Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840.§. 110. Altersstufen. Impuberes. (Fortsetzung.) det (p). Man muß dann unter plerique nicht die Mei-sten verstehen, sondern gerade umgekehrt Einige, also gerade die Wenigsten, die Spätreifen; auch ist diese Er- klärung durch den Sprachgebrauch anderer Schriftsteller bestätigt (q). -- Manche verwerfen den Zusatz von Acht- zehen Jahren als einen eingeschobenen Zusatz der Abschrei- ber (r); andere wollen emendiren decimo quarto (s). Beide Vorschläge haben alle Handschriften gegen sich: durch den ersten wird außerdem die Stelle ganz unverständlich: durch den zweyten wird sie unnütz, da es nicht der Mühe lohnte die Spadonen zu erwähnen, wenn sie ganz dasselbe Recht wie Andere haben sollten. -- Eine Constitution von Con- stantin stellt bey der Abfassung der Testamente die Eunu- chen (also die unterste Klasse der Spadonen) den übrigen Menschen gleich (t); diese Vorschrift scheint als Aufhebung (p) So versteht es auch Cuja- cius in L. 1 D. de minoribus (Opp. I. p. 988): "Sed in eis causis (bey der Adoption) non ideo dicitur plena, quod is sit pubertatis finis, sed quod fri- gidiores, qui tardius pubescunt, ea fere aetate puberes fiant, ut Paulus significat lib. 3 Sent. tit. 4." (q) Tacitus hist. IV. 84. "De- um ipsum multi Aesculapium ... quidam Osirin ... plerique Jovem ... plurimi Ditem pa- trem ... conjectant." Eben so bezeichnet plerumque in L. 25 § 2 L. 26 de pactis (2. 14.) den seltneren, ausgenommenen Fall, im Gegensatz des regelmäßigen. Vgl. auch L. 32 § 10 de don. int, v. et ux. (24. 1.), und Brisso- nius v. plerumque. -- In unsrer Stelle des Paulus lassen einige Handschriften das plerique weg, wodurch aber der Sinn zerstört wird. (r) Dirksen Beiträge S. 53, und Frühere in den Noten von Schulting. (s) So die Note 3 der Bon- ner Quartausgabe. (t) L. 4 C. qui test. (6. 22.).
"Eunuchis liceat facere testa- mentum, componere postremas exemplo omnium voluntates" §. 110. Altersſtufen. Impuberes. (Fortſetzung.) det (p). Man muß dann unter plerique nicht die Mei-ſten verſtehen, ſondern gerade umgekehrt Einige, alſo gerade die Wenigſten, die Spätreifen; auch iſt dieſe Er- klärung durch den Sprachgebrauch anderer Schriftſteller beſtätigt (q). — Manche verwerfen den Zuſatz von Acht- zehen Jahren als einen eingeſchobenen Zuſatz der Abſchrei- ber (r); andere wollen emendiren decimo quarto (s). Beide Vorſchläge haben alle Handſchriften gegen ſich: durch den erſten wird außerdem die Stelle ganz unverſtändlich: durch den zweyten wird ſie unnütz, da es nicht der Mühe lohnte die Spadonen zu erwähnen, wenn ſie ganz daſſelbe Recht wie Andere haben ſollten. — Eine Conſtitution von Con- ſtantin ſtellt bey der Abfaſſung der Teſtamente die Eunu- chen (alſo die unterſte Klaſſe der Spadonen) den übrigen Menſchen gleich (t); dieſe Vorſchrift ſcheint als Aufhebung (p) So verſteht es auch Cuja- cius in L. 1 D. de minoribus (Opp. I. p. 988): „Sed in eis causis (bey der Adoption) non ideo dicitur plena, quod is sit pubertatis finis, sed quod fri- gidiores, qui tardius pubescunt, ea fere aetate puberes fiant, ut Paulus significat lib. 3 Sent. tit. 4.” (q) Tacitus hist. IV. 84. „De- um ipsum multi Aesculapium … quidam Osirin … plerique Jovem … plurimi Ditem pa- trem … conjectant.” Eben ſo bezeichnet plerumque in L. 25 § 2 L. 26 de pactis (2. 14.) den ſeltneren, ausgenommenen Fall, im Gegenſatz des regelmäßigen. Vgl. auch L. 32 § 10 de don. int, v. et ux. (24. 1.), und Brisso- nius v. plerumque. — In unſrer Stelle des Paulus laſſen einige Handſchriften das plerique weg, wodurch aber der Sinn zerſtört wird. (r) Dirkſen Beiträge S. 53, und Frühere in den Noten von Schulting. (s) So die Note 3 der Bon- ner Quartausgabe. (t) L. 4 C. qui test. (6. 22.).
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ſten verſtehen, ſondern gerade umgekehrt Einige, alſo
gerade die Wenigſten, die Spätreifen; auch iſt dieſe Er-
klärung durch den Sprachgebrauch anderer Schriftſteller
beſtätigt (q). — Manche verwerfen den Zuſatz von Acht-
zehen Jahren als einen eingeſchobenen Zuſatz der Abſchrei-
ber (r); andere wollen emendiren decimo quarto (s). Beide
Vorſchläge haben alle Handſchriften gegen ſich: durch den
erſten wird außerdem die Stelle ganz unverſtändlich: durch
den zweyten wird ſie unnütz, da es nicht der Mühe lohnte
die Spadonen zu erwähnen, wenn ſie ganz daſſelbe Recht
wie Andere haben ſollten. — Eine Conſtitution von Con-
ſtantin ſtellt bey der Abfaſſung der Teſtamente die Eunu-
chen (alſo die unterſte Klaſſe der Spadonen) den übrigen
Menſchen gleich (t); dieſe Vorſchrift ſcheint als Aufhebung
(p) So verſteht es auch Cuja-
cius in L. 1 D. de minoribus
(Opp. I. p. 988): „Sed in eis
causis (bey der Adoption) non
ideo dicitur plena, quod is sit
pubertatis finis, sed quod fri-
gidiores, qui tardius pubescunt,
ea fere aetate puberes fiant, ut
Paulus significat lib. 3 Sent.
tit. 4.”
(q) Tacitus hist. IV. 84. „De-
um ipsum multi Aesculapium
… quidam Osirin … plerique
Jovem … plurimi Ditem pa-
trem … conjectant.” Eben ſo
bezeichnet plerumque in L. 25
§ 2 L. 26 de pactis (2. 14.) den
ſeltneren, ausgenommenen Fall,
im Gegenſatz des regelmäßigen.
Vgl. auch L. 32 § 10 de don. int,
v. et ux. (24. 1.), und Brisso-
nius v. plerumque. — In unſrer
Stelle des Paulus laſſen einige
Handſchriften das plerique weg,
wodurch aber der Sinn zerſtört
wird.
(r) Dirkſen Beiträge S. 53,
und Frühere in den Noten von
Schulting.
(s) So die Note 3 der Bon-
ner Quartausgabe.
(t) L. 4 C. qui test. (6. 22.).
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