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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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gleichen überwindenden Sinne trug daher bei den Aegyptern auch die Todtenbahre, wie zahlreiche Mumiengemälde, namentlich auch die Gemälde auf dem Mumiensargdeckel im Antikenkabinet zu Wien1) bezeugen, gewöhnlich die Gestalt eines Löwen, um symbolisch anzudeuten, dass der Verstorbene zur Wiedervereinigung mit Osiris hinübergegangen, gleichsam selbst ein Sonnenlöwe geworden und in das hellste Licht eingezogen sei. Dass die Tempelschlüssel in Aegypten Löwenköpfe trugen, wenn die Sonne in ihrem Hause, in dem Sternbilde des Löwen stand, kann wohl blos die Bedeutung gehabt haben, dass man nur durch Verehrung der Götter, durch ein gottgefälliges Leben, durch die königliche Kunst (ars boni et aequi) in das Himmelreich, in die Wohnung Gottes einzugehen vormöge, - dass man im Tempel Gottes auf Erden sich den Tempel Gottes im Himmel öffnen müsse. Die Tempelschlüssel mit den Löwenköpfen, woran sich die noch später weiter zu berührenden und am besten von Böttiger, Kunstmythologie, I. S. 247 ff., unter Mittheilung zahlreicher Abbildungen besprochenen, symbolischen Schlüssel auch des römischen Janus und des christlichen Petrus anschliessen, in ihrer letzten und höchsten Bedeutung sind ein Attribut des Löwengottes, des Osiris selbst als des Beherrschers des Todtenreiches, als des Eröffners und Schliessers der Wohnung der Todten und der Seligen. So wird gleich dem Aides2) auch die griechische Hekate dargestellt als Göttin der Unterwelt mit einem oder mit mehreren Schlüsseln3) und ganz dieselbe Bedeutung neben der eigentlichen Blitzbedeutung4) hat ursprünglich der Gebund Schlüssel, der goldene Schlüssel, welchen in den deutschen Mythen und Sagen so oft die weissen Frauen tragen und die die Volkssage auf die von den weissen Frauen bewachten und bewahrten Schätze später bezog.5)

1) Apostelgesch. des Geistes, I. S. 114.
2) Preller, griech. Mythol., I. S. 361.
3) Gaedechens, Glaukos, S. 92.
4) Bei Aeschylos Eumen. 817 ff. sagt Athene: "Ich allein unter den Göttern kenne die Schlüssel zu den Wohnungen, worin der Blitzstrahl versiegelt ist," d. h. sie allein hat den Schlüssel, welcher der Blitz selbst ist.
5) Hocker, Stammsagen, S. 11, 12, 13, 17 und 19.

gleichen überwindenden Sinne trug daher bei den Aegyptern auch die Todtenbahre, wie zahlreiche Mumiengemälde, namentlich auch die Gemälde auf dem Mumiensargdeckel im Antikenkabinet zu Wien1) bezeugen, gewöhnlich die Gestalt eines Löwen, um symbolisch anzudeuten, dass der Verstorbene zur Wiedervereinigung mit Osiris hinübergegangen, gleichsam selbst ein Sonnenlöwe geworden und in das hellste Licht eingezogen sei. Dass die Tempelschlüssel in Aegypten Löwenköpfe trugen, wenn die Sonne in ihrem Hause, in dem Sternbilde des Löwen stand, kann wohl blos die Bedeutung gehabt haben, dass man nur durch Verehrung der Götter, durch ein gottgefälliges Leben, durch die königliche Kunst (ars boni et aequi) in das Himmelreich, in die Wohnung Gottes einzugehen vormöge, - dass man im Tempel Gottes auf Erden sich den Tempel Gottes im Himmel öffnen müsse. Die Tempelschlüssel mit den Löwenköpfen, woran sich die noch später weiter zu berührenden und am besten von Böttiger, Kunstmythologie, I. S. 247 ff., unter Mittheilung zahlreicher Abbildungen besprochenen, symbolischen Schlüssel auch des römischen Janus und des christlichen Petrus anschliessen, in ihrer letzten und höchsten Bedeutung sind ein Attribut des Löwengottes, des Osiris selbst als des Beherrschers des Todtenreiches, als des Eröffners und Schliessers der Wohnung der Todten und der Seligen. So wird gleich dem Aïdes2) auch die griechische Hekate dargestellt als Göttin der Unterwelt mit einem oder mit mehreren Schlüsseln3) und ganz dieselbe Bedeutung neben der eigentlichen Blitzbedeutung4) hat ursprünglich der Gebund Schlüssel, der goldene Schlüssel, welchen in den deutschen Mythen und Sagen so oft die weissen Frauen tragen und die die Volkssage auf die von den weissen Frauen bewachten und bewahrten Schätze später bezog.5)

1) Apostelgesch. des Geistes, I. S. 114.
2) Preller, griech. Mythol., I. S. 361.
3) Gaedechens, Glaukos, S. 92.
4) Bei Aeschylos Eumen. 817 ff. sagt Athene: „Ich allein unter den Göttern kenne die Schlüssel zu den Wohnungen, worin der Blitzstrahl versiegelt ist,“ d. h. sie allein hat den Schlüssel, welcher der Blitz selbst ist.
5) Hocker, Stammsagen, S. 11, 12, 13, 17 und 19.
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[619/0639] gleichen überwindenden Sinne trug daher bei den Aegyptern auch die Todtenbahre, wie zahlreiche Mumiengemälde, namentlich auch die Gemälde auf dem Mumiensargdeckel im Antikenkabinet zu Wien 1) bezeugen, gewöhnlich die Gestalt eines Löwen, um symbolisch anzudeuten, dass der Verstorbene zur Wiedervereinigung mit Osiris hinübergegangen, gleichsam selbst ein Sonnenlöwe geworden und in das hellste Licht eingezogen sei. Dass die Tempelschlüssel in Aegypten Löwenköpfe trugen, wenn die Sonne in ihrem Hause, in dem Sternbilde des Löwen stand, kann wohl blos die Bedeutung gehabt haben, dass man nur durch Verehrung der Götter, durch ein gottgefälliges Leben, durch die königliche Kunst (ars boni et aequi) in das Himmelreich, in die Wohnung Gottes einzugehen vormöge, - dass man im Tempel Gottes auf Erden sich den Tempel Gottes im Himmel öffnen müsse. Die Tempelschlüssel mit den Löwenköpfen, woran sich die noch später weiter zu berührenden und am besten von Böttiger, Kunstmythologie, I. S. 247 ff., unter Mittheilung zahlreicher Abbildungen besprochenen, symbolischen Schlüssel auch des römischen Janus und des christlichen Petrus anschliessen, in ihrer letzten und höchsten Bedeutung sind ein Attribut des Löwengottes, des Osiris selbst als des Beherrschers des Todtenreiches, als des Eröffners und Schliessers der Wohnung der Todten und der Seligen. So wird gleich dem Aïdes 2) auch die griechische Hekate dargestellt als Göttin der Unterwelt mit einem oder mit mehreren Schlüsseln 3) und ganz dieselbe Bedeutung neben der eigentlichen Blitzbedeutung 4) hat ursprünglich der Gebund Schlüssel, der goldene Schlüssel, welchen in den deutschen Mythen und Sagen so oft die weissen Frauen tragen und die die Volkssage auf die von den weissen Frauen bewachten und bewahrten Schätze später bezog. 5) 1) Apostelgesch. des Geistes, I. S. 114. 2) Preller, griech. Mythol., I. S. 361. 3) Gaedechens, Glaukos, S. 92. 4) Bei Aeschylos Eumen. 817 ff. sagt Athene: „Ich allein unter den Göttern kenne die Schlüssel zu den Wohnungen, worin der Blitzstrahl versiegelt ist,“ d. h. sie allein hat den Schlüssel, welcher der Blitz selbst ist. 5) Hocker, Stammsagen, S. 11, 12, 13, 17 und 19.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 619. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/639>, abgerufen am 22.11.2024.