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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 6. Berlin, 1847.

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§. 275. Wirkung der L. C. -- Schätzungszeit.
nachweisen, theils sehr wahrscheinlich machen läßt. Der
Ort der Formel, an welchem der Prätor über die Zeit der
Schätzung eine Anweisung zu geben hatte, war unstreitig
die Condemnatio, und hier mußte die Anweisung anders
gefaßt werden, je nachdem man die Schätzung in die Ver-
gangenheit
setzen wollte (die Zeit der entstandenen
Obligation), oder in die Gegenwart (Zeit der L. C.),
oder in die Zukunft (Zeit des Urtheils). Für diese ver-
schiedene Möglichkeiten boten sich folgende Ausdrücke dar:

quanti res fuit,
quanti res est,
quanti res erit
condemna.

Der erste dieser Ausdrücke ist auch wirklich gebraucht
worden bei einer Delictsklage, der actio legis Aquiliae, in
welcher der Werth zur Zeit des begangenen Delicts maaß-
gebend seyn sollte, nur noch mit einer gewissen Ausdehnung
zum Nachtheil des Schuldners, und als Strafe für den-
selben (i).


(i) L. 2 pr. ad L. Aqu. (9. 2)
"quanti id in eo anno plurimi
fuit, tantum aes domino dare
damnas esto." -- L. 27 § 5 eod.
"quanti ea res fuit in diebus
triginta proximis, tantum aes
domino dare damnas esto."

In beiden Fällen sollte von der
Zeit des (in der Vergangenheit
liegenden) Delicts zurück gerech-
net werden. -- Allerdings liest in
der zweiten angeführten Stelle so-
wohl die Florentina, als die Vul-
gata: erit anstatt fuit. Nur Ha-
loander hat fuit. Allein die Rich-
tigkeit dieser letzteren Leseart wird
ganz außer Zweifel gesetzt durch
die gleich nachfolgenden Worte
Ulpians aus dem Commentar
zu dieser Gesetzesstelle: "haec
verba: quanti in triginta die-
bus proximis fuit" rel. (L. 29
§ 7 eod.,
eben so wie die vorige
Stelle aus Ulpianus lib. XVIII.
ad ed.
)

§. 275. Wirkung der L. C. — Schätzungszeit.
nachweiſen, theils ſehr wahrſcheinlich machen läßt. Der
Ort der Formel, an welchem der Prätor über die Zeit der
Schätzung eine Anweiſung zu geben hatte, war unſtreitig
die Condemnatio, und hier mußte die Anweiſung anders
gefaßt werden, je nachdem man die Schätzung in die Ver-
gangenheit
ſetzen wollte (die Zeit der entſtandenen
Obligation), oder in die Gegenwart (Zeit der L. C.),
oder in die Zukunft (Zeit des Urtheils). Für dieſe ver-
ſchiedene Möglichkeiten boten ſich folgende Ausdrücke dar:

quanti res fuit,
quanti res est,
quanti res erit
condemna.

Der erſte dieſer Ausdrücke iſt auch wirklich gebraucht
worden bei einer Delictsklage, der actio legis Aquiliae, in
welcher der Werth zur Zeit des begangenen Delicts maaß-
gebend ſeyn ſollte, nur noch mit einer gewiſſen Ausdehnung
zum Nachtheil des Schuldners, und als Strafe für den-
ſelben (i).


(i) L. 2 pr. ad L. Aqu. (9. 2)
„quanti id in eo anno plurimi
fuit, tantum aes domino dare
damnas esto.“ — L. 27 § 5 eod.
„quanti ea res fuit in diebus
triginta proximis, tantum aes
domino dare damnas esto.“

In beiden Fällen ſollte von der
Zeit des (in der Vergangenheit
liegenden) Delicts zurück gerech-
net werden. — Allerdings lieſt in
der zweiten angeführten Stelle ſo-
wohl die Florentina, als die Vul-
gata: erit anſtatt fuit. Nur Ha-
loander hat fuit. Allein die Rich-
tigkeit dieſer letzteren Leſeart wird
ganz außer Zweifel geſetzt durch
die gleich nachfolgenden Worte
Ulpians aus dem Commentar
zu dieſer Geſetzesſtelle: „haec
verba: quanti in triginta die-
bus proximis fuit“ rel. (L. 29
§ 7 eod.,
eben ſo wie die vorige
Stelle aus Ulpianus lib. XVIII.
ad ed.
)
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[205/0223] §. 275. Wirkung der L. C. — Schätzungszeit. nachweiſen, theils ſehr wahrſcheinlich machen läßt. Der Ort der Formel, an welchem der Prätor über die Zeit der Schätzung eine Anweiſung zu geben hatte, war unſtreitig die Condemnatio, und hier mußte die Anweiſung anders gefaßt werden, je nachdem man die Schätzung in die Ver- gangenheit ſetzen wollte (die Zeit der entſtandenen Obligation), oder in die Gegenwart (Zeit der L. C.), oder in die Zukunft (Zeit des Urtheils). Für dieſe ver- ſchiedene Möglichkeiten boten ſich folgende Ausdrücke dar: quanti res fuit, quanti res est, quanti res erit condemna. Der erſte dieſer Ausdrücke iſt auch wirklich gebraucht worden bei einer Delictsklage, der actio legis Aquiliae, in welcher der Werth zur Zeit des begangenen Delicts maaß- gebend ſeyn ſollte, nur noch mit einer gewiſſen Ausdehnung zum Nachtheil des Schuldners, und als Strafe für den- ſelben (i). (i) L. 2 pr. ad L. Aqu. (9. 2) „quanti id in eo anno plurimi fuit, tantum aes domino dare damnas esto.“ — L. 27 § 5 eod. „quanti ea res fuit in diebus triginta proximis, tantum aes domino dare damnas esto.“ In beiden Fällen ſollte von der Zeit des (in der Vergangenheit liegenden) Delicts zurück gerech- net werden. — Allerdings lieſt in der zweiten angeführten Stelle ſo- wohl die Florentina, als die Vul- gata: erit anſtatt fuit. Nur Ha- loander hat fuit. Allein die Rich- tigkeit dieſer letzteren Leſeart wird ganz außer Zweifel geſetzt durch die gleich nachfolgenden Worte Ulpians aus dem Commentar zu dieſer Geſetzesſtelle: „haec verba: quanti in triginta die- bus proximis fuit“ rel. (L. 29 § 7 eod., eben ſo wie die vorige Stelle aus Ulpianus lib. XVIII. ad ed.)

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 6. Berlin, 1847, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system06_1847/223>, abgerufen am 25.11.2024.