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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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Auf dass wir leben, löse uns
Den Strick vom Hals, nimm weg den Strick
Von unserem Leib, von unserem Fuss.

Oder:

Lass mich noch nicht, o Varuna,
Eingehen in des Staubes Haus,
Gib Gnade, Allmächtiger, Gnade.

Ich ging, du starker lichter Gott,
Aus Schwachheit auf den falschen Weg,
Gib Gnade, Allmächtiger, Gnade!

Ob ich in Wassers Mitte stand,
Kam über mich des Durstes Noth,
Gib Gnade, Allmächtiger, Gnade!

Wann dein Gesetz wir brechen je,
Gedankenlos in Schuld verstrickt,
Gib Gnade, Allmächtiger, Gnade!1)

Um die Verse bezüglich des Strickes zu verstehen, ist zu bemerken, dass Varuna Fesseln und Stricke hat, um die Uebertreter zu binden und Jeglichen innerhalb seiner Grenzen zu halten; er ist der Herr über Leben und Tod, er bestraft das Unrecht und belohnt das Gute, er hält die sittliche Weltordnung aufrecht, indem er jeden Gedanken und jede That durchschaut; er ist der Wächter der Unsterblichkeit. In Psalm 18, 5 wird gesagt:

Es umgaben mich Stricke (Wogen) des Todes.2)

Judith, als sie in das Lager des Holofernes gehen will, betet: "Verschaffe du, Herr, dass des Feindes Hochmuth mit seinem eignen Schwert gedämmt werde: dass er mi dem Stricke seiner eignen Augen in mir gefangen werde, und dass du ihn mit den Lippen meiner Liebe schlagest." - Buddha sagte:

Wer alle Fesseln hat zersprengt und vor nichts erzittert je,
Den Bandenlosen, wahrhaft Freien, diesen nenn' ich Brahmanen.

Um Varuna sind die Lichtgenien versammelt, die Aditjas, die Ewigen, den Amchaspands der Parsen verwandt, Mitra, der Freund, Arjaman, der Ehrwürdige, Bhaga, der Segner,

1) Carriere im Auslande für 1860, S. 1180 b.
2) Bunsen, Gott in der Geschichte, I. S. 366. R. Weber übersetzt: "Mich umbrandeten Wogen des Todes,"

Auf dass wir leben, löse uns
Den Strick vom Hals, nimm weg den Strick
Von unserem Leib, von unserem Fuss.

Oder:

Lass mich noch nicht, o Varuna,
Eingehen in des Staubes Haus,
Gib Gnade, Allmächtiger, Gnade.

Ich ging, du starker lichter Gott,
Aus Schwachheit auf den falschen Weg,
Gib Gnade, Allmächtiger, Gnade!

Ob ich in Wassers Mitte stand,
Kam über mich des Durstes Noth,
Gib Gnade, Allmächtiger, Gnade!

Wann dein Gesetz wir brechen je,
Gedankenlos in Schuld verstrickt,
Gib Gnade, Allmächtiger, Gnade!1)

Um die Verse bezüglich des Strickes zu verstehen, ist zu bemerken, dass Varuna Fesseln und Stricke hat, um die Uebertreter zu binden und Jeglichen innerhalb seiner Grenzen zu halten; er ist der Herr über Leben und Tod, er bestraft das Unrecht und belohnt das Gute, er hält die sittliche Weltordnung aufrecht, indem er jeden Gedanken und jede That durchschaut; er ist der Wächter der Unsterblichkeit. In Psalm 18, 5 wird gesagt:

Es umgaben mich Stricke (Wogen) des Todes.2)

Judith, als sie in das Lager des Holofernes gehen will, betet: „Verschaffe du, Herr, dass des Feindes Hochmuth mit seinem eignen Schwert gedämmt werde: dass er mi dem Stricke seiner eignen Augen in mir gefangen werde, und dass du ihn mit den Lippen meiner Liebe schlagest.“ – Buddha sagte:

Wer alle Fesseln hat zersprengt und vor nichts erzittert je,
Den Bandenlosen, wahrhaft Freien, diesen nenn’ ich Brahmanen.

Um Varuna sind die Lichtgenien versammelt, die Aditjas, die Ewigen, den Amchaspands der Parsen verwandt, Mitra, der Freund, Arjaman, der Ehrwürdige, Bhaga, der Segner,

1) Carriere im Auslande für 1860, S. 1180 b.
2) Bunsen, Gott in der Geschichte, I. S. 366. R. Weber übersetzt: „Mich umbrandeten Wogen des Todes,“
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[267/0287] Auf dass wir leben, löse uns Den Strick vom Hals, nimm weg den Strick Von unserem Leib, von unserem Fuss. Oder: Lass mich noch nicht, o Varuna, Eingehen in des Staubes Haus, Gib Gnade, Allmächtiger, Gnade. Ich ging, du starker lichter Gott, Aus Schwachheit auf den falschen Weg, Gib Gnade, Allmächtiger, Gnade! Ob ich in Wassers Mitte stand, Kam über mich des Durstes Noth, Gib Gnade, Allmächtiger, Gnade! Wann dein Gesetz wir brechen je, Gedankenlos in Schuld verstrickt, Gib Gnade, Allmächtiger, Gnade! 1) Um die Verse bezüglich des Strickes zu verstehen, ist zu bemerken, dass Varuna Fesseln und Stricke hat, um die Uebertreter zu binden und Jeglichen innerhalb seiner Grenzen zu halten; er ist der Herr über Leben und Tod, er bestraft das Unrecht und belohnt das Gute, er hält die sittliche Weltordnung aufrecht, indem er jeden Gedanken und jede That durchschaut; er ist der Wächter der Unsterblichkeit. In Psalm 18, 5 wird gesagt: Es umgaben mich Stricke (Wogen) des Todes. 2) Judith, als sie in das Lager des Holofernes gehen will, betet: „Verschaffe du, Herr, dass des Feindes Hochmuth mit seinem eignen Schwert gedämmt werde: dass er mi dem Stricke seiner eignen Augen in mir gefangen werde, und dass du ihn mit den Lippen meiner Liebe schlagest.“ – Buddha sagte: Wer alle Fesseln hat zersprengt und vor nichts erzittert je, Den Bandenlosen, wahrhaft Freien, diesen nenn’ ich Brahmanen. Um Varuna sind die Lichtgenien versammelt, die Aditjas, die Ewigen, den Amchaspands der Parsen verwandt, Mitra, der Freund, Arjaman, der Ehrwürdige, Bhaga, der Segner, 1) Carriere im Auslande für 1860, S. 1180 b. 2) Bunsen, Gott in der Geschichte, I. S. 366. R. Weber übersetzt: „Mich umbrandeten Wogen des Todes,“

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/287>, abgerufen am 22.11.2024.