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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Die Ein und Viertzigste Geistliche Lection
für sie ihrem himmlischen Bräutigam auffopfferen. Hierdurch hat sie sich
so grosses Ansehen und Würdigkeit bey der Göttlichen Majestät erwor-
ben/ als sie immer hätte wünschen und verlangen können. Allhier ist auch zu
L. 4. c. 12.mercken/ was der gottseelige Thomas a Kempis sagt: Du must dich
nicht allein vor der H. Communion dieses Hochw. Sa-
craments zu der Andacht bereiten/ sondern auch nach
Empfahung dieses Sacraments mit allem Fleiß dar in
erhalten und üben. Vnd wird nicht weniger die Behut-
sambkeit darnach/ als ein andächtige Bereitung darvor
erfordert: dann die nachfolgende Behutsambkeit ist einem
frommen andächtigen hoch nützlich und zwar gut/ daß
es ein neue Vorbereitung ist/ grössere Gnad zu erlangen.

7. Zur andächtigen Verehrung dieses Hochh. Sacraments leiten uns
Historia.
L.
2.
mit ihrem Exempel die Ymben/ wie Thomas Cantipratanus erzehlet; daß
nemblich die Dieb einsmahls das Ciborium auß der Kirchen gestohlen/ und
die H. Hostien unter einen Ymben-Korb geworffen haben. Nach einigen
Tagen vermerckt der Ymben-Herr/ daß selbige sechsmahl im Tag zu sichern
Stunden ihre gewönliche Arbeit verlassen/ und seyen gantz eifferig in ei-
nem Hönig-süssen Gesang beschäfftiget. Da er nun bey Mitternacht
auffstehet/ sicht er über dem Ymben-Korb ein grosses Licht/ und hört/ daß
sich die Ymben im Singen üben. Worüber selbiger sich sehr verwundert/
und auß Göttlichem Antrieb dem Bischoff solches zu erzehlen/ gleichsamb
gezwungen wird: der Bischoff mit vielen andern kombt hinzu/ eröffnet den
Ymben-Korb/ und findet ein Geschier/ welches von Schnee-weissem
Wachs gar künstig gewircket ware; und in selbigem findet er die H. Hostien/
und das die Ymben herumb fliegen/ Chor-Weiß singen und Wacht halten.
Dieß Hochh. Sacrament nimbt der Bischoff und tragt selbiges mit
höchster Ehrbietsamkeit zur Kirchen/ allwo viele von unzahlbaren Kranck-
heiten genesen seyen. Dergleichen erzehlt auch Cäsarius von einem Weib/
so da Ymben hatte; weilen selbige nicht zunehmen wolten/ und sie sich die-
serthalben bey andern beklagte; wurde ihr gerathen/ sie solte das heilige
Nachtmahl zwischen selbige setzen; welchem Rath sie folgte/ und/ nachdem
sie die heilige Hosti/ so ihr der Priester in der Communion gereichet/ mit
sich nach Hauß genommen/ legte sie selbige in eine der Ymben-Körbe. Und
siehe/ O Wunder! die unvernünfftige Thierlein erkenneten ihren Herrn/
und machten selbigem ein überauß schönes Kirchlein oder Capellelein von
wunderlicher und kunstreicher Arbeit; in welchem sie einen Altar auff-

rich-

Die Ein und Viertzigſte Geiſtliche Lection
fuͤr ſie ihrem himmliſchen Braͤutigam auffopfferen. Hierdurch hat ſie ſich
ſo groſſes Anſehen und Wuͤrdigkeit bey der Goͤttlichen Majeſtaͤt erwor-
ben/ als ſie immer haͤtte wuͤnſchen und verlangen koͤnnen. Allhier iſt auch zu
L. 4. c. 12.mercken/ was der gottſeelige Thomas à Kempis ſagt: Du muſt dich
nicht allein vor der H. Communion dieſes Hochw. Sa-
craments zu der Andacht bereiten/ ſondern auch nach
Empfahung dieſes Sacraments mit allem Fleiß dar in
erhalten und üben. Vnd wird nicht weniger die Behut-
ſambkeit darnach/ als ein andaͤchtige Bereitung darvor
erfordert: dann die nachfolgende Behutſambkeit iſt einem
frommen andaͤchtigen hoch nützlich und zwar gut/ daß
es ein neue Vorbereitung iſt/ groͤſſere Gnad zu erlangen.

7. Zur andaͤchtigen Verehrung dieſes Hochh. Sacraments leiten uns
Hiſtoria.
L.
2.
mit ihrem Exempel die Ymben/ wie Thomas Cantipratanus erzehlet; daß
nemblich die Dieb einsmahls das Ciborium auß der Kirchen geſtohlen/ und
die H. Hoſtien unter einen Ymben-Korb geworffen haben. Nach einigen
Tagen vermerckt der Ymben-Herr/ daß ſelbige ſechsmahl im Tag zu ſichern
Stunden ihre gewoͤnliche Arbeit verlaſſen/ und ſeyen gantz eifferig in ei-
nem Hoͤnig-ſuͤſſen Geſang beſchaͤfftiget. Da er nun bey Mitternacht
auffſtehet/ ſicht er uͤber dem Ymben-Korb ein groſſes Licht/ und hoͤrt/ daß
ſich die Ymben im Singen uͤben. Woruͤber ſelbiger ſich ſehr verwundert/
und auß Goͤttlichem Antrieb dem Biſchoff ſolches zu erzehlen/ gleichſamb
gezwungen wird: der Biſchoff mit vielen andern kombt hinzu/ eroͤffnet den
Ymben-Korb/ und findet ein Geſchier/ welches von Schnee-weiſſem
Wachs gar kuͤnſtig gewircket ware; und in ſelbigem findet er die H. Hoſtien/
und das die Ymben herumb fliegen/ Chor-Weiß ſingen und Wacht halten.
Dieß Hochh. Sacrament nimbt der Biſchoff und tragt ſelbiges mit
hoͤchſter Ehrbietſamkeit zur Kirchen/ allwo viele von unzahlbaren Kranck-
heiten geneſen ſeyen. Dergleichen erzehlt auch Caͤſarius von einem Weib/
ſo da Ymben hatte; weilen ſelbige nicht zunehmen wolten/ und ſie ſich die-
ſerthalben bey andern beklagte; wurde ihr gerathen/ ſie ſolte das heilige
Nachtmahl zwiſchen ſelbige ſetzen; welchem Rath ſie folgte/ und/ nachdem
ſie die heilige Hoſti/ ſo ihr der Prieſter in der Communion gereichet/ mit
ſich nach Hauß genommen/ legte ſie ſelbige in eine der Ymben-Koͤrbe. Und
ſiehe/ O Wunder! die unvernuͤnfftige Thierlein erkenneten ihren Herrn/
und machten ſelbigem ein uͤberauß ſchoͤnes Kirchlein oder Capellelein von
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[530/0558] Die Ein und Viertzigſte Geiſtliche Lection fuͤr ſie ihrem himmliſchen Braͤutigam auffopfferen. Hierdurch hat ſie ſich ſo groſſes Anſehen und Wuͤrdigkeit bey der Goͤttlichen Majeſtaͤt erwor- ben/ als ſie immer haͤtte wuͤnſchen und verlangen koͤnnen. Allhier iſt auch zu mercken/ was der gottſeelige Thomas à Kempis ſagt: Du muſt dich nicht allein vor der H. Communion dieſes Hochw. Sa- craments zu der Andacht bereiten/ ſondern auch nach Empfahung dieſes Sacraments mit allem Fleiß dar in erhalten und üben. Vnd wird nicht weniger die Behut- ſambkeit darnach/ als ein andaͤchtige Bereitung darvor erfordert: dann die nachfolgende Behutſambkeit iſt einem frommen andaͤchtigen hoch nützlich und zwar gut/ daß es ein neue Vorbereitung iſt/ groͤſſere Gnad zu erlangen. L. 4. c. 12. 7. Zur andaͤchtigen Verehrung dieſes Hochh. Sacraments leiten uns mit ihrem Exempel die Ymben/ wie Thomas Cantipratanus erzehlet; daß nemblich die Dieb einsmahls das Ciborium auß der Kirchen geſtohlen/ und die H. Hoſtien unter einen Ymben-Korb geworffen haben. Nach einigen Tagen vermerckt der Ymben-Herr/ daß ſelbige ſechsmahl im Tag zu ſichern Stunden ihre gewoͤnliche Arbeit verlaſſen/ und ſeyen gantz eifferig in ei- nem Hoͤnig-ſuͤſſen Geſang beſchaͤfftiget. Da er nun bey Mitternacht auffſtehet/ ſicht er uͤber dem Ymben-Korb ein groſſes Licht/ und hoͤrt/ daß ſich die Ymben im Singen uͤben. Woruͤber ſelbiger ſich ſehr verwundert/ und auß Goͤttlichem Antrieb dem Biſchoff ſolches zu erzehlen/ gleichſamb gezwungen wird: der Biſchoff mit vielen andern kombt hinzu/ eroͤffnet den Ymben-Korb/ und findet ein Geſchier/ welches von Schnee-weiſſem Wachs gar kuͤnſtig gewircket ware; und in ſelbigem findet er die H. Hoſtien/ und das die Ymben herumb fliegen/ Chor-Weiß ſingen und Wacht halten. Dieß Hochh. Sacrament nimbt der Biſchoff und tragt ſelbiges mit hoͤchſter Ehrbietſamkeit zur Kirchen/ allwo viele von unzahlbaren Kranck- heiten geneſen ſeyen. Dergleichen erzehlt auch Caͤſarius von einem Weib/ ſo da Ymben hatte; weilen ſelbige nicht zunehmen wolten/ und ſie ſich die- ſerthalben bey andern beklagte; wurde ihr gerathen/ ſie ſolte das heilige Nachtmahl zwiſchen ſelbige ſetzen; welchem Rath ſie folgte/ und/ nachdem ſie die heilige Hoſti/ ſo ihr der Prieſter in der Communion gereichet/ mit ſich nach Hauß genommen/ legte ſie ſelbige in eine der Ymben-Koͤrbe. Und ſiehe/ O Wunder! die unvernuͤnfftige Thierlein erkenneten ihren Herrn/ und machten ſelbigem ein uͤberauß ſchoͤnes Kirchlein oder Capellelein von wunderlicher und kunſtreicher Arbeit; in welchem ſie einen Altar auff- rich- Hiſtoria. L. 2.

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/558>, abgerufen am 22.11.2024.