und nicht wie Stoppeln im Zornfeuer verbrennen. Bist du nun in CHristo; ist das Alte in dir ver- gangen und alles neu worden, 2 Cor. 5. und erfäh- rest du die unbeschreibliche Süßigkeit, Freund- lichkeit, Lieblichkeit des Allerschönsten unter den Menschenkindern: o wie leicht wird dirs seyn, das heßliche, giftige, kriechende Gewürm der Unkeusch- heit zu überwinden, ja gar zu zertreten, und zwar mit äusserstem Eckel an so schnöden Fantaseyen.
5) Daß dir aber die Enthaltung so gar schwer, ja gar unmöglich vorkommet: das ist deiner sorg- fältigen Ueberlegung und Untersuchung wohl werth. Bedencke nur wenigstens folgende Stücke. 1) Du seyest selbst schuldig daran. Du hast deine Ju- gend nicht keusch und unbefleckt zu führen getrachtet; du hast den Feind ins Hertz hinein gelassen, daß er dieses höllische Unkraut ungehindert hinein gesäet: du hast selbiges alsdenn lassen einwurtzeln, und zu einem großmächtigen Fluchbaum werden: was Wunder denn, daß du dich von diesem Dornen- strauch must quälen und stechen lassen, und daß du selbigen nicht ausreissen kannst? Hättest du JEsum davor geliebet: so wäre dir so eine greuliche Noth nicht begegnet. Du hast den süßen, holden JE- sum nicht gesucht in hulden zu behalten: jetzt bist du ein verloren Schaaf; jetzt zupfen die Hurenteufel hie und da an dir; jetzt laßen sie dich wieder nicht mit frieden; du must ihnen ost in einem Tag wol noch so manch wüstes Dienstlein in deiner Seele thun.
2) Jmmittelst wage es doch nur, dich darge- gen in CHristi Kraft zu wehren; mit GOtt wirst du ritterliche Thaten thun; mit GOtt wirst du über die Mauren springen, Ps. 18. Wenn du gleich ietzo noch kein Auskommen siehest, als einer der zwischen vier hohe Mauren eingesperret ist; so wird dir den-
noch
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C. 4. Mittel wieder die Unreinigkeit.
und nicht wie Stoppeln im Zornfeuer verbrennen. Biſt du nun in CHriſto; iſt das Alte in dir ver- gangen und alles neu worden, 2 Cor. 5. und erfaͤh- reſt du die unbeſchreibliche Suͤßigkeit, Freund- lichkeit, Lieblichkeit des Allerſchoͤnſten unter den Menſchenkindern: o wie leicht wird dirs ſeyn, das heßliche, giftige, kriechende Gewuͤrm der Unkeuſch- heit zu uͤberwinden, ja gar zu zertreten, und zwar mit aͤuſſerſtem Eckel an ſo ſchnoͤden Fantaſeyen.
5) Daß dir aber die Enthaltung ſo gar ſchwer, ja gar unmoͤglich vorkommet: das iſt deiner ſorg- faͤltigen Ueberlegung und Unterſuchung wohl werth. Bedencke nur wenigſtens folgende Stuͤcke. 1) Du ſeyeſt ſelbſt ſchuldig daran. Du haſt deine Ju- gend nicht keuſch und unbefleckt zu fuͤhren getrachtet; du haſt den Feind ins Hertz hinein gelaſſen, daß er dieſes hoͤlliſche Unkraut ungehindert hinein geſaͤet: du haſt ſelbiges alsdenn laſſen einwurtzeln, und zu einem großmaͤchtigen Fluchbaum werden: was Wunder denn, daß du dich von dieſem Dornen- ſtrauch muſt quaͤlen und ſtechen laſſen, und daß du ſelbigen nicht ausreiſſen kannſt? Haͤtteſt du JEſum davor geliebet: ſo waͤre dir ſo eine greuliche Noth nicht begegnet. Du haſt den ſuͤßen, holden JE- ſum nicht geſucht in hulden zu behalten: jetzt biſt du ein verloren Schaaf; jetzt zupfen die Hurenteufel hie und da an dir; jetzt laßen ſie dich wieder nicht mit frieden; du muſt ihnen oſt in einem Tag wol noch ſo manch wuͤſtes Dienſtlein in deiner Seele thun.
2) Jmmittelſt wage es doch nur, dich darge- gen in CHriſti Kraft zu wehren; mit GOtt wirſt du ritterliche Thaten thun; mit GOtt wirſt du uͤber die Mauren ſpringen, Pſ. 18. Wenn du gleich ietzo noch kein Auskommen ſieheſt, als einer der zwiſchen vier hohe Mauren eingeſperret iſt; ſo wird dir den-
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C. 4. Mittel wieder die Unreinigkeit.
und nicht wie Stoppeln im Zornfeuer verbrennen.
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gangen und alles neu worden, 2 Cor. 5. und erfaͤh-
reſt du die unbeſchreibliche Suͤßigkeit, Freund-
lichkeit, Lieblichkeit des Allerſchoͤnſten unter den
Menſchenkindern: o wie leicht wird dirs ſeyn, das
heßliche, giftige, kriechende Gewuͤrm der Unkeuſch-
heit zu uͤberwinden, ja gar zu zertreten, und zwar
mit aͤuſſerſtem Eckel an ſo ſchnoͤden Fantaſeyen.
5) Daß dir aber die Enthaltung ſo gar ſchwer,
ja gar unmoͤglich vorkommet: das iſt deiner ſorg-
faͤltigen Ueberlegung und Unterſuchung wohl werth.
Bedencke nur wenigſtens folgende Stuͤcke. 1) Du
ſeyeſt ſelbſt ſchuldig daran. Du haſt deine Ju-
gend nicht keuſch und unbefleckt zu fuͤhren getrachtet;
du haſt den Feind ins Hertz hinein gelaſſen, daß er
dieſes hoͤlliſche Unkraut ungehindert hinein geſaͤet:
du haſt ſelbiges alsdenn laſſen einwurtzeln, und zu
einem großmaͤchtigen Fluchbaum werden: was
Wunder denn, daß du dich von dieſem Dornen-
ſtrauch muſt quaͤlen und ſtechen laſſen, und daß du
ſelbigen nicht ausreiſſen kannſt? Haͤtteſt du JEſum
davor geliebet: ſo waͤre dir ſo eine greuliche Noth
nicht begegnet. Du haſt den ſuͤßen, holden JE-
ſum nicht geſucht in hulden zu behalten: jetzt biſt du
ein verloren Schaaf; jetzt zupfen die Hurenteufel
hie und da an dir; jetzt laßen ſie dich wieder nicht mit
frieden; du muſt ihnen oſt in einem Tag wol noch
ſo manch wuͤſtes Dienſtlein in deiner Seele thun.
2) Jmmittelſt wage es doch nur, dich darge-
gen in CHriſti Kraft zu wehren; mit GOtt wirſt
du ritterliche Thaten thun; mit GOtt wirſt du uͤber
die Mauren ſpringen, Pſ. 18. Wenn du gleich ietzo
noch kein Auskommen ſieheſt, als einer der zwiſchen
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Sarganeck, Georg: Ueberzeugende und bewegliche Warnung vor allen Sünden der Unreinigkeit und Heimlichen Unzucht. Züllichau, 1740, S. 729. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sarganeck_unzucht_1740/749>, abgerufen am 22.11.2024.
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