Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.(I. Th.) Anatom. Medic. Betr. etc. und Dummheit den Kopf einnehmen? Wie wird das fun-ckelnde Augenlicht verfinstert: der Verstand ersticket, das Ge- dächtniß geschwächet, und das gantze mit der Lustseuche durch und durch angesteckte Leibesgemische verändert. Die Laster haben eine ungemeine fruchtbare Eigenschaft an sich. Sie nehmen immer stärcker zu. Sie greiffen immer weiter um sich. Wenn ein Mannsalter Ketzerey heget, so heget das andere Gotteslästerung. Wenn eins Rottirung heget, so heget das andere Verrätherey. Wenn eins närrisch ist, so wird das andere folgends gar unsinnig. Also auch in dem vor uns habenden Fall. Wenn ein Geschlecht unmäßig ist, so ist das nächste noch unordentlicher. Wenn eins in erlaubten Dingen Uebermaß begehet, so setzet das nächste dergleichen Uebermaß in unerlaubten Dingen fort, oder machet diese erlaubten Dinge durch solche Uebermaß zu Lastern. Wenn die Leute in einem Jahrhundert Bestien sind, so sind sie in dem andern gar Teufel. Heute eheliche Hurerey, Mor- gen ungebundene Hurerey. Wie das Laster leitet, so fol- gen die Narren. Und wo kann sich dieses anders enden, als im Verderben und Untergang? Gleiche Bewandtniß hat es auch mit der Ansteckung des Geblüts. Die traurigen Wirckungen zeigen sich sowol daselbst, als in andern Thei- len des Leibes. Uebermäßige Liebeswercke schwächen die Kräfte, zerstören die Natur, verderben die Schönheit, und pflegen das Gehirn mit trüben Nebeln der Dummheit zu überziehen. Heute erreichen sie den Leib, morgen die Seele, und in der folgenden Zeit das Geschlecht. Die erlaubten Dinge der jetzigen Zeit werden die künftigen Zei- ten unerlaubt machen. Jhre Väter haben Blut fortge- flantzt, und sie pflantzen Gift fort. Unsere Eltern Gesund- heit, und wir Kranckheiten. Unsere Kinder werden in Pallästen geboren, und müssen vielleicht in Spitälern ster- ben. Unkeuschheit ist eine Mutter vieler Kranckheiten; Feuer im Geblüt verursacht Frost im Gehirn. Und es mögen die Ergötzlichkeiten erlaubt oder unerlaubt seyn, so ist dieses die Wirckung der Thorheit, daß sie ein Ge- schlecht der Narren hinter sich lässet. Ende des Ersten Theils. Anderer
(I. Th.) Anatom. Medic. Betr. ꝛc. und Dummheit den Kopf einnehmen? Wie wird das fun-ckelnde Augenlicht verfinſtert: der Verſtand erſticket, das Ge- daͤchtniß geſchwaͤchet, und das gantze mit der Luſtſeuche durch und durch angeſteckte Leibesgemiſche veraͤndert. Die Laſter haben eine ungemeine fruchtbare Eigenſchaft an ſich. Sie nehmen immer ſtaͤrcker zu. Sie greiffen immer weiter um ſich. Wenn ein Mannsalter Ketzerey heget, ſo heget das andere Gotteslaͤſterung. Wenn eins Rottirung heget, ſo heget das andere Verraͤtherey. Wenn eins naͤrriſch iſt, ſo wird das andere folgends gar unſinnig. Alſo auch in dem vor uns habenden Fall. Wenn ein Geſchlecht unmaͤßig iſt, ſo iſt das naͤchſte noch unordentlicher. Wenn eins in erlaubten Dingen Uebermaß begehet, ſo ſetzet das naͤchſte dergleichen Uebermaß in unerlaubten Dingen fort, oder machet dieſe erlaubten Dinge durch ſolche Uebermaß zu Laſtern. Wenn die Leute in einem Jahrhundert Beſtien ſind, ſo ſind ſie in dem andern gar Teufel. Heute eheliche Hurerey, Mor- gen ungebundene Hurerey. Wie das Laſter leitet, ſo fol- gen die Narren. Und wo kann ſich dieſes anders enden, als im Verderben und Untergang? Gleiche Bewandtniß hat es auch mit der Anſteckung des Gebluͤts. Die traurigen Wirckungen zeigen ſich ſowol daſelbſt, als in andern Thei- len des Leibes. Uebermaͤßige Liebeswercke ſchwaͤchen die Kraͤfte, zerſtoͤren die Natur, verderben die Schoͤnheit, und pflegen das Gehirn mit truͤben Nebeln der Dummheit zu uͤberziehen. Heute erreichen ſie den Leib, morgen die Seele, und in der folgenden Zeit das Geſchlecht. Die erlaubten Dinge der jetzigen Zeit werden die kuͤnftigen Zei- ten unerlaubt machen. Jhre Vaͤter haben Blut fortge- flantzt, und ſie pflantzen Gift fort. Unſere Eltern Geſund- heit, und wir Kranckheiten. Unſere Kinder werden in Pallaͤſten geboren, und muͤſſen vielleicht in Spitaͤlern ſter- ben. Unkeuſchheit iſt eine Mutter vieler Kranckheiten; Feuer im Gebluͤt verurſacht Froſt im Gehirn. Und es moͤgen die Ergoͤtzlichkeiten erlaubt oder unerlaubt ſeyn, ſo iſt dieſes die Wirckung der Thorheit, daß ſie ein Ge- ſchlecht der Narren hinter ſich laͤſſet. Ende des Erſten Theils. Anderer
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(I. Th.) Anatom. Medic. Betr. ꝛc.
und Dummheit den Kopf einnehmen? Wie wird das fun-
ckelnde Augenlicht verfinſtert: der Verſtand erſticket, das Ge-
daͤchtniß geſchwaͤchet, und das gantze mit der Luſtſeuche
durch und durch angeſteckte Leibesgemiſche veraͤndert. Die
Laſter haben eine ungemeine fruchtbare Eigenſchaft an ſich.
Sie nehmen immer ſtaͤrcker zu. Sie greiffen immer weiter
um ſich. Wenn ein Mannsalter Ketzerey heget, ſo heget das
andere Gotteslaͤſterung. Wenn eins Rottirung heget, ſo heget
das andere Verraͤtherey. Wenn eins naͤrriſch iſt, ſo wird das
andere folgends gar unſinnig. Alſo auch in dem vor uns
habenden Fall. Wenn ein Geſchlecht unmaͤßig iſt, ſo iſt
das naͤchſte noch unordentlicher. Wenn eins in erlaubten
Dingen Uebermaß begehet, ſo ſetzet das naͤchſte dergleichen
Uebermaß in unerlaubten Dingen fort, oder machet dieſe
erlaubten Dinge durch ſolche Uebermaß zu Laſtern. Wenn
die Leute in einem Jahrhundert Beſtien ſind, ſo ſind ſie
in dem andern gar Teufel. Heute eheliche Hurerey, Mor-
gen ungebundene Hurerey. Wie das Laſter leitet, ſo fol-
gen die Narren. Und wo kann ſich dieſes anders enden, als im
Verderben und Untergang? Gleiche Bewandtniß hat es
auch mit der Anſteckung des Gebluͤts. Die traurigen
Wirckungen zeigen ſich ſowol daſelbſt, als in andern Thei-
len des Leibes. Uebermaͤßige Liebeswercke ſchwaͤchen die
Kraͤfte, zerſtoͤren die Natur, verderben die Schoͤnheit, und
pflegen das Gehirn mit truͤben Nebeln der Dummheit zu
uͤberziehen. Heute erreichen ſie den Leib, morgen die
Seele, und in der folgenden Zeit das Geſchlecht. Die
erlaubten Dinge der jetzigen Zeit werden die kuͤnftigen Zei-
ten unerlaubt machen. Jhre Vaͤter haben Blut fortge-
flantzt, und ſie pflantzen Gift fort. Unſere Eltern Geſund-
heit, und wir Kranckheiten. Unſere Kinder werden in
Pallaͤſten geboren, und muͤſſen vielleicht in Spitaͤlern ſter-
ben. Unkeuſchheit iſt eine Mutter vieler Kranckheiten;
Feuer im Gebluͤt verurſacht Froſt im Gehirn. Und es
moͤgen die Ergoͤtzlichkeiten erlaubt oder unerlaubt ſeyn, ſo
iſt dieſes die Wirckung der Thorheit, daß ſie ein Ge-
ſchlecht der Narren hinter ſich laͤſſet.
Ende des Erſten Theils.
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