ten, es sey in- oder ausserhalb der Ehe. Wer das nicht in acht nimmt, der besitzt das Gefäß seines Lei- bes nicht, sondern gibt ihn dem Satan hin, gestattet dem Teufel ein unehrliches oder schändliches Gefässe daraus zu machen, darein er seinen Unrath hinschütte. Wer noch gerne Nacktheiten, Gemählde und andere lustreitzende Dinge siehet, oder dergleichen Histörgen gerne lieset und höret, dessen Hertz ist noch unkeusch: er ist diesem Laster noch nicht von Hertzen seind; er ist nicht Meister über seinen Leib; sondern der Teufel be- sitzt ihn, und braucht seine Glieder, Augen, Ohren, Zunge und Hände zu Waffen der Unreinigkeit wieder GOtt, und besudelt dieses köstliche Geschirr mit sei- nem heßlichen Koth, der unleidentlicher stincket vor den heiligen Engeln, als kein Rabenaas in unsern Nasen. Dis siehet der heilige Geist, darum ermahnet er uns durch Paulum so hertztreulich, daß wir unsern Leib recht ehrwürdig halten sollen, in Hochachtung als ein goldenes oder silbernes Geschirr 2 Tim. 2. v. 20. das vor den Himmel geheiliget seyn, und noch zu grossen Ehren kommen solle.
§. 47.
Daß unkeusche Gedancken ins Gemüth kom- men, geschiehet nur wegen unserer Läßigkeit. Wenn wenn wir betrachteten, daß GOtt in uns wohnet: so würden wir kein fremdes Gefräß in uns einlassen. Denn der HErr Christus, der in und bey uns wohnet, siehet ja auf unser Leben: dahero weil wir ihn in uns tragen und beschauen, so müssen wir uns selbst nicht hintansetzen, sondern uns heiligen, wie er heilig ist. Lasset uns auf diesem Felsen stehen: so muß der Böse- wicht wol zerbersten. Fürchte dich nur nicht, so wird er dir nichts anhaben. Singe mit grosser Kraft und sprich: die auf den HErrn vertrauen, sind wie der Berg Zion; es wird nicht beweget werden in Ewig- keit, wer in Jerusalem mit Recht und gutem Muthe wohnet. Ps. 125, 1. 2.
§. 48.
Paulus hat mit grossem Ernst wieder die Unkeuschheit gedonnert, mehr als wieder keine andere
Sünde
(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
ten, es ſey in- oder auſſerhalb der Ehe. Wer das nicht in acht nimmt, der beſitzt das Gefaͤß ſeines Lei- bes nicht, ſondern gibt ihn dem Satan hin, geſtattet dem Teufel ein unehrliches oder ſchaͤndliches Gefaͤſſe daraus zu machen, darein er ſeinen Unrath hinſchuͤtte. Wer noch gerne Nacktheiten, Gemaͤhlde und andere luſtreitzende Dinge ſiehet, oder dergleichen Hiſtoͤrgen gerne lieſet und hoͤret, deſſen Hertz iſt noch unkeuſch: er iſt dieſem Laſter noch nicht von Hertzen ſeind; er iſt nicht Meiſter uͤber ſeinen Leib; ſondern der Teufel be- ſitzt ihn, und braucht ſeine Glieder, Augen, Ohren, Zunge und Haͤnde zu Waffen der Unreinigkeit wieder GOtt, und beſudelt dieſes koͤſtliche Geſchirr mit ſei- nem heßlichen Koth, der unleidentlicher ſtincket vor den heiligen Engeln, als kein Rabenaas in unſern Naſen. Dis ſiehet der heilige Geiſt, darum ermahnet er uns durch Paulum ſo hertztreulich, daß wir unſern Leib recht ehrwuͤrdig halten ſollen, in Hochachtung als ein goldenes oder ſilbernes Geſchirr 2 Tim. 2. v. 20. das vor den Himmel geheiliget ſeyn, und noch zu groſſen Ehren kommen ſolle.
§. 47.
Daß unkeuſche Gedancken ins Gemuͤth kom- men, geſchiehet nur wegen unſerer Laͤßigkeit. Wenn wenn wir betrachteten, daß GOtt in uns wohnet: ſo wuͤrden wir kein fremdes Gefraͤß in uns einlaſſen. Denn der HErr Chriſtus, der in und bey uns wohnet, ſiehet ja auf unſer Leben: dahero weil wir ihn in uns tragen und beſchauen, ſo muͤſſen wir uns ſelbſt nicht hintanſetzen, ſondern uns heiligen, wie er heilig iſt. Laſſet uns auf dieſem Felſen ſtehen: ſo muß der Boͤſe- wicht wol zerberſten. Fuͤrchte dich nur nicht, ſo wird er dir nichts anhaben. Singe mit groſſer Kraft und ſprich: die auf den HErrn vertrauen, ſind wie der Berg Zion; es wird nicht beweget werden in Ewig- keit, wer in Jeruſalem mit Recht und gutem Muthe wohnet. Pſ. 125, 1. 2.
§. 48.
Paulus hat mit groſſem Ernſt wieder die Unkeuſchheit gedonnert, mehr als wieder keine andere
Suͤnde
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0358"n="335"/><fwplace="top"type="header">(<hirendition="#aq">II.</hi> Th.) <hirendition="#b">Theologiſche Betrachtung</hi></fw><lb/>
ten, es ſey in- oder auſſerhalb der Ehe. Wer das<lb/>
nicht in acht nimmt, der beſitzt das Gefaͤß ſeines Lei-<lb/>
bes nicht, ſondern gibt ihn dem Satan hin, geſtattet<lb/>
dem Teufel ein unehrliches oder ſchaͤndliches Gefaͤſſe<lb/>
daraus zu machen, darein er ſeinen Unrath hinſchuͤtte.<lb/>
Wer noch gerne Nacktheiten, Gemaͤhlde und andere<lb/>
luſtreitzende Dinge ſiehet, oder dergleichen Hiſtoͤrgen<lb/>
gerne lieſet und hoͤret, deſſen Hertz iſt noch unkeuſch:<lb/>
er iſt dieſem Laſter noch nicht von Hertzen ſeind; er iſt<lb/>
nicht Meiſter uͤber ſeinen Leib; ſondern der Teufel be-<lb/>ſitzt ihn, und braucht ſeine Glieder, Augen, Ohren,<lb/>
Zunge und Haͤnde zu Waffen der Unreinigkeit wieder<lb/>
GOtt, und beſudelt dieſes koͤſtliche Geſchirr mit ſei-<lb/>
nem heßlichen Koth, der unleidentlicher ſtincket vor den<lb/>
heiligen Engeln, als kein Rabenaas in unſern Naſen.<lb/>
Dis ſiehet der heilige Geiſt, darum ermahnet er uns<lb/>
durch Paulum ſo hertztreulich, daß wir unſern Leib<lb/>
recht ehrwuͤrdig halten ſollen, in Hochachtung als ein<lb/>
goldenes oder ſilbernes Geſchirr 2 Tim. 2. v. 20.<lb/>
das vor den Himmel geheiliget ſeyn, und noch zu<lb/>
groſſen Ehren kommen ſolle.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 47.</head><p>Daß unkeuſche Gedancken ins Gemuͤth kom-<lb/>
men, geſchiehet nur wegen unſerer <hirendition="#fr">Laͤßigkeit.</hi> Wenn<lb/>
wenn wir betrachteten, daß GOtt in uns wohnet: ſo<lb/>
wuͤrden wir kein fremdes Gefraͤß in uns einlaſſen.<lb/>
Denn der HErr Chriſtus, der in und bey uns wohnet,<lb/>ſiehet ja auf unſer Leben: dahero weil wir ihn in uns<lb/>
tragen und beſchauen, ſo muͤſſen wir uns ſelbſt nicht<lb/>
hintanſetzen, ſondern uns heiligen, wie er heilig iſt.<lb/>
Laſſet uns auf dieſem Felſen ſtehen: ſo muß der Boͤſe-<lb/>
wicht wol zerberſten. Fuͤrchte dich nur nicht, ſo wird<lb/>
er dir nichts anhaben. Singe mit groſſer Kraft und<lb/>ſprich: die auf den HErrn vertrauen, ſind wie der<lb/>
Berg Zion; es wird nicht beweget werden in Ewig-<lb/>
keit, wer in Jeruſalem mit Recht und gutem Muthe<lb/>
wohnet. Pſ. 125, 1. 2.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 48.</head><p>Paulus hat mit groſſem Ernſt wieder die<lb/>
Unkeuſchheit gedonnert, mehr als wieder keine andere<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Suͤnde</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[335/0358]
(II. Th.) Theologiſche Betrachtung
ten, es ſey in- oder auſſerhalb der Ehe. Wer das
nicht in acht nimmt, der beſitzt das Gefaͤß ſeines Lei-
bes nicht, ſondern gibt ihn dem Satan hin, geſtattet
dem Teufel ein unehrliches oder ſchaͤndliches Gefaͤſſe
daraus zu machen, darein er ſeinen Unrath hinſchuͤtte.
Wer noch gerne Nacktheiten, Gemaͤhlde und andere
luſtreitzende Dinge ſiehet, oder dergleichen Hiſtoͤrgen
gerne lieſet und hoͤret, deſſen Hertz iſt noch unkeuſch:
er iſt dieſem Laſter noch nicht von Hertzen ſeind; er iſt
nicht Meiſter uͤber ſeinen Leib; ſondern der Teufel be-
ſitzt ihn, und braucht ſeine Glieder, Augen, Ohren,
Zunge und Haͤnde zu Waffen der Unreinigkeit wieder
GOtt, und beſudelt dieſes koͤſtliche Geſchirr mit ſei-
nem heßlichen Koth, der unleidentlicher ſtincket vor den
heiligen Engeln, als kein Rabenaas in unſern Naſen.
Dis ſiehet der heilige Geiſt, darum ermahnet er uns
durch Paulum ſo hertztreulich, daß wir unſern Leib
recht ehrwuͤrdig halten ſollen, in Hochachtung als ein
goldenes oder ſilbernes Geſchirr 2 Tim. 2. v. 20.
das vor den Himmel geheiliget ſeyn, und noch zu
groſſen Ehren kommen ſolle.
§. 47.Daß unkeuſche Gedancken ins Gemuͤth kom-
men, geſchiehet nur wegen unſerer Laͤßigkeit. Wenn
wenn wir betrachteten, daß GOtt in uns wohnet: ſo
wuͤrden wir kein fremdes Gefraͤß in uns einlaſſen.
Denn der HErr Chriſtus, der in und bey uns wohnet,
ſiehet ja auf unſer Leben: dahero weil wir ihn in uns
tragen und beſchauen, ſo muͤſſen wir uns ſelbſt nicht
hintanſetzen, ſondern uns heiligen, wie er heilig iſt.
Laſſet uns auf dieſem Felſen ſtehen: ſo muß der Boͤſe-
wicht wol zerberſten. Fuͤrchte dich nur nicht, ſo wird
er dir nichts anhaben. Singe mit groſſer Kraft und
ſprich: die auf den HErrn vertrauen, ſind wie der
Berg Zion; es wird nicht beweget werden in Ewig-
keit, wer in Jeruſalem mit Recht und gutem Muthe
wohnet. Pſ. 125, 1. 2.
§. 48.Paulus hat mit groſſem Ernſt wieder die
Unkeuſchheit gedonnert, mehr als wieder keine andere
Suͤnde
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/358>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.