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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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cylch, cyrch auch einen hervorragenden Punkt, einen Hügel bezeichnen, um welchen man sich sammelt, und daher die hochgelegenen Orte Kilchberg im Kanton Bern und am untern Züricher See den Namen tragen. Mit dem keltischen kylch, cyrch, berührt sich auch circius, cercius, ein besonderer gallischer Wind, prov. katal. cers, altfr. cierce, span. cierzo Mistral, Nord-, Nordostwind. Adelung gibt sogar ein brit. cyrq, Sturmwind, und Thierry kirk, aber nach Diefenbach, a. a. O., S. 299 Nr. 110, schwerlich richtig. Endlich gehört hierher die keltische Cetra, ein runder Schild, wofür auf Diefenbach, S. 994 Nr. 103, zu verweisen ist. Auch die Sommerwohnungen der Tschuktschen in Nordostasien fand Cook kreisförmig nach Forster, Geschichte der Seereisen, VII. S. 137.

Höchst beachtenswerth ist die Erfahrung, dass, wie die heiligen Gebäude entweder im Vierecke oder im Kreise angelegt werden, eben diese Doppelgestalt die heiligen oder religiösen Tänze zu haben pflegen. Bei den Griechen namentlich erhielten die viereckige Aufstellung (die [fremdsprachliches Material]) und ihre Evolutionen, was die Kunst betrifft, bald ein grosses Uebergewicht über die kyklischen Chöre die Kreistänze im Dithyramb und um die Altäre einiger andern Götter. Chorsteller, Stesichoros, wurde Name eines Amtes und zugleich berühmter Dichter, die in Geschlechtsfolgen die Kunst des Chorstellers ([fremdsprachliches Material][fremdsprachliches Material] ausübten.1) In manchen Gegenden Deutschlands führten am Weihnachtstage Jünglinge und Mädchen in der Kirche selbst um eine auf dem Altare aufgestellte Puppe, die den Neugebornen vorstellen sollte, Tänze auf, während die Alten den Tanz mit Gesang begleiteten. Diese christlichen Weihnachtstänze stehen mit den einst gebräuchlichen Weihnachtsspielen in Verbindung.2) Die Kaffern begleiten bis auf den heutigen Tag ihre Gesänge und körperlichen Bewegungen gleichfalls mit Händeklatsehen.3) Ebenso ist es auszulegen, wenn Ezechiel 25, 6

1) Welker, griech. Gatterlehre, II. S. 84.
2) Vergl. Schröer, ein Weihnachtsspiel in Ungarn, im Weimarischen Jahrbuch, III. S. 391 ff.
3) Ausland für 1860, Nro. 6, S. 103 a.

cylch, cyrch auch einen hervorragenden Punkt, einen Hügel bezeichnen, um welchen man sich sammelt, und daher die hochgelegenen Orte Kilchberg im Kanton Bern und am untern Züricher See den Namen tragen. Mit dem keltischen kylch, cyrch, berührt sich auch circius, cercius, ein besonderer gallischer Wind, prov. katal. cers, altfr. cierce, span. cierzo Mistral, Nord-, Nordostwind. Adelung gibt sogar ein brit. cyrq, Sturmwind, und Thierry kirk, aber nach Diefenbach, a. a. O., S. 299 Nr. 110, schwerlich richtig. Endlich gehört hierher die keltische Cetra, ein runder Schild, wofür auf Diefenbach, S. 994 Nr. 103, zu verweisen ist. Auch die Sommerwohnungen der Tschuktschen in Nordostasien fand Cook kreisförmig nach Forster, Geschichte der Seereisen, VII. S. 137.

Höchst beachtenswerth ist die Erfahrung, dass, wie die heiligen Gebäude entweder im Vierecke oder im Kreise angelegt werden, eben diese Doppelgestalt die heiligen oder religiösen Tänze zu haben pflegen. Bei den Griechen namentlich erhielten die viereckige Aufstellung (die [fremdsprachliches Material]) und ihre Evolutionen, was die Kunst betrifft, bald ein grosses Uebergewicht über die kyklischen Chöre die Kreistänze im Dithyramb und um die Altäre einiger andern Götter. Chorsteller, Stesichoros, wurde Name eines Amtes und zugleich berühmter Dichter, die in Geschlechtsfolgen die Kunst des Chorstellers ([fremdsprachliches Material][fremdsprachliches Material] ausübten.1) In manchen Gegenden Deutschlands führten am Weihnachtstage Jünglinge und Mädchen in der Kirche selbst um eine auf dem Altare aufgestellte Puppe, die den Neugebornen vorstellen sollte, Tänze auf, während die Alten den Tanz mit Gesang begleiteten. Diese christlichen Weihnachtstänze stehen mit den einst gebräuchlichen Weihnachtsspielen in Verbindung.2) Die Kaffern begleiten bis auf den heutigen Tag ihre Gesänge und körperlichen Bewegungen gleichfalls mit Händeklatsehen.3) Ebenso ist es auszulegen, wenn Ezechiel 25, 6

1) Welker, griech. Gatterlehre, II. S. 84.
2) Vergl. Schröer, ein Weihnachtsspiel in Ungarn, im Weimarischen Jahrbuch, III. S. 391 ff.
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[490/0510] cylch, cyrch auch einen hervorragenden Punkt, einen Hügel bezeichnen, um welchen man sich sammelt, und daher die hochgelegenen Orte Kilchberg im Kanton Bern und am untern Züricher See den Namen tragen. Mit dem keltischen kylch, cyrch, berührt sich auch circius, cercius, ein besonderer gallischer Wind, prov. katal. cers, altfr. cierce, span. cierzo Mistral, Nord-, Nordostwind. Adelung gibt sogar ein brit. cyrq, Sturmwind, und Thierry kirk, aber nach Diefenbach, a. a. O., S. 299 Nr. 110, schwerlich richtig. Endlich gehört hierher die keltische Cetra, ein runder Schild, wofür auf Diefenbach, S. 994 Nr. 103, zu verweisen ist. Auch die Sommerwohnungen der Tschuktschen in Nordostasien fand Cook kreisförmig nach Forster, Geschichte der Seereisen, VII. S. 137. Höchst beachtenswerth ist die Erfahrung, dass, wie die heiligen Gebäude entweder im Vierecke oder im Kreise angelegt werden, eben diese Doppelgestalt die heiligen oder religiösen Tänze zu haben pflegen. Bei den Griechen namentlich erhielten die viereckige Aufstellung (die _ ) und ihre Evolutionen, was die Kunst betrifft, bald ein grosses Uebergewicht über die kyklischen Chöre die Kreistänze im Dithyramb und um die Altäre einiger andern Götter. Chorsteller, Stesichoros, wurde Name eines Amtes und zugleich berühmter Dichter, die in Geschlechtsfolgen die Kunst des Chorstellers (_ _ ausübten. 1) In manchen Gegenden Deutschlands führten am Weihnachtstage Jünglinge und Mädchen in der Kirche selbst um eine auf dem Altare aufgestellte Puppe, die den Neugebornen vorstellen sollte, Tänze auf, während die Alten den Tanz mit Gesang begleiteten. Diese christlichen Weihnachtstänze stehen mit den einst gebräuchlichen Weihnachtsspielen in Verbindung. 2) Die Kaffern begleiten bis auf den heutigen Tag ihre Gesänge und körperlichen Bewegungen gleichfalls mit Händeklatsehen. 3) Ebenso ist es auszulegen, wenn Ezechiel 25, 6 1) Welker, griech. Gatterlehre, II. S. 84. 2) Vergl. Schröer, ein Weihnachtsspiel in Ungarn, im Weimarischen Jahrbuch, III. S. 391 ff. 3) Ausland für 1860, Nro. 6, S. 103 a.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/510>, abgerufen am 22.11.2024.