Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840.Beylage VIII. glaubte, dasselbe sey weniger gültig. Wer also eine Sachevon dem Eigenthümer tradirt bekommt, den er irrig für einen Nichteigenthümer hält, wird darum nicht minder Ei- genthümer (c). Dieser wichtige Satz soll nunmehr gegen jede Einwen- (c) L. 9 § 4 h. t. (Herald.
obs. C. 35 emendirt ementis für mentis, was einen guten Sinn giebt, aber nicht nöthig ist). -- Allerdings ist hier der Empfänger in mala fide, und dieses würde die Usucapion hindern: die un- mittelbare Wirkung der Tradition des wahren Eigenthümers, wobey eine ergänzende Usucapion nicht nöthig ist, hindert es nicht. Beylage VIII. glaubte, daſſelbe ſey weniger gültig. Wer alſo eine Sachevon dem Eigenthümer tradirt bekommt, den er irrig für einen Nichteigenthümer hält, wird darum nicht minder Ei- genthümer (c). Dieſer wichtige Satz ſoll nunmehr gegen jede Einwen- (c) L. 9 § 4 h. t. (Herald.
obs. C. 35 emendirt ementis für mentis, was einen guten Sinn giebt, aber nicht nöthig iſt). — Allerdings iſt hier der Empfänger in mala fide, und dieſes würde die Uſucapion hindern: die un- mittelbare Wirkung der Tradition des wahren Eigenthümers, wobey eine ergänzende Uſucapion nicht nöthig iſt, hindert es nicht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0368" n="356"/><fw place="top" type="header">Beylage <hi rendition="#aq">VIII.</hi></fw><lb/> glaubte, daſſelbe ſey weniger gültig. Wer alſo eine Sache<lb/> von dem Eigenthümer tradirt bekommt, den er irrig für<lb/> einen Nichteigenthümer hält, wird darum nicht minder Ei-<lb/> genthümer <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 9 § 4 <hi rendition="#i">h. t.</hi> (<hi rendition="#k">Herald</hi>.<lb/> obs. C.</hi> 35 emendirt <hi rendition="#aq">ementis</hi> für<lb/><hi rendition="#aq">mentis,</hi> was einen guten Sinn<lb/> giebt, aber nicht nöthig iſt). —<lb/> Allerdings iſt hier der Empfänger<lb/><hi rendition="#aq">in mala fide,</hi> und dieſes würde<lb/> die Uſucapion hindern: die un-<lb/> mittelbare Wirkung der Tradition<lb/> des wahren Eigenthümers, wobey<lb/> eine ergänzende Uſucapion nicht<lb/> nöthig iſt, hindert es nicht.</note>.</p><lb/> <p>Dieſer wichtige Satz ſoll nunmehr gegen jede Einwen-<lb/> dung geſichert werden. Er folgt erſtlich aus der Natur<lb/> des freyen Willens ſelbſt, deſſen Daſeyn und Wirkung von<lb/> den wahren oder irrigen Beweggründen ganz unabhängig<lb/> iſt: und zwar ſowohl nach der allgemeinen Betrachtung<lb/> der Freyheit (Syſtem § 115), als nach den Beſtimmungen<lb/> des Römiſchen Rechts, wenngleich einige derſelben das<lb/> Gegentheil zu ſagen ſcheinen (Num. <hi rendition="#aq">VII.</hi>). — Er iſt ferner<lb/> unzweifelhaft als die nothwendige Vorausſetzung einiger<lb/> der wichtigſten Inſtitute des Römiſchen Rechts, die ohne<lb/> ihn ganz unmöglich ſeyn würden. Dahin gehört die Lehre<lb/> vom <hi rendition="#aq">dolus,</hi> die ſchon oben zu dieſem Zweck benutzt worden<lb/> iſt (Num. <hi rendition="#aq">VII.</hi>). Eben ſo aber auch die Ausnahmen des<lb/> Satzes, von welchen ſogleich ausführlich die Rede ſeyn<lb/> wird, nämlich die ädiliciſchen Klagen, und die Condictio-<lb/> nen; denn dieſe wären völlig überflüſſig, ja in ihrer feſt<lb/> begränzten Ausnahmenatur undenkbar, wenn nicht unſer<lb/> Satz als bekannte und unzweifelhafte Regel vorausgeſetzt<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [356/0368]
Beylage VIII.
glaubte, daſſelbe ſey weniger gültig. Wer alſo eine Sache
von dem Eigenthümer tradirt bekommt, den er irrig für
einen Nichteigenthümer hält, wird darum nicht minder Ei-
genthümer (c).
Dieſer wichtige Satz ſoll nunmehr gegen jede Einwen-
dung geſichert werden. Er folgt erſtlich aus der Natur
des freyen Willens ſelbſt, deſſen Daſeyn und Wirkung von
den wahren oder irrigen Beweggründen ganz unabhängig
iſt: und zwar ſowohl nach der allgemeinen Betrachtung
der Freyheit (Syſtem § 115), als nach den Beſtimmungen
des Römiſchen Rechts, wenngleich einige derſelben das
Gegentheil zu ſagen ſcheinen (Num. VII.). — Er iſt ferner
unzweifelhaft als die nothwendige Vorausſetzung einiger
der wichtigſten Inſtitute des Römiſchen Rechts, die ohne
ihn ganz unmöglich ſeyn würden. Dahin gehört die Lehre
vom dolus, die ſchon oben zu dieſem Zweck benutzt worden
iſt (Num. VII.). Eben ſo aber auch die Ausnahmen des
Satzes, von welchen ſogleich ausführlich die Rede ſeyn
wird, nämlich die ädiliciſchen Klagen, und die Condictio-
nen; denn dieſe wären völlig überflüſſig, ja in ihrer feſt
begränzten Ausnahmenatur undenkbar, wenn nicht unſer
Satz als bekannte und unzweifelhafte Regel vorausgeſetzt
(c) L. 9 § 4 h. t. (Herald.
obs. C. 35 emendirt ementis für
mentis, was einen guten Sinn
giebt, aber nicht nöthig iſt). —
Allerdings iſt hier der Empfänger
in mala fide, und dieſes würde
die Uſucapion hindern: die un-
mittelbare Wirkung der Tradition
des wahren Eigenthümers, wobey
eine ergänzende Uſucapion nicht
nöthig iſt, hindert es nicht.
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