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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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Heil'ger Geist dies Wunder thut, denn im heil'gen Geiste
Wisse! Gottes Wesen ruht als im eignen Geiste.
Gottes Geist gibt deinem Geiste seines Geistes Feuer,
Er in deinem Geiste kreist unter leichtem Schleier.
Wirst du von dem Menschenthum durch den Geist entbunden,
Hast in Gottes Heiligthum ewig Ruh gefunden.
Wer sich so entkleidet hat, dass die Lüste schweigen,
Wird fürwahr wie Jesus that, auf zum Himmel steigen. 1)
Die neueste deutsche Abhandlung über Inhalt und Verfasser der arabischen Encyklopädie, d. i. die Abhandlungen der aufrichtigen Brüder und treuen Freunde, nebst Andeutungen über die Einrichtungen des Bundes der Verbrüderten, ist von Prof. G. Flügel in der Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Bd. XIII. Seite 1-38. Nach Flügel, S. 6, fällt die Abfassung der Encyklopädie um 970 n. Chr. oder wenig später, und dieselbe ist nicht aus Einem Kopf hervorgegangen. Der Zweck, des Bundes war die Vereinigung der Herzen und die gegenseitige Unterstützung in geistigen (vorzugsweise religiösen) und weltlichen Dingen und der Bund beschränkte sich nicht etwa auf Basra, wo man den Centralpunkt zu suchen hat, sondern schlug überall da seinen Wohnsitz auf, wo sich Verbrüderte fanden. So lassen sich Spuren einer Abzweigung in Bagdad nicht verkennen, indem in einem Gespräche von ihnen gesagt wird: "Wo auch immer im Lande unsere Brüder sich befinden, sollen sie einen besonderen Versammlungsort haben, an denen sie zu bestimmten Zeiten zusammenkommen, ohne dass irgend eine andere Person unter ihnen Zutritt habe. Dort sollen sie über ihre Wissenschaften ihre Gedanken austauschen und ihre Geheimlehre mit einander besprechen (S. 27 und 28)". Die gegenseitige Stellung, weist jedem der Verbrüderten die Mittel und die Art und Weise an, womit er Unterstützung gewähren oder diese annehmen soll. Von beiden Seiten muss sie ohne Rückhalt erfolgen. Selbst die grösste Aufopferung darf nach keinem Danke fragen, viel weniger der materiell oder geistig Begabte den minder ausgestatteten Bruder irgendwie sein Uebergewicht fühlen lassen. Vielmehr sollen jene Gott um Gelegenheit zu dieser Hülfe bitten und ihre

1) Tholuk, a. a. O., S. 221.

Heil’ger Geist dies Wunder thut, denn im heil’gen Geiste
Wisse! Gottes Wesen ruht als im eignen Geiste.
Gottes Geist gibt deinem Geiste seines Geistes Feuer,
Er in deinem Geiste kreist unter leichtem Schleier.
Wirst du von dem Menschenthum durch den Geist entbunden,
Hast in Gottes Heiligthum ewig Ruh gefunden.
Wer sich so entkleidet hat, dass die Lüste schweigen,
Wird fürwahr wie Jesus that, auf zum Himmel steigen. 1)
Die neueste deutsche Abhandlung über Inhalt und Verfasser der arabischen Encyklopädie, d. i. die Abhandlungen der aufrichtigen Brüder und treuen Freunde, nebst Andeutungen über die Einrichtungen des Bundes der Verbrüderten, ist von Prof. G. Flügel in der Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Bd. XIII. Seite 1-38. Nach Flügel, S. 6, fällt die Abfassung der Encyklopädie um 970 n. Chr. oder wenig später, und dieselbe ist nicht aus Einem Kopf hervorgegangen. Der Zweck, des Bundes war die Vereinigung der Herzen und die gegenseitige Unterstützung in geistigen (vorzugsweise religiösen) und weltlichen Dingen und der Bund beschränkte sich nicht etwa auf Basra, wo man den Centralpunkt zu suchen hat, sondern schlug überall da seinen Wohnsitz auf, wo sich Verbrüderte fanden. So lassen sich Spuren einer Abzweigung in Bagdad nicht verkennen, indem in einem Gespräche von ihnen gesagt wird: „Wo auch immer im Lande unsere Brüder sich befinden, sollen sie einen besonderen Versammlungsort haben, an denen sie zu bestimmten Zeiten zusammenkommen, ohne dass irgend eine andere Person unter ihnen Zutritt habe. Dort sollen sie über ihre Wissenschaften ihre Gedanken austauschen und ihre Geheimlehre mit einander besprechen (S. 27 und 28)“. Die gegenseitige Stellung, weist jedem der Verbrüderten die Mittel und die Art und Weise an, womit er Unterstützung gewähren oder diese annehmen soll. Von beiden Seiten muss sie ohne Rückhalt erfolgen. Selbst die grösste Aufopferung darf nach keinem Danke fragen, viel weniger der materiell oder geistig Begabte den minder ausgestatteten Bruder irgendwie sein Uebergewicht fühlen lassen. Vielmehr sollen jene Gott um Gelegenheit zu dieser Hülfe bitten und ihre

1) Tholuk, a. a. O., S. 221.
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 Die neueste deutsche Abhandlung über Inhalt und Verfasser der arabischen Encyklopädie, d. i. die
 Abhandlungen der aufrichtigen Brüder und treuen Freunde, nebst Andeutungen über die Einrichtungen
 des Bundes der Verbrüderten, ist von Prof. G. Flügel in der Zeitschrift der deutschen
 morgenländischen Gesellschaft, Bd. XIII. Seite 1-38. Nach Flügel, S. 6, fällt die Abfassung der
 Encyklopädie um 970 n. Chr. oder wenig später, und dieselbe ist nicht aus Einem Kopf hervorgegangen.
 Der Zweck, des Bundes war die Vereinigung der Herzen und die gegenseitige Unterstützung in geistigen
 (vorzugsweise religiösen) und weltlichen Dingen und der Bund beschränkte sich nicht etwa auf Basra,
 wo man den Centralpunkt zu suchen hat, sondern schlug überall da seinen Wohnsitz auf, wo sich
 Verbrüderte fanden. So lassen sich Spuren einer Abzweigung in Bagdad nicht verkennen, indem in einem
 Gespräche von ihnen gesagt wird: &#x201E;Wo auch immer im Lande unsere Brüder sich befinden, sollen sie
 einen besonderen Versammlungsort haben, an denen sie zu bestimmten Zeiten zusammenkommen, ohne dass
 irgend eine andere Person unter ihnen Zutritt habe. Dort sollen sie über ihre Wissenschaften ihre
 Gedanken austauschen und ihre Geheimlehre mit einander besprechen (S. 27 und 28)&#x201C;. Die gegenseitige
 Stellung, weist jedem der Verbrüderten die Mittel und die Art und Weise an, womit er Unterstützung
 gewähren oder diese annehmen soll. Von beiden Seiten muss sie ohne Rückhalt erfolgen. Selbst die
 grösste Aufopferung darf nach keinem Danke fragen, viel weniger der materiell oder geistig Begabte
 den minder ausgestatteten Bruder irgendwie sein Uebergewicht fühlen lassen. Vielmehr sollen jene
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[583/0599] Heil’ger Geist dies Wunder thut, denn im heil’gen Geiste Wisse! Gottes Wesen ruht als im eignen Geiste. Gottes Geist gibt deinem Geiste seines Geistes Feuer, Er in deinem Geiste kreist unter leichtem Schleier. Wirst du von dem Menschenthum durch den Geist entbunden, Hast in Gottes Heiligthum ewig Ruh gefunden. Wer sich so entkleidet hat, dass die Lüste schweigen, Wird fürwahr wie Jesus that, auf zum Himmel steigen. 1) Die neueste deutsche Abhandlung über Inhalt und Verfasser der arabischen Encyklopädie, d. i. die Abhandlungen der aufrichtigen Brüder und treuen Freunde, nebst Andeutungen über die Einrichtungen des Bundes der Verbrüderten, ist von Prof. G. Flügel in der Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Bd. XIII. Seite 1-38. Nach Flügel, S. 6, fällt die Abfassung der Encyklopädie um 970 n. Chr. oder wenig später, und dieselbe ist nicht aus Einem Kopf hervorgegangen. Der Zweck, des Bundes war die Vereinigung der Herzen und die gegenseitige Unterstützung in geistigen (vorzugsweise religiösen) und weltlichen Dingen und der Bund beschränkte sich nicht etwa auf Basra, wo man den Centralpunkt zu suchen hat, sondern schlug überall da seinen Wohnsitz auf, wo sich Verbrüderte fanden. So lassen sich Spuren einer Abzweigung in Bagdad nicht verkennen, indem in einem Gespräche von ihnen gesagt wird: „Wo auch immer im Lande unsere Brüder sich befinden, sollen sie einen besonderen Versammlungsort haben, an denen sie zu bestimmten Zeiten zusammenkommen, ohne dass irgend eine andere Person unter ihnen Zutritt habe. Dort sollen sie über ihre Wissenschaften ihre Gedanken austauschen und ihre Geheimlehre mit einander besprechen (S. 27 und 28)“. Die gegenseitige Stellung, weist jedem der Verbrüderten die Mittel und die Art und Weise an, womit er Unterstützung gewähren oder diese annehmen soll. Von beiden Seiten muss sie ohne Rückhalt erfolgen. Selbst die grösste Aufopferung darf nach keinem Danke fragen, viel weniger der materiell oder geistig Begabte den minder ausgestatteten Bruder irgendwie sein Uebergewicht fühlen lassen. Vielmehr sollen jene Gott um Gelegenheit zu dieser Hülfe bitten und ihre 1) Tholuk, a. a. O., S. 221.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 583. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/599>, abgerufen am 22.11.2024.