Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Anhang zum dritten Theil,
horsam was abgewonnen, wol aber mit Widerstand
im Glauben an GOttes Krafft. Warum woltest
du denn, o mein theurer Christ! einen Strick nach
dem andern flechten, daran dich der Erb-Feind al-
ler Keuschheit und Gottesfurcht erwürgen kann und
will? Warum woltest du einen gewetzten Dolch
über den andern in seine Mord-Klauen liefern, da-
mit er dich mit unsäglichen Schmertzen desto gewis-
ser und öfter verwunden, ja desto listiger durchste-
chen, und ermorden könne? Ruffe doch GOtt den
Vater im Himmel durch JEsum Christum an, und
halte es doch nur für keine unmögliche Sache, davon
erlöset zu werden, geb wie schwer dich auch der Streit
ankommt. Siehe Augustinus, der sich mit diesem
Laster gewaltig zerzanset, war oft verwundet, ja nie-
dergeschlagen worden: hat aber dennoch vom Streit
nicht abgelassen, bis er überwunden, und Triumph
gesungen. Was sagt er aber unter so vielerley Er-
fahrungen und stetem Ueberwerfen, welches er mit
dieser Sünde auch hatte, ehe er zur vollen Kraft des
göttlichen Lebens im Blut der Versöhnung JEsu
Christi, nach Ps. 84, 3. 4. gelanget ist? Er spricht:
Inter omnia certamina Christianorum duriora sunt
praelia castitatis, nam ibi continua pugna & rarior
victoria.

Jch Armer muß streiten mit Sünden und
Schulden,
Ja oftmals die Feinde im Busen er dulden:
Jch weine, ich streite, oft ohne zu siegen.
Ach JEsu! soll ich denn so Kraft-los da
liegen?

Cyprian war erstlich ein grausamer Schwartzkünstler. Sa-
tanas hielt viel von ihm, und zeigte ihm oft seine höllische
Pracht. Er erschien ihm zuweilen in einer sehr grossen
Majestät (wie er denn so gerne gar vornehm thut, und sein
unseliges Volck auch darnach artet) sitzende auf einem er-

habenen

Anhang zum dritten Theil,
horſam was abgewonnen, wol aber mit Widerſtand
im Glauben an GOttes Krafft. Warum wolteſt
du denn, o mein theurer Chriſt! einen Strick nach
dem andern flechten, daran dich der Erb-Feind al-
ler Keuſchheit und Gottesfurcht erwuͤrgen kann und
will? Warum wolteſt du einen gewetzten Dolch
uͤber den andern in ſeine Mord-Klauen liefern, da-
mit er dich mit unſaͤglichen Schmertzen deſto gewiſ-
ſer und oͤfter verwunden, ja deſto liſtiger durchſte-
chen, und ermorden koͤnne? Ruffe doch GOtt den
Vater im Himmel durch JEſum Chriſtum an, und
halte es doch nur fuͤr keine unmoͤgliche Sache, davon
erloͤſet zu werden, geb wie ſchwer dich auch der Streit
ankommt. Siehe Auguſtinus, der ſich mit dieſem
Laſter gewaltig zerzanſet, war oft verwundet, ja nie-
dergeſchlagen worden: hat aber dennoch vom Streit
nicht abgelaſſen, bis er uͤberwunden, und Triumph
geſungen. Was ſagt er aber unter ſo vielerley Er-
fahrungen und ſtetem Ueberwerfen, welches er mit
dieſer Suͤnde auch hatte, ehe er zur vollen Kraft des
goͤttlichen Lebens im Blut der Verſoͤhnung JEſu
Chriſti, nach Pſ. 84, 3. 4. gelanget iſt? Er ſpricht:
Inter omnia certamina Chriſtianorum duriora ſunt
prælia caſtitatis, nam ibi continua pugna & rarior
victoria.

Jch Armer muß ſtreiten mit Suͤnden und
Schulden,
Ja oftmals die Feinde im Buſen er dulden:
Jch weine, ich ſtreite, oft ohne zu ſiegen.
Ach JEſu! ſoll ich denn ſo Kraft-los da
liegen?

Cyprian war erſtlich ein grauſamer Schwartzkuͤnſtler. Sa-
tanas hielt viel von ihm, und zeigte ihm oft ſeine hoͤlliſche
Pracht. Er erſchien ihm zuweilen in einer ſehr groſſen
Majeſtaͤt (wie er denn ſo gerne gar vornehm thut, und ſein
unſeliges Volck auch darnach artet) ſitzende auf einem er-

habenen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0736" n="716"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anhang zum dritten Theil,</hi></fw><lb/>
hor&#x017F;am was abgewonnen, wol aber mit Wider&#x017F;tand<lb/>
im Glauben an GOttes Krafft. Warum wolte&#x017F;t<lb/>
du denn, o mein theurer Chri&#x017F;t! einen Strick nach<lb/>
dem andern flechten, daran dich der Erb-Feind al-<lb/>
ler Keu&#x017F;chheit und Gottesfurcht erwu&#x0364;rgen kann und<lb/>
will? Warum wolte&#x017F;t du einen gewetzten Dolch<lb/>
u&#x0364;ber den andern in &#x017F;eine Mord-Klauen liefern, da-<lb/>
mit er dich mit un&#x017F;a&#x0364;glichen Schmertzen de&#x017F;to gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er und o&#x0364;fter verwunden, ja de&#x017F;to li&#x017F;tiger durch&#x017F;te-<lb/>
chen, und ermorden ko&#x0364;nne? Ruffe doch GOtt den<lb/>
Vater im Himmel durch JE&#x017F;um Chri&#x017F;tum an, und<lb/>
halte es doch nur fu&#x0364;r keine unmo&#x0364;gliche Sache, davon<lb/>
erlo&#x0364;&#x017F;et zu werden, geb wie &#x017F;chwer dich auch der Streit<lb/>
ankommt. Siehe Augu&#x017F;tinus, der &#x017F;ich mit die&#x017F;em<lb/>
La&#x017F;ter gewaltig zerzan&#x017F;et, war oft verwundet, ja nie-<lb/>
derge&#x017F;chlagen worden: hat aber dennoch vom Streit<lb/>
nicht abgela&#x017F;&#x017F;en, bis er u&#x0364;berwunden, und Triumph<lb/>
ge&#x017F;ungen. Was &#x017F;agt er aber unter &#x017F;o vielerley Er-<lb/>
fahrungen und &#x017F;tetem Ueberwerfen, welches er mit<lb/>
die&#x017F;er Su&#x0364;nde auch hatte, ehe er zur vollen Kraft des<lb/>
go&#x0364;ttlichen Lebens im Blut der Ver&#x017F;o&#x0364;hnung JE&#x017F;u<lb/>
Chri&#x017F;ti, nach P&#x017F;. 84, 3. 4. gelanget i&#x017F;t? Er &#x017F;pricht:<lb/><hi rendition="#aq">Inter omnia certamina Chri&#x017F;tianorum duriora &#x017F;unt<lb/>
prælia ca&#x017F;titatis, nam ibi continua pugna &amp; rarior<lb/>
victoria.</hi></p><lb/>
            <lg type="poem">
              <l> <hi rendition="#fr">Jch Armer muß &#x017F;treiten mit Su&#x0364;nden und</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">Schulden,</hi> </hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Ja oftmals die Feinde im Bu&#x017F;en er dulden:</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Jch weine, ich &#x017F;treite, oft ohne zu &#x017F;iegen.</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Ach JE&#x017F;u! &#x017F;oll ich denn &#x017F;o Kraft-los da<lb/>
liegen?</hi> </l>
            </lg><lb/>
            <p>Cyprian war er&#x017F;tlich ein grau&#x017F;amer Schwartzku&#x0364;n&#x017F;tler. Sa-<lb/><hi rendition="#et">tanas hielt viel von ihm, und zeigte ihm oft &#x017F;eine ho&#x0364;lli&#x017F;che<lb/>
Pracht. Er er&#x017F;chien ihm zuweilen in einer &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Maje&#x017F;ta&#x0364;t (wie er denn &#x017F;o gerne gar vornehm thut, und &#x017F;ein<lb/>
un&#x017F;eliges Volck auch darnach artet) &#x017F;itzende auf einem er-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">habenen</fw><lb/></hi></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[716/0736] Anhang zum dritten Theil, horſam was abgewonnen, wol aber mit Widerſtand im Glauben an GOttes Krafft. Warum wolteſt du denn, o mein theurer Chriſt! einen Strick nach dem andern flechten, daran dich der Erb-Feind al- ler Keuſchheit und Gottesfurcht erwuͤrgen kann und will? Warum wolteſt du einen gewetzten Dolch uͤber den andern in ſeine Mord-Klauen liefern, da- mit er dich mit unſaͤglichen Schmertzen deſto gewiſ- ſer und oͤfter verwunden, ja deſto liſtiger durchſte- chen, und ermorden koͤnne? Ruffe doch GOtt den Vater im Himmel durch JEſum Chriſtum an, und halte es doch nur fuͤr keine unmoͤgliche Sache, davon erloͤſet zu werden, geb wie ſchwer dich auch der Streit ankommt. Siehe Auguſtinus, der ſich mit dieſem Laſter gewaltig zerzanſet, war oft verwundet, ja nie- dergeſchlagen worden: hat aber dennoch vom Streit nicht abgelaſſen, bis er uͤberwunden, und Triumph geſungen. Was ſagt er aber unter ſo vielerley Er- fahrungen und ſtetem Ueberwerfen, welches er mit dieſer Suͤnde auch hatte, ehe er zur vollen Kraft des goͤttlichen Lebens im Blut der Verſoͤhnung JEſu Chriſti, nach Pſ. 84, 3. 4. gelanget iſt? Er ſpricht: Inter omnia certamina Chriſtianorum duriora ſunt prælia caſtitatis, nam ibi continua pugna & rarior victoria. Jch Armer muß ſtreiten mit Suͤnden und Schulden, Ja oftmals die Feinde im Buſen er dulden: Jch weine, ich ſtreite, oft ohne zu ſiegen. Ach JEſu! ſoll ich denn ſo Kraft-los da liegen? Cyprian war erſtlich ein grauſamer Schwartzkuͤnſtler. Sa- tanas hielt viel von ihm, und zeigte ihm oft ſeine hoͤlliſche Pracht. Er erſchien ihm zuweilen in einer ſehr groſſen Majeſtaͤt (wie er denn ſo gerne gar vornehm thut, und ſein unſeliges Volck auch darnach artet) ſitzende auf einem er- habenen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/736
Zitationshilfe: Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 716. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/736>, abgerufen am 22.11.2024.