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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von den Peynen deß Feg-Feurs.
Streich bekommen: diese Züchtigung ist mir so schwehr gefallen/ daß ich
vermeine/ alle Tormenten der gantzen Welt können mit selbiger nicht ver-
glichen werden. Dieß laß dir gesagt seyn/ du nachlässiger Geistliche/
der du nicht allein dergleichen Diseiplinen/ sondern auch andere diene
Regulen und Satzungen zu halten vernachlässigest.

5. Auff daß du aber mit den Peinen deß Feg-Feuers zu deinem grossen
Schaden/ den Spott nicht treiben mögest als hab ich dir annoch verzeich-
nen wollen/ was folget. Jn Engelland ist ein Geistlicher vom heili-Dion.
Cart. de
4 Noviss.
art.
47.

gen Donnerstag biß zum Abend deß Sambstags vor Ostern im Geist
verzuckt gewesen: und da er wiederumb zu sich kommen ist/ hat er wun-
derselsame und erschröckliche Ding erzehlet/ so er gesehen hat. Unter an-
dern redet er also: Mein Führer der heilige Nicolaus und ich giengen
durch einen ebenen Weeg/ biß wir in eine grosse und weite Landschafft ka-
men/ welche über alle Massen erschröcklich anzusehen ware: daselbst
funden wir eine unzahlbare Menge Volcks/ so da mit unglaublichen
Grausamkeiten allerhand erdencklichen Peinen gezüchtiget wurde: Die-
se hatten Hoffnung/ daß sie von diesen Schmertzen dermal eins würden
befreyet werden/ dann sie waren keine Verdambte: Sie seufftzeten/
weinete und heuleten alle jämmerlich. Jch hab unter selbigen unzahlba-
re Art der Plagen gesehen. Einige wurden in einer Brat- Pfannen
gebraten; andere im Feuer selbsten gebrennet: Einige wurden mit
Klauen dergestalt zerrissen/ daß die Gelencke der Gelieder voneinander
giengen. Andere wurden in Pech und Schweffel-fliessenden Bädern/
so auch mit zerlassenem Ertz/ Bley und anderm Metall erfüllet waren/
sambt einem grausamen Gestanck/ gestraffet. Einige wiederumb wur-
den durch die gifftige Zähn der abscheuligsten und seltzsambsten Thieren
zernaget: und andere mit andern unbegreifflichen und entsetzlichen Arten
der Peinigungen armsecliglich hergenommen. GOTT sey mein
Zeug/ daß/ wann ich sehen solte/ daß ein Mensch/ der mir und den Meini-
gen alle Schmach und Schaden/ so einer auff dieser Welt außstehen
könnte/ ja den Todt selbsten hätte zugefügt/ zu diesem grausamen Ellend
solte verurtheilt werden/ daß ich tausendmahl/ sag ich/ für denselben ster-
ben wolte/ damit er sothanen Straffen entgehen mögte: also thuen sel-
bige alle Maaß und Manier der Aengsten/ Schmertzen/ Bitterkeit und
und Armseeligkeiten überschreiten.

6. Nach

Von den Peynen deß Feg-Feurs.
Streich bekommen: dieſe Zuͤchtigung iſt mir ſo ſchwehr gefallen/ daß ich
vermeine/ alle Tormenten der gantzen Welt koͤnnen mit ſelbiger nicht ver-
glichen werden. Dieß laß dir geſagt ſeyn/ du nachlaͤſſiger Geiſtliche/
der du nicht allein dergleichen Diſeiplinen/ ſondern auch andere diene
Regulen und Satzungen zu halten vernachlaͤſſigeſt.

5. Auff daß du aber mit den Peinen deß Feg-Feuers zu deinem groſſen
Schaden/ den Spott nicht treiben moͤgeſt als hab ich dir annoch verzeich-
nen wollen/ was folget. Jn Engelland iſt ein Geiſtlicher vom heili-Dion.
Cart. de
4 Noviſſ.
art.
47.

gen Donnerſtag biß zum Abend deß Sambſtags vor Oſtern im Geiſt
verzuckt geweſen: und da er wiederumb zu ſich kommen iſt/ hat er wun-
derſelſame und erſchroͤckliche Ding erzehlet/ ſo er geſehen hat. Unter an-
dern redet er alſo: Mein Fuͤhrer der heilige Nicolaus und ich giengen
durch einen ebenen Weeg/ biß wir in eine groſſe und weite Landſchafft ka-
men/ welche uͤber alle Maſſen erſchroͤcklich anzuſehen ware: daſelbſt
funden wir eine unzahlbare Menge Volcks/ ſo da mit unglaublichen
Grauſamkeiten allerhand erdencklichen Peinen gezuͤchtiget wurde: Die-
ſe hatten Hoffnung/ daß ſie von dieſen Schmertzen dermal eins wuͤrden
befreyet werden/ dann ſie waren keine Verdambte: Sie ſeufftzeten/
weinete und heuleten alle jaͤmmerlich. Jch hab unter ſelbigen unzahlba-
re Art der Plagen geſehen. Einige wurden in einer Brat- Pfannen
gebraten; andere im Feuer ſelbſten gebrennet: Einige wurden mit
Klauen dergeſtalt zerriſſen/ daß die Gelencke der Gelieder voneinander
giengen. Andere wurden in Pech und Schweffel-flieſſenden Baͤdern/
ſo auch mit zerlaſſenem Ertz/ Bley und anderm Metall erfuͤllet waren/
ſambt einem grauſamen Geſtanck/ geſtraffet. Einige wiederumb wur-
den durch die gifftige Zaͤhn der abſcheuligſten und ſeltzſambſten Thieren
zernaget: und andere mit andern unbegreifflichen und entſetzlichen Arten
der Peinigungen armſecliglich hergenommen. GOTT ſey mein
Zeug/ daß/ wann ich ſehen ſolte/ daß ein Menſch/ der mir und den Meini-
gen alle Schmach und Schaden/ ſo einer auff dieſer Welt außſtehen
koͤnnte/ ja den Todt ſelbſten haͤtte zugefuͤgt/ zu dieſem grauſamen Ellend
ſolte verurtheilt werden/ daß ich tauſendmahl/ ſag ich/ fuͤr denſelben ſter-
ben wolte/ damit er ſothanen Straffen entgehen moͤgte: alſo thuen ſel-
bige alle Maaß und Manier der Aengſten/ Schmertzen/ Bitterkeit und
und Armſeeligkeiten uͤberſchreiten.

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[631/0659] Von den Peynen deß Feg-Feurs. Streich bekommen: dieſe Zuͤchtigung iſt mir ſo ſchwehr gefallen/ daß ich vermeine/ alle Tormenten der gantzen Welt koͤnnen mit ſelbiger nicht ver- glichen werden. Dieß laß dir geſagt ſeyn/ du nachlaͤſſiger Geiſtliche/ der du nicht allein dergleichen Diſeiplinen/ ſondern auch andere diene Regulen und Satzungen zu halten vernachlaͤſſigeſt. 5. Auff daß du aber mit den Peinen deß Feg-Feuers zu deinem groſſen Schaden/ den Spott nicht treiben moͤgeſt als hab ich dir annoch verzeich- nen wollen/ was folget. Jn Engelland iſt ein Geiſtlicher vom heili- gen Donnerſtag biß zum Abend deß Sambſtags vor Oſtern im Geiſt verzuckt geweſen: und da er wiederumb zu ſich kommen iſt/ hat er wun- derſelſame und erſchroͤckliche Ding erzehlet/ ſo er geſehen hat. Unter an- dern redet er alſo: Mein Fuͤhrer der heilige Nicolaus und ich giengen durch einen ebenen Weeg/ biß wir in eine groſſe und weite Landſchafft ka- men/ welche uͤber alle Maſſen erſchroͤcklich anzuſehen ware: daſelbſt funden wir eine unzahlbare Menge Volcks/ ſo da mit unglaublichen Grauſamkeiten allerhand erdencklichen Peinen gezuͤchtiget wurde: Die- ſe hatten Hoffnung/ daß ſie von dieſen Schmertzen dermal eins wuͤrden befreyet werden/ dann ſie waren keine Verdambte: Sie ſeufftzeten/ weinete und heuleten alle jaͤmmerlich. Jch hab unter ſelbigen unzahlba- re Art der Plagen geſehen. Einige wurden in einer Brat- Pfannen gebraten; andere im Feuer ſelbſten gebrennet: Einige wurden mit Klauen dergeſtalt zerriſſen/ daß die Gelencke der Gelieder voneinander giengen. Andere wurden in Pech und Schweffel-flieſſenden Baͤdern/ ſo auch mit zerlaſſenem Ertz/ Bley und anderm Metall erfuͤllet waren/ ſambt einem grauſamen Geſtanck/ geſtraffet. Einige wiederumb wur- den durch die gifftige Zaͤhn der abſcheuligſten und ſeltzſambſten Thieren zernaget: und andere mit andern unbegreifflichen und entſetzlichen Arten der Peinigungen armſecliglich hergenommen. GOTT ſey mein Zeug/ daß/ wann ich ſehen ſolte/ daß ein Menſch/ der mir und den Meini- gen alle Schmach und Schaden/ ſo einer auff dieſer Welt außſtehen koͤnnte/ ja den Todt ſelbſten haͤtte zugefuͤgt/ zu dieſem grauſamen Ellend ſolte verurtheilt werden/ daß ich tauſendmahl/ ſag ich/ fuͤr denſelben ſter- ben wolte/ damit er ſothanen Straffen entgehen moͤgte: alſo thuen ſel- bige alle Maaß und Manier der Aengſten/ Schmertzen/ Bitterkeit und und Armſeeligkeiten uͤberſchreiten. Dion. Cart. de 4 Noviſſ. art. 47. 6. Nach

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 631. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/659>, abgerufen am 22.11.2024.