Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841.

Bild:
<< vorherige Seite

Buch II. Rechtsverhältnisse. Kap. III. Entstehung und Untergang.
vorhanden, dann war deren Verwandlung in eine civile
keine Schenkung (§ 149): oder es fehlte eine solche, dann
war auch das Constitutum wirkungslos (d). -- Im Ju-
stinianischen Recht ist dieses Alles dadurch vereinfacht und
erleichtert, daß auch der formlose Vertrag für klagbar
erklärt worden ist (e), wodurch also das gewöhnliche Schen-
kungsversprechen, seiner Form nach, den Consensualcon-
tracten gleich steht (f). -- Das Schenkungsversprechen an
eine Stadtgemeine (pollicitatio), oder zum Götterdienst
(votum) führt wohl auch zuweilen den Namen donatio (g);
dennoch stand es nie unter den einschränkenden Regeln wah-
rer Schenkung. Die Lex Cincia war darauf nicht an-
wendbar (h), und wenngleich es unter den speciellen Aus-
nahmen von der Nothwendigkeit der Insinuation nicht er-
wähnt wird, so kann doch diese nicht darauf bezogen wer-

(d) L. 3 § 1 de pec. const.
(13. 5.), vgl. mit L. 1 § 1. 7 eod.
-- Meyerfeld I. S. 185 fg.
(e) L. 35 § 5 C. de don. (8.
54.), § 2 J. de don. (2. 7.), Nov.
161 C.
1. Seltsamerweise be-
schränkt dieses Donellus XIII. 22
§ 7. 8 auf Verträge de prae-
senti,
d. h. worin Einer sagt:
dono tibi hanc rem, so daß ein
auf die Zukunft gerichtetes Ver-
sprechen nicht klagbar seyn soll;
jene donatio in praesens con-
cepta
soll eine fingirte Tradition
in sich schließen. Alles ganz will-
kührlich.
(f) Ich sage: das gewöhnliche
Schenkungsversprechen, im Ge-
gensatz desjenigen, welches 500
Dukaten übersteigt. Denn für
dieses Übermaas ist die Insinua-
tion nöthig, gerade so wie bey
der Schenkung durch Tradition,
also gar nicht etwa um die man-
gelhafte Form des Vertrags zu
ergänzen.
(g) L. 9 L. 13 § 1 de pollic.
(50. 12.).
(h) L. 19 pr. de don. (39. 5.),
L. 3 § 1 de pollic.
(50. 12.), beide
Stellen mit sichtbarem Gegensatz
gegen die der L. Cincia unter-
worfenen Fälle eigentlicher Schen-
kung. -- Eben so bey dem votum.
L. 2 de pollic.
(50. 12.).

Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang.
vorhanden, dann war deren Verwandlung in eine civile
keine Schenkung (§ 149): oder es fehlte eine ſolche, dann
war auch das Conſtitutum wirkungslos (d). — Im Ju-
ſtinianiſchen Recht iſt dieſes Alles dadurch vereinfacht und
erleichtert, daß auch der formloſe Vertrag für klagbar
erklärt worden iſt (e), wodurch alſo das gewöhnliche Schen-
kungsverſprechen, ſeiner Form nach, den Conſenſualcon-
tracten gleich ſteht (f). — Das Schenkungsverſprechen an
eine Stadtgemeine (pollicitatio), oder zum Götterdienſt
(votum) führt wohl auch zuweilen den Namen donatio (g);
dennoch ſtand es nie unter den einſchränkenden Regeln wah-
rer Schenkung. Die Lex Cincia war darauf nicht an-
wendbar (h), und wenngleich es unter den ſpeciellen Aus-
nahmen von der Nothwendigkeit der Inſinuation nicht er-
wähnt wird, ſo kann doch dieſe nicht darauf bezogen wer-

(d) L. 3 § 1 de pec. const.
(13. 5.), vgl. mit L. 1 § 1. 7 eod.
Meyerfeld I. S. 185 fg.
(e) L. 35 § 5 C. de don. (8.
54.), § 2 J. de don. (2. 7.), Nov.
161 C.
1. Seltſamerweiſe be-
ſchränkt dieſes Donellus XIII. 22
§ 7. 8 auf Verträge de prae-
senti,
d. h. worin Einer ſagt:
dono tibi hanc rem, ſo daß ein
auf die Zukunft gerichtetes Ver-
ſprechen nicht klagbar ſeyn ſoll;
jene donatio in praesens con-
cepta
ſoll eine fingirte Tradition
in ſich ſchließen. Alles ganz will-
kührlich.
(f) Ich ſage: das gewöhnliche
Schenkungsverſprechen, im Ge-
genſatz desjenigen, welches 500
Dukaten überſteigt. Denn für
dieſes Übermaas iſt die Inſinua-
tion nöthig, gerade ſo wie bey
der Schenkung durch Tradition,
alſo gar nicht etwa um die man-
gelhafte Form des Vertrags zu
ergänzen.
(g) L. 9 L. 13 § 1 de pollic.
(50. 12.).
(h) L. 19 pr. de don. (39. 5.),
L. 3 § 1 de pollic.
(50. 12.), beide
Stellen mit ſichtbarem Gegenſatz
gegen die der L. Cincia unter-
worfenen Fälle eigentlicher Schen-
kung. — Eben ſo bey dem votum.
L. 2 de pollic.
(50. 12.).
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0134" n="120"/><fw place="top" type="header">Buch <hi rendition="#aq">II.</hi> Rechtsverhältni&#x017F;&#x017F;e. Kap. <hi rendition="#aq">III.</hi> Ent&#x017F;tehung und Untergang.</fw><lb/>
vorhanden, dann war deren Verwandlung in eine civile<lb/>
keine Schenkung (§ 149): oder es fehlte eine &#x017F;olche, dann<lb/>
war auch das Con&#x017F;titutum wirkungslos <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L</hi>. 3 § 1 <hi rendition="#i">de pec. const</hi>.</hi><lb/>
(13. 5.), vgl. mit <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L</hi>. 1 § 1. 7 <hi rendition="#i">eod</hi>.</hi><lb/>
&#x2014; <hi rendition="#g">Meyerfeld</hi> <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 185 fg.</note>. &#x2014; Im Ju-<lb/>
&#x017F;tiniani&#x017F;chen Recht i&#x017F;t die&#x017F;es Alles dadurch vereinfacht und<lb/>
erleichtert, daß auch der formlo&#x017F;e Vertrag für klagbar<lb/>
erklärt worden i&#x017F;t <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L</hi>. 35 § 5 <hi rendition="#i">C. de don</hi>. (8.<lb/>
54.), § 2 <hi rendition="#i">J. de don</hi>. (2. 7.), <hi rendition="#i">Nov</hi>.<lb/>
161 <hi rendition="#i">C</hi>.</hi> 1. Selt&#x017F;amerwei&#x017F;e be-<lb/>
&#x017F;chränkt die&#x017F;es <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Donellus</hi> XIII.</hi> 22<lb/>
§ 7. 8 auf Verträge <hi rendition="#aq">de prae-<lb/>
senti,</hi> d. h. worin Einer &#x017F;agt:<lb/><hi rendition="#aq">dono tibi hanc rem,</hi> &#x017F;o daß ein<lb/>
auf die Zukunft gerichtetes Ver-<lb/>
&#x017F;prechen nicht klagbar &#x017F;eyn &#x017F;oll;<lb/>
jene <hi rendition="#aq">donatio in praesens con-<lb/>
cepta</hi> &#x017F;oll eine fingirte Tradition<lb/>
in &#x017F;ich &#x017F;chließen. Alles ganz will-<lb/>
kührlich.</note>, wodurch al&#x017F;o das gewöhnliche Schen-<lb/>
kungsver&#x017F;prechen, &#x017F;einer Form nach, den Con&#x017F;en&#x017F;ualcon-<lb/>
tracten gleich &#x017F;teht <note place="foot" n="(f)">Ich &#x017F;age: das gewöhnliche<lb/>
Schenkungsver&#x017F;prechen, im Ge-<lb/>
gen&#x017F;atz desjenigen, welches 500<lb/>
Dukaten über&#x017F;teigt. Denn für<lb/>
die&#x017F;es Übermaas i&#x017F;t die In&#x017F;inua-<lb/>
tion nöthig, gerade &#x017F;o wie bey<lb/>
der Schenkung durch Tradition,<lb/>
al&#x017F;o gar nicht etwa um die man-<lb/>
gelhafte Form des Vertrags zu<lb/>
ergänzen.</note>. &#x2014; Das Schenkungsver&#x017F;prechen an<lb/>
eine Stadtgemeine (<hi rendition="#aq">pollicitatio</hi>), oder zum Götterdien&#x017F;t<lb/>
(<hi rendition="#aq">votum</hi>) führt wohl auch zuweilen den Namen <hi rendition="#aq">donatio</hi> <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L</hi>. 9 <hi rendition="#i">L</hi>. 13 § 1 <hi rendition="#i">de pollic</hi>.</hi><lb/>
(50. 12.).</note>;<lb/>
dennoch &#x017F;tand es nie unter den ein&#x017F;chränkenden Regeln wah-<lb/>
rer Schenkung. Die <hi rendition="#aq">Lex Cincia</hi> war darauf nicht an-<lb/>
wendbar <note place="foot" n="(h)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L</hi>. 19 <hi rendition="#i">pr. de don</hi>. (39. 5.),<lb/><hi rendition="#i">L</hi>. 3 § 1 <hi rendition="#i">de pollic</hi>.</hi> (50. 12.), beide<lb/>
Stellen mit &#x017F;ichtbarem Gegen&#x017F;atz<lb/>
gegen die der <hi rendition="#aq">L. Cincia</hi> unter-<lb/>
worfenen Fälle eigentlicher Schen-<lb/>
kung. &#x2014; Eben &#x017F;o bey dem <hi rendition="#aq">votum.<lb/><hi rendition="#i">L</hi>. 2 <hi rendition="#i">de pollic</hi>.</hi> (50. 12.).</note>, und wenngleich es unter den &#x017F;peciellen Aus-<lb/>
nahmen von der Nothwendigkeit der In&#x017F;inuation nicht er-<lb/>
wähnt wird, &#x017F;o kann doch die&#x017F;e nicht darauf bezogen wer-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[120/0134] Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang. vorhanden, dann war deren Verwandlung in eine civile keine Schenkung (§ 149): oder es fehlte eine ſolche, dann war auch das Conſtitutum wirkungslos (d). — Im Ju- ſtinianiſchen Recht iſt dieſes Alles dadurch vereinfacht und erleichtert, daß auch der formloſe Vertrag für klagbar erklärt worden iſt (e), wodurch alſo das gewöhnliche Schen- kungsverſprechen, ſeiner Form nach, den Conſenſualcon- tracten gleich ſteht (f). — Das Schenkungsverſprechen an eine Stadtgemeine (pollicitatio), oder zum Götterdienſt (votum) führt wohl auch zuweilen den Namen donatio (g); dennoch ſtand es nie unter den einſchränkenden Regeln wah- rer Schenkung. Die Lex Cincia war darauf nicht an- wendbar (h), und wenngleich es unter den ſpeciellen Aus- nahmen von der Nothwendigkeit der Inſinuation nicht er- wähnt wird, ſo kann doch dieſe nicht darauf bezogen wer- (d) L. 3 § 1 de pec. const. (13. 5.), vgl. mit L. 1 § 1. 7 eod. — Meyerfeld I. S. 185 fg. (e) L. 35 § 5 C. de don. (8. 54.), § 2 J. de don. (2. 7.), Nov. 161 C. 1. Seltſamerweiſe be- ſchränkt dieſes Donellus XIII. 22 § 7. 8 auf Verträge de prae- senti, d. h. worin Einer ſagt: dono tibi hanc rem, ſo daß ein auf die Zukunft gerichtetes Ver- ſprechen nicht klagbar ſeyn ſoll; jene donatio in praesens con- cepta ſoll eine fingirte Tradition in ſich ſchließen. Alles ganz will- kührlich. (f) Ich ſage: das gewöhnliche Schenkungsverſprechen, im Ge- genſatz desjenigen, welches 500 Dukaten überſteigt. Denn für dieſes Übermaas iſt die Inſinua- tion nöthig, gerade ſo wie bey der Schenkung durch Tradition, alſo gar nicht etwa um die man- gelhafte Form des Vertrags zu ergänzen. (g) L. 9 L. 13 § 1 de pollic. (50. 12.). (h) L. 19 pr. de don. (39. 5.), L. 3 § 1 de pollic. (50. 12.), beide Stellen mit ſichtbarem Gegenſatz gegen die der L. Cincia unter- worfenen Fälle eigentlicher Schen- kung. — Eben ſo bey dem votum. L. 2 de pollic. (50. 12.).

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841/134
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841/134>, abgerufen am 24.11.2024.