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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841.

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§. 189. Zeit. 4. Utile tempus.
durch die Darlegung der einzelnen zu diesen beiden Arten
gehörenden Hindernisse.

Diejenigen, welche in der That für die Anwendung
des utile tempus geeignet sind, und sämmtlich den eben
erwähnten Charakter an sich tragen, betreffen theils die
Person des Unthätigen selbst, theils die Person seines Geg-
ners, theils das Verhältniß zu der richterlichen Obrigkeit,
vor welcher die Handlung vorgenommen werden soll (y).

Die Hindernisse in der Person des Unthätigen können
sowohl bey der Klagverjährung, als bey der Bonorum
possessio
vorkommen. Es gehören dahin die Fälle, wenn
der Klagberechtigte in Kriegsgefangenschaft, oder im Staats-
dienst abwesend, oder in einem Gefängniß ist (z), oder
wenn er durch Stürme oder durch Krankheit zu erscheinen
verhindert wird, und zwar in allen diesen Fällen so daß
er auch keinen Stellvertreter senden kann (aa). Alles die-

(y) Die nun folgende Angabe
der einzelnen Hindernisse gründet
sich auf L. 1 de div. temp. prae-
scr. (44. 3.).
(z) L. 1 cit. "in vinculis." --
L. 11 § 5 ad L. Jul. de adult.
(48. 5.) "in custodia."
Es scheint
wohl zunächst gedacht an das Ge-
fängniß eines Verbrechers oder
Inquisiten, doch könnte zugleich
auch das Schuldgefängniß im Fall
der Insolvenz gemeynt seyn.
(aa) L. 1 cit. "ut neque ex-
periri neque mandare possit."

Gleich nachher heißt es: "Plane
is, qui valetudine impeditur,
ut mandare possit, in ea causa
est ut experiundi habeat potes-
tatem."
Das heißt so viel als:
qui valetudine ita impeditur ut
mandare tamen possit.
Auf
denselben Sinn führt das in der
Vulg. vor valetudine eingescho-
bene ea. -- A. Faber conject.
V.
18 erklärt zuerst das impe-
ditur ut,
gegen den üblichen
Sprachgebrauch, durch impeditur
ne,
und sieht sich nun freylich zu
der gefährlichsten aller Emenda-
tionen genöthigt, indem er ließt:
non habeat potestatem.

§. 189. Zeit. 4. Utile tempus.
durch die Darlegung der einzelnen zu dieſen beiden Arten
gehörenden Hinderniſſe.

Diejenigen, welche in der That für die Anwendung
des utile tempus geeignet ſind, und ſämmtlich den eben
erwähnten Charakter an ſich tragen, betreffen theils die
Perſon des Unthätigen ſelbſt, theils die Perſon ſeines Geg-
ners, theils das Verhältniß zu der richterlichen Obrigkeit,
vor welcher die Handlung vorgenommen werden ſoll (y).

Die Hinderniſſe in der Perſon des Unthätigen können
ſowohl bey der Klagverjährung, als bey der Bonorum
possessio
vorkommen. Es gehören dahin die Fälle, wenn
der Klagberechtigte in Kriegsgefangenſchaft, oder im Staats-
dienſt abweſend, oder in einem Gefängniß iſt (z), oder
wenn er durch Stürme oder durch Krankheit zu erſcheinen
verhindert wird, und zwar in allen dieſen Fällen ſo daß
er auch keinen Stellvertreter ſenden kann (aa). Alles die-

(y) Die nun folgende Angabe
der einzelnen Hinderniſſe gründet
ſich auf L. 1 de div. temp. prae-
scr. (44. 3.).
(z) L. 1 cit. „in vinculis.” —
L. 11 § 5 ad L. Jul. de adult.
(48. 5.) „in custodia.”
Es ſcheint
wohl zunächſt gedacht an das Ge-
fängniß eines Verbrechers oder
Inquiſiten, doch könnte zugleich
auch das Schuldgefängniß im Fall
der Inſolvenz gemeynt ſeyn.
(aa) L. 1 cit. „ut neque ex-
periri neque mandare possit.”

Gleich nachher heißt es: „Plane
is, qui valetudine impeditur,
ut mandare possit, in ea causa
est ut experiundi habeat potes-
tatem.”
Das heißt ſo viel als:
qui valetudine ita impeditur ut
mandare tamen possit.
Auf
denſelben Sinn führt das in der
Vulg. vor valetudine eingeſcho-
bene ea. — A. Faber conject.
V.
18 erklärt zuerſt das impe-
ditur ut,
gegen den üblichen
Sprachgebrauch, durch impeditur
ne,
und ſieht ſich nun freylich zu
der gefährlichſten aller Emenda-
tionen genöthigt, indem er ließt:
non habeat potestatem.
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[429/0443] §. 189. Zeit. 4. Utile tempus. durch die Darlegung der einzelnen zu dieſen beiden Arten gehörenden Hinderniſſe. Diejenigen, welche in der That für die Anwendung des utile tempus geeignet ſind, und ſämmtlich den eben erwähnten Charakter an ſich tragen, betreffen theils die Perſon des Unthätigen ſelbſt, theils die Perſon ſeines Geg- ners, theils das Verhältniß zu der richterlichen Obrigkeit, vor welcher die Handlung vorgenommen werden ſoll (y). Die Hinderniſſe in der Perſon des Unthätigen können ſowohl bey der Klagverjährung, als bey der Bonorum possessio vorkommen. Es gehören dahin die Fälle, wenn der Klagberechtigte in Kriegsgefangenſchaft, oder im Staats- dienſt abweſend, oder in einem Gefängniß iſt (z), oder wenn er durch Stürme oder durch Krankheit zu erſcheinen verhindert wird, und zwar in allen dieſen Fällen ſo daß er auch keinen Stellvertreter ſenden kann (aa). Alles die- (y) Die nun folgende Angabe der einzelnen Hinderniſſe gründet ſich auf L. 1 de div. temp. prae- scr. (44. 3.). (z) L. 1 cit. „in vinculis.” — L. 11 § 5 ad L. Jul. de adult. (48. 5.) „in custodia.” Es ſcheint wohl zunächſt gedacht an das Ge- fängniß eines Verbrechers oder Inquiſiten, doch könnte zugleich auch das Schuldgefängniß im Fall der Inſolvenz gemeynt ſeyn. (aa) L. 1 cit. „ut neque ex- periri neque mandare possit.” Gleich nachher heißt es: „Plane is, qui valetudine impeditur, ut mandare possit, in ea causa est ut experiundi habeat potes- tatem.” Das heißt ſo viel als: qui valetudine ita impeditur ut mandare tamen possit. Auf denſelben Sinn führt das in der Vulg. vor valetudine eingeſcho- bene ea. — A. Faber conject. V. 18 erklärt zuerſt das impe- ditur ut, gegen den üblichen Sprachgebrauch, durch impeditur ne, und ſieht ſich nun freylich zu der gefährlichſten aller Emenda- tionen genöthigt, indem er ließt: non habeat potestatem.

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841/443>, abgerufen am 22.11.2024.