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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Die Sieben und Viertzigste Geistliche Lection
weiters nichts geredet/ biß üder ein gar geringe Zeit: da er dann mit
frölichem Angesicht und lachendem Mund gesagt: Nicht also; son-
dern gebenedeyet sey die Stund/ an welcher ich zum
heiligen Orden kommen bin/ und gebenedeyet sey die glor-
würdige Mutter CHristi MARJA/ die ich allzeit
geliebt hab.
Nach diesen Worten hat er abermahl geschwiegen/
und nachmalen bekennet/ daß ihm erschröckliche Teuffel erschienen seyen/
umb seine Seel mit sich hinweg zu führen; Dahero seye er für Schrö-
cken und Grausen genöthiget worden/ die Stund seines Tags zu ver-
fluchen. Und ich sage euch/ setzet er hinzu/ wann allhier ein von Ertz
und Schweffel vermischtes Feuer wäre/ so sich von diesem Orth biß
zum End der Welt erstreckte; und mir würd die Wahl gegeben/ oder
mitten durch solches Feuer zu gehen/ oder die Teuffel wiederumb in sel-
biger Gestalt anzusehen/ so wolte ich vielmehr erwählen/ durchs Feuer
zu gehen. Hierüber ist die Königin deß Himmels/ die Mutter der
Barmhertzigkeit mir zu Hülff kommen/ und hat die abscheuligste Geister
vertrieben: indem ich selbige gesehen/ hab ich ein Hertz gefasset/ und
hab für Freude gelachet; auch die Stund/ an der ich ein Münch bin wor-
den/ und meine Helfferin hab ich gepriesen. Auff diese Erzehlung ist er
alsbald seelig im HErrn entschlaffen.

6. Ach! gedächten wir doch offt daran/ was nemblich mit unser Seel
in der Stund deß Todts passiren werde; wie grausamblich die höllischt
Neid- Hund selbige werden anfallen und ängstigen/ und mit was vor be-
trieglichem Arglist sie mit ihr werden umbgehen: gedächten wir dieses/
und erwegetens offtmalen bey uns selbst/ wir würden gewißlich so leicht
nicht sündigen: zumalen nach Zeugnuß deß heiligen Augustini nichts ist/
daß den Menschen dergestalt von Sünden abhaltet/ als eben die öfftere
Gedächtnuß/ deß Todts: und stimmet selbigem auch der heilige Hierony-
mus hierin zu/ und sagt; Gedenck an deinen Todt/ so wirstu nicht sün-
digen. Wer alle Tag gedenckt/ daß er sterben müsse/ und alle Tag sterben
könne/ der achtet wenig das Zeitliche/ und eilet zu den ewigen
Dingen: und daß bekräfftiget der heilige Vatter Augustinus/ da er von sich
L. Confselbst also redet: Nichts zoge mich also auß dem tieffen Wirbel
der fleischlichen Wollüsten herauß/ als eben die Forcht
deß Todts/ und deß kunfftigen Gerichts.
Was ist aber wun-
der/ daß diese Warheit seye erkennet worden/ von den H. H. Kirchen-Lehrern;
darvon selbige auch einige Wissenschafft gehabt die heydnische Welt-Wei-

se?

Die Sieben und Viertzigſte Geiſtliche Lection
weiters nichts geredet/ biß uͤder ein gar geringe Zeit: da er dann mit
froͤlichem Angeſicht und lachendem Mund geſagt: Nicht alſo; ſon-
dern gebenedeyet ſey die Stund/ an welcher ich zum
heiligen Orden kommen bin/ und gebenedeyet ſey die glor-
würdige Mutter CHriſti MARJA/ die ich allzeit
geliebt hab.
Nach dieſen Worten hat er abermahl geſchwiegen/
und nachmalen bekennet/ daß ihm erſchroͤckliche Teuffel erſchienen ſeyen/
umb ſeine Seel mit ſich hinweg zu fuͤhren; Dahero ſeye er fuͤr Schroͤ-
cken und Grauſen genoͤthiget worden/ die Stund ſeines Tags zu ver-
fluchen. Und ich ſage euch/ ſetzet er hinzu/ wann allhier ein von Ertz
und Schweffel vermiſchtes Feuer waͤre/ ſo ſich von dieſem Orth biß
zum End der Welt erſtreckte; und mir wuͤrd die Wahl gegeben/ oder
mitten durch ſolches Feuer zu gehen/ oder die Teuffel wiederumb in ſel-
biger Geſtalt anzuſehen/ ſo wolte ich vielmehr erwaͤhlen/ durchs Feuer
zu gehen. Hieruͤber iſt die Koͤnigin deß Himmels/ die Mutter der
Barmhertzigkeit mir zu Huͤlff kommen/ und hat die abſcheuligſte Geiſter
vertrieben: indem ich ſelbige geſehen/ hab ich ein Hertz gefaſſet/ und
hab fuͤr Freude gelachet; auch die Stund/ an der ich ein Muͤnch bin wor-
den/ und meine Helfferin hab ich geprieſen. Auff dieſe Erzehlung iſt er
alsbald ſeelig im HErrn entſchlaffen.

6. Ach! gedaͤchten wir doch offt daran/ was nemblich mit unſer Seel
in der Stund deß Todts paſſiren werde; wie grauſamblich die hoͤlliſcht
Neid- Hund ſelbige werden anfallen und aͤngſtigen/ und mit was vor be-
trieglichem Argliſt ſie mit ihr werden umbgehen: gedaͤchten wir dieſes/
und erwegetens offtmalen bey uns ſelbſt/ wir wuͤrden gewißlich ſo leicht
nicht ſuͤndigen: zumalen nach Zeugnuß deß heiligen Auguſtini nichts iſt/
daß den Menſchen dergeſtalt von Suͤnden abhaltet/ als eben die oͤfftere
Gedaͤchtnuß/ deß Todts: und ſtimmet ſelbigem auch der heilige Hierony-
mus hierin zu/ und ſagt; Gedenck an deinen Todt/ ſo wirſtu nicht ſuͤn-
digen. Wer alle Tag gedenckt/ daß er ſterben muͤſſe/ und alle Tag ſterben
koͤnne/ der achtet wenig das Zeitliche/ und eilet zu den ewigen
Dingen: und daß bekraͤfftiget der heilige Vatter Auguſtinus/ da er von ſich
L. Confſelbſt alſo redet: Nichts zoge mich alſo auß dem tieffen Wirbel
der fleiſchlichen Wollüſten herauß/ als eben die Forcht
deß Todts/ und deß kůnfftigen Gerichts.
Was iſt aber wun-
der/ daß dieſe Warheit ſeye erkennet worden/ von den H. H. Kirchen-Lehrern;
darvon ſelbige auch einige Wiſſenſchafft gehabt die heydniſche Welt-Wei-

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[586/0614] Die Sieben und Viertzigſte Geiſtliche Lection weiters nichts geredet/ biß uͤder ein gar geringe Zeit: da er dann mit froͤlichem Angeſicht und lachendem Mund geſagt: Nicht alſo; ſon- dern gebenedeyet ſey die Stund/ an welcher ich zum heiligen Orden kommen bin/ und gebenedeyet ſey die glor- würdige Mutter CHriſti MARJA/ die ich allzeit geliebt hab. Nach dieſen Worten hat er abermahl geſchwiegen/ und nachmalen bekennet/ daß ihm erſchroͤckliche Teuffel erſchienen ſeyen/ umb ſeine Seel mit ſich hinweg zu fuͤhren; Dahero ſeye er fuͤr Schroͤ- cken und Grauſen genoͤthiget worden/ die Stund ſeines Tags zu ver- fluchen. Und ich ſage euch/ ſetzet er hinzu/ wann allhier ein von Ertz und Schweffel vermiſchtes Feuer waͤre/ ſo ſich von dieſem Orth biß zum End der Welt erſtreckte; und mir wuͤrd die Wahl gegeben/ oder mitten durch ſolches Feuer zu gehen/ oder die Teuffel wiederumb in ſel- biger Geſtalt anzuſehen/ ſo wolte ich vielmehr erwaͤhlen/ durchs Feuer zu gehen. Hieruͤber iſt die Koͤnigin deß Himmels/ die Mutter der Barmhertzigkeit mir zu Huͤlff kommen/ und hat die abſcheuligſte Geiſter vertrieben: indem ich ſelbige geſehen/ hab ich ein Hertz gefaſſet/ und hab fuͤr Freude gelachet; auch die Stund/ an der ich ein Muͤnch bin wor- den/ und meine Helfferin hab ich geprieſen. Auff dieſe Erzehlung iſt er alsbald ſeelig im HErrn entſchlaffen. 6. Ach! gedaͤchten wir doch offt daran/ was nemblich mit unſer Seel in der Stund deß Todts paſſiren werde; wie grauſamblich die hoͤlliſcht Neid- Hund ſelbige werden anfallen und aͤngſtigen/ und mit was vor be- trieglichem Argliſt ſie mit ihr werden umbgehen: gedaͤchten wir dieſes/ und erwegetens offtmalen bey uns ſelbſt/ wir wuͤrden gewißlich ſo leicht nicht ſuͤndigen: zumalen nach Zeugnuß deß heiligen Auguſtini nichts iſt/ daß den Menſchen dergeſtalt von Suͤnden abhaltet/ als eben die oͤfftere Gedaͤchtnuß/ deß Todts: und ſtimmet ſelbigem auch der heilige Hierony- mus hierin zu/ und ſagt; Gedenck an deinen Todt/ ſo wirſtu nicht ſuͤn- digen. Wer alle Tag gedenckt/ daß er ſterben muͤſſe/ und alle Tag ſterben koͤnne/ der achtet wenig das Zeitliche/ und eilet zu den ewigen Dingen: und daß bekraͤfftiget der heilige Vatter Auguſtinus/ da er von ſich ſelbſt alſo redet: Nichts zoge mich alſo auß dem tieffen Wirbel der fleiſchlichen Wollüſten herauß/ als eben die Forcht deß Todts/ und deß kůnfftigen Gerichts. Was iſt aber wun- der/ daß dieſe Warheit ſeye erkennet worden/ von den H. H. Kirchen-Lehrern; darvon ſelbige auch einige Wiſſenſchafft gehabt die heydniſche Welt-Wei- ſe? L. Conf

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 586. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/614>, abgerufen am 22.11.2024.