Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.gleich das vom vorigen Jahre noch übrige heilige Oel gegossen und nun gleichfalls neues heiliges Oel geweiht; die nicht verbrannten Holzstücke nehmen die Bauern mit sich nach Hause, um sie als geweihte und heilige Schutzmittel aufzubewahren. Die Osterkerze der katholischen Kirche ist ferner dasselbe Symbol wie der Julblock in England, ein grosser Holzklotz, welcher in den einzelnen Häusern angezündet wird und, so lange die heiligen Tage dauern, Tag und Nacht glühen muss, aber es muss ein unverbranntes Stück davon übrig bleiben, um damit den Julblock im nächsten Jahre anzuzünden.1) Von dem englischen Julblock finden sich auch Spuren in Deutschland, besonders in Hessen, indem an einzelnen Orten vom Christvorabend bis zum Abend des folgenden Tages ein Holzklotz, der Christklotz angebrannt wird, um später beim Herannahen eines Gewitters wieder angezündet zu werden.2) Die Osterkerze und der Julblock symbolisiren die ewig sich verjüngende und niemals ersterbende Sonnen- und Naturkraft, das ewige Licht, den Baum des ewigen Lebens. Dieser Lebensbaum ist auch der deutsche Christbaum, aufgestellt in einem umhegten grünen Moosgärtchen mit frisch brennenden Lichtern und goldenen Früchten und umlagert von weissen Schäfchen mit goldenen Fahnen; der Christbaum ist das treueste Symbol des Baumes des Lebens, welchen Gott für den Menschen in den Garten Edens gepflanzt hatte.3) Ebenso wurden früher bei den Römern. bei der Frühlings- und Neujahrsfeier an den Kalenden des Monats Merz das Feuer der Vesta neu entzündet, auch die Thüren der Regia und des Vestatempels, wie der Curien und der Flamines mit frischem Lorbeer bekränzt.4) Damit ist in Deutschland und in der Schweiz verwandt, an den Thüren oder Fenstern der Weinschenken einen frischen grünen Zweig aufzustecken, zum Zeichen, dass 1) Menzel, Odin, S. 29. 2) Mühlhause, die Urreligion des
deutschen Volkes in hessischen Sitten, Sagen u. s. w., S. 74 u. 149 ff. 3) Mühlhause, a. a. O., S. 77 ff. 4) Preller, röm. Mythol., S. 319.
gleich das vom vorigen Jahre noch übrige heilige Oel gegossen und nun gleichfalls neues heiliges Oel geweiht; die nicht verbrannten Holzstücke nehmen die Bauern mit sich nach Hause, um sie als geweihte und heilige Schutzmittel aufzubewahren. Die Osterkerze der katholischen Kirche ist ferner dasselbe Symbol wie der Julblock in England, ein grosser Holzklotz, welcher in den einzelnen Häusern angezündet wird und, so lange die heiligen Tage dauern, Tag und Nacht glühen muss, aber es muss ein unverbranntes Stück davon übrig bleiben, um damit den Julblock im nächsten Jahre anzuzünden.1) Von dem englischen Julblock finden sich auch Spuren in Deutschland, besonders in Hessen, indem an einzelnen Orten vom Christvorabend bis zum Abend des folgenden Tages ein Holzklotz, der Christklotz angebrannt wird, um später beim Herannahen eines Gewitters wieder angezündet zu werden.2) Die Osterkerze und der Julblock symbolisiren die ewig sich verjüngende und niemals ersterbende Sonnen- und Naturkraft, das ewige Licht, den Baum des ewigen Lebens. Dieser Lebensbaum ist auch der deutsche Christbaum, aufgestellt in einem umhegten grünen Moosgärtchen mit frisch brennenden Lichtern und goldenen Früchten und umlagert von weissen Schäfchen mit goldenen Fahnen; der Christbaum ist das treueste Symbol des Baumes des Lebens, welchen Gott für den Menschen in den Garten Edens gepflanzt hatte.3) Ebenso wurden früher bei den Römern. bei der Frühlings- und Neujahrsfeier an den Kalenden des Monats Merz das Feuer der Vesta neu entzündet, auch die Thüren der Regia und des Vestatempels, wie der Curien und der Flamines mit frischem Lorbeer bekränzt.4) Damit ist in Deutschland und in der Schweiz verwandt, an den Thüren oder Fenstern der Weinschenken einen frischen grünen Zweig aufzustecken, zum Zeichen, dass 1) Menzel, Odin, S. 29. 2) Mühlhause, die Urreligion des
deutschen Volkes in hessischen Sitten, Sagen u. s. w., S. 74 u. 149 ff. 3) Mühlhause, a. a. O., S. 77 ff. 4) Preller, röm. Mythol., S. 319.
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gleich das vom vorigen Jahre noch übrige heilige Oel gegossen und nun gleichfalls neues heiliges Oel geweiht; die nicht verbrannten Holzstücke nehmen die Bauern mit sich nach Hause, um sie als geweihte und heilige Schutzmittel aufzubewahren. Die Osterkerze der katholischen Kirche ist ferner dasselbe Symbol wie der Julblock in England, ein grosser Holzklotz, welcher in den einzelnen Häusern angezündet wird und, so lange die heiligen Tage dauern, Tag und Nacht glühen muss, aber es muss ein unverbranntes Stück davon übrig bleiben, um damit den Julblock im nächsten Jahre anzuzünden. 1) Von dem englischen Julblock finden sich auch Spuren in Deutschland, besonders in Hessen, indem an einzelnen Orten vom Christvorabend bis zum Abend des folgenden Tages ein Holzklotz, der Christklotz angebrannt wird, um später beim Herannahen eines Gewitters wieder angezündet zu werden. 2) Die Osterkerze und der Julblock symbolisiren die ewig sich verjüngende und niemals ersterbende Sonnen- und Naturkraft, das ewige Licht, den Baum des ewigen Lebens. Dieser Lebensbaum ist auch der deutsche Christbaum, aufgestellt in einem umhegten grünen Moosgärtchen mit frisch brennenden Lichtern und goldenen Früchten und umlagert von weissen Schäfchen mit goldenen Fahnen; der Christbaum ist das treueste Symbol des Baumes des Lebens, welchen Gott für den Menschen in den Garten Edens gepflanzt hatte. 3) Ebenso wurden früher bei den Römern. bei der Frühlings- und Neujahrsfeier an den Kalenden des Monats Merz das Feuer der Vesta neu entzündet, auch die Thüren der Regia und des Vestatempels, wie der Curien und der Flamines mit frischem Lorbeer bekränzt. 4) Damit ist in Deutschland und in der Schweiz verwandt, an den Thüren oder Fenstern der Weinschenken einen frischen grünen Zweig aufzustecken, zum Zeichen, dass
1) Menzel, Odin, S. 29.
2) Mühlhause, die Urreligion des deutschen Volkes in hessischen Sitten, Sagen u. s. w., S. 74 u. 149 ff.
3) Mühlhause, a. a. O., S. 77 ff.
4) Preller, röm. Mythol., S. 319.
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