Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 2. Berlin, 1840.Buch II. Rechtsverhältnisse. Kap. II. Personen. nach der Analogie einer anderwärts vorkommenden Be-stimmung darin gesetzt werden, daß der Kopf menschliche Bildung an sich tragen muß (q). -- Dagegen wurde bey der Abwendung der Strafen eine der Mutter günstigere Auslegung angenommen: auch eine monströse Geburt solle hier angerechnet werden, weil dabey die Mutter unschul- dig sey (r). Nach diesem Grunde, und nach der Ähnlich- keit der Fälle selbst, ist nicht zu zweifeln, daß auch todt- geborne Kinder zur Abwendung der Strafen mitgerechnet werden durften (s). Diese vier Bedingungen der natürlichen Rechtsfähig- mentum rumpat? Et hoc ta- men rumpit." -- Der Ausdruck Ostentum umfaßt sowohl diese Fälle, als den Fall des monstrum. L. 38 de V. S. (50. 16.). (q) L. 44 pr. de relig. (11. 7.). "Cum in diversis locis sepul- tum est, uterque quidem locus religiosus non fit, quia una se- pultura plura sepulchra efficere non potest: mihi autem vide- tur, illum religiosum esse, ubi, quod est principale, conditum est, id est caput, cujus imago fit, unde cognoscimur." (r) L. 135 de V. S. (50. 16.). (Ulpian. lib. 4 ad L. Jul. et Pap.) "... Et magis est, ut haec quoque parentibus prosint: nec enim est quod eis imputetur, quae, qualiter potuerunt, sta- tutis obtemperaverunt, neque id, quod fataliter accessit, ma- tri damnum injungere debet." Bey dem Wort prosint ist also hinzu zu denken: ad legum poe- nas evitandas. Diese höchst na- türliche Auflösung des scheinba- ren Widerspruchs ist schon längst anerkannt. Eckhard hermeneut. § 199 ibique Walch. (s) S. o. Note k. -- Eben so
wurden zur Abwendung der Stra- fen auch Drillinge zugelassen (L. 137 de V. S. Paulus lib. 2 ad L. Jul. et Pap.), anstatt daß das Sc. Ter- tullianum nur solchen Müttern zu gut kam, die zu drey verschie- denen Zeiten Kinder geboren hat- ten. Paulus IV. 9 § 1. 2. 8. Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. II. Perſonen. nach der Analogie einer anderwärts vorkommenden Be-ſtimmung darin geſetzt werden, daß der Kopf menſchliche Bildung an ſich tragen muß (q). — Dagegen wurde bey der Abwendung der Strafen eine der Mutter günſtigere Auslegung angenommen: auch eine monſtroͤſe Geburt ſolle hier angerechnet werden, weil dabey die Mutter unſchul- dig ſey (r). Nach dieſem Grunde, und nach der Ähnlich- keit der Fälle ſelbſt, iſt nicht zu zweifeln, daß auch todt- geborne Kinder zur Abwendung der Strafen mitgerechnet werden durften (s). Dieſe vier Bedingungen der natürlichen Rechtsfähig- mentum rumpat? Et hoc ta- men rumpit.” — Der Ausdruck Ostentum umfaßt ſowohl dieſe Fälle, als den Fall des monstrum. L. 38 de V. S. (50. 16.). (q) L. 44 pr. de relig. (11. 7.). „Cum in diversis locis sepul- tum est, uterque quidem locus religiosus non fit, quia una se- pultura plura sepulchra efficere non potest: mihi autem vide- tur, illum religiosum esse, ubi, quod est principale, conditum est, id est caput, cujus imago fit, unde cognoscimur.” (r) L. 135 de V. S. (50. 16.). (Ulpian. lib. 4 ad L. Jul. et Pap.) „… Et magis est, ut haec quoque parentibus prosint: nec enim est quod eis imputetur, quae, qualiter potuerunt, sta- tutis obtemperaverunt, neque id, quod fataliter accessit, ma- tri damnum injungere debet.” Bey dem Wort prosint iſt alſo hinzu zu denken: ad legum poe- nas evitandas. Dieſe höchſt na- türliche Auflöſung des ſcheinba- ren Widerſpruchs iſt ſchon längſt anerkannt. Eckhard hermeneut. § 199 ibique Walch. (s) S. o. Note k. — Eben ſo
wurden zur Abwendung der Stra- fen auch Drillinge zugelaſſen (L. 137 de V. S. Paulus lib. 2 ad L. Jul. et Pap.), anſtatt daß das Sc. Ter- tullianum nur ſolchen Müttern zu gut kam, die zu drey verſchie- denen Zeiten Kinder geboren hat- ten. Paulus IV. 9 § 1. 2. 8. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0024" n="10"/><fw place="top" type="header">Buch <hi rendition="#aq">II.</hi> Rechtsverhältniſſe. Kap. <hi rendition="#aq">II.</hi> Perſonen.</fw><lb/> nach der Analogie einer anderwärts vorkommenden Be-<lb/> ſtimmung darin geſetzt werden, daß der Kopf menſchliche<lb/> Bildung an ſich tragen muß <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 44 <hi rendition="#i">pr. de relig.</hi> (11. 7.).<lb/> „Cum in diversis locis sepul-<lb/> tum est, uterque quidem locus<lb/> religiosus non fit, quia una se-<lb/> pultura plura sepulchra efficere<lb/> non potest: mihi autem vide-<lb/> tur, illum religiosum esse, ubi,<lb/> quod est principale, conditum<lb/> est, <hi rendition="#i">id est caput, cujus imago<lb/> fit, unde cognoscimur.</hi>”</hi></note>. — Dagegen wurde bey<lb/> der Abwendung der Strafen eine der Mutter günſtigere<lb/> Auslegung angenommen: auch eine monſtroͤſe Geburt ſolle<lb/> hier angerechnet werden, weil dabey die Mutter unſchul-<lb/> dig ſey <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 135 <hi rendition="#i">de V. S.</hi> (50. 16.).<lb/> (Ulpian. lib. 4 ad L. Jul. et<lb/> Pap.) „… Et magis est, ut haec<lb/> quoque <hi rendition="#i">parentibus prosint:</hi> nec<lb/> enim est quod eis imputetur,<lb/> quae, qualiter potuerunt, sta-<lb/> tutis obtemperaverunt, neque<lb/> id, quod fataliter accessit, ma-<lb/> tri damnum injungere debet.”</hi><lb/> Bey dem Wort <hi rendition="#aq">prosint</hi> iſt alſo<lb/> hinzu zu denken: <hi rendition="#aq">ad legum poe-<lb/> nas evitandas.</hi> Dieſe höchſt na-<lb/> türliche Auflöſung des ſcheinba-<lb/> ren Widerſpruchs iſt ſchon längſt<lb/> anerkannt. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Eckhard</hi> hermeneut.<lb/> § 199 ibique Walch.</hi></note>. Nach dieſem Grunde, und nach der Ähnlich-<lb/> keit der Fälle ſelbſt, iſt nicht zu zweifeln, daß auch todt-<lb/> geborne Kinder zur Abwendung der Strafen mitgerechnet<lb/> werden durften <note place="foot" n="(s)">S. o. Note <hi rendition="#aq">k.</hi> — Eben ſo<lb/> wurden zur Abwendung der Stra-<lb/> fen auch Drillinge zugelaſſen (<hi rendition="#aq">L. 137<lb/> de V. S. Paulus lib. 2 ad L. Jul.<lb/> et Pap.</hi>), anſtatt daß das <hi rendition="#aq">Sc. Ter-<lb/> tullianum</hi> nur ſolchen Müttern<lb/> zu gut kam, die zu drey verſchie-<lb/> denen Zeiten Kinder geboren hat-<lb/> ten. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Paulus</hi> IV.</hi> 9 § 1. 2. 8.</note>.</p><lb/> <p>Dieſe vier Bedingungen der natürlichen Rechtsfähig-<lb/> keit ſind die einzigen, welche nach unſrem poſitiven Recht<lb/> behauptet werden können. Allerdings haben unſre Rechts-<lb/> lehrer häufig noch eine fünfte hinzugefügt, die <hi rendition="#g">Lebens-</hi><lb/><note xml:id="seg2pn_2_2" prev="#seg2pn_2_1" place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq">mentum rumpat? Et hoc ta-<lb/> men rumpit.”</hi> — Der Ausdruck<lb/><hi rendition="#aq">Ostentum</hi> umfaßt ſowohl dieſe<lb/> Fälle, als den Fall des <hi rendition="#aq">monstrum.<lb/><hi rendition="#i">L.</hi> 38 <hi rendition="#i">de V. S.</hi></hi> (50. 16.).</note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [10/0024]
Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. II. Perſonen.
nach der Analogie einer anderwärts vorkommenden Be-
ſtimmung darin geſetzt werden, daß der Kopf menſchliche
Bildung an ſich tragen muß (q). — Dagegen wurde bey
der Abwendung der Strafen eine der Mutter günſtigere
Auslegung angenommen: auch eine monſtroͤſe Geburt ſolle
hier angerechnet werden, weil dabey die Mutter unſchul-
dig ſey (r). Nach dieſem Grunde, und nach der Ähnlich-
keit der Fälle ſelbſt, iſt nicht zu zweifeln, daß auch todt-
geborne Kinder zur Abwendung der Strafen mitgerechnet
werden durften (s).
Dieſe vier Bedingungen der natürlichen Rechtsfähig-
keit ſind die einzigen, welche nach unſrem poſitiven Recht
behauptet werden können. Allerdings haben unſre Rechts-
lehrer häufig noch eine fünfte hinzugefügt, die Lebens-
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(q) L. 44 pr. de relig. (11. 7.).
„Cum in diversis locis sepul-
tum est, uterque quidem locus
religiosus non fit, quia una se-
pultura plura sepulchra efficere
non potest: mihi autem vide-
tur, illum religiosum esse, ubi,
quod est principale, conditum
est, id est caput, cujus imago
fit, unde cognoscimur.”
(r) L. 135 de V. S. (50. 16.).
(Ulpian. lib. 4 ad L. Jul. et
Pap.) „… Et magis est, ut haec
quoque parentibus prosint: nec
enim est quod eis imputetur,
quae, qualiter potuerunt, sta-
tutis obtemperaverunt, neque
id, quod fataliter accessit, ma-
tri damnum injungere debet.”
Bey dem Wort prosint iſt alſo
hinzu zu denken: ad legum poe-
nas evitandas. Dieſe höchſt na-
türliche Auflöſung des ſcheinba-
ren Widerſpruchs iſt ſchon längſt
anerkannt. Eckhard hermeneut.
§ 199 ibique Walch.
(s) S. o. Note k. — Eben ſo
wurden zur Abwendung der Stra-
fen auch Drillinge zugelaſſen (L. 137
de V. S. Paulus lib. 2 ad L. Jul.
et Pap.), anſtatt daß das Sc. Ter-
tullianum nur ſolchen Müttern
zu gut kam, die zu drey verſchie-
denen Zeiten Kinder geboren hat-
ten. Paulus IV. 9 § 1. 2. 8.
(p) mentum rumpat? Et hoc ta-
men rumpit.” — Der Ausdruck
Ostentum umfaßt ſowohl dieſe
Fälle, als den Fall des monstrum.
L. 38 de V. S. (50. 16.).
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