Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863.

Bild:
<< vorherige Seite

Unbill und Bedrückung zu bewahren. - - Und sie handelten weder aus Rücksichten, noch aus Furcht, noch aus Liebe, noch aus Hass, noch aus Leidenschaft, noch aus Gefälligkeit, noch aus Zorn, noch aus Gunst irgend einer Art, sondern allein weil es so gerecht und recht war, nach den Gesetzen Gottes, nach der Natur der Milde und nach den Forderungen der Gerechtigkeit."1)

Uns ist ganz zweifellos, diese Lehren der Barden und der Maurer, dass der Mensch ganz leidenschaftslos handeln, alle Leidenschaftlichkeit überwinden solle, seien aus der gleichen indischen und besonders buddhistischen Quelle abzuleiten. Dem hiefür schon früher Beigebrachten sei noch beigefügt:

In der Baghavat-Githa wird gesagt: "Weise Männer, die jeden Gedanken an die Frucht, welche aus ihren Handlungen entsteht, verbannt haben, sind befreiet von den Ketten der Geburt und gehen in das Land ewiger Glückseligkeit." Dies also sind die wahren Stricke und Ketten, die Vorurtheile, welche durch die Weihe gelöst und gebrochen werden sollen. Sankara, der berühmteste Vedantalehrer sagt von Brahma: "Ich bin das grosse Brahma, das ewig ist, rein, frei, eins, beständig, glücklich, seiend, ohne Ende. Wer nichts Anderes betrachtet, wer sieh an einen Ort zurückzieht, wessen Begierden vernichtet, und wessen Leidenschaften unterjocht sind, der begreift, dass der Geist eins und ewig ist. Ein Weiser muss alle sinnlichen Dinge vernichten und immer nur den einen Geist betrachten, der dem reinen Raum gleicht."2)

Der buddhistische Brahma-Spruch lautet:

Austrockne der Begierde Strom, die Lust treib' aus, o Brahmana:
Das Ungeschaffne kennst du, wenn Vernichtung kennst, o Brahmana.
Der beide Ufer hat erkannt, das Diesseits und das Jenseits auch,
Dem fallen ab die Bande all', die seinen Geist gefesselt einst.

1) Walter, S. 343.
2) Bunsen, Gott in der Geschichte, II. S. 138.

Unbill und Bedrückung zu bewahren. – – Und sie handelten weder aus Rücksichten, noch aus Furcht, noch aus Liebe, noch aus Hass, noch aus Leidenschaft, noch aus Gefälligkeit, noch aus Zorn, noch aus Gunst irgend einer Art, sondern allein weil es so gerecht und recht war, nach den Gesetzen Gottes, nach der Natur der Milde und nach den Forderungen der Gerechtigkeit.1)

Uns ist ganz zweifellos, diese Lehren der Barden und der Maurer, dass der Mensch ganz leidenschaftslos handeln, alle Leidenschaftlichkeit überwinden solle, seien aus der gleichen indischen und besonders buddhistischen Quelle abzuleiten. Dem hiefür schon früher Beigebrachten sei noch beigefügt:

In der Baghavat-Gíthá wird gesagt: „Weise Männer, die jeden Gedanken an die Frucht, welche aus ihren Handlungen entsteht, verbannt haben, sind befreiet von den Ketten der Geburt und gehen in das Land ewiger Glückseligkeit.“ Dies also sind die wahren Stricke und Ketten, die Vorurtheile, welche durch die Weihe gelöst und gebrochen werden sollen. Sankara, der berühmteste Vedantalehrer sagt von Brahma: „Ich bin das grosse Brahma, das ewig ist, rein, frei, eins, beständig, glücklich, seiend, ohne Ende. Wer nichts Anderes betrachtet, wer sieh an einen Ort zurückzieht, wessen Begierden vernichtet, und wessen Leidenschaften unterjocht sind, der begreift, dass der Geist eins und ewig ist. Ein Weiser muss alle sinnlichen Dinge vernichten und immer nur den einen Geist betrachten, der dem reinen Raum gleicht.“2)

Der buddhistische Brahma-Spruch lautet:

Austrockne der Begierde Strom, die Lust treib’ aus, o Brahmana:
Das Ungeschaffne kennst du, wenn Vernichtung kennst, o Brahmana.
Der beide Ufer hat erkannt, das Diesseits und das Jenseits auch,
Dem fallen ab die Bande all’, die seinen Geist gefesselt einst.

1) Walter, S. 343.
2) Bunsen, Gott in der Geschichte, II. S. 138.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0138" n="118"/>
        <cit rendition="#et">
          <quote>
            <p>
     Unbill und Bedrückung zu bewahren. &#x2013; &#x2013; Und sie handelten weder aus Rücksichten,<hi rendition="#g"> noch aus Furcht, noch aus Liebe</hi>, noch aus Hass, noch aus Leidenschaft, noch aus Gefälligkeit, noch aus Zorn, noch aus Gunst irgend einer Art, <hi rendition="#g">sondern allein weil es so gerecht und recht war, nach den Gesetzen Gottes, nach der Natur der Milde und nach den Forderungen der Gerechtigkeit.</hi>&#x201C;<note place="foot" n="1)">Walter, S. 343.<lb/></note></p>
          </quote>
        </cit>
        <p>
 Uns ist ganz zweifellos, diese Lehren der Barden und der Maurer, dass der Mensch ganz <hi rendition="#g">leidenschaftslos</hi> handeln, alle <hi rendition="#g">Leidenschaftlichkeit</hi> überwinden solle, seien aus der gleichen indischen und besonders buddhistischen Quelle abzuleiten. Dem hiefür schon früher Beigebrachten sei noch beigefügt:</p>
        <p>
     In der Baghavat-Gíthá wird gesagt: &#x201E;Weise Männer, die jeden Gedanken an die Frucht, welche aus ihren Handlungen entsteht, verbannt haben, sind befreiet von den <hi rendition="#g">Ketten</hi> der Geburt und gehen in das Land ewiger Glückseligkeit.&#x201C; Dies also sind die wahren Stricke und Ketten, die Vorurtheile, welche durch die Weihe gelöst und gebrochen werden sollen. Sankara, der berühmteste Vedantalehrer sagt von Brahma: &#x201E;Ich bin das grosse Brahma, das ewig ist, rein, frei, eins, beständig, glücklich, seiend, ohne Ende. Wer nichts Anderes betrachtet, wer sieh an einen Ort zurückzieht, <hi rendition="#g">wessen Begierden vernichtet, und wessen Leidenschaften unterjocht sind</hi>, der begreift, dass der Geist eins und ewig ist. Ein Weiser muss <hi rendition="#g">alle sinnlichen Dinge vernichten</hi> und immer nur den einen Geist betrachten, der dem reinen Raum gleicht.&#x201C;<note place="foot" n="2)">Bunsen, Gott in der Geschichte, II. S. 138.</note></p>
        <p>
 Der buddhistische Brahma-Spruch lautet:</p>
        <cit rendition="#et">
          <quote>
            <p><hi rendition="#g">Austrockne der Begierde Strom, die Lust treib&#x2019; aus</hi>, o Brahmana:<lb/>
Das Ungeschaffne kennst du, wenn Vernichtung kennst, o Brahmana.<lb/>
Der beide Ufer hat erkannt, das Diesseits und das Jenseits auch,<lb/>
Dem fallen ab die Bande all&#x2019;, die seinen Geist gefesselt einst.</p>
          </quote>
        </cit>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[118/0138] Unbill und Bedrückung zu bewahren. – – Und sie handelten weder aus Rücksichten, noch aus Furcht, noch aus Liebe, noch aus Hass, noch aus Leidenschaft, noch aus Gefälligkeit, noch aus Zorn, noch aus Gunst irgend einer Art, sondern allein weil es so gerecht und recht war, nach den Gesetzen Gottes, nach der Natur der Milde und nach den Forderungen der Gerechtigkeit.“ 1) Uns ist ganz zweifellos, diese Lehren der Barden und der Maurer, dass der Mensch ganz leidenschaftslos handeln, alle Leidenschaftlichkeit überwinden solle, seien aus der gleichen indischen und besonders buddhistischen Quelle abzuleiten. Dem hiefür schon früher Beigebrachten sei noch beigefügt: In der Baghavat-Gíthá wird gesagt: „Weise Männer, die jeden Gedanken an die Frucht, welche aus ihren Handlungen entsteht, verbannt haben, sind befreiet von den Ketten der Geburt und gehen in das Land ewiger Glückseligkeit.“ Dies also sind die wahren Stricke und Ketten, die Vorurtheile, welche durch die Weihe gelöst und gebrochen werden sollen. Sankara, der berühmteste Vedantalehrer sagt von Brahma: „Ich bin das grosse Brahma, das ewig ist, rein, frei, eins, beständig, glücklich, seiend, ohne Ende. Wer nichts Anderes betrachtet, wer sieh an einen Ort zurückzieht, wessen Begierden vernichtet, und wessen Leidenschaften unterjocht sind, der begreift, dass der Geist eins und ewig ist. Ein Weiser muss alle sinnlichen Dinge vernichten und immer nur den einen Geist betrachten, der dem reinen Raum gleicht.“ 2) Der buddhistische Brahma-Spruch lautet: Austrockne der Begierde Strom, die Lust treib’ aus, o Brahmana: Das Ungeschaffne kennst du, wenn Vernichtung kennst, o Brahmana. Der beide Ufer hat erkannt, das Diesseits und das Jenseits auch, Dem fallen ab die Bande all’, die seinen Geist gefesselt einst. 1) Walter, S. 343. 2) Bunsen, Gott in der Geschichte, II. S. 138.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/138
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 3. Schaffhausen, 1863, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei03_1863/138>, abgerufen am 17.05.2024.