Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

zackten Quasten und der flammende Stern), - die drei Fragen, welche nicht nur dem Aufzunehmenden, sondern auch den blos zu Befördernden zur Beantwortung vorgelegt worden, wie auch an den in die Mysterien Aegyptens Aufzunehmenden drei Fragen gestellt worden sein sollen,1) der dreimalige oder dreifache Schlag und Ruf der drei ersten Vorsteher der Loge, - das dreimalige Geben des dreigegliederten Lehrlingszeichens und Händeschlags u. s. w. Dreimal gibt auch der Katholik das Kreuzeszeichen, drei Vaterunser betet er oft und dreimal schlägt er sich bei der Wandlung oder dem Messopfer auf die Brust, welcher letztere Gebrauch sehr wahrscheinlich aus den Gebräuchen der Aegypter bei den stellvertretenden Thieropfern stammt.2) Auf dem theologischen und kirchlichen Gebiete ist es eine längst anerkannte und unbestrittene geschichtliche Thaisache, von welchem grossen und tiefen Einflusse auf das Urchristenthum, - auf den Glauben und das Wissen, die Uebungen und die Gebräuche der ersten Christen, die ägyptischen Juden und Judenchristen und die ganze ägyptisch-alexandrinische Philosophie und Wissenschaft gewesen, und dass namentlich das Logos-Evangelium, das Evangelium Johannis, vermuthlich von einem alexandrinischen Philosophen, von einem griechisch-gebildeten Judenchristen unter dem Namen des Johannes verfasst sei, die Logoslehre des Johannes ohne die Lehre des Herakleitos und des platonischen Sokrates von dem das Weltall durchdringenden göttlichen Logos gar nicht yerstanden werden könne: allein was für das Christenthum, was für die Weltgeschichte und die gesammte Weltbildung gilt, soll nach der ungeschichtlichen und unphilosophischen Schule der maurerischen Geschichtschreiber blos von der Maurerei nicht gelten und diese nicht mit Aegypten und dem ganzen Alterthum zusammenhängen, sondern gleich der sogenannten deutschen Baukunst ein durchaus deutsches Erzeugniss sein. Selbst die Formel, womit nach dem beendigten Gottesdienste der katholische Priester die Gläubigen

1) Kauffmann et Cherpin, histoire philosophique de la Franc-Maconnerie, S. 114.
2) Lasaulx, Studien, S. 256 oben.

zackten Quasten und der flammende Stern), – die drei Fragen, welche nicht nur dem Aufzunehmenden, sondern auch den blos zu Befördernden zur Beantwortung vorgelegt worden, wie auch an den in die Mysterien Aegyptens Aufzunehmenden drei Fragen gestellt worden sein sollen,1) der dreimalige oder dreifache Schlag und Ruf der drei ersten Vorsteher der Loge, – das dreimalige Geben des dreigegliederten Lehrlingszeichens und Händeschlags u. s. w. Dreimal gibt auch der Katholik das Kreuzeszeichen, drei Vaterunser betet er oft und dreimal schlägt er sich bei der Wandlung oder dem Messopfer auf die Brust, welcher letztere Gebrauch sehr wahrscheinlich aus den Gebräuchen der Aegypter bei den stellvertretenden Thieropfern stammt.2) Auf dem theologischen und kirchlichen Gebiete ist es eine längst anerkannte und unbestrittene geschichtliche Thaisache, von welchem grossen und tiefen Einflusse auf das Urchristenthum, – auf den Glauben und das Wissen, die Uebungen und die Gebräuche der ersten Christen, die ägyptischen Juden und Judenchristen und die ganze ägyptisch-alexandrinische Philosophie und Wissenschaft gewesen, und dass namentlich das Logos-Evangelium, das Evangelium Johannis, vermuthlich von einem alexandrinischen Philosophen, von einem griechisch-gebildeten Judenchristen unter dem Namen des Johannes verfasst sei, die Logoslehre des Johannes ohne die Lehre des Herakleitos und des platonischen Sokrates von dem das Weltall durchdringenden göttlichen Logos gar nicht yerstanden werden könne: allein was für das Christenthum, was für die Weltgeschichte und die gesammte Weltbildung gilt, soll nach der ungeschichtlichen und unphilosophischen Schule der maurerischen Geschichtschreiber blos von der Maurerei nicht gelten und diese nicht mit Aegypten und dem ganzen Alterthum zusammenhängen, sondern gleich der sogenannten deutschen Baukunst ein durchaus deutsches Erzeugniss sein. Selbst die Formel, womit nach dem beendigten Gottesdienste der katholische Priester die Gläubigen

1) Kauffmann et Cherpin, histoire philosophique de la Franc-Maçonnerie, S. 114.
2) Lasaulx, Studien, S. 256 oben.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0493" n="477"/>
zackten Quasten und der flammende Stern), &#x2013; die drei Fragen, welche
 nicht nur dem Aufzunehmenden, sondern auch den blos zu Befördernden zur Beantwortung vorgelegt
 worden, wie auch an den in die Mysterien Aegyptens Aufzunehmenden drei Fragen gestellt worden sein
 sollen,<note place="foot" n="1)">Kauffmann et Cherpin, histoire philosophique de la
 Franc-Mac&#x0327;onnerie, S. 114.</note> der dreimalige oder dreifache Schlag und Ruf der drei
 ersten Vorsteher der Loge, &#x2013; das dreimalige Geben des dreigegliederten Lehrlingszeichens und
 Händeschlags u. s. w. Dreimal gibt auch der Katholik das Kreuzeszeichen, drei Vaterunser betet er
 oft und dreimal schlägt er sich bei der Wandlung oder dem Messopfer auf die Brust, welcher letztere
 Gebrauch sehr wahrscheinlich aus den Gebräuchen der Aegypter bei den stellvertretenden Thieropfern
 stammt.<note place="foot" n="2)">Lasaulx, Studien, S. 256 oben. </note> Auf dem theologischen und
 kirchlichen Gebiete ist es eine längst anerkannte und unbestrittene geschichtliche Thaisache, von
 welchem grossen und tiefen Einflusse auf das Urchristenthum, &#x2013; auf den Glauben und das Wissen, die
 Uebungen und die Gebräuche der ersten Christen, die ägyptischen Juden und Judenchristen und die
 ganze ägyptisch-alexandrinische Philosophie und Wissenschaft gewesen, und dass namentlich das
 Logos-Evangelium, das Evangelium Johannis, vermuthlich von einem alexandrinischen Philosophen, von
 einem griechisch-gebildeten Judenchristen unter dem Namen des Johannes verfasst sei, die Logoslehre
 des Johannes ohne die Lehre des Herakleitos und des platonischen Sokrates von dem das Weltall
 durchdringenden göttlichen Logos gar nicht yerstanden werden könne: allein was für das Christenthum,
 was für die Weltgeschichte und die gesammte Weltbildung gilt, soll nach der ungeschichtlichen und
 unphilosophischen Schule der maurerischen Geschichtschreiber blos von der Maurerei nicht gelten und
 diese nicht mit Aegypten und dem ganzen Alterthum zusammenhängen, sondern gleich der sogenannten
 deutschen Baukunst ein durchaus deutsches Erzeugniss sein. Selbst die Formel, womit nach dem
 beendigten Gottesdienste der katholische Priester die Gläubigen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[477/0493] zackten Quasten und der flammende Stern), – die drei Fragen, welche nicht nur dem Aufzunehmenden, sondern auch den blos zu Befördernden zur Beantwortung vorgelegt worden, wie auch an den in die Mysterien Aegyptens Aufzunehmenden drei Fragen gestellt worden sein sollen, 1) der dreimalige oder dreifache Schlag und Ruf der drei ersten Vorsteher der Loge, – das dreimalige Geben des dreigegliederten Lehrlingszeichens und Händeschlags u. s. w. Dreimal gibt auch der Katholik das Kreuzeszeichen, drei Vaterunser betet er oft und dreimal schlägt er sich bei der Wandlung oder dem Messopfer auf die Brust, welcher letztere Gebrauch sehr wahrscheinlich aus den Gebräuchen der Aegypter bei den stellvertretenden Thieropfern stammt. 2) Auf dem theologischen und kirchlichen Gebiete ist es eine längst anerkannte und unbestrittene geschichtliche Thaisache, von welchem grossen und tiefen Einflusse auf das Urchristenthum, – auf den Glauben und das Wissen, die Uebungen und die Gebräuche der ersten Christen, die ägyptischen Juden und Judenchristen und die ganze ägyptisch-alexandrinische Philosophie und Wissenschaft gewesen, und dass namentlich das Logos-Evangelium, das Evangelium Johannis, vermuthlich von einem alexandrinischen Philosophen, von einem griechisch-gebildeten Judenchristen unter dem Namen des Johannes verfasst sei, die Logoslehre des Johannes ohne die Lehre des Herakleitos und des platonischen Sokrates von dem das Weltall durchdringenden göttlichen Logos gar nicht yerstanden werden könne: allein was für das Christenthum, was für die Weltgeschichte und die gesammte Weltbildung gilt, soll nach der ungeschichtlichen und unphilosophischen Schule der maurerischen Geschichtschreiber blos von der Maurerei nicht gelten und diese nicht mit Aegypten und dem ganzen Alterthum zusammenhängen, sondern gleich der sogenannten deutschen Baukunst ein durchaus deutsches Erzeugniss sein. Selbst die Formel, womit nach dem beendigten Gottesdienste der katholische Priester die Gläubigen 1) Kauffmann et Cherpin, histoire philosophique de la Franc-Maçonnerie, S. 114. 2) Lasaulx, Studien, S. 256 oben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-14T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-14T13:44:32Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-14T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/493
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/493>, abgerufen am 22.11.2024.