Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.Quellen der Unreinigkeit. nicht eben sonderlich geachtet werden durften: so bemü-heten sich derselben Verfasser, sie durch einen neuen und ihrer Meinung nach angenehmen Stilum beliebter zu machen: schrieben demnach nicht in der alten Gallischen oder Spanischen Sprache, die der gemeine Mann rede- te, sondern nahmen nach der damaligen Gewohnheit viele Worte und Redensarten aus der Römischen und Lateinischen Sprache her; daher man anfieng eine jede solche Schrift einen Roman zu nennen: wie denn die Spanier noch bis auf den heutigen Tag ihre schönsten Poesien mit dem Namen Romance zu belegen pflegen. Ein schönes Erbtheil von den durch Lüste im Jrrthum verderbten Heiden auf das Christenvolck des heiligen und lebendigen GOttes! 16) Weil sie ihren Liebhabern einmal in der letzten To- desnoth zur schrecklichen Marter und Angst wer- den können: und am ersten denjenigen, die so oft und so hertzlich dafür sind gewarnet worden. Denn hier heißts recht im hohen Verstand: Jhre Wercke folgen ihnen nach. Was der Mensch säet, das wird er erndten: was er mit so grossem Fleiß und Belieben in seine Seele hinein gesamlet hat, das wird nun endlich anfangen, seine letzten und bittersten Früchte zu bringen, O wer Ohren hat zu hören, der höre! VI. Wenn gleich ein Pfarrer an jungen Leuten keine gantz O o 4
Quellen der Unreinigkeit. nicht eben ſonderlich geachtet werden durften: ſo bemuͤ-heten ſich derſelben Verfaſſer, ſie durch einen neuen und ihrer Meinung nach angenehmen Stilum beliebter zu machen: ſchrieben demnach nicht in der alten Galliſchen oder Spaniſchen Sprache, die der gemeine Mann rede- te, ſondern nahmen nach der damaligen Gewohnheit viele Worte und Redensarten aus der Roͤmiſchen und Lateiniſchen Sprache her; daher man anfieng eine jede ſolche Schrift einen Roman zu nennen: wie denn die Spanier noch bis auf den heutigen Tag ihre ſchoͤnſten Poeſien mit dem Namen Romance zu belegen pflegen. Ein ſchoͤnes Erbtheil von den durch Luͤſte im Jrrthum verderbten Heiden auf das Chriſtenvolck des heiligen und lebendigen GOttes! 16) Weil ſie ihren Liebhabern einmal in der letzten To- desnoth zur ſchrecklichen Marter und Angſt wer- den koͤnnen: und am erſten denjenigen, die ſo oft und ſo hertzlich dafuͤr ſind gewarnet worden. Denn hier heißts recht im hohen Verſtand: Jhre Wercke folgen ihnen nach. Was der Menſch ſaͤet, das wird er erndten: was er mit ſo groſſem Fleiß und Belieben in ſeine Seele hinein geſamlet hat, das wird nun endlich anfangen, ſeine letzten und bitterſten Fruͤchte zu bringen, O wer Ohren hat zu hoͤren, der hoͤre! VI. Wenn gleich ein Pfarrer an jungen Leuten keine gantz O o 4
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Quellen der Unreinigkeit.
nicht eben ſonderlich geachtet werden durften: ſo bemuͤ-
heten ſich derſelben Verfaſſer, ſie durch einen neuen und
ihrer Meinung nach angenehmen Stilum beliebter zu
machen: ſchrieben demnach nicht in der alten Galliſchen
oder Spaniſchen Sprache, die der gemeine Mann rede-
te, ſondern nahmen nach der damaligen Gewohnheit
viele Worte und Redensarten aus der Roͤmiſchen und
Lateiniſchen Sprache her; daher man anfieng eine jede
ſolche Schrift einen Roman zu nennen: wie denn die
Spanier noch bis auf den heutigen Tag ihre ſchoͤnſten
Poeſien mit dem Namen Romance zu belegen pflegen.
Ein ſchoͤnes Erbtheil von den durch Luͤſte im Jrrthum
verderbten Heiden auf das Chriſtenvolck des heiligen
und lebendigen GOttes!
16) Weil ſie ihren Liebhabern einmal in der letzten To-
desnoth zur ſchrecklichen Marter und Angſt wer-
den koͤnnen: und am erſten denjenigen, die ſo oft und
ſo hertzlich dafuͤr ſind gewarnet worden. Denn hier
heißts recht im hohen Verſtand: Jhre Wercke folgen
ihnen nach. Was der Menſch ſaͤet, das wird er
erndten: was er mit ſo groſſem Fleiß und Belieben in
ſeine Seele hinein geſamlet hat, das wird nun endlich
anfangen, ſeine letzten und bitterſten Fruͤchte zu bringen,
O wer Ohren hat zu hoͤren, der hoͤre!
VI.
Der Mangel der Kirchenzucht, welche
Paulus ſo ernſthaft treibet, ſonderbar wieder die
Unreinen, 1 Cor. 5. iſt auch eine Haupturſach und
Befoͤrderung der Unreinigkeit. Jn der erſten
Kirche waͤre ein Biſchof abgeſetzt worden, und die
gantze Gemeine haͤtte es fuͤr eine unerhoͤrte Got-
tesdieberey angeſehen, wenn er leichtfertigen Leu-
ten das heilige Abendmahl gereicht haͤtte. Allein
in unſrer heutigen Chriſtenheit ſiehets leider gantz
anders aus.
VI. Man-
gel der Kir-
chenzucht.
Wenn gleich ein Pfarrer an jungen Leuten keine
Chriſtliche Ader noch Begierde Chriſto zu leben ver-
ſpuͤret; wenn gleich die Luſtſeuche nicht im gering-
ſten angegriffen und gecreutziget wird; wenn gleich
im Gegentheil JEſus in den Seelen gecreutziget
und ſeine Lehre oͤffentlich zum Geſpoͤtt gemacht
wird; wenn gleich junge Leute vom Hurengeiſt
gantz
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