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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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ist.1) Der Pallast des Königs Jajati zu Gajapura in Orissa aus dem 5ten Jahrh. n. Chr. hiess Katudvara, weil er vier Pforten hatte, und von welchem noch Ueberreste vorhanden sind.2) Der Brahmecara ist ein prachtvoller, von vier Hallen umgebener Tempel Civa's in Orissa.3) Orissa hat zugleich vier Xetra (Felder) oder heilige Gebiete, welche nach den Göttern, denen der Haupttempel gewidmet ist, benannt werden;4) das berühmteste unter diesen vier Xetra ist wohl die sog. schwarze Pagode (entstellt aus bhagavata), welche im J. 1241 erbauet wurde und jetzt verfallen ist; nach dem Sonnengotte (Arka) hiess dieses Gefilde Arkaxetra und der an der Küste bei Kanarak gelegene Tempel wird die schwarze Pagode genannt, weil seine Ruinen den vorübersegelnden Seefahrern schwarz erscheinen. In dem alten Orissa bekleideten 16 der vornehmsten Grundbesitzer und Vasallen, die Samanta, ganz wie im deutschen Mittelalter erblich die obersten Kronämter und hatten darin bei feierlichen Gelegenheiten Ehrendienste zu leisten. Einer von ihnen trug das Staatsschwert, ein zweiter den Schild des Königs, ein dritter die königliche Standarte, ein vierter reichte dem Monarchen die Sandalen dar und ein fünfter fächelte ihm mit dem kamana oder dem Fliegenwedel Kühlung zu.5) Auch in Kaluhja waren vier der höchsten Aemter des königlichen Hauses den vier vornehmsten Vasallen erblich übertragen,4) welche letztere den vier Hauptvolksstämmen angehörten. Das in einem Tempel auf Lanka oder Ceylon aufbewahrt gewesene heilige Trinkgefäss Buddhas hatten nach der Legende vier Berggottheiten angefertigt, indem sie vier Gefässe verfertigten, und diese dem Buddha brachten, welcher ihnen erklärte, dass ihm ein einziges genüge; er stellte demnach alle vier einzelnen Gefässe in einander, so dass sie nur ein einziges bildeten. Sie waren grösstentheils aus Sapphir verfertigt. Der Glaube ist,

1) Waitz, II. S. 201.
2) Lassen, indische Alterthumskunde, IV. S. 6.
3) Lassen, a. a. O., S. 9.
4) Lassen, I. S. 187 Anm. und IV. S. 30.
5) Lassen, a. a. O., IV. S. 65 und 66.
4) Lassen, IV, S. 109 und 110.

ist.1) Der Pallast des Königs Jajâti zu Gajapura in Orissa aus dem 5ten Jahrh. n. Chr. hiess Katudvâra, weil er vier Pforten hatte, und von welchem noch Ueberreste vorhanden sind.2) Der Brahmeçara ist ein prachtvoller, von vier Hallen umgebener Tempel Çiva’s in Orissa.3) Orissa hat zugleich vier Xêtra (Felder) oder heilige Gebiete, welche nach den Göttern, denen der Haupttempel gewidmet ist, benannt werden;4) das berühmteste unter diesen vier Xêtra ist wohl die sog. schwarze Pagode (entstellt aus bhâgavata), welche im J. 1241 erbauet wurde und jetzt verfallen ist; nach dem Sonnengotte (Arka) hiess dieses Gefilde Arkaxêtra und der an der Küste bei Kanarak gelegene Tempel wird die schwarze Pagode genannt, weil seine Ruinen den vorübersegelnden Seefahrern schwarz erscheinen. In dem alten Orissa bekleideten 16 der vornehmsten Grundbesitzer und Vasallen, die Sâmanta, ganz wie im deutschen Mittelalter erblich die obersten Kronämter und hatten darin bei feierlichen Gelegenheiten Ehrendienste zu leisten. Einer von ihnen trug das Staatsschwert, ein zweiter den Schild des Königs, ein dritter die königliche Standarte, ein vierter reichte dem Monarchen die Sandalen dar und ein fünfter fächelte ihm mit dem kâmana oder dem Fliegenwedel Kühlung zu.5) Auch in Kâluhja waren vier der höchsten Aemter des königlichen Hauses den vier vornehmsten Vasallen erblich übertragen,4) welche letztere den vier Hauptvolksstämmen angehörten. Das in einem Tempel auf Lankâ oder Ceylon aufbewahrt gewesene heilige Trinkgefäss Buddhas hatten nach der Legende vier Berggottheiten angefertigt, indem sie vier Gefässe verfertigten, und diese dem Buddha brachten, welcher ihnen erklärte, dass ihm ein einziges genüge; er stellte demnach alle vier einzelnen Gefässe in einander, so dass sie nur ein einziges bildeten. Sie waren grösstentheils aus Sapphir verfertigt. Der Glaube ist,

1) Waitz, II. S. 201.
2) Lassen, indische Alterthumskunde, IV. S. 6.
3) Lassen, a. a. O., S. 9.
4) Lassen, I. S. 187 Anm. und IV. S. 30.
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[555/0575] ist. 1) Der Pallast des Königs Jajâti zu Gajapura in Orissa aus dem 5ten Jahrh. n. Chr. hiess Katudvâra, weil er vier Pforten hatte, und von welchem noch Ueberreste vorhanden sind. 2) Der Brahmeçara ist ein prachtvoller, von vier Hallen umgebener Tempel Çiva’s in Orissa. 3) Orissa hat zugleich vier Xêtra (Felder) oder heilige Gebiete, welche nach den Göttern, denen der Haupttempel gewidmet ist, benannt werden; 4) das berühmteste unter diesen vier Xêtra ist wohl die sog. schwarze Pagode (entstellt aus bhâgavata), welche im J. 1241 erbauet wurde und jetzt verfallen ist; nach dem Sonnengotte (Arka) hiess dieses Gefilde Arkaxêtra und der an der Küste bei Kanarak gelegene Tempel wird die schwarze Pagode genannt, weil seine Ruinen den vorübersegelnden Seefahrern schwarz erscheinen. In dem alten Orissa bekleideten 16 der vornehmsten Grundbesitzer und Vasallen, die Sâmanta, ganz wie im deutschen Mittelalter erblich die obersten Kronämter und hatten darin bei feierlichen Gelegenheiten Ehrendienste zu leisten. Einer von ihnen trug das Staatsschwert, ein zweiter den Schild des Königs, ein dritter die königliche Standarte, ein vierter reichte dem Monarchen die Sandalen dar und ein fünfter fächelte ihm mit dem kâmana oder dem Fliegenwedel Kühlung zu. 5) Auch in Kâluhja waren vier der höchsten Aemter des königlichen Hauses den vier vornehmsten Vasallen erblich übertragen, 4) welche letztere den vier Hauptvolksstämmen angehörten. Das in einem Tempel auf Lankâ oder Ceylon aufbewahrt gewesene heilige Trinkgefäss Buddhas hatten nach der Legende vier Berggottheiten angefertigt, indem sie vier Gefässe verfertigten, und diese dem Buddha brachten, welcher ihnen erklärte, dass ihm ein einziges genüge; er stellte demnach alle vier einzelnen Gefässe in einander, so dass sie nur ein einziges bildeten. Sie waren grösstentheils aus Sapphir verfertigt. Der Glaube ist, 1) Waitz, II. S. 201. 2) Lassen, indische Alterthumskunde, IV. S. 6. 3) Lassen, a. a. O., S. 9. 4) Lassen, I. S. 187 Anm. und IV. S. 30. 5) Lassen, a. a. O., IV. S. 65 und 66. 4) Lassen, IV, S. 109 und 110.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 555. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/575>, abgerufen am 26.06.2024.