Santa Clara, Abraham a: Mercks Wienn/ Das ist : Deß wütenden Todts Ein umständige Beschreibung. Wien, 1680.Mercks Wienn. hebe zu allererst die Stein auf/ und werffe auf sie; welchesdann die tumpere Gesellen nicht verstunden/ oder nicht verste- ben wolten/ deßwegen der HERR zum andertenmal auf die Erd geschrieben/ und solche wunderliche Charactern und Schrifft aufgesetzt/ aus dero ein jeder alle sein lebenlang be- gangene Sünde und saubere Stückel als aus einem lebendigen Beichtspiegel könte ersehen/ welches ihnen also in die Nasen gerochen/ und solchen Purpur in den Wangen gewürckt/ daß ei- ner nach dem andern Schamrot/ ohne weitere Verweilung/ zum Tempel hinaus geschlichen. Vielen thut es nicht unfüglich frembd geduncken/ war- Jenem E 2
Mercks Wienn. hebe zu allererſt die Stein auf/ und werffe auf ſie; welchesdann die tumpere Geſellen nicht verſtunden/ oder nicht verſte- ben wolten/ deßwegen der HERR zum andertenmal auf die Erd geſchrieben/ und ſolche wunderliche Charactern und Schrifft aufgeſetzt/ aus dero ein jeder alle ſein lebenlang be- gangene Suͤnde und ſaubere Stuͤckel als aus einem lebendigen Beichtſpiegel koͤnte erſehen/ welches ihnen alſo in die Naſen gerochen/ und ſolchen Purpur in den Wangen gewuͤrckt/ daß ei- ner nach dem andern Schamrot/ ohne weitere Verweilung/ zum Tempel hinaus geſchlichen. Vielen thut es nicht unfuͤglich frembd geduncken/ war- Jenem E 2
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Mercks Wienn.
hebe zu allererſt die Stein auf/ und werffe auf ſie; welches
dann die tumpere Geſellen nicht verſtunden/ oder nicht verſte-
ben wolten/ deßwegen der HERR zum andertenmal auf
die Erd geſchrieben/ und ſolche wunderliche Charactern und
Schrifft aufgeſetzt/ aus dero ein jeder alle ſein lebenlang be-
gangene Suͤnde und ſaubere Stuͤckel als aus einem lebendigen
Beichtſpiegel koͤnte erſehen/ welches ihnen alſo in die Naſen
gerochen/ und ſolchen Purpur in den Wangen gewuͤrckt/ daß ei-
ner nach dem andern Schamrot/ ohne weitere Verweilung/ zum
Tempel hinaus geſchlichen.
Vielen thut es nicht unfuͤglich frembd geduncken/ war-
um CHRJSTUS der HERR allhier nicht genaue
Juſtitz wegen deß veruͤbten Ehebruchs in Obacht genommen/
und ſolche wol-doctrirte Leut zu Vollziehung der gebuͤhren-
den Straff ermahnt/ auch etwan ſie wegen eyffriger Od-
ſicht ihrer Satzung gelobt? hat ſich wol loben! Ertz-
Schalck/ Ertz-Boͤswicht/ Ertz-ꝛc. ſeynd ſie geweſt/ indem
ſie ein Weib vorgeſtellet/ welche ſie im Ehebruch ertapt/ wie
es dann der Wahrheit gemeß iſt/ wo haben ſie dann den
Ehebrecher gelaſſen/ wo? wann ſie ertapt worden/ folgt
nothwendiger Weis/ daß er auch muß ſeyn in die Haͤnd
gerathen/ wann deme alſo/ wie geſchicht/ daß nur das
Weib zum Gericht zogen worden/ und er nicht? Hoͤre die
rechtmaͤſſige Urſach/ das Weib ware ein arme Haut/ ein
duͤrfftige Lappin/ hatte nichts zu ſpendiren/ er aber ware ein
reicher Vogel/ hat ſich wiſſen mit guldener Erkantnus ein-
zuſtellen/ dahero ſolcher Geſtalten ſich aller fernerer Un-
gelegenheit ausgeſchrauſſt mit dem verruchten Mammon
oder Geld: Alſo vermag das Geld alles/ das Geld macht
aus den Richtern richtige Geſellen/ das Geld macht aus
Treu/ treuloſe Leut/ das Geld macht aus Feinden Freund/
aus Freunden Feind/ das Geld kan alles/ wer guldene
Fluͤgel hat/ der fliegt zum hoͤchſten/ wer einen guldenen
Schluͤſſel hat/ ſperret alles auf/ auch die Hertzen der
Menſchen/ wer mit guldenen Kugeln ſchieſt/ erobert auch
die ſtaͤrckeſte Veſtung/ wer mit guldenen Angel fiſcht/ der
faͤngt alles was er will/ wer ein guldenen Præceptor hat/
der wird der Gelehrteſte/ Pecuniæ obediunt omnia, O
allmaͤchtiges Gold/ dir geſchicht die groͤſte Ehr.
Jenem
E 2
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