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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 2. Berlin, 1840.

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§. 92. Juristische Personen. Rechte. (Fortsetzung.)

Wird eine juristische Person verurtheilt, so geschieht
die Execution durch dieselben Mittel, wie gegen eine na-
türliche Person: durch missio in possessionem, Concurs,
Verkauf ihres Vermögens, Einziehung ihrer Forderungen
von den Schuldnern (m).

Eine besondere Schwierigkeit entsteht, wenn eine juri-
stische Person in ihrem eigenen Rechtsstreit einen Eid zu
schwören hat, da der Eid eigentlich nicht auf die juristi-
sche, sondern auf die rein menschliche Persönlichkeit der
Partey (die Gewissenhaftigkeit des einzelnen Menschen) be-
rechnet ist. Das Römische Recht erwähnt diesen Fall des
Prozeßeides nicht; allein in dem ganz ähnlichen Fall eines
durch Testament auferlegten Eides bestimmt es, daß der-
selbe, wenn er einer Stadtgemeinde (also einer Corpora-
tion mit ausgebildeter Verfassung) auferlegt wird, von
ihren Vorstehern geschworen werden soll (n). Die neueren
Praktiker nehmen an, der Eid müsse stets von einigen
Mitgliedern der Corporation geschworen werden; über die
Anzahl derselben, so wie über die Art ihrer Auswahl,

(m) L. 7 § 2 L. 8 quod cuj.
un.
(3. 4.).
(n) L. 97 de condit. (35. 1.).
"Municipibus, si jurassent, le-
gatum est: haec conditio non
est impossibilis. Paulus: quem-
admodum ergo pareri potest?
Per eos itaque jurabunt, per
quos municipii res geruntur."

-- Ganz in demselben Sinn sagt
L. 14 ad munic. (50. 1). "Mu-
nicipes intelliguntur scire, quod
sciant hi, quibus summa Rei-
publicae commissa est."
-- Der
Landfriede von 1521. VII. 9 ver-
ordnet, der Reinigungseid einer
geistlichen oder weltlichen Com-
mune müsse von zwey Dritthei-
len der Commun-Räth ge-
leistet werden; es ist im Wesent-
lichen die Römische Bestimmung,
nur etwas näher ausgebildet.
§. 92. Juriſtiſche Perſonen. Rechte. (Fortſetzung.)

Wird eine juriſtiſche Perſon verurtheilt, ſo geſchieht
die Execution durch dieſelben Mittel, wie gegen eine na-
türliche Perſon: durch missio in possessionem, Concurs,
Verkauf ihres Vermögens, Einziehung ihrer Forderungen
von den Schuldnern (m).

Eine beſondere Schwierigkeit entſteht, wenn eine juri-
ſtiſche Perſon in ihrem eigenen Rechtsſtreit einen Eid zu
ſchwören hat, da der Eid eigentlich nicht auf die juriſti-
ſche, ſondern auf die rein menſchliche Perſönlichkeit der
Partey (die Gewiſſenhaftigkeit des einzelnen Menſchen) be-
rechnet iſt. Das Römiſche Recht erwähnt dieſen Fall des
Prozeßeides nicht; allein in dem ganz ähnlichen Fall eines
durch Teſtament auferlegten Eides beſtimmt es, daß der-
ſelbe, wenn er einer Stadtgemeinde (alſo einer Corpora-
tion mit ausgebildeter Verfaſſung) auferlegt wird, von
ihren Vorſtehern geſchworen werden ſoll (n). Die neueren
Praktiker nehmen an, der Eid müſſe ſtets von einigen
Mitgliedern der Corporation geſchworen werden; über die
Anzahl derſelben, ſo wie über die Art ihrer Auswahl,

(m) L. 7 § 2 L. 8 quod cuj.
un.
(3. 4.).
(n) L. 97 de condit. (35. 1.).
„Municipibus, si jurassent, le-
gatum est: haec conditio non
est impossibilis. Paulus: quem-
admodum ergo pareri potest?
Per eos itaque jurabunt, per
quos municipii res geruntur.“

— Ganz in demſelben Sinn ſagt
L. 14 ad munic. (50. 1). „Mu-
nicipes intelliguntur scire, quod
sciant hi, quibus summa Rei-
publicae commissa est.“
— Der
Landfriede von 1521. VII. 9 ver-
ordnet, der Reinigungseid einer
geiſtlichen oder weltlichen Com-
mune müſſe von zwey Dritthei-
len der Commun-Räth ge-
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lichen die Römiſche Beſtimmung,
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[297/0311] §. 92. Juriſtiſche Perſonen. Rechte. (Fortſetzung.) Wird eine juriſtiſche Perſon verurtheilt, ſo geſchieht die Execution durch dieſelben Mittel, wie gegen eine na- türliche Perſon: durch missio in possessionem, Concurs, Verkauf ihres Vermögens, Einziehung ihrer Forderungen von den Schuldnern (m). Eine beſondere Schwierigkeit entſteht, wenn eine juri- ſtiſche Perſon in ihrem eigenen Rechtsſtreit einen Eid zu ſchwören hat, da der Eid eigentlich nicht auf die juriſti- ſche, ſondern auf die rein menſchliche Perſönlichkeit der Partey (die Gewiſſenhaftigkeit des einzelnen Menſchen) be- rechnet iſt. Das Römiſche Recht erwähnt dieſen Fall des Prozeßeides nicht; allein in dem ganz ähnlichen Fall eines durch Teſtament auferlegten Eides beſtimmt es, daß der- ſelbe, wenn er einer Stadtgemeinde (alſo einer Corpora- tion mit ausgebildeter Verfaſſung) auferlegt wird, von ihren Vorſtehern geſchworen werden ſoll (n). Die neueren Praktiker nehmen an, der Eid müſſe ſtets von einigen Mitgliedern der Corporation geſchworen werden; über die Anzahl derſelben, ſo wie über die Art ihrer Auswahl, (m) L. 7 § 2 L. 8 quod cuj. un. (3. 4.). (n) L. 97 de condit. (35. 1.). „Municipibus, si jurassent, le- gatum est: haec conditio non est impossibilis. Paulus: quem- admodum ergo pareri potest? Per eos itaque jurabunt, per quos municipii res geruntur.“ — Ganz in demſelben Sinn ſagt L. 14 ad munic. (50. 1). „Mu- nicipes intelliguntur scire, quod sciant hi, quibus summa Rei- publicae commissa est.“ — Der Landfriede von 1521. VII. 9 ver- ordnet, der Reinigungseid einer geiſtlichen oder weltlichen Com- mune müſſe von zwey Dritthei- len der Commun-Räth ge- leiſtet werden; es iſt im Weſent- lichen die Römiſche Beſtimmung, nur etwas näher ausgebildet.

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 2. Berlin, 1840, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system02_1840/311>, abgerufen am 21.11.2024.