Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 6. Berlin, 1847.

Bild:
<< vorherige Seite

§. 275. Wirkung der L. C. -- Schätzungszeit.
einen Meinung soll der Gläubiger die Wahl haben zwischen
dem Zeitpunkt der Mora, und demjenigen Zeitpunkt welcher
ohne Mora nach der allgemeinen Regel gelten würde. Nur
in dem einzigen Fall, wenn mit der condictio furtiva gegen
den Dieb geklagt wird, soll diese Ausnahme noch dadurch
geschärft werden, daß der höchste Werth der ganzen
Zwischenzeit
(nicht blos der unter jenen zwei einzelnen
Zeitpunkten) vergütet werden soll (q). -- Die zweite Meinung
geht dahin, die so eben bei dem Diebe erwähnte strengere
Behandlung bei jeder Mora allgemein eintreten zu lassen,
so daß in jedem Fall der Mora der Schuldner den höchsten
Werth bezahlen müßte, welchen die Sache in der ganzen
Zwischenzeit jemals erreicht hat (r).

Ich nehme die erste Meinung, welche zwischen dem
Diebe und den übrigen Schuldnern unterscheidet, als richtig
an, und gründe dieselbe zunächst auf folgende einzelne
Zeugnisse.

I. Von dem Fall der Mora im Allgemeinen han-
deln diese Stellen:

1. L. 3 § 3 de act. emti (19. 1):
"Si per venditorem vini mora fuerit, quo minus tra-
(q) Donelli Comm. in var. tit.
Dig. Antverp. 1582. f. Lib. 12 T. 1
L. 22 N. 26 p. 157. -- Schulting
theses contr. Th. 37 N. 8 (Com-
ment. ac. T. 3 p. 118).
-- Madai
Mora § 48, der gleichfalls zwischen
dem Diebe und anderen Schuldnern
unterscheidet, außerdem aber manches
Unrichtige beimischt.
(r) Huber praelect. Pand.
XIII.
3. § 7--11. -- Glück B. 13
§ 844. -- Thibaut § 99 ed. 8,
und Braun zu Thibaut § 103.--
Puchta Pandekten § 268 Note f.
-- Buchka Einfluß des Prozesses
S. 187 -- 198.
VI. 14

§. 275. Wirkung der L. C. — Schätzungszeit.
einen Meinung ſoll der Gläubiger die Wahl haben zwiſchen
dem Zeitpunkt der Mora, und demjenigen Zeitpunkt welcher
ohne Mora nach der allgemeinen Regel gelten würde. Nur
in dem einzigen Fall, wenn mit der condictio furtiva gegen
den Dieb geklagt wird, ſoll dieſe Ausnahme noch dadurch
geſchärft werden, daß der höchſte Werth der ganzen
Zwiſchenzeit
(nicht blos der unter jenen zwei einzelnen
Zeitpunkten) vergütet werden ſoll (q). — Die zweite Meinung
geht dahin, die ſo eben bei dem Diebe erwähnte ſtrengere
Behandlung bei jeder Mora allgemein eintreten zu laſſen,
ſo daß in jedem Fall der Mora der Schuldner den höchſten
Werth bezahlen müßte, welchen die Sache in der ganzen
Zwiſchenzeit jemals erreicht hat (r).

Ich nehme die erſte Meinung, welche zwiſchen dem
Diebe und den übrigen Schuldnern unterſcheidet, als richtig
an, und gründe dieſelbe zunächſt auf folgende einzelne
Zeugniſſe.

I. Von dem Fall der Mora im Allgemeinen han-
deln dieſe Stellen:

1. L. 3 § 3 de act. emti (19. 1):
„Si per venditorem vini mora fuerit, quo minus tra-
(q) Donelli Comm. in var. tit.
Dig. Antverp. 1582. f. Lib. 12 T. 1
L. 22 N. 26 p. 157. — Schulting
theses contr. Th. 37 N. 8 (Com-
ment. ac. T. 3 p. 118).
Madai
Mora § 48, der gleichfalls zwiſchen
dem Diebe und anderen Schuldnern
unterſcheidet, außerdem aber manches
Unrichtige beimiſcht.
(r) Huber praelect. Pand.
XIII.
3. § 7—11. — Glück B. 13
§ 844. — Thibaut § 99 ed. 8,
und Braun zu Thibaut § 103.—
Puchta Pandekten § 268 Note f.
Buchka Einfluß des Prozeſſes
S. 187 — 198.
VI. 14
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0227" n="209"/><fw place="top" type="header">§. 275. Wirkung der L. C. &#x2014; Schätzungszeit.</fw><lb/>
einen Meinung &#x017F;oll der Gläubiger die Wahl haben zwi&#x017F;chen<lb/>
dem Zeitpunkt der Mora, und demjenigen Zeitpunkt welcher<lb/>
ohne Mora nach der allgemeinen Regel gelten würde. Nur<lb/>
in dem einzigen Fall, wenn mit der <hi rendition="#aq">condictio furtiva</hi> gegen<lb/>
den Dieb geklagt wird, &#x017F;oll die&#x017F;e Ausnahme noch dadurch<lb/>
ge&#x017F;chärft werden, daß der höch&#x017F;te Werth <hi rendition="#g">der ganzen<lb/>
Zwi&#x017F;chenzeit</hi> (nicht blos der unter jenen zwei einzelnen<lb/>
Zeitpunkten) vergütet werden &#x017F;oll <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Donelli</hi> Comm. in var. tit.<lb/>
Dig. Antverp. 1582. f. Lib. 12 T. 1<lb/>
L. 22 N. 26 p. 157. &#x2014; <hi rendition="#k">Schulting</hi><lb/>
theses contr. Th. 37 N. 8 (Com-<lb/>
ment. ac. T. 3 p. 118).</hi> &#x2014; <hi rendition="#g">Madai</hi><lb/>
Mora § 48, der gleichfalls zwi&#x017F;chen<lb/>
dem Diebe und anderen Schuldnern<lb/>
unter&#x017F;cheidet, außerdem aber manches<lb/>
Unrichtige beimi&#x017F;cht.</note>. &#x2014; Die zweite Meinung<lb/>
geht dahin, die &#x017F;o eben bei dem Diebe erwähnte &#x017F;trengere<lb/>
Behandlung bei jeder Mora allgemein eintreten zu la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
&#x017F;o daß in jedem Fall der Mora der Schuldner den höch&#x017F;ten<lb/>
Werth bezahlen müßte, welchen die Sache in der ganzen<lb/>
Zwi&#x017F;chenzeit jemals erreicht hat <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Huber</hi> praelect. Pand.<lb/>
XIII.</hi> 3. § 7&#x2014;11. &#x2014; <hi rendition="#g">Glück</hi> B. 13<lb/>
§ 844. &#x2014; <hi rendition="#g">Thibaut</hi> § 99 <hi rendition="#aq">ed.</hi> 8,<lb/>
und <hi rendition="#g">Braun</hi> zu Thibaut § 103.&#x2014;<lb/><hi rendition="#g">Puchta</hi> Pandekten § 268 Note <hi rendition="#aq">f.</hi><lb/>
&#x2014; <hi rendition="#g">Buchka</hi> Einfluß des Proze&#x017F;&#x017F;es<lb/>
S. 187 &#x2014; 198.</note>.</p><lb/>
            <p>Ich nehme die er&#x017F;te Meinung, welche zwi&#x017F;chen dem<lb/>
Diebe und den übrigen Schuldnern unter&#x017F;cheidet, als richtig<lb/>
an, und gründe die&#x017F;elbe zunäch&#x017F;t auf folgende einzelne<lb/>
Zeugni&#x017F;&#x017F;e.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">I.</hi> Von dem Fall der <hi rendition="#g">Mora im Allgemeinen</hi> han-<lb/>
deln die&#x017F;e Stellen:</p><lb/>
            <list>
              <item>1. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 3 § 3 <hi rendition="#i">de act. emti</hi></hi> (19. 1):<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">&#x201E;Si per venditorem vini mora fuerit, quo minus tra-</hi></hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">VI.</hi> 14</fw><lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[209/0227] §. 275. Wirkung der L. C. — Schätzungszeit. einen Meinung ſoll der Gläubiger die Wahl haben zwiſchen dem Zeitpunkt der Mora, und demjenigen Zeitpunkt welcher ohne Mora nach der allgemeinen Regel gelten würde. Nur in dem einzigen Fall, wenn mit der condictio furtiva gegen den Dieb geklagt wird, ſoll dieſe Ausnahme noch dadurch geſchärft werden, daß der höchſte Werth der ganzen Zwiſchenzeit (nicht blos der unter jenen zwei einzelnen Zeitpunkten) vergütet werden ſoll (q). — Die zweite Meinung geht dahin, die ſo eben bei dem Diebe erwähnte ſtrengere Behandlung bei jeder Mora allgemein eintreten zu laſſen, ſo daß in jedem Fall der Mora der Schuldner den höchſten Werth bezahlen müßte, welchen die Sache in der ganzen Zwiſchenzeit jemals erreicht hat (r). Ich nehme die erſte Meinung, welche zwiſchen dem Diebe und den übrigen Schuldnern unterſcheidet, als richtig an, und gründe dieſelbe zunächſt auf folgende einzelne Zeugniſſe. I. Von dem Fall der Mora im Allgemeinen han- deln dieſe Stellen: 1. L. 3 § 3 de act. emti (19. 1): „Si per venditorem vini mora fuerit, quo minus tra- (q) Donelli Comm. in var. tit. Dig. Antverp. 1582. f. Lib. 12 T. 1 L. 22 N. 26 p. 157. — Schulting theses contr. Th. 37 N. 8 (Com- ment. ac. T. 3 p. 118). — Madai Mora § 48, der gleichfalls zwiſchen dem Diebe und anderen Schuldnern unterſcheidet, außerdem aber manches Unrichtige beimiſcht. (r) Huber praelect. Pand. XIII. 3. § 7—11. — Glück B. 13 § 844. — Thibaut § 99 ed. 8, und Braun zu Thibaut § 103.— Puchta Pandekten § 268 Note f. — Buchka Einfluß des Prozeſſes S. 187 — 198. VI. 14

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system06_1847
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system06_1847/227
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 6. Berlin, 1847, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system06_1847/227>, abgerufen am 25.11.2024.