hier weiter in das römische Reich und in das deutsche Mittelalter eingedrungene und wirksame Einfluss des Buddhismus, der indischen Bildung noch zu wenig erkannt, beachtet und erforscht worden sein, wie namentlich ein grosser Theil indischer Mährchen und Legenden, besonders die Legende von der unbefleckten Geburt Buddha's über Mesopotamien, Syrien und das römische Reich nach Deutschland gekommen ist.1) - Die Badaga's (Nordleute) auf dem Hochlande der Nilagiris oder blauen Berge im südwestlichen Vorderindien zerfallen in vier Districte und nach ihrer Ueberlieferung wanderten zuerst vier Brüder ein, die sich an vier verschiedenen Orten ansiedelten.2) Die Badaga's entsandten einmal vier aus ihrer Mitte nach den vier Himmelsgegenden, um bis an das Meer zu wandern und die dort gelegenen Länder zu erkunden. Die nach Osten, Süden und Westen Gezogenen erreichten bald das nahe gelegene Meer und kehrten zurück; den nach Norden Ausgegangenen sah man aber niemals wieder, weshalb die Badaga's nun nach Norden die Unendlichkeit und den Himmel verlegen. Vermuthlich ist diese Mythe die geschichtliche Erinnerung an die Einwanderung der Badaga's aus Nordasien und vielleicht aus Baktrien, wofür ihre Verehrung der Sonne und des Mondes und der Sterne, sowie ihre Heilighaltung des Wassers, das sie auch alle Jahre feierlichst mit Milch speisen, ihm ein Milchopfer darbringen, spricht; 3) ebenso haben die Badaga's einen mythischen Himmelsberg, den Nilagiri, einen einzelnen Bergkegel der blauen Berge. Dort am Nilagiri liegt der Kanagiri, d. i. der unsichtbare Berg zugleich mit dem Flusse, welcher die untere Sterbenswelt mit der himmlischen Welt verbindet und über den nur ein dünner Faden als Brücke hinwegführt; der Böse, welcher diese Brücke, überschreiten will, wird durch Feuerflammen und Ungeheuer zurückgeschreckt. Diesseits des Flusses hält ein Verstorbener die Brückenwache in einer Art
1) Vergl. auch Spiegel, im Ausland für 1860, S. 1014 b; Weber, indische Skizzen, S. 28, 29 und 37.
2) Graul, Reise in Ostindien, I. S. 288.
3) Graul, a a. O., I. S. 290 und 291.
hier weiter in das römische Reich und in das deutsche Mittelalter eingedrungene und wirksame Einfluss des Buddhismus, der indischen Bildung noch zu wenig erkannt, beachtet und erforscht worden sein, wie namentlich ein grosser Theil indischer Mährchen und Legenden, besonders die Legende von der unbefleckten Geburt Buddha’s über Mesopotamien, Syrien und das römische Reich nach Deutschland gekommen ist.1) – Die Badaga’s (Nordleute) auf dem Hochlande der Nilagiris oder blauen Berge im südwestlichen Vorderindien zerfallen in vier Districte und nach ihrer Ueberlieferung wanderten zuerst vier Brüder ein, die sich an vier verschiedenen Orten ansiedelten.2) Die Badaga’s entsandten einmal vier aus ihrer Mitte nach den vier Himmelsgegenden, um bis an das Meer zu wandern und die dort gelegenen Länder zu erkunden. Die nach Osten, Süden und Westen Gezogenen erreichten bald das nahe gelegene Meer und kehrten zurück; den nach Norden Ausgegangenen sah man aber niemals wieder, weshalb die Badaga’s nun nach Norden die Unendlichkeit und den Himmel verlegen. Vermuthlich ist diese Mythe die geschichtliche Erinnerung an die Einwanderung der Badaga’s aus Nordasien und vielleicht aus Baktrien, wofür ihre Verehrung der Sonne und des Mondes und der Sterne, sowie ihre Heilighaltung des Wassers, das sie auch alle Jahre feierlichst mit Milch speisen, ihm ein Milchopfer darbringen, spricht; 3) ebenso haben die Badaga’s einen mythischen Himmelsberg, den Nilagiri, einen einzelnen Bergkegel der blauen Berge. Dort am Nilagiri liegt der Kanagiri, d. i. der unsichtbare Berg zugleich mit dem Flusse, welcher die untere Sterbenswelt mit der himmlischen Welt verbindet und über den nur ein dünner Faden als Brücke hinwegführt; der Böse, welcher diese Brücke, überschreiten will, wird durch Feuerflammen und Ungeheuer zurückgeschreckt. Diesseits des Flusses hält ein Verstorbener die Brückenwache in einer Art
1) Vergl. auch Spiegel, im Ausland für 1860, S. 1014 b; Weber, indische Skizzen, S. 28, 29 und 37.
2) Graul, Reise in Ostindien, I. S. 288.
3) Graul, a a. O., I. S. 290 und 291.
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hier weiter in das römische Reich und in das deutsche Mittelalter eingedrungene und wirksame Einfluss des Buddhismus, der indischen Bildung noch zu wenig erkannt, beachtet und erforscht worden sein, wie namentlich ein grosser Theil indischer Mährchen und Legenden, besonders die Legende von der unbefleckten Geburt Buddha’s über Mesopotamien, Syrien und das römische Reich nach Deutschland gekommen ist.<noteplace="foot"n="1)">Vergl. auch Spiegel, im Ausland für 1860, S. 1014 b; Weber, indische Skizzen, S. 28, 29 und 37.<lb/></note>– Die Badaga’s (Nordleute) auf dem Hochlande der Nilagiris oder blauen Berge im südwestlichen Vorderindien zerfallen in vier Districte und nach ihrer Ueberlieferung wanderten zuerst vier Brüder ein, die sich an vier verschiedenen Orten ansiedelten.<noteplace="foot"n="2)">Graul, Reise in Ostindien, I. S. 288.<lb/></note> Die Badaga’s entsandten einmal vier aus ihrer Mitte nach den vier Himmelsgegenden, um bis an das Meer zu wandern und die dort gelegenen Länder zu erkunden. Die nach Osten, Süden und Westen Gezogenen erreichten bald das nahe gelegene Meer und kehrten zurück; den nach Norden Ausgegangenen sah man aber niemals wieder, weshalb die Badaga’s nun nach Norden die Unendlichkeit und den Himmel verlegen. Vermuthlich ist diese Mythe die geschichtliche Erinnerung an die Einwanderung der Badaga’s aus Nordasien und vielleicht aus Baktrien, wofür ihre Verehrung der Sonne und des Mondes und der Sterne, sowie ihre Heilighaltung des Wassers, das sie auch alle Jahre feierlichst mit Milch speisen, ihm ein Milchopfer darbringen, spricht; <noteplace="foot"n="3)">Graul, a a. O., I. S. 290 und 291.<lb/></note> ebenso haben die Badaga’s einen mythischen Himmelsberg, den Nilagiri, einen einzelnen Bergkegel der blauen Berge. Dort am Nilagiri liegt der Kanagiri, d. i. der unsichtbare Berg zugleich mit dem Flusse, welcher die untere Sterbenswelt mit der himmlischen Welt verbindet und über den nur ein <hirendition="#g">dünner Faden</hi> als Brücke hinwegführt; der Böse, welcher diese Brücke, überschreiten will, wird durch Feuerflammen und Ungeheuer zurückgeschreckt. Diesseits des Flusses hält ein Verstorbener die Brückenwache in einer Art
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hier weiter in das römische Reich und in das deutsche Mittelalter eingedrungene und wirksame Einfluss des Buddhismus, der indischen Bildung noch zu wenig erkannt, beachtet und erforscht worden sein, wie namentlich ein grosser Theil indischer Mährchen und Legenden, besonders die Legende von der unbefleckten Geburt Buddha’s über Mesopotamien, Syrien und das römische Reich nach Deutschland gekommen ist. 1) – Die Badaga’s (Nordleute) auf dem Hochlande der Nilagiris oder blauen Berge im südwestlichen Vorderindien zerfallen in vier Districte und nach ihrer Ueberlieferung wanderten zuerst vier Brüder ein, die sich an vier verschiedenen Orten ansiedelten. 2) Die Badaga’s entsandten einmal vier aus ihrer Mitte nach den vier Himmelsgegenden, um bis an das Meer zu wandern und die dort gelegenen Länder zu erkunden. Die nach Osten, Süden und Westen Gezogenen erreichten bald das nahe gelegene Meer und kehrten zurück; den nach Norden Ausgegangenen sah man aber niemals wieder, weshalb die Badaga’s nun nach Norden die Unendlichkeit und den Himmel verlegen. Vermuthlich ist diese Mythe die geschichtliche Erinnerung an die Einwanderung der Badaga’s aus Nordasien und vielleicht aus Baktrien, wofür ihre Verehrung der Sonne und des Mondes und der Sterne, sowie ihre Heilighaltung des Wassers, das sie auch alle Jahre feierlichst mit Milch speisen, ihm ein Milchopfer darbringen, spricht; 3) ebenso haben die Badaga’s einen mythischen Himmelsberg, den Nilagiri, einen einzelnen Bergkegel der blauen Berge. Dort am Nilagiri liegt der Kanagiri, d. i. der unsichtbare Berg zugleich mit dem Flusse, welcher die untere Sterbenswelt mit der himmlischen Welt verbindet und über den nur ein dünner Faden als Brücke hinwegführt; der Böse, welcher diese Brücke, überschreiten will, wird durch Feuerflammen und Ungeheuer zurückgeschreckt. Diesseits des Flusses hält ein Verstorbener die Brückenwache in einer Art
1) Vergl. auch Spiegel, im Ausland für 1860, S. 1014 b; Weber, indische Skizzen, S. 28, 29 und 37.
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 558. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/578>, abgerufen am 26.06.2024.
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