Ein alexaradrinischer Dichter aus der ptolemäischen Zeit redet den Dionysos an: "Erretter Bakchos aus bestandener Noth und Pein." Jesus und Maria sind auch dem Osiris und der Isis der Aegypter, als den Göttern der Todtenwelt, des unterirdischen Reiches, des letzten Gerichtes, zu vergleichen. Die ägyptische Vorstellung von einer Unterwelt, von dem Todtenreiche hatte Moses sich angeeignet, indessen davon in seiner Morallehre oder zu moralischen Triebfedern keinen weitern Gebrauch gemacht. Nach der ägyptisch-orphischen oder pythagoräischen Lehre ist unser Leben hier nur ein Leben der Strafe und der Busse für die in dem frühern Leben begangenen Unthaten (ob scelera suscepta in vita superiore poenarum luendarum causa nati sumus, sagt Cicero) und hat nur den Zweck der Läuterung, um als dann geläutert und gereinigt in den Himmel zurückzukehren und an der Gemeinschaft der Götter wieder Theil zu nehmen,1) wie auch Plato lehrte, welcher gleichfalls zu Heliopolis in die ägyptischen Mysterien sich hatte einweihen lassen. Drei der schönsten Dialogen des Pfote sind der Unsterblichkeit gewidmet, indem der Phädrus die Präexistenz der Seele, das Gastmahl den Einfluss der Unsterblichkeit auf die Verhältnisse des gegenwärtigen Lebens, der Phädon den Tod als den Vermittler einer seligen Zukunft darstellt. Das gegenwärtige Leben ist nach Plato zugleich nicht nur die Frucht eines frühern, sondern auch der Keim eines spätern Lebens und wie das jetzige Schicksal des Menschen durch sein vorausgegangenes Leben, so ist auch sein künftiges Loos bestimmt durch sein gegenwärtiges Vorhalten. Seinem höhern oder religiösen Bestreben zufolge war der orphisch-pythagoreische Bund eine Erziehungsanstalt zur Unsterblichkeit, zur Seelenreinigung, zum tugendhaften Leben, weshalb auch der oberste Satz der pythagoreischen Erziehungslehre war, sich selbst zu erkennen, d. h. durch Selbsterkenntniss sich von seinen Fehlern und Gebrechen zu reinigen. Ob die religiösen Brüderschaften, welche in Griechenland, wie z. B. die
1) Röth, a. a. O., II. S. 712.
Ein alexaradrinischer Dichter aus der ptolemäischen Zeit redet den Dionysos an: „Erretter Bakchos aus bestandener Noth und Pein.“ Jesus und Maria sind auch dem Osiris und der Isis der Aegypter, als den Göttern der Todtenwelt, des unterirdischen Reiches, des letzten Gerichtes, zu vergleichen. Die ägyptische Vorstellung von einer Unterwelt, von dem Todtenreiche hatte Moses sich angeeignet, indessen davon in seiner Morallehre oder zu moralischen Triebfedern keinen weitern Gebrauch gemacht. Nach der ägyptisch-orphischen oder pythagoräischen Lehre ist unser Leben hier nur ein Leben der Strafe und der Busse für die in dem frühern Leben begangenen Unthaten (ob scelera suscepta in vita superiore poenarum luendarum causa nati sumus, sagt Cicero) und hat nur den Zweck der Läuterung, um als dann geläutert und gereinigt in den Himmel zurückzukehren und an der Gemeinschaft der Götter wieder Theil zu nehmen,1) wie auch Plato lehrte, welcher gleichfalls zu Heliopolis in die ägyptischen Mysterien sich hatte einweihen lassen. Drei der schönsten Dialogen des Pfote sind der Unsterblichkeit gewidmet, indem der Phädrus die Präexistenz der Seele, das Gastmahl den Einfluss der Unsterblichkeit auf die Verhältnisse des gegenwärtigen Lebens, der Phädon den Tod als den Vermittler einer seligen Zukunft darstellt. Das gegenwärtige Leben ist nach Plato zugleich nicht nur die Frucht eines frühern, sondern auch der Keim eines spätern Lebens und wie das jetzige Schicksal des Menschen durch sein vorausgegangenes Leben, so ist auch sein künftiges Loos bestimmt durch sein gegenwärtiges Vorhalten. Seinem höhern oder religiösen Bestreben zufolge war der orphisch-pythagoreische Bund eine Erziehungsanstalt zur Unsterblichkeit, zur Seelenreinigung, zum tugendhaften Leben, weshalb auch der oberste Satz der pythagoreischen Erziehungslehre war, sich selbst zu erkennen, d. h. durch Selbsterkenntniss sich von seinen Fehlern und Gebrechen zu reinigen. Ob die religiösen Brüderschaften, welche in Griechenland, wie z. B. die
1) Röth, a. a. O., II. S. 712.
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Ein alexaradrinischer Dichter aus der ptolemäischen Zeit redet den Dionysos an: „Erretter Bakchos aus bestandener Noth und Pein.“ Jesus und Maria sind auch dem Osiris und der Isis der Aegypter, als den Göttern der Todtenwelt, des unterirdischen Reiches, des letzten Gerichtes, zu vergleichen. Die ägyptische Vorstellung von einer Unterwelt, von dem Todtenreiche hatte Moses sich angeeignet, indessen davon in seiner Morallehre oder zu moralischen Triebfedern keinen weitern Gebrauch gemacht. Nach der ägyptisch-orphischen oder pythagoräischen Lehre ist unser Leben hier nur ein Leben der Strafe und der Busse für die in dem frühern Leben begangenen Unthaten (ob scelera suscepta in vita superiore poenarum luendarum causa nati sumus, sagt Cicero) und hat nur den Zweck der Läuterung, um als dann geläutert und gereinigt in den Himmel zurückzukehren und an der Gemeinschaft der Götter wieder Theil zu nehmen, 1) wie auch Plato lehrte, welcher gleichfalls zu Heliopolis in die ägyptischen Mysterien sich hatte einweihen lassen. Drei der schönsten Dialogen des Pfote sind der Unsterblichkeit gewidmet, indem der Phädrus die Präexistenz der Seele, das Gastmahl den Einfluss der Unsterblichkeit auf die Verhältnisse des gegenwärtigen Lebens, der Phädon den Tod als den Vermittler einer seligen Zukunft darstellt. Das gegenwärtige Leben ist nach Plato zugleich nicht nur die Frucht eines frühern, sondern auch der Keim eines spätern Lebens und wie das jetzige Schicksal des Menschen durch sein vorausgegangenes Leben, so ist auch sein künftiges Loos bestimmt durch sein gegenwärtiges Vorhalten. Seinem höhern oder religiösen Bestreben zufolge war der orphisch-pythagoreische Bund eine Erziehungsanstalt zur Unsterblichkeit, zur Seelenreinigung, zum tugendhaften Leben, weshalb auch der oberste Satz der pythagoreischen Erziehungslehre war, sich selbst zu erkennen, d. h. durch Selbsterkenntniss sich von seinen Fehlern und Gebrechen zu reinigen. Ob die religiösen Brüderschaften, welche in Griechenland, wie z. B. die
1) Röth, a. a. O., II. S. 712.
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 597. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/617>, abgerufen am 26.06.2024.
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