Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

giösen Symbolik hervortritt. Die Inder besonders und in der spätern höhern und künstlerischen Zeit ganz vorzüglich die Griechen geben den menschlich gebildeten Göttern die Symbolthiere gewöhnlich selbständig bei, wogegen in der Regel die Aegypter und theilweise auch die Inder und die Griechen, die letztern zumal in den ältern Zeiten, dieselben mit dem Körper der Gottheit selbst verbinden, namentlich das Thier der Gottheit auf das Haupt setzen. Es scheinen diese thiergestaltigen Gottheiten von den Babyloniern und Assyriern ausgegangen zu sein (die alten Baktrer durften nach der Lehre des Zarathustra keine Götterbilder haben und hatten daher auch keine eigentlichen Tempel, sondern brannten nur auf Altären Feuer zum Symbole des ewigen Lichtes) und sich von ihnen südlich zu den Indern und westlich durch die Phönicier zu den Aegyptern und Griechen verbreitet zu haben. Den Babyloniern und Phönieiern gehören besonders die Fischgottheiten, die Wasser- und Seeurgethüme an und von ihnen haben sie die griechischen Inseln und die Küstenstädte des Festlandes erhalten, wofür vorzüglich auf Gaedechens Glaukos als die neueste und ausführliehste Schrift über die griechischen Seegotthiten verwiesen wird. Die Griechen haben bei den Götterdarstellungen im Ganzen die Thiergestalt und den Thiercultus überwunden und die Götter in der reinen und erhabensten Menschengestalt dargestellt; die Aegypter vermochten sich nicht auf diese höhere und menschlichere Stufe zu erheben und sind dem Thierdienste, der Thiersymbolik zuletzt ganz unterlegen. Auch viele andere Völker sind über die missgestalteten Thiergötter niemals hinausgelangt, worüber z. B. die Abbildungen bei Vollmer, allgemeines Wörterbuch der Mythologie, und die zu Yukatan in Peru neu aufgefundenen Götterbilder in der Zeitschrift für allgemeine Erdkunde von Neumann verglichen werden mögen. Die religiöse Symbolik, durch alle drei Naturreiche hindurch vom rohen Steine und Holze, von den Blumen und blühenden Bäumen, den Thieren jeder Art, den thiergestaltigen und missgestalteten Menschen an bis hinauf zur reinen und höchsten menschlich-göttlichen Gestalt, - ist der innerste und sicherste Massstab des niederen oder höheren Gottes?

giösen Symbolik hervortritt. Die Inder besonders und in der spätern höhern und künstlerischen Zeit ganz vorzüglich die Griechen geben den menschlich gebildeten Göttern die Symbolthiere gewöhnlich selbständig bei, wogegen in der Regel die Aegypter und theilweise auch die Inder und die Griechen, die letztern zumal in den ältern Zeiten, dieselben mit dem Körper der Gottheit selbst verbinden, namentlich das Thier der Gottheit auf das Haupt setzen. Es scheinen diese thiergestaltigen Gottheiten von den Babyloniern und Assyriern ausgegangen zu sein (die alten Baktrer durften nach der Lehre des Zarathustra keine Götterbilder haben und hatten daher auch keine eigentlichen Tempel, sondern brannten nur auf Altären Feuer zum Symbole des ewigen Lichtes) und sich von ihnen südlich zu den Indern und westlich durch die Phönicier zu den Aegyptern und Griechen verbreitet zu haben. Den Babyloniern und Phönieiern gehören besonders die Fischgottheiten, die Wasser- und Seeurgethüme an und von ihnen haben sie die griechischen Inseln und die Küstenstädte des Festlandes erhalten, wofür vorzüglich auf Gaedechens Glaukos als die neueste und ausführliehste Schrift über die griechischen Seegotthiten verwiesen wird. Die Griechen haben bei den Götterdarstellungen im Ganzen die Thiergestalt und den Thiercultus überwunden und die Götter in der reinen und erhabensten Menschengestalt dargestellt; die Aegypter vermochten sich nicht auf diese höhere und menschlichere Stufe zu erheben und sind dem Thierdienste, der Thiersymbolik zuletzt ganz unterlegen. Auch viele andere Völker sind über die missgestalteten Thiergötter niemals hinausgelangt, worüber z. B. die Abbildungen bei Vollmer, allgemeines Wörterbuch der Mythologie, und die zu Yukatan in Peru neu aufgefundenen Götterbilder in der Zeitschrift für allgemeine Erdkunde von Neumann verglichen werden mögen. Die religiöse Symbolik, durch alle drei Naturreiche hindurch vom rohen Steine und Holze, von den Blumen und blühenden Bäumen, den Thieren jeder Art, den thiergestaltigen und missgestalteten Menschen an bis hinauf zur reinen und höchsten menschlich-göttlichen Gestalt, – ist der innerste und sicherste Massstab des niederen oder höheren Gottes?

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0429" n="409"/>
giösen Symbolik hervortritt. Die Inder besonders und in der spätern höhern und künstlerischen Zeit ganz vorzüglich die Griechen geben den menschlich gebildeten Göttern die Symbolthiere gewöhnlich selbständig bei, wogegen in der Regel die Aegypter und theilweise auch die Inder und die Griechen, die letztern zumal in den ältern Zeiten, dieselben mit dem Körper der Gottheit selbst verbinden, namentlich das Thier der Gottheit auf das Haupt setzen. Es scheinen diese thiergestaltigen Gottheiten von den Babyloniern und Assyriern ausgegangen zu sein (die alten Baktrer durften nach der Lehre des Zarathustra keine Götterbilder haben und hatten daher auch keine eigentlichen Tempel, sondern brannten nur auf Altären Feuer zum Symbole des ewigen Lichtes) und sich von ihnen südlich zu den Indern und westlich durch die Phönicier zu den Aegyptern und Griechen verbreitet zu haben. Den Babyloniern und Phönieiern gehören besonders die Fischgottheiten, die Wasser- und Seeurgethüme an und von ihnen haben sie die griechischen Inseln und die Küstenstädte des Festlandes erhalten, wofür vorzüglich auf Gaedechens Glaukos als die neueste und ausführliehste Schrift über die griechischen Seegotthiten verwiesen wird. Die Griechen haben bei den Götterdarstellungen im Ganzen die Thiergestalt und den Thiercultus überwunden und die Götter in der reinen und erhabensten Menschengestalt dargestellt; die Aegypter vermochten sich nicht auf diese höhere und menschlichere Stufe zu erheben und sind dem Thierdienste, der Thiersymbolik zuletzt ganz unterlegen. Auch viele andere Völker sind über die missgestalteten Thiergötter niemals hinausgelangt, worüber z. B. die Abbildungen bei Vollmer, allgemeines Wörterbuch der Mythologie, und die zu Yukatan in Peru neu aufgefundenen Götterbilder in der Zeitschrift für allgemeine Erdkunde von Neumann verglichen werden mögen. Die religiöse Symbolik, durch alle drei Naturreiche hindurch vom rohen Steine und Holze, von den Blumen und blühenden Bäumen, den Thieren jeder Art, den thiergestaltigen und missgestalteten Menschen an bis hinauf zur reinen und höchsten menschlich-göttlichen Gestalt, &#x2013; ist der innerste und sicherste Massstab des niederen oder höheren Gottes?</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[409/0429] giösen Symbolik hervortritt. Die Inder besonders und in der spätern höhern und künstlerischen Zeit ganz vorzüglich die Griechen geben den menschlich gebildeten Göttern die Symbolthiere gewöhnlich selbständig bei, wogegen in der Regel die Aegypter und theilweise auch die Inder und die Griechen, die letztern zumal in den ältern Zeiten, dieselben mit dem Körper der Gottheit selbst verbinden, namentlich das Thier der Gottheit auf das Haupt setzen. Es scheinen diese thiergestaltigen Gottheiten von den Babyloniern und Assyriern ausgegangen zu sein (die alten Baktrer durften nach der Lehre des Zarathustra keine Götterbilder haben und hatten daher auch keine eigentlichen Tempel, sondern brannten nur auf Altären Feuer zum Symbole des ewigen Lichtes) und sich von ihnen südlich zu den Indern und westlich durch die Phönicier zu den Aegyptern und Griechen verbreitet zu haben. Den Babyloniern und Phönieiern gehören besonders die Fischgottheiten, die Wasser- und Seeurgethüme an und von ihnen haben sie die griechischen Inseln und die Küstenstädte des Festlandes erhalten, wofür vorzüglich auf Gaedechens Glaukos als die neueste und ausführliehste Schrift über die griechischen Seegotthiten verwiesen wird. Die Griechen haben bei den Götterdarstellungen im Ganzen die Thiergestalt und den Thiercultus überwunden und die Götter in der reinen und erhabensten Menschengestalt dargestellt; die Aegypter vermochten sich nicht auf diese höhere und menschlichere Stufe zu erheben und sind dem Thierdienste, der Thiersymbolik zuletzt ganz unterlegen. Auch viele andere Völker sind über die missgestalteten Thiergötter niemals hinausgelangt, worüber z. B. die Abbildungen bei Vollmer, allgemeines Wörterbuch der Mythologie, und die zu Yukatan in Peru neu aufgefundenen Götterbilder in der Zeitschrift für allgemeine Erdkunde von Neumann verglichen werden mögen. Die religiöse Symbolik, durch alle drei Naturreiche hindurch vom rohen Steine und Holze, von den Blumen und blühenden Bäumen, den Thieren jeder Art, den thiergestaltigen und missgestalteten Menschen an bis hinauf zur reinen und höchsten menschlich-göttlichen Gestalt, – ist der innerste und sicherste Massstab des niederen oder höheren Gottes?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/429
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/429>, abgerufen am 22.11.2024.