Bande seiner Fundgruben des Orients beschrieben hat, findet sich vor dem Thore des
Grabes eine Grabsäule mit sieben gestreiften heiligen Binden oder Stolen behangen, wohl auch in
symbolischer Hindeutung auf die von dem Verstorbenen durch die sieben Sphären der Planeten
anzutretende Himmelsreise. Allgemein ist auch die Sitte, die Verstorbenen zur Beerdigung weiss zu
kleiden, - ihr Haupt, ihren Sarg und ihr Grab weiss zu schmücken, bei ihren Leichen Lichter zu
brennen u. s. w., Alles zum Symbole, dass sie eingegangen seien oder eingeben sollen in das ewige
Licht und Leben, - dass sie lichtvoll und rein gelebt haben und gestorben seien. Bei den Christen
besonders pflegen die Täuflinge und die Todten, der Mensch auf seinem ersten und letzten Gange, auf
seinem kirchlichen und göttlichen Wege weiss gekleidet und geschmückt zu sein. Bei den Sinesen auf
Java dürfen sogar die verstorbenen Frauen nur weiss und in Silber gekleidet sein, und bunte Farbe
und das Gold müssen dabei vermieden werden. Die schwarze Trauerfarbe, obwohl sie zunächst auf die
dunkele Wolke, auf die dunkele Unterwelt und im Gegensatze zu dem Lichte und Reinen auf die
Finsternis und das Böse sich bezieht, hat doch auch wieder mit der weissen Farbe insofern die
gleiche symbolische Bedeutung, als der dunkele Tod, das Grab, die Pforte und der Anfang des
himmlischen und ewigen Lebens ist, wie aus dem verwesenden Keime die grünende Pflanze hervorwächst
und aus der gesprengten und zerfallenden Larve der geflügelte Schmetterling sich zum Himmel
emporschwingt. Während die Zurückgebliebenen in schwarzen Kleidern trauern und wehklagen, erreicht
der lichte Verstorbene frohlockend den Himmel und die Seligkeit; deponens aliena, ascendit unus, -
steigt von der Erdenlast und Erdenpein befreit und erlöset, zum Himmel auf. Das Thongebilde, welches
Prometheus mit dem geraubten Himmelsfunken belebt und beseelt hat, muss zerbrochen und dem Himmel
zurückgegeben werden, was aus dem Himmel stammt und von dort geraubt, zur Erde herab gebracht
wurde.
Der weissen Licht- und Himmelsfarbe steht die blaue Farbe als das Symbol des blauen
Himmelsäthers, worin die Sterne ihre Bahnen ziehen, gleich und verbindet sich
Bande seiner Fundgruben des Orients beschrieben hat, findet sich vor dem Thore des
Grabes eine Grabsäule mit sieben gestreiften heiligen Binden oder Stolen behangen, wohl auch in
symbolischer Hindeutung auf die von dem Verstorbenen durch die sieben Sphären der Planeten
anzutretende Himmelsreise. Allgemein ist auch die Sitte, die Verstorbenen zur Beerdigung weiss zu
kleiden, – ihr Haupt, ihren Sarg und ihr Grab weiss zu schmücken, bei ihren Leichen Lichter zu
brennen u. s. w., Alles zum Symbole, dass sie eingegangen seien oder eingeben sollen in das ewige
Licht und Leben, – dass sie lichtvoll und rein gelebt haben und gestorben seien. Bei den Christen
besonders pflegen die Täuflinge und die Todten, der Mensch auf seinem ersten und letzten Gange, auf
seinem kirchlichen und göttlichen Wege weiss gekleidet und geschmückt zu sein. Bei den Sinesen auf
Java dürfen sogar die verstorbenen Frauen nur weiss und in Silber gekleidet sein, und bunte Farbe
und das Gold müssen dabei vermieden werden. Die schwarze Trauerfarbe, obwohl sie zunächst auf die
dunkele Wolke, auf die dunkele Unterwelt und im Gegensatze zu dem Lichte und Reinen auf die
Finsternis und das Böse sich bezieht, hat doch auch wieder mit der weissen Farbe insofern die
gleiche symbolische Bedeutung, als der dunkele Tod, das Grab, die Pforte und der Anfang des
himmlischen und ewigen Lebens ist, wie aus dem verwesenden Keime die grünende Pflanze hervorwächst
und aus der gesprengten und zerfallenden Larve der geflügelte Schmetterling sich zum Himmel
emporschwingt. Während die Zurückgebliebenen in schwarzen Kleidern trauern und wehklagen, erreicht
der lichte Verstorbene frohlockend den Himmel und die Seligkeit; deponens aliena, ascendit unus, –
steigt von der Erdenlast und Erdenpein befreit und erlöset, zum Himmel auf. Das Thongebilde, welches
Prometheus mit dem geraubten Himmelsfunken belebt und beseelt hat, muss zerbrochen und dem Himmel
zurückgegeben werden, was aus dem Himmel stammt und von dort geraubt, zur Erde herab gebracht
wurde.
Der weissen Licht- und Himmelsfarbe steht die blaue Farbe als das Symbol des blauen
Himmelsäthers, worin die Sterne ihre Bahnen ziehen, gleich und verbindet sich
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0095"n="79"/><lb/>
Bande seiner Fundgruben des Orients beschrieben hat, findet sich vor dem Thore des
Grabes eine Grabsäule mit sieben gestreiften heiligen Binden oder Stolen behangen, wohl auch in
symbolischer Hindeutung auf die von dem Verstorbenen durch die sieben Sphären der Planeten
anzutretende Himmelsreise. Allgemein ist auch die Sitte, die Verstorbenen zur Beerdigung weiss zu
kleiden, – ihr Haupt, ihren Sarg und ihr Grab weiss zu schmücken, bei ihren Leichen Lichter zu
brennen u. s. w., Alles zum Symbole, dass sie eingegangen seien oder eingeben sollen in das ewige
Licht und Leben, – dass sie lichtvoll und rein gelebt haben und gestorben seien. Bei den Christen
besonders pflegen die Täuflinge und die Todten, der Mensch auf seinem ersten und letzten Gange, auf
seinem kirchlichen und göttlichen Wege weiss gekleidet und geschmückt zu sein. Bei den Sinesen auf
Java dürfen sogar die verstorbenen Frauen nur weiss und in Silber gekleidet sein, und bunte Farbe
und das Gold müssen dabei vermieden werden. Die schwarze Trauerfarbe, obwohl sie zunächst auf die
dunkele Wolke, auf die dunkele Unterwelt und im Gegensatze zu dem Lichte und Reinen auf die
Finsternis und das Böse sich bezieht, hat doch auch wieder mit der weissen Farbe insofern die
gleiche symbolische Bedeutung, als der dunkele Tod, das Grab, die Pforte und der Anfang des
himmlischen und ewigen Lebens ist, wie aus dem verwesenden Keime die grünende Pflanze hervorwächst
und aus der gesprengten und zerfallenden Larve der geflügelte Schmetterling sich zum Himmel
emporschwingt. Während die Zurückgebliebenen in schwarzen Kleidern trauern und wehklagen, erreicht
der lichte Verstorbene frohlockend den Himmel und die Seligkeit; deponens aliena, ascendit unus, –
steigt von der Erdenlast und Erdenpein befreit und erlöset, zum Himmel auf. Das Thongebilde, welches
Prometheus mit dem geraubten Himmelsfunken belebt und beseelt hat, muss zerbrochen und dem Himmel
zurückgegeben werden, was aus dem Himmel stammt und von dort geraubt, zur Erde herab gebracht
wurde.</p><p> Der weissen Licht- und Himmelsfarbe steht die blaue Farbe als das Symbol des blauen
Himmelsäthers, worin die Sterne ihre Bahnen ziehen, gleich und verbindet sich
</p></div></body></text></TEI>
[79/0095]
Bande seiner Fundgruben des Orients beschrieben hat, findet sich vor dem Thore des Grabes eine Grabsäule mit sieben gestreiften heiligen Binden oder Stolen behangen, wohl auch in symbolischer Hindeutung auf die von dem Verstorbenen durch die sieben Sphären der Planeten anzutretende Himmelsreise. Allgemein ist auch die Sitte, die Verstorbenen zur Beerdigung weiss zu kleiden, – ihr Haupt, ihren Sarg und ihr Grab weiss zu schmücken, bei ihren Leichen Lichter zu brennen u. s. w., Alles zum Symbole, dass sie eingegangen seien oder eingeben sollen in das ewige Licht und Leben, – dass sie lichtvoll und rein gelebt haben und gestorben seien. Bei den Christen besonders pflegen die Täuflinge und die Todten, der Mensch auf seinem ersten und letzten Gange, auf seinem kirchlichen und göttlichen Wege weiss gekleidet und geschmückt zu sein. Bei den Sinesen auf Java dürfen sogar die verstorbenen Frauen nur weiss und in Silber gekleidet sein, und bunte Farbe und das Gold müssen dabei vermieden werden. Die schwarze Trauerfarbe, obwohl sie zunächst auf die dunkele Wolke, auf die dunkele Unterwelt und im Gegensatze zu dem Lichte und Reinen auf die Finsternis und das Böse sich bezieht, hat doch auch wieder mit der weissen Farbe insofern die gleiche symbolische Bedeutung, als der dunkele Tod, das Grab, die Pforte und der Anfang des himmlischen und ewigen Lebens ist, wie aus dem verwesenden Keime die grünende Pflanze hervorwächst und aus der gesprengten und zerfallenden Larve der geflügelte Schmetterling sich zum Himmel emporschwingt. Während die Zurückgebliebenen in schwarzen Kleidern trauern und wehklagen, erreicht der lichte Verstorbene frohlockend den Himmel und die Seligkeit; deponens aliena, ascendit unus, – steigt von der Erdenlast und Erdenpein befreit und erlöset, zum Himmel auf. Das Thongebilde, welches Prometheus mit dem geraubten Himmelsfunken belebt und beseelt hat, muss zerbrochen und dem Himmel zurückgegeben werden, was aus dem Himmel stammt und von dort geraubt, zur Erde herab gebracht wurde.
Der weissen Licht- und Himmelsfarbe steht die blaue Farbe als das Symbol des blauen Himmelsäthers, worin die Sterne ihre Bahnen ziehen, gleich und verbindet sich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-14T13:44:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-14T13:44:32Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2013-08-14T13:44:32Z)
Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/95>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.