Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861."die Constellation des Rundbildes nach der Stellung der Planeten nur auf das Jahr 23-22 v. Chr. bezogen werden könne, in welchem Augustas das imperium proconsulare und die tribunicia potestas perpetua annahm." Nach Seyffarths Methode, die ägyptischen Gestirnconstellationen zu berechnen, setzt Uhlemann, a. a. O., III. S. 8, die in dem runden Thierkreise zu Denderah enthaltene Constellation auf den 11. Februar 37 nach Christus, das Geburtsjahr des Kaisers Nero, dessen Name an verschiedenen Stellen des Pronaos des Tempels zu Denderah auch hieroglyphisch geschrieben stehe. Wie es aber auch mit dem Thierkreis zu Denderah sich verhalten sollte und wenn derselbe wirklich in eine so späte Zeit herabgesetzt werden müsste, dennoch müssen die ägyptischen Astronomen den Thierkreis schon viele Jahrhunderte, ja Jahrtausende früher gekannt und gebraucht haben, indem sie eine sehr ausgebildete Chronologie mit dem Jahre von 365 Tagen besassen, welche durch die astronomisch sehr genau berechneten Sothisperioden von 1460 Jahren sicher bis zum J. 2782 v. Chr. mindestens zurückgeht. "Wenn irgendwo," sagte daher in dieser Rücksicht schon der alte Diodor, "so werden bei den Aegyptern genaue Beobachtungen der Stellung und der Bewegungen der Gestirne gemacht. Die Aufzeichnungen über eine jede derselben bewahren sie seit einer unglaublichen Reihe von Jahren; auch die Umläufe und Stationen der Planeten haben sie genau beobachtet, und die Verfinsterungen der Sonne und des Mondes wissen sie bestimmt vorherzusagen." - Im Palaste Ramses des Grossen lag einst nach Diodors Erzählung ein grosser goldener Ring nach der Zahl der Jahrestage 365 Ellen lang und eine Elle breit. Auf diesem Ringe waren sämmtliche Tage mit den Auf- und Niedergängen der Gestirne an jedem Tage sammt deren astrologischer Bedeutung verzeichnet. Kambyses soll dieses Kunstwerk fortgeführt haben. 1) Nach diesem Berichte Diodors, welcher durch eine Unmasse auf den Obelisken, Tempelwänden, Sarcophagen u. s. w. noch heute in Aegypten erhaltener Ge- 1) Dunker, a.
a. O., I., S. 86; Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, II. S. 324.
„die Constellation des Rundbildes nach der Stellung der Planeten nur auf das Jahr 23-22 v. Chr. bezogen werden könne, in welchem Augustas das imperium proconsulare und die tribunicia potestas perpetua annahm.“ Nach Seyffarths Methode, die ägyptischen Gestirnconstellationen zu berechnen, setzt Uhlemann, a. a. O., III. S. 8, die in dem runden Thierkreise zu Denderah enthaltene Constellation auf den 11. Februar 37 nach Christus, das Geburtsjahr des Kaisers Nero, dessen Name an verschiedenen Stellen des Pronaos des Tempels zu Denderah auch hieroglyphisch geschrieben stehe. Wie es aber auch mit dem Thierkreis zu Denderah sich verhalten sollte und wenn derselbe wirklich in eine so späte Zeit herabgesetzt werden müsste, dennoch müssen die ägyptischen Astronomen den Thierkreis schon viele Jahrhunderte, ja Jahrtausende früher gekannt und gebraucht haben, indem sie eine sehr ausgebildete Chronologie mit dem Jahre von 365 Tagen besassen, welche durch die astronomisch sehr genau berechneten Sothisperioden von 1460 Jahren sicher bis zum J. 2782 v. Chr. mindestens zurückgeht. „Wenn irgendwo,“ sagte daher in dieser Rücksicht schon der alte Diodor, „so werden bei den Aegyptern genaue Beobachtungen der Stellung und der Bewegungen der Gestirne gemacht. Die Aufzeichnungen über eine jede derselben bewahren sie seit einer unglaublichen Reihe von Jahren; auch die Umläufe und Stationen der Planeten haben sie genau beobachtet, und die Verfinsterungen der Sonne und des Mondes wissen sie bestimmt vorherzusagen.“ – Im Palaste Ramses des Grossen lag einst nach Diodors Erzählung ein grosser goldener Ring nach der Zahl der Jahrestage 365 Ellen lang und eine Elle breit. Auf diesem Ringe waren sämmtliche Tage mit den Auf- und Niedergängen der Gestirne an jedem Tage sammt deren astrologischer Bedeutung verzeichnet. Kambyses soll dieses Kunstwerk fortgeführt haben. 1) Nach diesem Berichte Diodors, welcher durch eine Unmasse auf den Obelisken, Tempelwänden, Sarcophagen u. s. w. noch heute in Aegypten erhaltener Ge- 1) Dunker, a.
a. O., I., S. 86; Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, II. S. 324.
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„die Constellation des Rundbildes nach der Stellung der Planeten nur auf das Jahr 23-22 v. Chr. bezogen werden könne, in welchem Augustas das imperium proconsulare und die tribunicia potestas perpetua annahm.“ Nach Seyffarths Methode, die ägyptischen Gestirnconstellationen zu berechnen, setzt Uhlemann, a. a. O., III. S. 8, die in dem runden Thierkreise zu Denderah enthaltene Constellation auf den 11. Februar 37 nach Christus, das Geburtsjahr des Kaisers Nero, dessen Name an verschiedenen Stellen des Pronaos des Tempels zu Denderah auch hieroglyphisch geschrieben stehe. Wie es aber auch mit dem Thierkreis zu Denderah sich verhalten sollte und wenn derselbe wirklich in eine so späte Zeit herabgesetzt werden müsste, dennoch müssen die ägyptischen Astronomen den Thierkreis schon viele Jahrhunderte, ja Jahrtausende früher gekannt und gebraucht haben, indem sie eine sehr ausgebildete Chronologie mit dem Jahre von 365 Tagen besassen, welche durch die astronomisch sehr genau berechneten Sothisperioden von 1460 Jahren sicher bis zum J. 2782 v. Chr. mindestens zurückgeht. „Wenn irgendwo,“ sagte daher in dieser Rücksicht schon der alte Diodor, „so werden bei den Aegyptern genaue Beobachtungen der Stellung und der Bewegungen der Gestirne gemacht. Die Aufzeichnungen über eine jede derselben bewahren sie seit einer unglaublichen Reihe von Jahren; auch die Umläufe und Stationen der Planeten haben sie genau beobachtet, und die Verfinsterungen der Sonne und des Mondes wissen sie bestimmt vorherzusagen.“ – Im Palaste Ramses des Grossen lag einst nach Diodors Erzählung ein grosser goldener Ring nach der Zahl der Jahrestage 365 Ellen lang und eine Elle breit. Auf diesem Ringe waren sämmtliche Tage mit den Auf- und Niedergängen der Gestirne an jedem Tage sammt deren astrologischer Bedeutung verzeichnet. Kambyses soll dieses Kunstwerk fortgeführt haben. 1) Nach diesem Berichte Diodors, welcher durch eine Unmasse auf den Obelisken, Tempelwänden, Sarcophagen u. s. w. noch heute in Aegypten erhaltener Ge-
1) Dunker, a. a. O., I., S. 86; Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, II. S. 324.
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Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/29>, abgerufen am 16.07.2024. |