/ noch
ein Newling/ Nahmens Franciſcus Coſterus dem Lachen zugethan ware;
ſagte der H. Vatter einsmahls zu ihm Franciſce ich hoͤre/ daß du allzeit la-
cheſt: indem nun ſelbiger mit bloͤdem Angeſicht eine ernſtliche Beſtraffung
erwartete; ſetzete der Heil. Ignatius an ſtatt deren hinzu: Vnd ich ſage
dir/ mein Sohn/ lache und erfrewe dich im Herrn; dann
ein Geiſtlicher hat keine Vrſach betrůbt; ſondern viele froͤ-
lig zu ſeyn: Deßgleichen thaͤte die H. Maria Magdalena de Urſinis ein
Novitzen-Meiſterin; ſo ihren lachenden Kindern zu ſagen pflegte: lachet/
meine Toͤchter/ lachet nur; weilen ihr billige Urſach habt euch zu
erfrewen/ daß ihr den gefaͤhrlichen Wellen der ſchnoͤden Welt entzogen/
in dieſem ſichern Hafen deß geiſtlichen Stands lebet.
Lyræus.
Engelg.
Fer. 3.
Bacch.
4. Die weitere Urſach aber/ warumb die von GOTT erleuchtete
Maͤnner bey ihren Geiſtlichen die Frewd deß Geiſtes verlangen/ iſt dieſe;
weilen nemblich ſothane Frewd unſere gute Werck vollkommen/ und GOtt
angenehm machet/ welcher einen froͤligen Geber lieb hat: und weilen die-
ſelbige Froͤligkeit auch die Verſuchungen uͤberwinden helffet/ wie oben
im dritten Theil der Lection von den Verſuchungen mit mehreren zu
ſehen iſt: Auch ſtaͤrcket ſie den Menſchen in der Verharrung: dann
gleich wie keine Sach lang dauret/ die gar zu ſtreng und ungeſtuͤm iſt;
alſo verharret ein jeder gern darinnen/ ſo er mit Frewden anfanget: dar-
neben iſt auch/ nach Zeugnuͤß deß Heil. Bernardi, kein groͤſſeres Zei-
chen/ daß der Heil. Geiſt bey dem Menſchen wohne/ als eben die geiſt-
liche Frewd: und dieſe iſt/ ſagt weiters dieſer heilige Mann/ die wahre
und hoͤchſte Frewd; daß man ſich nicht uͤber die Creaturen/ ſondern uͤber
den Erſchaͤffer derſelben erfrewe: wirſt du dieſe einmahl empfangen haben;
ſo wird ſie dir keiner abnehmen: in deren Vergleichung alle irdiſche Froͤ-
ligkeit ein lauter Trawrigkeit/ alle Suͤſſigkeit ein Bitterkeit/ all
Liebligkeit ein Schmertzen/ alle Schoͤnheit eine Heßligkeit/ und al-
les/ was da immer beluͤſtigen kan/ dir ſchwaͤr und uͤberlaͤſtig iſt: und die-
ſes ſcheinen die Wort deß weiſen Manns zu bekraͤfftigen/ da er alſo ſpricht:
Es iſt keine Luſt groͤſſer/ als die Frewde deß Hertzens:
dann ein ruhig Gemůth iſt ein ſtaͤtig Wohlleben: Glaube
derhalben/ mein Chriſtliche Seel/ dem gottſeeligen Thomæ à Kempis, der
dich mit dieſen holdſeligen Worten alſo verſichert/ und ſagt: Sie werden
die allerſůſſeſte Troͤſtung deß Heil. Geiſtes finden die umb
Gottes
Eccli. 30.
16.
Prov. 15.
15.
L. 3. c. 10.
§. 5.
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