Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.der Unreinigkeit. von zu machen in seinem betrüglichen Sinn. Weraber den Sauerteig der Fleischeslust rein ausfeget, und vom Schweintrog der unflätigen Unkeuschheit weg- laufet: der wird von GOtt gar seliglich bewirthet; der isset vom Osterlamm und vomverborgenen Man- na; der trincket mit CHristo vom neuen Gewächs des Weinsiocks, von der neuen Auferstehungsfreu- de in des Vaters Reich, und sättiget sich von dem süs- sen Gnadenbrod aus dem Ort der freudenreichen Herr- lichkeit. Wer aber im Gegentheil wancket, und die Teufeley der Unreinigkeit durchaus nicht lassen will: der hat keinen bereiteten Sinn noch Gaumen, so rei- ne Süßigkeiten und Ergötzlichkeiten zu kosten; und wenn er schon ein wenig Appetit darnach haben möch- te, so ist er doch allzuweit davon entfernet. Zudem ist der Gaumen seiner Seelen nicht geschickt, so reine, heilige, göttliche Früchte des Paradieses in der Rei- nigkeit des gesalbten GOttes zu kosten, und die Früchte sind auch noch nicht reif für ihn. Die unsau- bere Seele muß oft traurend und weinend mit den Schweinen des Satans wieder über den Kübel, den sie anfangs so lustig und willig der süssen Gegenwart CHristi, und der Mittheilung des heiligen Geistes vorgezogen hat. Nun wird sie wieder ihren Willen, wenn sie es gleich gerne besser haben wolte, aus gerechtem Gericht dvrthin verstossen: damit sie recht genug be- komme. Und weil das unordentliche Babel der Un- reinigkeit ihr ehmals besser gefallen, als das Zion der Erlustigung in GOtt; so muß sie nunmehro lang ge- nug daselbst als eine Verstossene gefangen sitzen, ihre Harpffen an die Weiden aufhengen und bitterlich wei- nen. Nun frage ich dich: Jst das nicht Schade über Schade, so grosser und wichtiger geistlicher Vorrech- te des Gnadenreichs verlustig, und in den unflä- tigen Morast der Fleischeslust bannisiret seyn, bis es einem gäntzlich verleidet ist, von des Fürsten der Fin- sterniß seinem Geköke ferner zu naschen, und sich noch tieffer in des Wüterichs Gewalt verstricken zu lassen? §. 29.
der Unreinigkeit. von zu machen in ſeinem betruͤglichen Sinn. Weraber den Sauerteig der Fleiſchesluſt rein ausfeget, und vom Schweintrog der unflaͤtigen Unkeuſchheit weg- laufet: der wird von GOtt gar ſeliglich bewirthet; der iſſet vom Oſterlamm und vomverborgenen Man- na; der trincket mit CHriſto vom neuen Gewaͤchs des Weinſiocks, von der neuen Auferſtehungsfreu- de in des Vaters Reich, und ſaͤttiget ſich von dem ſuͤſ- ſen Gnadenbrod aus dem Ort der freudenreichen Herr- lichkeit. Wer aber im Gegentheil wancket, und die Teufeley der Unreinigkeit durchaus nicht laſſen will: der hat keinen bereiteten Sinn noch Gaumen, ſo rei- ne Suͤßigkeiten und Ergoͤtzlichkeiten zu koſten; und wenn er ſchon ein wenig Appetit darnach haben moͤch- te, ſo iſt er doch allzuweit davon entfernet. Zudem iſt der Gaumen ſeiner Seelen nicht geſchickt, ſo reine, heilige, goͤttliche Fruͤchte des Paradieſes in der Rei- nigkeit des geſalbten GOttes zu koſten, und die Fruͤchte ſind auch noch nicht reif fuͤr ihn. Die unſau- bere Seele muß oft traurend und weinend mit den Schweinen des Satans wieder uͤber den Kuͤbel, den ſie anfangs ſo luſtig und willig der ſuͤſſen Gegenwart CHriſti, und der Mittheilung des heiligen Geiſtes vorgezogen hat. Nun wird ſie wieder ihren Willen, wenn ſie es gleich gerne beſſer haben wolte, aus gerechtem Gericht dvrthin verſtoſſen: damit ſie recht genug be- komme. Und weil das unordentliche Babel der Un- reinigkeit ihr ehmals beſſer gefallen, als das Zion der Erluſtigung in GOtt; ſo muß ſie nunmehro lang ge- nug daſelbſt als eine Verſtoſſene gefangen ſitzen, ihre Harpffen an die Weiden aufhengen und bitterlich wei- nen. Nun frage ich dich: Jſt das nicht Schade uͤber Schade, ſo groſſer und wichtiger geiſtlicher Vorrech- te des Gnadenreichs verluſtig, und in den unflaͤ- tigen Moraſt der Fleiſchesluſt banniſiret ſeyn, bis es einem gaͤntzlich verleidet iſt, von des Fuͤrſten der Fin- ſterniß ſeinem Gekoͤke ferner zu naſchen, und ſich noch tieffer in des Wuͤterichs Gewalt verſtricken zu laſſen? §. 29.
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der Unreinigkeit.
von zu machen in ſeinem betruͤglichen Sinn. Wer
aber den Sauerteig der Fleiſchesluſt rein ausfeget,
und vom Schweintrog der unflaͤtigen Unkeuſchheit weg-
laufet: der wird von GOtt gar ſeliglich bewirthet;
der iſſet vom Oſterlamm und vomverborgenen Man-
na; der trincket mit CHriſto vom neuen Gewaͤchs
des Weinſiocks, von der neuen Auferſtehungsfreu-
de in des Vaters Reich, und ſaͤttiget ſich von dem ſuͤſ-
ſen Gnadenbrod aus dem Ort der freudenreichen Herr-
lichkeit. Wer aber im Gegentheil wancket, und die
Teufeley der Unreinigkeit durchaus nicht laſſen will:
der hat keinen bereiteten Sinn noch Gaumen, ſo rei-
ne Suͤßigkeiten und Ergoͤtzlichkeiten zu koſten; und
wenn er ſchon ein wenig Appetit darnach haben moͤch-
te, ſo iſt er doch allzuweit davon entfernet. Zudem
iſt der Gaumen ſeiner Seelen nicht geſchickt, ſo reine,
heilige, goͤttliche Fruͤchte des Paradieſes in der Rei-
nigkeit des geſalbten GOttes zu koſten, und die
Fruͤchte ſind auch noch nicht reif fuͤr ihn. Die unſau-
bere Seele muß oft traurend und weinend mit den
Schweinen des Satans wieder uͤber den Kuͤbel, den
ſie anfangs ſo luſtig und willig der ſuͤſſen Gegenwart
CHriſti, und der Mittheilung des heiligen Geiſtes
vorgezogen hat. Nun wird ſie wieder ihren Willen,
wenn ſie es gleich gerne beſſer haben wolte, aus gerechtem
Gericht dvrthin verſtoſſen: damit ſie recht genug be-
komme. Und weil das unordentliche Babel der Un-
reinigkeit ihr ehmals beſſer gefallen, als das Zion der
Erluſtigung in GOtt; ſo muß ſie nunmehro lang ge-
nug daſelbſt als eine Verſtoſſene gefangen ſitzen, ihre
Harpffen an die Weiden aufhengen und bitterlich wei-
nen. Nun frage ich dich: Jſt das nicht Schade uͤber
Schade, ſo groſſer und wichtiger geiſtlicher Vorrech-
te des Gnadenreichs verluſtig, und in den unflaͤ-
tigen Moraſt der Fleiſchesluſt banniſiret ſeyn, bis es
einem gaͤntzlich verleidet iſt, von des Fuͤrſten der Fin-
ſterniß ſeinem Gekoͤke ferner zu naſchen, und ſich
noch tieffer in des Wuͤterichs Gewalt verſtricken zu laſſen?
§. 29.
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