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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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dass dieses heilige Gefäss 5000 Jahre bis zur Ankunft des künftigen Buddha und Erlösers, Maitreja, erhalten werde.1) Diese buddhistische Sage von den vier schmiedenden Berggottheiten stimmt übrigens auffallend mit der ähnlichen, schon berührten deutschen Sage zusammen. - Die. vornehmsten Beamten in Kamboga besassen das Vorrecht, über sich vier Sonnenschirme halten zu lassen;2) den Beamten zweiten Ranges gebührten nur drei, denen dritten Ranges nur zwei und denen vierten Ranges nur ein einziger Sonnenschirm und zwar je mit goldenem Griffe; an den Sonnenschirmen der Beamten fünften Ranges durfte der Griff nicht von Gold sein. In Siam sind die Städte des Reiches in vier Klassen eingetheilt.3) - Der höchste Staatsrath des barmanischen Königs zählt vier Mitglieder,4) genannt Vankri, d. i. Träger hoher Würden; ebenso zählt der zweite oder geheime Staatsrath vier Mitglieder. - Auf Java wird Buddha auch der Beiname Amararja, d. h. der unsterbliche Arja, der unsterbliche Ehrwürdige beigelegt und bezeichnet diesen Gott als das Muster der Arja oder Solcher, welche die vier höchsten Wahrheiten des Buddhismus erkannt haben und ihr Leben darnach regeln.5) - Die vier Hauptgesetze der Buddhisten sind: Mord, Diebstahl, Ehebruch und Lügen sich niemals zu Schulden kommen zu lassen. Diese Sünden werden daher paragika oder die aus dem sangha, der Versammlung der Geistlichen, austreibenden und ausschliessenden genannt. Die ahinsa, d. h. die Nichtverletzung lebender Wesen, bildet das Hauptgesetz des Buddhismus und Buddha verwarf die von den Brahmanen zugelassenen blutigen Opfer. Die Ehelosigkeit war den in Klöstern lebenden Mönchen und Nonnen auferlegt. Das erste, zweite und dritte dieser Gesetze entsprechen genau den drei signanda der Manichäer. Das signandum oris schreibt Reinheit in Worten und Gedanken vor. Das zweite, das

1) Lassen, IV. S. 299. Anm 1.
2) Lassen, IV. S. 403.
3) Lassen, IV. S. 436.
4) Lassen, IV. S. 450 und 451.
5) Lassen, IV. S. 467.

dass dieses heilige Gefäss 5000 Jahre bis zur Ankunft des künftigen Buddha und Erlösers, Maitreja, erhalten werde.1) Diese buddhistische Sage von den vier schmiedenden Berggottheiten stimmt übrigens auffallend mit der ähnlichen, schon berührten deutschen Sage zusammen. – Die. vornehmsten Beamten in Kamboga besassen das Vorrecht, über sich vier Sonnenschirme halten zu lassen;2) den Beamten zweiten Ranges gebührten nur drei, denen dritten Ranges nur zwei und denen vierten Ranges nur ein einziger Sonnenschirm und zwar je mit goldenem Griffe; an den Sonnenschirmen der Beamten fünften Ranges durfte der Griff nicht von Gold sein. In Siam sind die Städte des Reiches in vier Klassen eingetheilt.3) – Der höchste Staatsrath des barmanischen Königs zählt vier Mitglieder,4) genannt Vankri, d. i. Träger hoher Würden; ebenso zählt der zweite oder geheime Staatsrath vier Mitglieder. – Auf Java wird Buddha auch der Beiname Amarârja, d. h. der unsterbliche Arja, der unsterbliche Ehrwürdige beigelegt und bezeichnet diesen Gott als das Muster der Arja oder Solcher, welche die vier höchsten Wahrheiten des Buddhismus erkannt haben und ihr Leben darnach regeln.5) – Die vier Hauptgesetze der Buddhisten sind: Mord, Diebstahl, Ehebruch und Lügen sich niemals zu Schulden kommen zu lassen. Diese Sünden werden daher parâgika oder die aus dem sangha, der Versammlung der Geistlichen, austreibenden und ausschliessenden genannt. Die ahinsâ, d. h. die Nichtverletzung lebender Wesen, bildet das Hauptgesetz des Buddhismus und Buddha verwarf die von den Brahmanen zugelassenen blutigen Opfer. Die Ehelosigkeit war den in Klöstern lebenden Mönchen und Nonnen auferlegt. Das erste, zweite und dritte dieser Gesetze entsprechen genau den drei signanda der Manichäer. Das signandum oris schreibt Reinheit in Worten und Gedanken vor. Das zweite, das

1) Lassen, IV. S. 299. Anm 1.
2) Lassen, IV. S. 403.
3) Lassen, IV. S. 436.
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[556/0576] dass dieses heilige Gefäss 5000 Jahre bis zur Ankunft des künftigen Buddha und Erlösers, Maitreja, erhalten werde. 1) Diese buddhistische Sage von den vier schmiedenden Berggottheiten stimmt übrigens auffallend mit der ähnlichen, schon berührten deutschen Sage zusammen. – Die. vornehmsten Beamten in Kamboga besassen das Vorrecht, über sich vier Sonnenschirme halten zu lassen; 2) den Beamten zweiten Ranges gebührten nur drei, denen dritten Ranges nur zwei und denen vierten Ranges nur ein einziger Sonnenschirm und zwar je mit goldenem Griffe; an den Sonnenschirmen der Beamten fünften Ranges durfte der Griff nicht von Gold sein. In Siam sind die Städte des Reiches in vier Klassen eingetheilt. 3) – Der höchste Staatsrath des barmanischen Königs zählt vier Mitglieder, 4) genannt Vankri, d. i. Träger hoher Würden; ebenso zählt der zweite oder geheime Staatsrath vier Mitglieder. – Auf Java wird Buddha auch der Beiname Amarârja, d. h. der unsterbliche Arja, der unsterbliche Ehrwürdige beigelegt und bezeichnet diesen Gott als das Muster der Arja oder Solcher, welche die vier höchsten Wahrheiten des Buddhismus erkannt haben und ihr Leben darnach regeln. 5) – Die vier Hauptgesetze der Buddhisten sind: Mord, Diebstahl, Ehebruch und Lügen sich niemals zu Schulden kommen zu lassen. Diese Sünden werden daher parâgika oder die aus dem sangha, der Versammlung der Geistlichen, austreibenden und ausschliessenden genannt. Die ahinsâ, d. h. die Nichtverletzung lebender Wesen, bildet das Hauptgesetz des Buddhismus und Buddha verwarf die von den Brahmanen zugelassenen blutigen Opfer. Die Ehelosigkeit war den in Klöstern lebenden Mönchen und Nonnen auferlegt. Das erste, zweite und dritte dieser Gesetze entsprechen genau den drei signanda der Manichäer. Das signandum oris schreibt Reinheit in Worten und Gedanken vor. Das zweite, das 1) Lassen, IV. S. 299. Anm 1. 2) Lassen, IV. S. 403. 3) Lassen, IV. S. 436. 4) Lassen, IV. S. 450 und 451. 5) Lassen, IV. S. 467.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 556. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/576>, abgerufen am 22.11.2024.