Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

recht, ein erbliches Recht gewisser Familien und Geschlechter war, muss daraus erklärt werden, dass diese Familien und Geschlechter ihren Gott gleichsam bedingungsweise der Stadt und dem Staate abgetreten hatten. Dass in einzelnen, ursprünglich mehr oder weniger weit von einander entfernten Häusern und Feuerstätten das einmal entzündete Feuer nicht mehr erlöschen durfte und durch Zudecken mit Asche, Zulegen von neuem Holze auch während der Nacht stets brennend und glimmend erhalten wurde, gebot der Urmenschheit ihr eigenes dringendes Bedürfniss und aus diesem Bedürfnisse ist zunächst besonders der parsische und indische, wohl auch der griechische und römische Feuerdienst entstanden. Die ewigen Feuer oder Lichter des späteren gemeinsamen Feuer- und Gottesdienstes sind nur die ursprünglichen Herdfeuer, welche den ersten Menschen die Nothwendigkeit gebot, nicht mehr erlöschen zu lassen; die ersten Menschen mussten das erste Feuer, die Quelle des Lichtes und der Wärme, den mächtigen Gehülfen zu so vielen andern Zwecken und Diensten als die höchste Himmelsgabe, gleichsam als eine wohlthätige Gottheit betrachten, bewahren und verehren. Man versetze sich im Geiste recht lebendig zurück, in die ersten Zeiten der Urmenschheit, man erwäge die wohlthätgen, aber auch die zerstörenden Wirkungen des Herdfeuers und des im Innern der Erde thätigen und tobenden vulkanischen Feuers, und man wird begreifen, wie fast in allen Urreligionen, Sagen und Mythologieen der Völker das Feuer zum Symbole Gottes und des Teufels, des Ormuzd und des Ahriman, des Guten und des Bösen geworden sei, wie der Himmel und die Hölle, die Ober- und die Unterwelt, jene als Sitz des wohlthätigen Lichtes und Feuers, diese als Sitz des zerstörenden und doch reinigenden Feuers entstanden seien. Die im Innern der Erde thätigen vulkanischen Kräfte personificirte der phantasiereiche Arier leicht zu einem dort eingeschlossenen bösen Feuergeiste; die noch jetzt in den arischen Ländern, besonders am kaspischen Meere häufigen1) und früher wohl noch häufigeren, und heftigeren Erdbeben waren die Bewegungen des bösen

1) Dunker, Gesch. des Alterthums, II. S. 296 (der ersten Ausg.).

recht, ein erbliches Recht gewisser Familien und Geschlechter war, muss daraus erklärt werden, dass diese Familien und Geschlechter ihren Gott gleichsam bedingungsweise der Stadt und dem Staate abgetreten hatten. Dass in einzelnen, ursprünglich mehr oder weniger weit von einander entfernten Häusern und Feuerstätten das einmal entzündete Feuer nicht mehr erlöschen durfte und durch Zudecken mit Asche, Zulegen von neuem Holze auch während der Nacht stets brennend und glimmend erhalten wurde, gebot der Urmenschheit ihr eigenes dringendes Bedürfniss und aus diesem Bedürfnisse ist zunächst besonders der parsische und indische, wohl auch der griechische und römische Feuerdienst entstanden. Die ewigen Feuer oder Lichter des späteren gemeinsamen Feuer- und Gottesdienstes sind nur die ursprünglichen Herdfeuer, welche den ersten Menschen die Nothwendigkeit gebot, nicht mehr erlöschen zu lassen; die ersten Menschen mussten das erste Feuer, die Quelle des Lichtes und der Wärme, den mächtigen Gehülfen zu so vielen andern Zwecken und Diensten als die höchste Himmelsgabe, gleichsam als eine wohlthätige Gottheit betrachten, bewahren und verehren. Man versetze sich im Geiste recht lebendig zurück, in die ersten Zeiten der Urmenschheit, man erwäge die wohlthätgen, aber auch die zerstörenden Wirkungen des Herdfeuers und des im Innern der Erde thätigen und tobenden vulkanischen Feuers, und man wird begreifen, wie fast in allen Urreligionen, Sagen und Mythologieen der Völker das Feuer zum Symbole Gottes und des Teufels, des Ormuzd und des Ahriman, des Guten und des Bösen geworden sei, wie der Himmel und die Hölle, die Ober- und die Unterwelt, jene als Sitz des wohlthätigen Lichtes und Feuers, diese als Sitz des zerstörenden und doch reinigenden Feuers entstanden seien. Die im Innern der Erde thätigen vulkanischen Kräfte personificirte der phantasiereiche Arier leicht zu einem dort eingeschlossenen bösen Feuergeiste; die noch jetzt in den arischen Ländern, besonders am kaspischen Meere häufigen1) und früher wohl noch häufigeren, und heftigeren Erdbeben waren die Bewegungen des bösen

1) Dunker, Gesch. des Alterthums, II. S. 296 (der ersten Ausg.).
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0443" n="427"/>
recht, ein erbliches Recht
 gewisser Familien und Geschlechter war, muss daraus erklärt werden, dass diese Familien und
 Geschlechter ihren Gott gleichsam bedingungsweise der Stadt und dem Staate abgetreten hatten. Dass
 in einzelnen, ursprünglich mehr oder weniger weit von einander entfernten Häusern und Feuerstätten
 das einmal entzündete Feuer nicht mehr erlöschen durfte und durch Zudecken mit Asche, Zulegen von
 neuem Holze auch während der Nacht stets brennend und glimmend erhalten wurde, gebot der
 Urmenschheit ihr eigenes dringendes Bedürfniss und aus diesem Bedürfnisse ist zunächst besonders der
 parsische und indische, wohl auch der griechische und römische Feuerdienst entstanden. Die ewigen
 Feuer oder Lichter des späteren gemeinsamen Feuer- und Gottesdienstes sind nur die ursprünglichen
 Herdfeuer, welche den ersten Menschen die Nothwendigkeit gebot, nicht mehr erlöschen zu lassen; die
 ersten Menschen mussten das erste Feuer, die Quelle des Lichtes und der Wärme, den mächtigen
 Gehülfen zu so vielen andern Zwecken und Diensten als die höchste Himmelsgabe, gleichsam als eine
 wohlthätige Gottheit betrachten, bewahren und verehren. Man versetze sich im Geiste recht lebendig
 zurück, in die ersten Zeiten der Urmenschheit, man erwäge die wohlthätgen, aber auch die
 zerstörenden Wirkungen des Herdfeuers und des im Innern der Erde thätigen und tobenden vulkanischen
 Feuers, und man wird begreifen, wie fast in allen Urreligionen, Sagen und Mythologieen der Völker
 das Feuer zum Symbole Gottes und des Teufels, des Ormuzd und des Ahriman, des Guten und des Bösen
 geworden sei, wie der Himmel und die Hölle, die Ober- und die Unterwelt, jene als Sitz des
 wohlthätigen Lichtes und Feuers, diese als Sitz des zerstörenden und doch reinigenden Feuers
 entstanden seien. Die im Innern der Erde thätigen vulkanischen Kräfte personificirte der
 phantasiereiche Arier leicht zu einem dort eingeschlossenen bösen Feuergeiste; die noch jetzt in den
 <choice><sic>arsischen</sic><corr>arischen</corr></choice> Ländern, besonders am kaspischen Meere häufigen<note place="foot" n="1)">Dunker, Gesch.
 des Alterthums, II. S. 296 (der ersten Ausg.). </note> und früher wohl noch häufigeren, und
 heftigeren Erdbeben waren die Bewegungen des bösen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[427/0443] recht, ein erbliches Recht gewisser Familien und Geschlechter war, muss daraus erklärt werden, dass diese Familien und Geschlechter ihren Gott gleichsam bedingungsweise der Stadt und dem Staate abgetreten hatten. Dass in einzelnen, ursprünglich mehr oder weniger weit von einander entfernten Häusern und Feuerstätten das einmal entzündete Feuer nicht mehr erlöschen durfte und durch Zudecken mit Asche, Zulegen von neuem Holze auch während der Nacht stets brennend und glimmend erhalten wurde, gebot der Urmenschheit ihr eigenes dringendes Bedürfniss und aus diesem Bedürfnisse ist zunächst besonders der parsische und indische, wohl auch der griechische und römische Feuerdienst entstanden. Die ewigen Feuer oder Lichter des späteren gemeinsamen Feuer- und Gottesdienstes sind nur die ursprünglichen Herdfeuer, welche den ersten Menschen die Nothwendigkeit gebot, nicht mehr erlöschen zu lassen; die ersten Menschen mussten das erste Feuer, die Quelle des Lichtes und der Wärme, den mächtigen Gehülfen zu so vielen andern Zwecken und Diensten als die höchste Himmelsgabe, gleichsam als eine wohlthätige Gottheit betrachten, bewahren und verehren. Man versetze sich im Geiste recht lebendig zurück, in die ersten Zeiten der Urmenschheit, man erwäge die wohlthätgen, aber auch die zerstörenden Wirkungen des Herdfeuers und des im Innern der Erde thätigen und tobenden vulkanischen Feuers, und man wird begreifen, wie fast in allen Urreligionen, Sagen und Mythologieen der Völker das Feuer zum Symbole Gottes und des Teufels, des Ormuzd und des Ahriman, des Guten und des Bösen geworden sei, wie der Himmel und die Hölle, die Ober- und die Unterwelt, jene als Sitz des wohlthätigen Lichtes und Feuers, diese als Sitz des zerstörenden und doch reinigenden Feuers entstanden seien. Die im Innern der Erde thätigen vulkanischen Kräfte personificirte der phantasiereiche Arier leicht zu einem dort eingeschlossenen bösen Feuergeiste; die noch jetzt in den arischen Ländern, besonders am kaspischen Meere häufigen 1) und früher wohl noch häufigeren, und heftigeren Erdbeben waren die Bewegungen des bösen 1) Dunker, Gesch. des Alterthums, II. S. 296 (der ersten Ausg.).

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-14T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-14T13:44:32Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-14T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/443
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/443>, abgerufen am 22.11.2024.