Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

C. 3. Mittel wieder die Unreinigkeit.
Seelenauge in der Einbildungskraft etwas un-
keusches betrachtet, als wenn das äussere Auge
des Leibes etwa ein Manns- oder Weibsbild an-
siehet. Wiewol auch mit den Augen ein Bund ge-
macht werden muß, nicht zu sehen nach einer Jung-
frauen Job. 31: sintemal durch diese Fenster
der Sündentod hinein steiget. So ists auch ein
höllischer Undanck, die Augen (so ein theures Ge-
schenck des Schöpfers und wunderwürdiges Mei-
sterstück unsers unendlichen Gutthäters) zu Waf-
fen und Siegespforten der Unkeuschheit zu ma-
chen, GOtt zur Schmach und Verdruß.

Ein schöner und wohlgebildeter Leib und eine
ausgefüllete weisse Haut hat etwas in sich, das die
Sinnen wunderlich bezaubert. Dis ist eine über-
aus wichtige Probe unseres Abfalls von GOtt,
unserer verlornen Freyheit, und unsers bejam-
mernswürdigen Verderbens. Die leibliche Schön-
heit ist ja nichts anders, als nur eine gewisse Ein-
theilung der Farbe und Bildung der Glieder.
Wenn eben dieselbe Haut, eben dis Fleisch und
Blut, nur ein jedwedes besonders dem allerun-
keuschesten Menschen vorgeleget würde: solte es
ihn wol nimmermehr zur Geilheit reitzen. O des
unendlichen Elendes des Menschen: daß ihn Blut,
Haut und Fleisch fahen, und zur Höllen verstri-
cken können; und kein Ding ihn von dieser Zau-
berey völlig und gründlich befreyen kann, als al-
lein die allmächtige Kraft des heiligen Geistes,
welche gantz allein des Satans Zauberkraft im
Fleisch zu zerbrechen und zu zerstören vermag.

Es war ein Altvater, der viel und oft angefochten ward
wegen eines Weibes, das er etwa angesehen hatte. Da
er nun hörte daß sie gestorben war, grub er sie sich zum
Tort und Straffe aus, damit er mit dem Gestanck seine
Anfechtung vertreiben möchte. Freylich ists auch gut,

daß

C. 3. Mittel wieder die Unreinigkeit.
Seelenauge in der Einbildungskraft etwas un-
keuſches betrachtet, als wenn das aͤuſſere Auge
des Leibes etwa ein Manns- oder Weibsbild an-
ſiehet. Wiewol auch mit den Augen ein Bund ge-
macht werden muß, nicht zu ſehen nach einer Jung-
frauen Job. 31: ſintemal durch dieſe Fenſter
der Suͤndentod hinein ſteiget. So iſts auch ein
hoͤlliſcher Undanck, die Augen (ſo ein theures Ge-
ſchenck des Schoͤpfers und wunderwuͤrdiges Mei-
ſterſtuͤck unſers unendlichen Gutthaͤters) zu Waf-
fen und Siegespforten der Unkeuſchheit zu ma-
chen, GOtt zur Schmach und Verdruß.

Ein ſchoͤner und wohlgebildeter Leib und eine
ausgefuͤllete weiſſe Haut hat etwas in ſich, das die
Sinnen wunderlich bezaubert. Dis iſt eine uͤber-
aus wichtige Probe unſeres Abfalls von GOtt,
unſerer verlornen Freyheit, und unſers bejam-
mernswuͤrdigen Verderbens. Die leibliche Schoͤn-
heit iſt ja nichts anders, als nur eine gewiſſe Ein-
theilung der Farbe und Bildung der Glieder.
Wenn eben dieſelbe Haut, eben dis Fleiſch und
Blut, nur ein jedwedes beſonders dem allerun-
keuſcheſten Menſchen vorgeleget wuͤrde: ſolte es
ihn wol nimmermehr zur Geilheit reitzen. O des
unendlichen Elendes des Menſchen: daß ihn Blut,
Haut und Fleiſch fahen, und zur Hoͤllen verſtri-
cken koͤnnen; und kein Ding ihn von dieſer Zau-
berey voͤllig und gruͤndlich befreyen kann, als al-
lein die allmaͤchtige Kraft des heiligen Geiſtes,
welche gantz allein des Satans Zauberkraft im
Fleiſch zu zerbrechen und zu zerſtoͤren vermag.

Es war ein Altvater, der viel und oft angefochten ward
wegen eines Weibes, das er etwa angeſehen hatte. Da
er nun hoͤrte daß ſie geſtorben war, grub er ſie ſich zum
Tort und Straffe aus, damit er mit dem Geſtanck ſeine
Anfechtung vertreiben moͤchte. Freylich iſts auch gut,

daß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0687" n="667"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">C. 3. Mittel wieder die Unreinigkeit.</hi></fw><lb/>
Seelenauge in der Einbildungskraft etwas un-<lb/>
keu&#x017F;ches betrachtet, als wenn das a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ere Auge<lb/>
des Leibes etwa ein Manns- oder Weibsbild an-<lb/>
&#x017F;iehet. Wiewol auch mit den Augen ein Bund ge-<lb/>
macht werden muß, nicht zu &#x017F;ehen nach einer Jung-<lb/>
frauen Job. 31: &#x017F;intemal durch die&#x017F;e Fen&#x017F;ter<lb/>
der Su&#x0364;ndentod hinein &#x017F;teiget. So i&#x017F;ts auch ein<lb/>
ho&#x0364;lli&#x017F;cher Undanck, die Augen (&#x017F;o ein theures Ge-<lb/>
&#x017F;chenck des Scho&#x0364;pfers und wunderwu&#x0364;rdiges Mei-<lb/>
&#x017F;ter&#x017F;tu&#x0364;ck un&#x017F;ers unendlichen Guttha&#x0364;ters) zu Waf-<lb/>
fen und Siegespforten der Unkeu&#x017F;chheit zu ma-<lb/>
chen, GOtt zur Schmach und Verdruß.</p><lb/>
            <p>Ein &#x017F;cho&#x0364;ner und wohlgebildeter Leib und eine<lb/>
ausgefu&#x0364;llete wei&#x017F;&#x017F;e Haut hat etwas in &#x017F;ich, das die<lb/>
Sinnen wunderlich bezaubert. Dis i&#x017F;t eine u&#x0364;ber-<lb/>
aus wichtige Probe un&#x017F;eres Abfalls von GOtt,<lb/>
un&#x017F;erer verlornen Freyheit, und un&#x017F;ers bejam-<lb/>
mernswu&#x0364;rdigen Verderbens. Die leibliche Scho&#x0364;n-<lb/>
heit i&#x017F;t ja nichts anders, als nur eine gewi&#x017F;&#x017F;e Ein-<lb/>
theilung der Farbe und Bildung der Glieder.<lb/>
Wenn eben die&#x017F;elbe Haut, eben dis Flei&#x017F;ch und<lb/>
Blut, nur ein jedwedes be&#x017F;onders dem allerun-<lb/>
keu&#x017F;che&#x017F;ten Men&#x017F;chen vorgeleget wu&#x0364;rde: &#x017F;olte es<lb/>
ihn wol nimmermehr zur Geilheit reitzen. O des<lb/>
unendlichen Elendes des Men&#x017F;chen: daß ihn Blut,<lb/>
Haut und Flei&#x017F;ch fahen, und zur Ho&#x0364;llen ver&#x017F;tri-<lb/>
cken ko&#x0364;nnen; und kein Ding ihn von die&#x017F;er Zau-<lb/>
berey vo&#x0364;llig und gru&#x0364;ndlich befreyen kann, als al-<lb/>
lein die allma&#x0364;chtige Kraft des heiligen Gei&#x017F;tes,<lb/>
welche gantz allein des Satans Zauberkraft im<lb/>
Flei&#x017F;ch zu zerbrechen und zu zer&#x017F;to&#x0364;ren vermag.</p><lb/>
            <p>Es war ein Altvater, der viel und oft angefochten ward<lb/>
wegen eines Weibes, das er etwa ange&#x017F;ehen hatte. Da<lb/>
er nun ho&#x0364;rte daß &#x017F;ie ge&#x017F;torben war, grub er &#x017F;ie &#x017F;ich zum<lb/>
Tort und Straffe aus, damit er mit dem Ge&#x017F;tanck &#x017F;eine<lb/>
Anfechtung vertreiben mo&#x0364;chte. Freylich i&#x017F;ts auch gut,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">daß</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[667/0687] C. 3. Mittel wieder die Unreinigkeit. Seelenauge in der Einbildungskraft etwas un- keuſches betrachtet, als wenn das aͤuſſere Auge des Leibes etwa ein Manns- oder Weibsbild an- ſiehet. Wiewol auch mit den Augen ein Bund ge- macht werden muß, nicht zu ſehen nach einer Jung- frauen Job. 31: ſintemal durch dieſe Fenſter der Suͤndentod hinein ſteiget. So iſts auch ein hoͤlliſcher Undanck, die Augen (ſo ein theures Ge- ſchenck des Schoͤpfers und wunderwuͤrdiges Mei- ſterſtuͤck unſers unendlichen Gutthaͤters) zu Waf- fen und Siegespforten der Unkeuſchheit zu ma- chen, GOtt zur Schmach und Verdruß. Ein ſchoͤner und wohlgebildeter Leib und eine ausgefuͤllete weiſſe Haut hat etwas in ſich, das die Sinnen wunderlich bezaubert. Dis iſt eine uͤber- aus wichtige Probe unſeres Abfalls von GOtt, unſerer verlornen Freyheit, und unſers bejam- mernswuͤrdigen Verderbens. Die leibliche Schoͤn- heit iſt ja nichts anders, als nur eine gewiſſe Ein- theilung der Farbe und Bildung der Glieder. Wenn eben dieſelbe Haut, eben dis Fleiſch und Blut, nur ein jedwedes beſonders dem allerun- keuſcheſten Menſchen vorgeleget wuͤrde: ſolte es ihn wol nimmermehr zur Geilheit reitzen. O des unendlichen Elendes des Menſchen: daß ihn Blut, Haut und Fleiſch fahen, und zur Hoͤllen verſtri- cken koͤnnen; und kein Ding ihn von dieſer Zau- berey voͤllig und gruͤndlich befreyen kann, als al- lein die allmaͤchtige Kraft des heiligen Geiſtes, welche gantz allein des Satans Zauberkraft im Fleiſch zu zerbrechen und zu zerſtoͤren vermag. Es war ein Altvater, der viel und oft angefochten ward wegen eines Weibes, das er etwa angeſehen hatte. Da er nun hoͤrte daß ſie geſtorben war, grub er ſie ſich zum Tort und Straffe aus, damit er mit dem Geſtanck ſeine Anfechtung vertreiben moͤchte. Freylich iſts auch gut, daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/687
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 667. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/687>, abgerufen am 16.07.2024.