Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.(Anf. April) brachten in Attika die Landleute dem Kronos runde Opferkuchen mit 12 Hervorragungen als eine Hinweisung auf die 12 Monate des Jahres dar.1) Bei Homer hat der Windgott Aeolos auch 12 Söhne und 12 Töchter, welche er miteinander vermählt. Auf dem Pallassturze oder dem Trümmerüberreste der Marmorstatue der Athene im Antikenkabinette zu Dresden trägt die Tunica, der Peplos, das Prachtgewand einen von der Brust herabgehenden 2 Zoll breiten, hochaufgebauschten Streifen in 11 noch sichtbaren Feldern, von denen unten das zwölfte Feld wahrscheinlich abgebrochen ist, auf welchen 12 Feldern die 12 olympischen Götter im Kampfe mit den Giganten dargestellt waren, wie dieser Gigantenkampf auch auf dem am grossen Panathenäenfeste durch die athenischen Jungfrauen der Athene dargebrachten Peplos nach Euripides gestickt zu sein pflegte.2) Bötticher (III. S. 260 Anm.**) leitet den Faltenbausch des Peplos der athenischen Athene von dem ägyptischen Statuenkostüme der Isis her, wie er denn überhaupt nur diese in jener erblickt.3) Beim Miserere in der heiligen Woche zu Rom brennen sechs Lichter am Hochaltare und sechs über dem Gegitter, die allmälig ausgelöscht worden; ferner 15 Lichter als Symbole der 15 abzusingenden Psalmen, die gelöscht werden je mit einem abgesungenen Psalmen.4) VII. Der alte semitische Sonnengott und Sonnenheld Mellkart-Herakles, die niemals ersterbende und stets siegreiche Licht- und Naturkraft, ist bei den Juden in die Sage von Simson umgestaltet und darin erhalten worden.5) 1) Schoemann, II. S. 411. 2) Böttiger, kleine Schriften, II. S. 51 und 352. 3) Böttiger, Kunstmyth., II. S. 73. 4) Waiblinger's gesammelte Werke, IV. S. 43 und 45. 5) Roskoff, die Simsonssage und der Heraklesmythus, Leipzig 1860; Steinthal, die Sage von Simson, in der Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft von Lazarus und Steinthal, II. S. 129 ff. In derselben Zeitsehrift, II. S. 110 ff., ist zugleich eine höchst ungünstige und wegwerfende, aber ungerechtfertigte Recension von Steinthal über die Roskoff'sche Schrift enthalten, wie auch diese Schrift in mehreren andern kritischen Blättern eine anerkennende Beurtheilung erfahren hat.
(Anf. April) brachten in Attika die Landleute dem Kronos runde Opferkuchen mit 12 Hervorragungen als eine Hinweisung auf die 12 Monate des Jahres dar.1) Bei Homer hat der Windgott Aeolos auch 12 Söhne und 12 Töchter, welche er miteinander vermählt. Auf dem Pallassturze oder dem Trümmerüberreste der Marmorstatue der Athene im Antikenkabinette zu Dresden trägt die Tunica, der Peplos, das Prachtgewand einen von der Brust herabgehenden 2 Zoll breiten, hochaufgebauschten Streifen in 11 noch sichtbaren Feldern, von denen unten das zwölfte Feld wahrscheinlich abgebrochen ist, auf welchen 12 Feldern die 12 olympischen Götter im Kampfe mit den Giganten dargestellt waren, wie dieser Gigantenkampf auch auf dem am grossen Panathenäenfeste durch die athenischen Jungfrauen der Athene dargebrachten Peplos nach Euripides gestickt zu sein pflegte.2) Bötticher (III. S. 260 Anm.**) leitet den Faltenbausch des Peplos der athenischen Athene von dem ägyptischen Statuenkostüme der Isis her, wie er denn überhaupt nur diese in jener erblickt.3) Beim Miserere in der heiligen Woche zu Rom brennen sechs Lichter am Hochaltare und sechs über dem Gegitter, die allmälig ausgelöscht worden; ferner 15 Lichter als Symbole der 15 abzusingenden Psalmen, die gelöscht werden je mit einem abgesungenen Psalmen.4) VII. Der alte semitische Sonnengott und Sonnenheld Mellkart-Herakles, die niemals ersterbende und stets siegreiche Licht- und Naturkraft, ist bei den Juden in die Sage von Simson umgestaltet und darin erhalten worden.5) 1) Schoemann, II. S. 411. 2) Böttiger, kleine Schriften, II. S. 51 und 352. 3) Böttiger, Kunstmyth., II. S. 73. 4) Waiblinger’s gesammelte Werke, IV. S. 43 und 45. 5) Roskoff, die Simsonssage und der Heraklesmythus, Leipzig 1860; Steinthal, die Sage von Simson, in der Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft von Lazarus und Steinthal, II. S. 129 ff. In derselben Zeitsehrift, II. S. 110 ff., ist zugleich eine höchst ungünstige und wegwerfende, aber ungerechtfertigte Recension von Steinthal über die Roskoff’sche Schrift enthalten, wie auch diese Schrift in mehreren andern kritischen Blättern eine anerkennende Beurtheilung erfahren hat.
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(Anf. April) brachten in Attika die Landleute dem Kronos runde Opferkuchen mit 12 Hervorragungen als eine Hinweisung auf die 12 Monate des Jahres dar. 1) Bei Homer hat der Windgott Aeolos auch 12 Söhne und 12 Töchter, welche er miteinander vermählt. Auf dem Pallassturze oder dem Trümmerüberreste der Marmorstatue der Athene im Antikenkabinette zu Dresden trägt die Tunica, der Peplos, das Prachtgewand einen von der Brust herabgehenden 2 Zoll breiten, hochaufgebauschten Streifen in 11 noch sichtbaren Feldern, von denen unten das zwölfte Feld wahrscheinlich abgebrochen ist, auf welchen 12 Feldern die 12 olympischen Götter im Kampfe mit den Giganten dargestellt waren, wie dieser Gigantenkampf auch auf dem am grossen Panathenäenfeste durch die athenischen Jungfrauen der Athene dargebrachten Peplos nach Euripides gestickt zu sein pflegte. 2) Bötticher (III. S. 260 Anm.**) leitet den Faltenbausch des Peplos der athenischen Athene von dem ägyptischen Statuenkostüme der Isis her, wie er denn überhaupt nur diese in jener erblickt. 3) Beim Miserere in der heiligen Woche zu Rom brennen sechs Lichter am Hochaltare und sechs über dem Gegitter, die allmälig ausgelöscht worden; ferner 15 Lichter als Symbole der 15 abzusingenden Psalmen, die gelöscht werden je mit einem abgesungenen Psalmen. 4)
VII. Der alte semitische Sonnengott und Sonnenheld Mellkart-Herakles, die niemals ersterbende und stets siegreiche Licht- und Naturkraft, ist bei den Juden in die Sage von Simson umgestaltet und darin erhalten worden. 5)
1) Schoemann, II. S. 411.
2) Böttiger, kleine Schriften, II. S. 51 und 352.
3) Böttiger, Kunstmyth., II. S. 73.
4) Waiblinger’s gesammelte Werke, IV. S. 43 und 45.
5) Roskoff, die Simsonssage und der Heraklesmythus, Leipzig 1860; Steinthal, die Sage von Simson, in der Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft von Lazarus und Steinthal, II. S. 129 ff. In derselben Zeitsehrift, II. S. 110 ff., ist zugleich eine höchst ungünstige und wegwerfende, aber ungerechtfertigte Recension von Steinthal über die Roskoff’sche Schrift enthalten, wie auch diese Schrift in mehreren andern kritischen Blättern eine anerkennende Beurtheilung erfahren hat.
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