Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.Versammlungen und führten gleichfalls sorgfältige Bürgerverzeichnisse, in welche die jungen Bürger nach ihrer Aufnahme, gewöhnlich nach zurückgelegtem 18. Jahre eingetragen wurden. Ihre politischen Rechte übten die Demen in den Versammlungen der durch Klisthenes von 4 auf 10 vermehrten Phylen, welche zu Athen stattfanden; die Demen wie die Phylen hatten neben dem oder den Vorstehern, dort Demarchen, hier Epimeleten genannt, besonders ihre ökonomischen Beamten; die Phylen, zugleich noch ihre Cultusbeamte zur Besorgung des besonderen Gottesdienstes. Die Handwerker wie die Künstler waren in den älteren Phratrieen und Geschlechtern, oder in den neuern Demen und neuern Geschlechtsvereinigungen enthalten, je nachdem sie schon in den älteren Zeiten bestanden, oder erst späterhin aufgekommen waren. Die Ausübung des Handwerkes wie der Kunst war gewiss im Allgemeinen unter den göttlichen Schutz gestellt, indem die alten und neuen Geschlechter, die Phratrieen und Demen jene Götter und jene Heroen zu ihren besondern Schutzgottheiten erwählten und ihnen eigene Gottesdienste widmeten, welche mit ihrem Handwerke oder ihrer Kunst in einer nähern Beziehung standen, als die Erfinder und Einführer derselben galten u. s. w. Das genossenschaftlich-religiöse Leben, das ganze Sein und Leben der Griechen erscheint in dieser Weise höchst natürlich und zweckmässig, aber doch auch wieder mit tiefem Gefühle gestaltet. Der Lebensberuf war dem Vater wie dem Sohne, dem ganzen Geschlechte und dem Geschlechtervereine, der Phratrie oder dem Demos ein heiliger und höherer, weil ihre Götter selbst darüber beschützend wachten und ihnen durch alle Lebenslagen folgten; die Götter waren recht eigentlich mit dem Volke und dessen Bedürfnissen und Leben verwachsen; der Gottesdienst war ein wesentlich volksthümlicher und durch die Geschlechter, Phratrieen und Demen gepflegter und getragener. Der Religion, dem Cultus liegt als seine wesentlichste Aufgabe ob, das Volksleben, die Leiden und Freuden des Volkes, seine Beschäftigungen und Bestrebungen zu heiligen und zu vergöttlichen, und diese Aufgabe hatten die so feinfühlenden und künstlerischen Griechen sicher gelöset, wes- Versammlungen und führten gleichfalls sorgfältige Bürgerverzeichnisse, in welche die jungen Bürger nach ihrer Aufnahme, gewöhnlich nach zurückgelegtem 18. Jahre eingetragen wurden. Ihre politischen Rechte übten die Demen in den Versammlungen der durch Klisthenes von 4 auf 10 vermehrten Phylen, welche zu Athen stattfanden; die Demen wie die Phylen hatten neben dem oder den Vorstehern, dort Demarchen, hier Epimeleten genannt, besonders ihre ökonomischen Beamten; die Phylen, zugleich noch ihre Cultusbeamte zur Besorgung des besonderen Gottesdienstes. Die Handwerker wie die Künstler waren in den älteren Phratrieen und Geschlechtern, oder in den neuern Demen und neuern Geschlechtsvereinigungen enthalten, je nachdem sie schon in den älteren Zeiten bestanden, oder erst späterhin aufgekommen waren. Die Ausübung des Handwerkes wie der Kunst war gewiss im Allgemeinen unter den göttlichen Schutz gestellt, indem die alten und neuen Geschlechter, die Phratrieen und Demen jene Götter und jene Heroen zu ihren besondern Schutzgottheiten erwählten und ihnen eigene Gottesdienste widmeten, welche mit ihrem Handwerke oder ihrer Kunst in einer nähern Beziehung standen, als die Erfinder und Einführer derselben galten u. s. w. Das genossenschaftlich-religiöse Leben, das ganze Sein und Leben der Griechen erscheint in dieser Weise höchst natürlich und zweckmässig, aber doch auch wieder mit tiefem Gefühle gestaltet. Der Lebensberuf war dem Vater wie dem Sohne, dem ganzen Geschlechte und dem Geschlechtervereine, der Phratrie oder dem Demos ein heiliger und höherer, weil ihre Götter selbst darüber beschützend wachten und ihnen durch alle Lebenslagen folgten; die Götter waren recht eigentlich mit dem Volke und dessen Bedürfnissen und Leben verwachsen; der Gottesdienst war ein wesentlich volksthümlicher und durch die Geschlechter, Phratrieen und Demen gepflegter und getragener. Der Religion, dem Cultus liegt als seine wesentlichste Aufgabe ob, das Volksleben, die Leiden und Freuden des Volkes, seine Beschäftigungen und Bestrebungen zu heiligen und zu vergöttlichen, und diese Aufgabe hatten die so feinfühlenden und künstlerischen Griechen sicher gelöset, wes- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0104" n="84"/> Versammlungen und führten gleichfalls sorgfältige Bürgerverzeichnisse, in welche die jungen Bürger nach ihrer Aufnahme, gewöhnlich nach zurückgelegtem 18. Jahre eingetragen wurden. Ihre politischen Rechte übten die Demen in den Versammlungen der durch Klisthenes von 4 auf 10 vermehrten Phylen, welche zu Athen stattfanden; die Demen wie die Phylen hatten neben dem oder den Vorstehern, dort Demarchen, hier Epimeleten genannt, besonders ihre ökonomischen Beamten; die Phylen, zugleich noch ihre Cultusbeamte zur Besorgung des besonderen Gottesdienstes.</p> <p> Die Handwerker wie die Künstler waren in den älteren Phratrieen und Geschlechtern, oder in den neuern Demen und neuern Geschlechtsvereinigungen enthalten, je nachdem sie schon in den älteren Zeiten bestanden, oder erst späterhin aufgekommen waren. Die Ausübung des Handwerkes wie der Kunst war gewiss im Allgemeinen unter den göttlichen Schutz gestellt, indem die alten und neuen Geschlechter, die Phratrieen und Demen jene Götter und jene Heroen zu ihren besondern Schutzgottheiten erwählten und ihnen eigene Gottesdienste widmeten, welche mit ihrem Handwerke oder ihrer Kunst in einer nähern Beziehung standen, als die Erfinder und Einführer derselben galten u. s. w. Das genossenschaftlich-religiöse Leben, das ganze Sein und Leben der Griechen erscheint in dieser Weise höchst natürlich und zweckmässig, aber doch auch wieder mit tiefem Gefühle gestaltet. Der Lebensberuf war dem Vater wie dem Sohne, dem ganzen Geschlechte und dem Geschlechtervereine, der Phratrie oder dem Demos ein heiliger und höherer, weil ihre Götter selbst darüber beschützend wachten und ihnen durch alle Lebenslagen folgten; die Götter waren recht eigentlich mit dem Volke und dessen Bedürfnissen und Leben verwachsen; der Gottesdienst war ein wesentlich volksthümlicher und durch die Geschlechter, Phratrieen und Demen gepflegter und getragener. Der Religion, dem Cultus liegt als seine wesentlichste Aufgabe ob, das Volksleben, die Leiden und Freuden des Volkes, seine Beschäftigungen und Bestrebungen zu heiligen und zu vergöttlichen, und diese Aufgabe hatten die so feinfühlenden und künstlerischen Griechen sicher gelöset, wes- </p> </div> </body> </text> </TEI> [84/0104]
Versammlungen und führten gleichfalls sorgfältige Bürgerverzeichnisse, in welche die jungen Bürger nach ihrer Aufnahme, gewöhnlich nach zurückgelegtem 18. Jahre eingetragen wurden. Ihre politischen Rechte übten die Demen in den Versammlungen der durch Klisthenes von 4 auf 10 vermehrten Phylen, welche zu Athen stattfanden; die Demen wie die Phylen hatten neben dem oder den Vorstehern, dort Demarchen, hier Epimeleten genannt, besonders ihre ökonomischen Beamten; die Phylen, zugleich noch ihre Cultusbeamte zur Besorgung des besonderen Gottesdienstes.
Die Handwerker wie die Künstler waren in den älteren Phratrieen und Geschlechtern, oder in den neuern Demen und neuern Geschlechtsvereinigungen enthalten, je nachdem sie schon in den älteren Zeiten bestanden, oder erst späterhin aufgekommen waren. Die Ausübung des Handwerkes wie der Kunst war gewiss im Allgemeinen unter den göttlichen Schutz gestellt, indem die alten und neuen Geschlechter, die Phratrieen und Demen jene Götter und jene Heroen zu ihren besondern Schutzgottheiten erwählten und ihnen eigene Gottesdienste widmeten, welche mit ihrem Handwerke oder ihrer Kunst in einer nähern Beziehung standen, als die Erfinder und Einführer derselben galten u. s. w. Das genossenschaftlich-religiöse Leben, das ganze Sein und Leben der Griechen erscheint in dieser Weise höchst natürlich und zweckmässig, aber doch auch wieder mit tiefem Gefühle gestaltet. Der Lebensberuf war dem Vater wie dem Sohne, dem ganzen Geschlechte und dem Geschlechtervereine, der Phratrie oder dem Demos ein heiliger und höherer, weil ihre Götter selbst darüber beschützend wachten und ihnen durch alle Lebenslagen folgten; die Götter waren recht eigentlich mit dem Volke und dessen Bedürfnissen und Leben verwachsen; der Gottesdienst war ein wesentlich volksthümlicher und durch die Geschlechter, Phratrieen und Demen gepflegter und getragener. Der Religion, dem Cultus liegt als seine wesentlichste Aufgabe ob, das Volksleben, die Leiden und Freuden des Volkes, seine Beschäftigungen und Bestrebungen zu heiligen und zu vergöttlichen, und diese Aufgabe hatten die so feinfühlenden und künstlerischen Griechen sicher gelöset, wes-
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