das Bewusstsein ihrer selbst, das Bewusstsein des Schlafes, die Zurückerinnerung an das wahre Leben bewahrt, wird sie dieses Bewusstsein auch in dem Grabe und nach dem Tode bewahren, so dass das gegenwärtige Leben nothwendig in das jenseitige hinüberreicht und dieses nur fortsetzt, was jenes begonnen, - dass der Mensch drüben nur sein wird, was er hier geworden. Durch den Tod werden wir jedoch die hemmenden Fesseln des Körpers abgelegt haben, wir werden durch den Leib und durch die mit ihm verbundene Sinnlichkeit nicht mehr gehindert sein und uns als ätherische Wesen, als Lichtwesen zu dem Himmel, zu Gott aufschwingen, wie wir schon im Schlafe gleichsam den Körper abgelegt haben und nur Seele sind. Der Tod ist das Losringen der Seele von dem Leibe, von der Erde; ist die Freiwerdung des Geistes, das Erlangen des reinen geistigen Lebens. Dass der Leib den Himmelsflug, den freien Aufschwung des Geistes hemme, den Geist an die Erde binde und zu ihr herabziehe, fühlen wir oft deutlich und drückend im Traume und das Erwachen aus dem Traume ist nur die Rückkehr der Seele zu der Erde, in den Leib. Der Tod ist also nur ein Zeitliches, ein Formenwechsel, welcher das wahre Leben und den Geist nicht berührt, nicht aufhebt und vernichtet. Aehnlich sterben und vergehen auch die Völker und Staaten, die Sprachen und Religionen, aber die Menschheit, der Staat, die Sprache und die Religion bleiben. Homer und Aristoteles, die ganze Kunst und Wissenschaft der Griechen sind nicht gestorben, denn ihr Geist lebt in jugendlicher Frische noch heute unsterblich fort. An dem Helden Achilleus begeisterte sich Alexander der Grosse zu dem Verbindungs- und Eroberungszuge aus Europa nach Asien; Alexander wurde dann wieder das Vorbild, das Ideal des Caesar und Caesar und Alexander des Napoleon, so dass Alexander, Caesar und Napoleon die Schüler, die Jünger des homerischen Achilleus genannt werden dürfen. Homer begeisterte wieder den Ennius und Virgil zur Schöpfung der römischen Literatur und an Virgil erstarkte das Genie des Dante, dass er der Schöpfer der italienischen und der gesammten modernen Literatur wurde.
Wie im Schlafe oder Traume fühlt sich auch im Ge-
das Bewusstsein ihrer selbst, das Bewusstsein des Schlafes, die Zurückerinnerung an das wahre Leben bewahrt, wird sie dieses Bewusstsein auch in dem Grabe und nach dem Tode bewahren, so dass das gegenwärtige Leben nothwendig in das jenseitige hinüberreicht und dieses nur fortsetzt, was jenes begonnen, – dass der Mensch drüben nur sein wird, was er hier geworden. Durch den Tod werden wir jedoch die hemmenden Fesseln des Körpers abgelegt haben, wir werden durch den Leib und durch die mit ihm verbundene Sinnlichkeit nicht mehr gehindert sein und uns als ätherische Wesen, als Lichtwesen zu dem Himmel, zu Gott aufschwingen, wie wir schon im Schlafe gleichsam den Körper abgelegt haben und nur Seele sind. Der Tod ist das Losringen der Seele von dem Leibe, von der Erde; ist die Freiwerdung des Geistes, das Erlangen des reinen geistigen Lebens. Dass der Leib den Himmelsflug, den freien Aufschwung des Geistes hemme, den Geist an die Erde binde und zu ihr herabziehe, fühlen wir oft deutlich und drückend im Traume und das Erwachen aus dem Traume ist nur die Rückkehr der Seele zu der Erde, in den Leib. Der Tod ist also nur ein Zeitliches, ein Formenwechsel, welcher das wahre Leben und den Geist nicht berührt, nicht aufhebt und vernichtet. Aehnlich sterben und vergehen auch die Völker und Staaten, die Sprachen und Religionen, aber die Menschheit, der Staat, die Sprache und die Religion bleiben. Homer und Aristoteles, die ganze Kunst und Wissenschaft der Griechen sind nicht gestorben, denn ihr Geist lebt in jugendlicher Frische noch heute unsterblich fort. An dem Helden Achilleus begeisterte sich Alexander der Grosse zu dem Verbindungs- und Eroberungszuge aus Europa nach Asien; Alexander wurde dann wieder das Vorbild, das Ideal des Caesar und Caesar und Alexander des Napoleon, so dass Alexander, Caesar und Napoleon die Schüler, die Jünger des homerischen Achilleus genannt werden dürfen. Homer begeisterte wieder den Ennius und Virgil zur Schöpfung der römischen Literatur und an Virgil erstarkte das Genie des Dante, dass er der Schöpfer der italienischen und der gesammten modernen Literatur wurde.
Wie im Schlafe oder Traume fühlt sich auch im Ge-
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das Bewusstsein ihrer selbst, das Bewusstsein des Schlafes, die Zurückerinnerung an das wahre Leben bewahrt, wird sie dieses Bewusstsein auch in dem Grabe und nach dem Tode bewahren, so dass das gegenwärtige Leben nothwendig in das jenseitige hinüberreicht und dieses nur fortsetzt, was jenes begonnen, – dass der Mensch drüben nur sein wird, was er hier geworden. Durch den Tod werden wir jedoch die hemmenden Fesseln des Körpers abgelegt haben, wir werden durch den Leib und durch die mit ihm verbundene Sinnlichkeit nicht mehr gehindert sein und uns als ätherische Wesen, als Lichtwesen zu dem Himmel, zu Gott aufschwingen, wie wir schon im Schlafe gleichsam den Körper abgelegt haben und nur Seele sind. Der Tod ist das Losringen der Seele von dem Leibe, von der Erde; ist die Freiwerdung des Geistes, das Erlangen des reinen geistigen Lebens. Dass der Leib den Himmelsflug, den freien Aufschwung des Geistes hemme, den Geist an die Erde binde und zu ihr herabziehe, fühlen wir oft deutlich und drückend im Traume und das Erwachen aus dem Traume ist nur die Rückkehr der Seele zu der Erde, in den Leib. Der Tod ist also nur ein Zeitliches, ein Formenwechsel, welcher das wahre Leben und den Geist nicht berührt, nicht aufhebt und vernichtet. Aehnlich sterben und vergehen auch die Völker und Staaten, die Sprachen und Religionen, aber die Menschheit, der Staat, die Sprache und die Religion bleiben. Homer und Aristoteles, die ganze Kunst und Wissenschaft der Griechen sind nicht gestorben, denn ihr Geist lebt in jugendlicher Frische noch heute unsterblich fort. An dem Helden Achilleus begeisterte sich Alexander der Grosse zu dem Verbindungs- und Eroberungszuge aus Europa nach Asien; Alexander wurde dann wieder das Vorbild, das Ideal des Caesar und Caesar und Alexander des Napoleon, so dass Alexander, Caesar und Napoleon die Schüler, die Jünger des homerischen Achilleus genannt werden dürfen. Homer begeisterte wieder den Ennius und Virgil zur Schöpfung der römischen Literatur und an Virgil erstarkte das Genie des Dante, dass er der Schöpfer der italienischen und der gesammten modernen Literatur wurde.</p><p>
Wie im Schlafe oder Traume fühlt sich auch im Ge-
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das Bewusstsein ihrer selbst, das Bewusstsein des Schlafes, die Zurückerinnerung an das wahre Leben bewahrt, wird sie dieses Bewusstsein auch in dem Grabe und nach dem Tode bewahren, so dass das gegenwärtige Leben nothwendig in das jenseitige hinüberreicht und dieses nur fortsetzt, was jenes begonnen, – dass der Mensch drüben nur sein wird, was er hier geworden. Durch den Tod werden wir jedoch die hemmenden Fesseln des Körpers abgelegt haben, wir werden durch den Leib und durch die mit ihm verbundene Sinnlichkeit nicht mehr gehindert sein und uns als ätherische Wesen, als Lichtwesen zu dem Himmel, zu Gott aufschwingen, wie wir schon im Schlafe gleichsam den Körper abgelegt haben und nur Seele sind. Der Tod ist das Losringen der Seele von dem Leibe, von der Erde; ist die Freiwerdung des Geistes, das Erlangen des reinen geistigen Lebens. Dass der Leib den Himmelsflug, den freien Aufschwung des Geistes hemme, den Geist an die Erde binde und zu ihr herabziehe, fühlen wir oft deutlich und drückend im Traume und das Erwachen aus dem Traume ist nur die Rückkehr der Seele zu der Erde, in den Leib. Der Tod ist also nur ein Zeitliches, ein Formenwechsel, welcher das wahre Leben und den Geist nicht berührt, nicht aufhebt und vernichtet. Aehnlich sterben und vergehen auch die Völker und Staaten, die Sprachen und Religionen, aber die Menschheit, der Staat, die Sprache und die Religion bleiben. Homer und Aristoteles, die ganze Kunst und Wissenschaft der Griechen sind nicht gestorben, denn ihr Geist lebt in jugendlicher Frische noch heute unsterblich fort. An dem Helden Achilleus begeisterte sich Alexander der Grosse zu dem Verbindungs- und Eroberungszuge aus Europa nach Asien; Alexander wurde dann wieder das Vorbild, das Ideal des Caesar und Caesar und Alexander des Napoleon, so dass Alexander, Caesar und Napoleon die Schüler, die Jünger des homerischen Achilleus genannt werden dürfen. Homer begeisterte wieder den Ennius und Virgil zur Schöpfung der römischen Literatur und an Virgil erstarkte das Genie des Dante, dass er der Schöpfer der italienischen und der gesammten modernen Literatur wurde.
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/118>, abgerufen am 24.02.2025.
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