Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.ein ganz neuer Bogen mit Pfeilen und allem übrigen Zubehör überreicht. Diese blutigen und qualvollen Weihen sind bei den Völkern des heutigen Guayana noch dermalen nicht ausgestorben und werden namentlich von der Emancipation oder Wehrhaftmachung der Jünglinge gemeldet. Die Dreizahl beim Ritterschlage erscheint aber nicht blos in den drei Ritterschlägen mit Anrufung dreier göttlichen oder heiligen Personen, welche letztere nach Schade, a. a. O., S. 280 unten, ursprünglich Wuotan, Donar und Fro gewesen sein sollen, sondern auch noch darin, dass drei Personen die eigentliche ritterliche Einkleidung des Kandidaten vornehmen und dieser dabei zugleich von jedem einen Kuss erhält. Z. B. erfolgte also die Aufnahme in den Ritterorden vom Bade (die Aufnahme begann nämlich mit einem feierlichen Bade, in welchem zugleich der Knappe über die Ordenspflichten von den Rittern unterrichtet wurde) in England, indem zuerst auf Befehl des Königs der spornenhafte Ritter dem Kandidaten den rechten Sporn anlegte, dann ein Kreuz auf dessen Knie schlug und ihn küsste; durch einen zweiten Ritter geschah auf die gleiche Weise die Anlegung des linken Sporns. Dann nahm der König das Schwert und gürtete es dem Knappen um. Dieser erhob seine Arme die Hände gefalten (zwischen denen er die Handschuhe hielt), der König legte seine Arme ihm um den Hals, schlug ihn mit der rechten Hand auf den Nacken sprechend: "Seid ein braver Ritter" und küsste ihn.1) Und sofort führten ihn die Ritter wieder in die Kapelle, in welcher er vorher gebeichtet und die Messe angehört hatte. Hier kniete er vor dem Hochaltare nieder, legte die Hand auf den Altar und leistete das Versprechen, die Rechte der Kirche sein Leben lang zu schützen; gürtete sich dann ehrfurchtsvoll das Schwert ab und hielt es dar, indem er Gott und seine Heiligen bat, ihm Kraft zu verleihen, die Ordenspflichten zu halten bis an sein Ende. Darauf nahm er Brot in Wein getaucht. - Bei den Maurern sind es ähnlich der Meister vom Stuhl und die beiden ersten Vorsteher, welche gemeinsam die Aufnahme vollziehen und von denen der Aufgenommene die 1) Schade, a. a. O., S. 288.
ein ganz neuer Bogen mit Pfeilen und allem übrigen Zubehör überreicht. Diese blutigen und qualvollen Weihen sind bei den Völkern des heutigen Guayana noch dermalen nicht ausgestorben und werden namentlich von der Emancipation oder Wehrhaftmachung der Jünglinge gemeldet. Die Dreizahl beim Ritterschlage erscheint aber nicht blos in den drei Ritterschlägen mit Anrufung dreier göttlichen oder heiligen Personen, welche letztere nach Schade, a. a. O., S. 280 unten, ursprünglich Wuotan, Donar und Fro gewesen sein sollen, sondern auch noch darin, dass drei Personen die eigentliche ritterliche Einkleidung des Kandidaten vornehmen und dieser dabei zugleich von jedem einen Kuss erhält. Z. B. erfolgte also die Aufnahme in den Ritterorden vom Bade (die Aufnahme begann nämlich mit einem feierlichen Bade, in welchem zugleich der Knappe über die Ordenspflichten von den Rittern unterrichtet wurde) in England, indem zuerst auf Befehl des Königs der spornenhafte Ritter dem Kandidaten den rechten Sporn anlegte, dann ein Kreuz auf dessen Knie schlug und ihn küsste; durch einen zweiten Ritter geschah auf die gleiche Weise die Anlegung des linken Sporns. Dann nahm der König das Schwert und gürtete es dem Knappen um. Dieser erhob seine Arme die Hände gefalten (zwischen denen er die Handschuhe hielt), der König legte seine Arme ihm um den Hals, schlug ihn mit der rechten Hand auf den Nacken sprechend: „Seid ein braver Ritter“ und küsste ihn.1) Und sofort führten ihn die Ritter wieder in die Kapelle, in welcher er vorher gebeichtet und die Messe angehört hatte. Hier kniete er vor dem Hochaltare nieder, legte die Hand auf den Altar und leistete das Versprechen, die Rechte der Kirche sein Leben lang zu schützen; gürtete sich dann ehrfurchtsvoll das Schwert ab und hielt es dar, indem er Gott und seine Heiligen bat, ihm Kraft zu verleihen, die Ordenspflichten zu halten bis an sein Ende. Darauf nahm er Brot in Wein getaucht. – Bei den Maurern sind es ähnlich der Meister vom Stuhl und die beiden ersten Vorsteher, welche gemeinsam die Aufnahme vollziehen und von denen der Aufgenommene die 1) Schade, a. a. O., S. 288.
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ein ganz neuer Bogen mit Pfeilen und allem übrigen Zubehör überreicht. Diese blutigen und qualvollen Weihen sind bei den Völkern des heutigen Guayana noch dermalen nicht ausgestorben und werden namentlich von der Emancipation oder Wehrhaftmachung der Jünglinge gemeldet.
Die Dreizahl beim Ritterschlage erscheint aber nicht blos in den drei Ritterschlägen mit Anrufung dreier göttlichen oder heiligen Personen, welche letztere nach Schade, a. a. O., S. 280 unten, ursprünglich Wuotan, Donar und Fro gewesen sein sollen, sondern auch noch darin, dass drei Personen die eigentliche ritterliche Einkleidung des Kandidaten vornehmen und dieser dabei zugleich von jedem einen Kuss erhält. Z. B. erfolgte also die Aufnahme in den Ritterorden vom Bade (die Aufnahme begann nämlich mit einem feierlichen Bade, in welchem zugleich der Knappe über die Ordenspflichten von den Rittern unterrichtet wurde) in England, indem zuerst auf Befehl des Königs der spornenhafte Ritter dem Kandidaten den rechten Sporn anlegte, dann ein Kreuz auf dessen Knie schlug und ihn küsste; durch einen zweiten Ritter geschah auf die gleiche Weise die Anlegung des linken Sporns. Dann nahm der König das Schwert und gürtete es dem Knappen um. Dieser erhob seine Arme die Hände gefalten (zwischen denen er die Handschuhe hielt), der König legte seine Arme ihm um den Hals, schlug ihn mit der rechten Hand auf den Nacken sprechend: „Seid ein braver Ritter“ und küsste ihn. 1) Und sofort führten ihn die Ritter wieder in die Kapelle, in welcher er vorher gebeichtet und die Messe angehört hatte. Hier kniete er vor dem Hochaltare nieder, legte die Hand auf den Altar und leistete das Versprechen, die Rechte der Kirche sein Leben lang zu schützen; gürtete sich dann ehrfurchtsvoll das Schwert ab und hielt es dar, indem er Gott und seine Heiligen bat, ihm Kraft zu verleihen, die Ordenspflichten zu halten bis an sein Ende. Darauf nahm er Brot in Wein getaucht. – Bei den Maurern sind es ähnlich der Meister vom Stuhl und die beiden ersten Vorsteher, welche gemeinsam die Aufnahme vollziehen und von denen der Aufgenommene die
1) Schade, a. a. O., S. 288.
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