Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.Sonnengott Herakles,1) - die Götter und Göttinnen mit drei Häuptern in Indien und Aegypten u. s. w. haben alle dieselbe symbolische Grundbedeutung. Im Bedang-Schaster spricht darüber Brimah oder Brahma sehr trefflich also: "Du, o Narud, wirst gelehrt, die schaffende, erhaltende und verderbende Gewalt der Gottheit als Weltenschöpfer wie drei Götter zu betrachten und alle drei unter verschiedenen Gestalten (d. h. als Brahma, Wischnu und Schiwa) anzubeten. Diese drei sind aber drei Eigenschaften. des Einen, einzigen Gottes und ihre bildlichen Darstellungen sind nur Erinnerungsformen an den Höchsten, der in seiner Liebe die Macht erzeugt hat, die, mit Zeit und Schicksal vereint, die Güte umarmt, und jene Materie in organischer Weise hervorgebracht hat, auf welche die Gottheit unter drei Formen wirkt, die wir als Dreifaltigkeit seines Wesens erkennen, in denen wir aber nur den Einen Einzigen anbeten sollen und dürfen."2) So ist auch der wahre christliche Gott die absolute Einheit, der [fremdsprachliches Material][fremdsprachliches Material], die Gottheit, das indische Brahma, der Urgeist und das Urlicht vor der Zeit und vor dem Raume, - bei den Parsen die ungeschaffene und anfangslose Zeit, das allmächtige Urwesen oder das Alles in sich fassende Ungeschaffene, Zaruana akarana. 3) Das Jubellied, welches den neu Aufgenommenen unmittelbar nach der Lichtertheilung und im Augenblicke der fallenden Binde gewöhnlich begrüsst, darf verglichen werden der Harmonie des Kosmos und der Welten, dem pythagoräischen harmonischen Gesange der Sphären, welchen Gott und der Schöpfer in dem Weltall sich selber singet und der ertönet, sobald der Tag anbricht, sobald es Licht wird, sobald Gott denkt und spricht und Sonne, Mond und Sterne ihre Bahnen wandeln heisst. Das heilige Wort ist auch der ewige Morgen- und Lobgesang, das Hallejuha (lobet den Herrn) der Welten auf Gott und 1) Movers, die Phönicier, I. S. 184 u. 400 ff. 2) Müller,
Glauben, Wissen und Kunst der alten Hindus, I. Bd. Mainz 1822, S. 189. 3) Kruger, Gesch. der Assyrier und Iranier, S. 413.; Röth, Gesch. unserer abendländischen Philosophie, I. S. 392ff.; Creuzer, Symbolik, I. S. 697 ff.
Sonnengott Herakles,1) – die Götter und Göttinnen mit drei Häuptern in Indien und Aegypten u. s. w. haben alle dieselbe symbolische Grundbedeutung. Im Bedang-Schaster spricht darüber Brimah oder Brahma sehr trefflich also: „Du, o Narud, wirst gelehrt, die schaffende, erhaltende und verderbende Gewalt der Gottheit als Weltenschöpfer wie drei Götter zu betrachten und alle drei unter verschiedenen Gestalten (d. h. als Brahma, Wischnu und Schiwa) anzubeten. Diese drei sind aber drei Eigenschaften. des Einen, einzigen Gottes und ihre bildlichen Darstellungen sind nur Erinnerungsformen an den Höchsten, der in seiner Liebe die Macht erzeugt hat, die, mit Zeit und Schicksal vereint, die Güte umarmt, und jene Materie in organischer Weise hervorgebracht hat, auf welche die Gottheit unter drei Formen wirkt, die wir als Dreifaltigkeit seines Wesens erkennen, in denen wir aber nur den Einen Einzigen anbeten sollen und dürfen.“2) So ist auch der wahre christliche Gott die absolute Einheit, der [fremdsprachliches Material][fremdsprachliches Material], die Gottheit, das indische Brahma, der Urgeist und das Urlicht vor der Zeit und vor dem Raume, – bei den Parsen die ungeschaffene und anfangslose Zeit, das allmächtige Urwesen oder das Alles in sich fassende Ungeschaffene, Zaruana akarana. 3) Das Jubellied, welches den neu Aufgenommenen unmittelbar nach der Lichtertheilung und im Augenblicke der fallenden Binde gewöhnlich begrüsst, darf verglichen werden der Harmonie des Kosmos und der Welten, dem pythagoräischen harmonischen Gesange der Sphären, welchen Gott und der Schöpfer in dem Weltall sich selber singet und der ertönet, sobald der Tag anbricht, sobald es Licht wird, sobald Gott denkt und spricht und Sonne, Mond und Sterne ihre Bahnen wandeln heisst. Das heilige Wort ist auch der ewige Morgen- und Lobgesang, das Hallejuha (lobet den Herrn) der Welten auf Gott und 1) Movers, die Phönicier, I. S. 184 u. 400 ff. 2) Müller,
Glauben, Wissen und Kunst der alten Hindus, I. Bd. Mainz 1822, S. 189. 3) Kruger, Gesch. der Assyrier und Iranier, S. 413.; Röth, Gesch. unserer abendländischen Philosophie, I. S. 392ff.; Creuzer, Symbolik, I. S. 697 ff.
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Sonnengott Herakles, 1) – die Götter und Göttinnen mit drei Häuptern in Indien und Aegypten u. s. w. haben alle dieselbe symbolische Grundbedeutung. Im Bedang-Schaster spricht darüber Brimah oder Brahma sehr trefflich also: „Du, o Narud, wirst gelehrt, die schaffende, erhaltende und verderbende Gewalt der Gottheit als Weltenschöpfer wie drei Götter zu betrachten und alle drei unter verschiedenen Gestalten (d. h. als Brahma, Wischnu und Schiwa) anzubeten. Diese drei sind aber drei Eigenschaften. des Einen, einzigen Gottes und ihre bildlichen Darstellungen sind nur Erinnerungsformen an den Höchsten, der in seiner Liebe die Macht erzeugt hat, die, mit Zeit und Schicksal vereint, die Güte umarmt, und jene Materie in organischer Weise hervorgebracht hat, auf welche die Gottheit unter drei Formen wirkt, die wir als Dreifaltigkeit seines Wesens erkennen, in denen wir aber nur den Einen Einzigen anbeten sollen und dürfen.“ 2) So ist auch der wahre christliche Gott die absolute Einheit, der _ _ , die Gottheit, das indische Brahma, der Urgeist und das Urlicht vor der Zeit und vor dem Raume, – bei den Parsen die ungeschaffene und anfangslose Zeit, das allmächtige Urwesen oder das Alles in sich fassende Ungeschaffene, Zaruana akarana. 3)
Das Jubellied, welches den neu Aufgenommenen unmittelbar nach der Lichtertheilung und im Augenblicke der fallenden Binde gewöhnlich begrüsst, darf verglichen werden der Harmonie des Kosmos und der Welten, dem pythagoräischen harmonischen Gesange der Sphären, welchen Gott und der Schöpfer in dem Weltall sich selber singet und der ertönet, sobald der Tag anbricht, sobald es Licht wird, sobald Gott denkt und spricht und Sonne, Mond und Sterne ihre Bahnen wandeln heisst. Das heilige Wort ist auch der ewige Morgen- und Lobgesang, das Hallejuha (lobet den Herrn) der Welten auf Gott und
1) Movers, die Phönicier, I. S. 184 u. 400 ff.
2) Müller, Glauben, Wissen und Kunst der alten Hindus, I. Bd. Mainz 1822, S. 189.
3) Kruger, Gesch. der Assyrier und Iranier, S. 413.; Röth, Gesch. unserer abendländischen Philosophie, I. S. 392ff.; Creuzer, Symbolik, I. S. 697 ff.
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