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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Die Vier und Dreyssigste Geistliche Lection
lerliebster JEsu/ fliesse in mein innerstes/ und durchtringe mein gantzes We-
sen zu deinem ewigen Lob: aber damit du nicht von dieser Ubung nachlassest/
will ich/ daß du wissest/ daß Christus zu der Heil. Gertrud/ welche diese An-
muthungen betrachtete/ gesagt: so offt einer unter dem Essen und Trincken
dergleichen betrachten wird/ so offt will ich bekennen/ daß ich mit ihm gegessen
und getruncken/ und eine gar angenehme Erquickung von ihm empfangen
habe. Derohalben/ siehe/ lieber Bruder/ du weiß/ mit welcher wir GOTT
durch eine mässige Erquickung eben so wohl gefallen können/ als die heilige
Männer/ durch die strenge Enthaltung. Behalte sie dann/ so wirst du
ohne Zweiffel die Frucht deß Fastens/ welchen die H. H. Vätter oben ange-
deutet haben/ darvon tragen.

Der Andere Theil.

9. VBer dieses/ welches nun gedacht worden/ seynd noch etliche andere
Weeg übrig/ den Geschmack abzutödten/ welche ich nun herbey
setzen will/ damit wir darauß auch etliche Seelen-Früchten abbre-
chen mögen. Derowegen/ wer sich der Vollkommenheit befleissiget/ wann
er nicht nach Wunsch auß Schwachheit der Kräfften fasten kan/ der trach-
te nur sich in diesem zu mässigen/ welches er ohne Schaden seiner Gesundheit
leisten kan: dergleichen seynd/ sich enthalten von den Nachspeisen/ Früchten
und dergleichen Eßwahren/ welche mehr der Sinnligkeit/ als der Natur Not-
wendigkeit dienen. Gleich wie unser Nicolaus Tolentinus gethan hat/ welcher
30. gantzer Jahr sich gar enthalten von allen Früchten/ Milchspeisen und Nach-
Speisen/ ja auch vom Fleisch und Fischen; also hat sich auch unser ehrwür-
diger Joannes von S. Guillielmo unter andern Ubungen den Geschmack ab-
zutödten von Früchten enthalten. Wie sehr aber ein solche Enthaltung Gott
Vita P. P.
Historia.
angenehm seye/ wird auß dieser Histori abgenommen. Ein Einsidler von
grosser Heiligkeit/ welcher gern verborgen zu seyn verlangete/ als er in die
Einöde der Bergen geflohen/ und auff dem Weg von dem Hunger beschwe-
ret: die schönste Aepffel gesehen/ stritte in sich/ ob er davon essen solte? und
nachdeme er erkennet/ daß er vielleicht weiters von der Speiß solt angelocket
werden/ hat er dieselbe zu versuchen verachtet: wegen welcher Würckung ist
er von dem Engel GOttes erquickt/ und an ein Orth geführt worden/ wo er
eine Wurtzel von wunderbahrer Süssigkeit/ und einen Brunn von sonder-
licher Annehmligkeit genosse. Wann also nur ein einige Würckung der Ab-
tödtung belohnet wird/ was für ein Lohn soll der nicht hoffen/ welcher sich dem
Genuß der Früchten gäntzlich beraubet.

10. Die

Die Vier und Dreyſſigſte Geiſtliche Lection
lerliebſter JEſu/ flieſſe in mein innerſtes/ und durchtringe mein gantzes We-
ſen zu deinem ewigen Lob: aber damit du nicht von dieſer Ubung nachlaſſeſt/
will ich/ daß du wiſſeſt/ daß Chriſtus zu der Heil. Gertrud/ welche dieſe An-
muthungen betrachtete/ geſagt: ſo offt einer unter dem Eſſen und Trincken
dergleichen betrachten wird/ ſo offt will ich bekennen/ daß ich mit ihm gegeſſen
und getruncken/ und eine gar angenehme Erquickung von ihm empfangen
habe. Derohalben/ ſiehe/ lieber Bruder/ du weiß/ mit welcher wir GOTT
durch eine maͤſſige Erquickung eben ſo wohl gefallen koͤnnen/ als die heilige
Maͤnner/ durch die ſtrenge Enthaltung. Behalte ſie dann/ ſo wirſt du
ohne Zweiffel die Frucht deß Faſtens/ welchen die H. H. Vaͤtter oben ange-
deutet haben/ darvon tragen.

Der Andere Theil.

9. VBer dieſes/ welches nun gedacht worden/ ſeynd noch etliche andere
Weeg uͤbrig/ den Geſchmack abzutoͤdten/ welche ich nun herbey
ſetzen will/ damit wir darauß auch etliche Seelen-Fruͤchten abbre-
chen moͤgen. Derowegen/ wer ſich der Vollkommenheit befleiſſiget/ wann
er nicht nach Wunſch auß Schwachheit der Kraͤfften faſten kan/ der trach-
te nur ſich in dieſem zu maͤſſigen/ welches er ohne Schaden ſeiner Geſundheit
leiſten kan: dergleichen ſeynd/ ſich enthalten von den Nachſpeiſen/ Fruͤchten
und dergleichen Eßwahren/ welche mehr der Sinnligkeit/ als der Natur Not-
wendigkeit dienen. Gleich wie unſer Nicolaus Tolentinus gethan hat/ welcher
30. gantzer Jahr ſich gar enthaltẽ von allen Fruͤchten/ Milchſpeiſen und Nach-
Speiſen/ ja auch vom Fleiſch und Fiſchen; alſo hat ſich auch unſer ehrwuͤr-
diger Joannes von S. Guillielmo unter andern Ubungen den Geſchmack ab-
zutoͤdten von Fruͤchten enthalten. Wie ſehr aber ein ſolche Enthaltung Gott
Vita P. P.
Hiſtoria.
angenehm ſeye/ wird auß dieſer Hiſtori abgenommen. Ein Einſidler von
groſſer Heiligkeit/ welcher gern verborgen zu ſeyn verlangete/ als er in die
Einoͤde der Bergen geflohen/ und auff dem Weg von dem Hunger beſchwe-
ret: die ſchoͤnſte Aepffel geſehen/ ſtritte in ſich/ ob er davon eſſen ſolte? und
nachdeme er erkennet/ daß er vielleicht weiters von der Speiß ſolt angelocket
werden/ hat er dieſelbe zu verſuchen verachtet: wegen welcher Wuͤrckung iſt
er von dem Engel GOttes erquickt/ und an ein Orth gefuͤhrt worden/ wo er
eine Wurtzel von wunderbahrer Suͤſſigkeit/ und einen Brunn von ſonder-
licher Annehmligkeit genoſſe. Wann alſo nur ein einige Wuͤrckung der Ab-
toͤdtung belohnet wird/ was fuͤr ein Lohn ſoll der nicht hoffen/ welcher ſich dem
Genuß der Fruͤchten gaͤntzlich beraubet.

10. Die
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[420/0448] Die Vier und Dreyſſigſte Geiſtliche Lection lerliebſter JEſu/ flieſſe in mein innerſtes/ und durchtringe mein gantzes We- ſen zu deinem ewigen Lob: aber damit du nicht von dieſer Ubung nachlaſſeſt/ will ich/ daß du wiſſeſt/ daß Chriſtus zu der Heil. Gertrud/ welche dieſe An- muthungen betrachtete/ geſagt: ſo offt einer unter dem Eſſen und Trincken dergleichen betrachten wird/ ſo offt will ich bekennen/ daß ich mit ihm gegeſſen und getruncken/ und eine gar angenehme Erquickung von ihm empfangen habe. Derohalben/ ſiehe/ lieber Bruder/ du weiß/ mit welcher wir GOTT durch eine maͤſſige Erquickung eben ſo wohl gefallen koͤnnen/ als die heilige Maͤnner/ durch die ſtrenge Enthaltung. Behalte ſie dann/ ſo wirſt du ohne Zweiffel die Frucht deß Faſtens/ welchen die H. H. Vaͤtter oben ange- deutet haben/ darvon tragen. Der Andere Theil. 9. VBer dieſes/ welches nun gedacht worden/ ſeynd noch etliche andere Weeg uͤbrig/ den Geſchmack abzutoͤdten/ welche ich nun herbey ſetzen will/ damit wir darauß auch etliche Seelen-Fruͤchten abbre- chen moͤgen. Derowegen/ wer ſich der Vollkommenheit befleiſſiget/ wann er nicht nach Wunſch auß Schwachheit der Kraͤfften faſten kan/ der trach- te nur ſich in dieſem zu maͤſſigen/ welches er ohne Schaden ſeiner Geſundheit leiſten kan: dergleichen ſeynd/ ſich enthalten von den Nachſpeiſen/ Fruͤchten und dergleichen Eßwahren/ welche mehr der Sinnligkeit/ als der Natur Not- wendigkeit dienen. Gleich wie unſer Nicolaus Tolentinus gethan hat/ welcher 30. gantzer Jahr ſich gar enthaltẽ von allen Fruͤchten/ Milchſpeiſen und Nach- Speiſen/ ja auch vom Fleiſch und Fiſchen; alſo hat ſich auch unſer ehrwuͤr- diger Joannes von S. Guillielmo unter andern Ubungen den Geſchmack ab- zutoͤdten von Fruͤchten enthalten. Wie ſehr aber ein ſolche Enthaltung Gott angenehm ſeye/ wird auß dieſer Hiſtori abgenommen. Ein Einſidler von groſſer Heiligkeit/ welcher gern verborgen zu ſeyn verlangete/ als er in die Einoͤde der Bergen geflohen/ und auff dem Weg von dem Hunger beſchwe- ret: die ſchoͤnſte Aepffel geſehen/ ſtritte in ſich/ ob er davon eſſen ſolte? und nachdeme er erkennet/ daß er vielleicht weiters von der Speiß ſolt angelocket werden/ hat er dieſelbe zu verſuchen verachtet: wegen welcher Wuͤrckung iſt er von dem Engel GOttes erquickt/ und an ein Orth gefuͤhrt worden/ wo er eine Wurtzel von wunderbahrer Suͤſſigkeit/ und einen Brunn von ſonder- licher Annehmligkeit genoſſe. Wann alſo nur ein einige Wuͤrckung der Ab- toͤdtung belohnet wird/ was fuͤr ein Lohn ſoll der nicht hoffen/ welcher ſich dem Genuß der Fruͤchten gaͤntzlich beraubet. Vita P. P. Hiſtoria. 10. Die

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/448>, abgerufen am 22.11.2024.