Wenn im Frühjahre die weisse Frau die Unterwelt, den Wolkenberg mit ihrem Blitze öffnet, strömen in den Regen auch ihre Schätze zu der Erde nieder, was z. B. eine Sage bei Baader, Volkssagen 71, 80 dahin wendet, dass der Brunnen zu Vörenbach entsprungen sei, als eine heilige Märtyrerjungfrau sieben goldene Schlüssel zur Erde geworfen. Auch die ägyptischen Götter und besonders die Isis mit dem Schlüssel, dem gehenkelten Kreuze, crux ansata in den Händen, sind solche Schlüssel- und Blitzgottheiten, welche gleichmässig den Nil und das Leben strömen lassen, aber auch das Licht und das Todtenreich verschliessen. Viele Statuen der ägyptischen Schlüsseljungfrau aus sog. ägyptischem Basalt mit dem Horus auf dem Schoosse wurden nach Einführung des Christenthums im römischen Reiche in Marienbilder, Vierges noires umgewandelt.1) Mit der Vorstellung des eröffnenden Blitzes hängt auch noch zusammen der Volksglaube, dass der Donnerkeil mit dem einschlagenden Blitze tief in die Erde hineinfahre, aber dann wieder zur Oberfläche aufsteige, bis er dieselbe nach sieben Jahren (den sieben Wintermonaten) erreiche, d. h. der Blitz, der Donnergott, Thorr, Odhin und Apollo schlafen sieben Monate, sind sieben Monate abwesend und der blitzenden Kraft beraubt, dann kehren sie zurück. Sehr ansprechend sind auch die Sagen, welche Rochholz, Schweizersagen unter Nro. 167 von der Schlüsseljungfrau (Holda oder Berchta) von Tegerfelden gesammelt hat und in denen neben dem schätzebergenden grossen Goldschlüssel und dem Schlüsselbunde, so wie neben dem Strausse von Weidenröschen, die bis in die Stiele hinein wie mit einem rothen Hauche überzogen waren, auch ein Paar neue Schuhe erscheinen, mit deren Durchlaufung die Jungfrau zu wandern aufhören wird. Auffallend und vermuthlich keltischen Ursprungs sind in diesen Sagen der Rosenstock mit 19 blühenden weissen Rosen und das Brandmal von 19 grossen Hausschlüsseln; auch umreitet die Jungfrau auf einem schneeweissen Edelhirsche 19 Mal auf allen Trümmern im Kreise das Schloss. Diese symbolische Neunzehnzahl erscheint im keltischen
1) Böttiger, kleine Schriften, III. S. 271, Anm. *.
Wenn im Frühjahre die weisse Frau die Unterwelt, den Wolkenberg mit ihrem Blitze öffnet, strömen in den Regen auch ihre Schätze zu der Erde nieder, was z. B. eine Sage bei Baader, Volkssagen 71, 80 dahin wendet, dass der Brunnen zu Vörenbach entsprungen sei, als eine heilige Märtyrerjungfrau sieben goldene Schlüssel zur Erde geworfen. Auch die ägyptischen Götter und besonders die Isis mit dem Schlüssel, dem gehenkelten Kreuze, crux ansata in den Händen, sind solche Schlüssel- und Blitzgottheiten, welche gleichmässig den Nil und das Leben strömen lassen, aber auch das Licht und das Todtenreich verschliessen. Viele Statuen der ägyptischen Schlüsseljungfrau aus sog. ägyptischem Basalt mit dem Horus auf dem Schoosse wurden nach Einführung des Christenthums im römischen Reiche in Marienbilder, Vierges noires umgewandelt.1) Mit der Vorstellung des eröffnenden Blitzes hängt auch noch zusammen der Volksglaube, dass der Donnerkeil mit dem einschlagenden Blitze tief in die Erde hineinfahre, aber dann wieder zur Oberfläche aufsteige, bis er dieselbe nach sieben Jahren (den sieben Wintermonaten) erreiche, d. h. der Blitz, der Donnergott, Thôrr, Odhin und Apollo schlafen sieben Monate, sind sieben Monate abwesend und der blitzenden Kraft beraubt, dann kehren sie zurück. Sehr ansprechend sind auch die Sagen, welche Rochholz, Schweizersagen unter Nro. 167 von der Schlüsseljungfrau (Holda oder Berchta) von Tegerfelden gesammelt hat und in denen neben dem schätzebergenden grossen Goldschlüssel und dem Schlüsselbunde, so wie neben dem Strausse von Weidenröschen, die bis in die Stiele hinein wie mit einem rothen Hauche überzogen waren, auch ein Paar neue Schuhe erscheinen, mit deren Durchlaufung die Jungfrau zu wandern aufhören wird. Auffallend und vermuthlich keltischen Ursprungs sind in diesen Sagen der Rosenstock mit 19 blühenden weissen Rosen und das Brandmal von 19 grossen Hausschlüsseln; auch umreitet die Jungfrau auf einem schneeweissen Edelhirsche 19 Mal auf allen Trümmern im Kreise das Schloss. Diese symbolische Neunzehnzahl erscheint im keltischen
1) Böttiger, kleine Schriften, III. S. 271, Anm. *.
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Wenn im Frühjahre die weisse Frau die Unterwelt, den Wolkenberg mit ihrem Blitze öffnet, strömen in den Regen auch ihre Schätze zu der Erde nieder, was z. B. eine Sage bei Baader, Volkssagen 71, 80 dahin wendet, dass der Brunnen zu Vörenbach entsprungen sei, als eine heilige Märtyrerjungfrau <hirendition="#g">sieben</hi> goldene Schlüssel zur Erde geworfen. Auch die ägyptischen Götter und besonders die Isis mit dem Schlüssel, dem gehenkelten Kreuze, crux ansata in den Händen, sind solche Schlüssel- und Blitzgottheiten, welche gleichmässig den Nil und das Leben strömen lassen, aber auch das Licht und das Todtenreich verschliessen. Viele Statuen der ägyptischen Schlüsseljungfrau aus sog. ägyptischem Basalt mit dem Horus auf dem Schoosse wurden nach Einführung des Christenthums im römischen Reiche in Marienbilder, Vierges noires umgewandelt.<noteplace="foot"n="1)">Böttiger, kleine Schriften, III. S. 271, Anm. *.<lb/></note> Mit der Vorstellung des eröffnenden Blitzes hängt auch noch zusammen der Volksglaube, dass der Donnerkeil mit dem einschlagenden Blitze tief in die Erde hineinfahre, aber dann wieder zur Oberfläche aufsteige, bis er dieselbe nach sieben Jahren (den sieben Wintermonaten) erreiche, d. h. der Blitz, der Donnergott, Thôrr, Odhin und Apollo schlafen sieben Monate, sind sieben Monate abwesend und der blitzenden Kraft beraubt, dann kehren sie zurück. Sehr ansprechend sind auch die Sagen, welche Rochholz, Schweizersagen unter Nro. 167 von der Schlüsseljungfrau (Holda oder Berchta) von Tegerfelden gesammelt hat und in denen neben dem schätzebergenden grossen Goldschlüssel und dem Schlüsselbunde, so wie neben dem Strausse von Weidenröschen, die bis in die Stiele hinein wie mit einem rothen Hauche überzogen waren, auch ein Paar neue Schuhe erscheinen, mit deren Durchlaufung die Jungfrau zu wandern aufhören wird. Auffallend und vermuthlich keltischen Ursprungs sind in diesen Sagen der Rosenstock mit 19 blühenden weissen Rosen und das Brandmal von 19 grossen Hausschlüsseln; auch umreitet die Jungfrau auf einem schneeweissen Edelhirsche 19 Mal auf allen Trümmern im Kreise das Schloss. Diese symbolische Neunzehnzahl erscheint im keltischen
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Wenn im Frühjahre die weisse Frau die Unterwelt, den Wolkenberg mit ihrem Blitze öffnet, strömen in den Regen auch ihre Schätze zu der Erde nieder, was z. B. eine Sage bei Baader, Volkssagen 71, 80 dahin wendet, dass der Brunnen zu Vörenbach entsprungen sei, als eine heilige Märtyrerjungfrau sieben goldene Schlüssel zur Erde geworfen. Auch die ägyptischen Götter und besonders die Isis mit dem Schlüssel, dem gehenkelten Kreuze, crux ansata in den Händen, sind solche Schlüssel- und Blitzgottheiten, welche gleichmässig den Nil und das Leben strömen lassen, aber auch das Licht und das Todtenreich verschliessen. Viele Statuen der ägyptischen Schlüsseljungfrau aus sog. ägyptischem Basalt mit dem Horus auf dem Schoosse wurden nach Einführung des Christenthums im römischen Reiche in Marienbilder, Vierges noires umgewandelt. 1) Mit der Vorstellung des eröffnenden Blitzes hängt auch noch zusammen der Volksglaube, dass der Donnerkeil mit dem einschlagenden Blitze tief in die Erde hineinfahre, aber dann wieder zur Oberfläche aufsteige, bis er dieselbe nach sieben Jahren (den sieben Wintermonaten) erreiche, d. h. der Blitz, der Donnergott, Thôrr, Odhin und Apollo schlafen sieben Monate, sind sieben Monate abwesend und der blitzenden Kraft beraubt, dann kehren sie zurück. Sehr ansprechend sind auch die Sagen, welche Rochholz, Schweizersagen unter Nro. 167 von der Schlüsseljungfrau (Holda oder Berchta) von Tegerfelden gesammelt hat und in denen neben dem schätzebergenden grossen Goldschlüssel und dem Schlüsselbunde, so wie neben dem Strausse von Weidenröschen, die bis in die Stiele hinein wie mit einem rothen Hauche überzogen waren, auch ein Paar neue Schuhe erscheinen, mit deren Durchlaufung die Jungfrau zu wandern aufhören wird. Auffallend und vermuthlich keltischen Ursprungs sind in diesen Sagen der Rosenstock mit 19 blühenden weissen Rosen und das Brandmal von 19 grossen Hausschlüsseln; auch umreitet die Jungfrau auf einem schneeweissen Edelhirsche 19 Mal auf allen Trümmern im Kreise das Schloss. Diese symbolische Neunzehnzahl erscheint im keltischen
1) Böttiger, kleine Schriften, III. S. 271, Anm. *.
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 620. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/640>, abgerufen am 17.06.2024.
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